Damastion
Damastion (altgriechisch Δαμαστιων; lateinisch Damastium) war eine Stadt in der Antike im südlichen Illyrien, die bisher nicht eindeutig lokalisiert werden konnte.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom griechischen Geschichtsschreiber Strabon, der um die Zeitenwende lebte, stammt die einzige historische Erwähnung von Damastion. Ihm zufolge besaß die Stadt Silberbergwerke und befand sich in Südillyrien. Um sie herum sollen die illyrischen Stämme der Dyestae und der Enchelii/Sesarethii gesiedelt haben:
„Untermischt mit diesen sind die illyrischen Völker an der Südseite des Berglandes und oberhalb des Ionischen Golfs. Denn oberhalb von Epidamnos und von Apollonia bis zu den Keraunischen Bergen wohnen die Byllionen, die Taulantier, die Parthiner und die Bryger; irgendwo in der Nähe sind auch die Silberbergwerke in Damastion [die Perisadyer ihre Herrschaft etabliert haben und die Encheleer auch Sesarethier nennen]; außerdem die Lynkester, Deuriopos, das Tripolitische Pelagonien, die Eorder, Elimeia und Eratyra. Jedes dieser Völker hatte früher seine eigenen Herr“
Zwischen 358 und 356 v. Chr. eroberte Philipp II., der König Makedoniens, die Stadt Damastion und ihre Silberminen.[2] Es scheint, dass er sie dem illyrischen König Bardylis entriss, der zuvor die Stadt beherrscht hatte.[3]
Forschungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Numismatiker Friedrich Imhoof-Blumer vermutete 1874 die Stadt in oder bei Antigoneia und dem heutigen Tepelena im Süden Albaniens, die Silberbergwerke wiederum beim heutigen Ort Damës in der Gemeinde Memaliaj. Fraglich blieb für ihn, ob es eine Verbindung zwischen Damastion und der „Silberburg“ Gjirokastra gibt.[4] Imhoof-Blumers Theorien gelten mittlerweile jedoch als überholt.
Die jüngere Forschung geht davon aus, dass Damastion auf dem Gebiet des heutigen Kosovo lag. Petar Popović (2007) vermutet Damastion bei Krševica südöstlich von Bujanovac im heutigen Serbien.[5] John J. Wilkes (1992) wiederum verortet Damastion nordöstlich von Lychnidos bei Resen im heutigen Nordmazedonien.[6]
Archäologisch gesichert sind einzig die bis zum Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. von Damastion und der Nachbarstadt Pelagia geprägten Silbermünzen. Die meisten von ihnen wurden nordöstlich von Janjeva und südwestlich von Novobërda im heutigen Kosovo gefunden.[7]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Philippson: Damastion. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2051 f.
- J. M. F. May: The Coinage of Damastion and the Lesser Coinages of the Ilyro-Paeonian Region. Oxford University Press, London 1938.
- Dubravka Ujes: Recherche sur la localisation de Damastion et ses mines. In: Revue numismatique. 158, 2002, S. 103–129 (Digitalisat; mit einem Überblick aller bisher vorgeschlagenen Lokalisierungsversuche).
- Viktorija Sokolovska: The localization of Damastion revisited. In: Macedonian Numismatic Journal. 5, 2011, S. 7–13.
Weblink
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Übersetzung nach: Strabons Geographika. Herausgegeben, kommentiert und übersetzt von Stefan Radt. Band 2: Buch V–VIII: Text und Übersetzung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 978-3-525-25951-1, S. 333 (Digitalisat; maßgebliche Ausgabe mit Übersetzung).
- ↑ Michail Yu. Treister: The Role of Metals in Ancient Greek History. Brill, Leiden 1996, ISBN 90-04-10473-9, S. 285.
- ↑ David M. Lewis: The Cambridge Ancient History Volume 6. The Fourth Century BC. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 1994, ISBN 978-0-521-23348-4, S. 422; 429.
- ↑ Friedrich Imhoof-Blumer: Beiträge zur Münzkunde und Geographie von Alt-Griechenland und Kleinasien II. Pelagia, Damastion, Sarnoa. In: Zeitschrift für Numismatik. 1, 1874, S. 99–114 (Digitalisat); Alfred Philippson: Damastion. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2051 f.
- ↑ Petar Popović: Numismatic finds of the 4th-3rd centuries BC from Kale at Krševica (southeastern Serbia). In: Arheološki vestnik. Band 58, 2007, S. 416–417 (Digitalisat [PDF]).
- ↑ John J. Wilkes: The Illyrians. Blackwell Publishers, Cambridge 1992, ISBN 0-631-14671-7, S. 223.
- ↑ Andreas Lippert, Joachim Matzinger: Die Illyrer. Geschichte, Archäologie und Sprache. W. Kohlhammer, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-17-037710-3, S. 75.