Cordy Tindell Vivian

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Cordy Tindell Vivian, 2012

Cordy Tindell Vivian (auch C. T. Vivian; * 30. Juli 1924 in Boonville, Missouri; † 17. Juli 2020 in Atlanta, Georgia) war ein US-amerikanischer Politiker, Autor, begabter Redner und enger Freund Martin Luther Kings während der Bürgerrechtsbewegung.

Kindheit und Ausbildung

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Cordy Tindell Vivian war das einzige Kind von Robert Cordie und Euzetta Tindell Vivian. Seine Eltern trennten und schieden sich, als er noch sehr jung war. Er wurde von seiner Mutter und seiner Großmutter Annie aufgezogen, die sich sehr um seine Erziehung bemühten. Später äußerte er sich dazu, als er sagte, dass derartige Frauen etwas in seinem Leben ausgelöst hätten. „Trotz des Verlusts der Familienfarm durch die Depression, des Hauses durch Brandstiftung und dazu ihrer Ehemänner waren diese Frauen entschlossen, dass ihr Sohn eine gebildete, selbstbewusste Führungspersönlichkeit werden und so den Weg der Familie aus der Sklaverei beschreiten könnte.“[1]

Im Alter von sechs Jahren zogen die beiden Frauen mit ihm weiter nördlich nach Macomb (Illinois), weil dort die Schulen nicht nach der Hautfarbe der Schüler unterschieden. Seine Großmutter soll ihm aus William Wells Browns 1863 erschienenen The Black Man: His Antecedents, His Genius, and His Achievements vorgelesen haben. In einem Gespräch mit Ernie Suggs 2017 war dieses Buch nach seinen Worten ein Teil seines Lebens. In diesem Gespräch antizipierte Cordy die Erwartungen seiner Großmutter Annie an ihn, als er sagte: „Wie in der Einleitung von Wells beschrieben, zeichnet das Buch das Leben von Männern nach, die durch Genie, Fähigkeiten und intellektuelle Entwicklung die vielen Hindernisse überwunden haben, die ihnen durch Sklaverei und Vorurteile in den Weg gelegt wurden, und die ‚in ehrenhafte und einflussreiche Positionen aufgestiegen sind.‘“ Annie betonte noch, es seien darin Männer ihrer Rasse beschrieben, die sich trotz Rassismus durchgesetzt und diesen überwunden hätten.[2]

In Macomb war der Junge beliebt. Er war gut gekleidet und sah gut aus. Doch auch dort wurde er nicht überall sozial anerkannt, weil der Rassismus latent vorhanden war. Die meisten Anfeindungen kamen von „unterprivilegierten Raufbolden“. Nicht alle Eltern seiner Freunde erlaubten ihm, an Feiern teilzunehmen, und er verlor die Titelrolle bei einer Schulaufführung. Stattdessen durfte er Bühnenbilder malen. Diese kleinen Episoden prägten ihn.[2]

Im Alter von 21 Jahren zog Cordy Tindell Vivian 1955 nach Nashville, um Religionswissenschaften am schwarzen, in seinem Geburtsjahr 1924 gegründeten American Baptist College zu studieren. Zuvor hatte er sich – um den Wunsch seiner Großmutter zu erfüllen – in West Illinois an einer Universität eingeschrieben, um Englisch zu studieren, doch ihm wurde die Aufnahme in den renommierten English Club verwehrt und er war vom Universitätswesen desillusioniert.[2]

Beruf und Politik

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1947 beteiligte Cordy sich an der ersten Sit-in-Aktion in Peoria (Illinois). Zu dieser Zeit war er schon verheiratet, Vater seines ersten von drei Kindern und erfahrener Menschenrechtsanwalt. Populär und öffentlich wahrgenommen wurde dieser gewaltfreie Ungehorsam erst ein Jahrzehnt später mit dem Montgomery Bus Boycott und dem Erscheinen von Martin Luther King. Cordy Tindell Vivian schien das Ende der Rassendiskriminierung schon in den späten 1950er Jahren vorausgesehen zu haben: Nashville war für seine gewaltfreien Proteste bekannt und dies war vielleicht auf den Methodistenprediger und Menschenrechtsaktivisten Jim Lawson (* 1928) zurückzuführen. Als Schüler Gandhis war Lawson zu dieser Zeit Professor an der Vanderbilt University und lehrte dort Techniken des Gewaltfreien Widerstands.[3]

