Credé-Prophylaxe

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Die Credé-Prophylaxe oder Credésche Augenprophylaxe, auch Augentripperprophylaxe[1] genannt, ist eine gegen Gonokokkeninfektionen vorbeugende Behandlung von Neugeborenen mit Augentropfen einer einprozentigen Silbernitratlösung. Diese ist schmerzhaft und reizend für die Bindehaut (Konjunktiva) und Hornhaut, weshalb als Alternative heute topische Antibiotika (Erythromycin, Gentamicin)[2] oder 2,5 % Polyvidon-Iod-Lösung[3] verwendet werden.

Der Leipziger Mediziner Samuel Theodor Quellmalz (1696–1758) beschrieb im 18. Jahrhundert als Ursache für die „Augen-Eiterung der Neugeborenen“ einen „eitrigen Scheidenfluß der Mutter (bzw. die ursprüngliche Gonorrhoe des Vaters)“.[4] Durch die Einführung der Credé-Prophylaxe im Jahre 1881 durch den deutschen Gynäkologen Carl Siegmund Franz Credé (1819–1892) konnte die Neuerkrankungsrate (Inzidenz) an der potentiell zur Erblindung führenden Gonoblennorrhoe (eine eitrige Bindehautentzündung bei Neugeborenen) stark gesenkt werden.[5] Die Entzündung wird von der Mutter bei der Geburt übertragen, falls sie mit Gonorrhoe infiziert ist.

In Deutschland war diese Prophylaxe bis 1986 als Teil der Vorsorgeuntersuchung U1 gesetzlich vorgeschrieben, danach nur noch empfohlen. Wegen der durch die Silbernitratlösung ausgelösten unerwünschten Nebenwirkungen wie Augenbrennen und Rötung, vor allem aber auch wegen der nur noch äußerst selten auftretenden Gonoblennorrhoe, wurde diese Form der Prophylaxe in den letzten Jahren zunehmend weniger durchgeführt und durch verträglichere Alternativen ersetzt, teils auch weggelassen. Augenärzte fordern gleichwohl auch heute noch wegen ihrer hohen Wirksamkeit eine Durchführung dieser Maßnahme,[6] zu der die Eltern ihr Einverständnis erklären müssen.

Einzelnachweise

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  1. Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildungen und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 52.
  2. Axel Kramer, D. Gröschel, P. Heeg: Klinische Antiseptik. Springer, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-77715-8, S. 253 (google.de).
  3. S. J. Isenberg, L. Apt, M. Wood: A controlled trial of povidone-iodine as prophylaxis against ophthalmia neonatorum. In: N Engl J Med. Band 332, Nr. 9, 2. Mar 1995, S. 562–566. PMID 7838190
  4. Julius Hirschberg: Geschichte der Augenheilkunde. In: Alfred Graefe, Theodor Saemisch (Hrsg.): Handbuch der gesamten Augenheilkunde. XII und XIV, 2. Auflage. Leipzig 1899 und 1911, XIV (1911), S. 203.
  5. Axel Schmidt: Gonorrheal ophthalmia neonatorum. Historic impact of Credé’s eye prophylaxis. In: Horst Schroten, Stefan Wirth (Hrsg.): Pediatric Infectious Diseases Revisited. Birkhäuser, Basel 2007, ISBN 978-3-7643-7997-1, S. 95–115, doi:10.1007/978-3-7643-8099-1.
  6. Franz Grehn: Augenheilkunde. 30. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-642-11332-1, S. 95 ff.