In dieser Situation entstand als erster Ableger der von King initiierten Southern Christian Leadership Conference die Nashville Christian Leadership Conference (SCLC), ein Vorbild vieler weiterer derartiger, gewaltfreier Organisationen.[4] Kurz vorher war er mit Martin Luther King in Kontakt gekommen.[1]

1961 begann Vivian im Rahmen seines Vorsitzes im SCLC – für den er von King bestimmt wurde – sogenannte Freiheitsreisen in die Südstaaten, um Bürgerrechtler auf die Ausbildung zu gewaltfreiem Widerstand aufmerksam zu machen und außerdem mit Protesten die zwischenstaatlichen Transportgesetze anzufechten. Bösartige Angriffe ließen die Aktivisten des SCLC die Reise abbrechen. Auf einer anderen Fahrt einige Zeit später wurde er in Dallas County wegen ähnlicher Vergehen kurzzeitig verhaftet und in das berüchtigte Parchman-Gefängnis in Mississippi gesteckt.[5] Diese Fahrten und insbesondere die Verhaftung Vivians markierten den Beginn seiner weiteren nationalen Bewegungsarbeit.[2]

Der Menschenrechtler und Politiker Andrew Young sagte zu dieser Zeit, Vivian sei anders gewesen als die meisten anderen schwarzen Bürgerrechtler und hätte eine andere Perspektive eingebracht: „Er war immer frei von jeglichem Ego oder dem Versuch, sich selbst zu bedienen. Er war völlig selbstlos in einer Bewegung, in der es einen Haufen großer Egos gab. […] Er fühlte sich wohl bei der Arbeit mit und in der Nähe von weißen Menschen. Er war nicht eingeschüchtert.“[2]

Anfang Februar 1965 vertrat Vivian etwa 40 schwarze Bürger, die sich in Selma (Alabama) zur Wahl registrieren lassen wollten. Das Fernsehen war anwesend, weil man Auseinandersetzungen befürchtete. Der Pulitzer-Preisträger David Garrow (* 1953) schilderte die angespannte Szene vor dem Gerichtsgebäude. Der Stadtverordnete Jim Clark verweigerte zusammen mit einigen Adjutanten den Zugang und wurde nach einigem Wortwechsel handgreiflich. Vor laufender Kamera stürzte Vivian die Treppen hinab und blutete am Kopf.[6] Clark sagte später aus, er könne sich nicht daran erinnern, Vivian geschlagen zu haben, bis sein Arzt bei ihm eine Fraktur im Finger diagnostiziert habe. Diese mediale Szene gilt als ikonografisch, und Historiker bezeichneten sie später als „den entscheidenen Moment der Bürgerrechtsbewegung“. David Garrow resumiert: „Er hätte ihn nicht schlagen müssen. Aber wenn er diesen Schlag in Selma nicht getan hätte, hätten wir den Voting Rights Act nicht bekommen.“[2]

Vivian war Mitbegründer der von Schwarzen geführten Capital City Bank in Atlanta und Berater der Präsidenten Lyndon B. Johnson, Jimmy Carter, Ronald Reagan und Bill Clinton zu Bürgerrechtsfragen. 2013 erhielt er die Presidential Medal of Freedom, verliehen von Präsident Barack Obama.[1]

Commons: Cordy Tindell Vivian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Nancy Clanton: Who was C.T. Vivian? Civil rights pioneer dies at age 95. Atlanta Journal-Constitution, 17. Juli 2020; wegen GDPR-Gesetzgebung zurzeit nicht online; auf WayBackMachine
  2. a b c d e f Ernie Suggs: The freedom fighter: How Atlanta’s C.T. Vivian changed history. Atlanta Journal-Constitution, 26. Juli 2017; wegen GDPR-Gesetzgebung zurzeit nicht online; auf WayBackMachine
  3. Lawson, James M. The Martin Luther King, Jr. Research and Education Institute.
  4. Marian Wright Edelman: Rev. C.T. Vivian’s Wisdom: We are at a crossroads in history. The Philadelphia Tribune, 8. Oktober 2019
  5. Desiree Seals und Michael Warren: Rev. C.T. Vivian, key civil rights leader, has died at 95. ABC News, 17. Juli 2020.
  6. James G. "Jim" Clark Jr. Encyclopedia of Alabama, 14. Mai 2009.