Delphine Horvilleur

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Delphine Horvilleur (2019)

Delphine Horvilleur (geboren am 8. November 1974 in Nancy) ist eine französische Autorin und Rabbinerin der Jüdisch-liberalen Bewegung Frankreichs (französisch Mouvement juif libéral de France). Sie ist Chefredakteurin der Zeitschrift Tenou'a.

Delphine Horvilleur wurde im Jahr 1974 in Nancy geboren. Väterlicherseits stammt ihre Familie aus Elsaß-Lothringen, während die Familie ihrer Mutter aus dem Gebiet der Karpaten kommt und nach dem Zweiten Weltkrieg als Überlebende der Schoa nach Frankreich emigrierte.[1][2]

Nach dem Schulbesuch in Frankreich nahm sie ein Medizinstudium an der Hebräischen Universität von Jerusalem in Israel auf, welches sie allerdings nicht abschloss. Sie kehrte daraufhin nach Frankreich zurück, arbeitete als Model und begann ein Studium des Journalismus an der École des hautes études en sciences de l’information et de la communication (Celsa) in Paris.

Daraufhin arbeitete sie zwischen 2000 und 2003 als Journalistin beim Sender France 2 in Paris. Bis im Jahr 2008 war sie für den Sender ebenfalls in Jerusalem und New York City tätig. Währenddessen begann sie auch eine Rabbiner-Ausbildung am Hebrew Union College, woraufhin sie im Jahr 2008 zur Rabbinerin der jüdisch-liberalen Bewegung Frankreichs ordiniert wurde.[3][4]

Sie lebt in Paris, gemeinsam mit ihrem Mann Ariel Weil, der dort Bürgermeister des 4. Arrondissements ist, und drei Kindern.[5] 2024 nahm sie am Jerusalemer Literaturfestival teil. Im Nachgang der Ereignisse vom 7. Oktober 2023 sprach sie dort von einem für Israelis neuen Gefühl der Zerbrochenheit und einem neuen Gefühl, wie die Juden der Diaspora, in der Galut (hebräisch גלות) zu leben.[6]

Horvilleur unterstreicht die Notwendigkeit, als Minderheit in der Französischen Republik auf die eigene Sicherheit bedacht zu sein und meint in einem Artikel: „Wenn wir uns nicht umeinander kümmern, wird sich auch niemand um uns kümmern.“ Mit Berufung auf Hillel sagt sie, dass das Schicksal von Juden durch ihre Erfahrung als Minderheit mit dem Schicksal der Verletzlichen und der Fremden immer verbunden sein wird. Die öffentliche Praxis, das Thema Juden für politische Zwecke zu instrumentalisieren oder die Juden als einheitlichen Block zu stilisieren, weist sie zurück.[7]

Einzelnachweise

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  1. Delphine Horvilleur im Gespräch mit Annick Cojean: Delphine Horvilleur : « On renvoie toujours la femme à son utérus ». In: Le Monde. 16. März 2017, abgerufen am 4. Juli 2022.
  2. Valérie Péronnet: Delphine Horvilleur : Je suis une femme rabbin. In: Psychologies. 3. Februar 2014, abgerufen am 7. Februar 2020.
  3. Vincent Remy: Le Rabbin Delphine Horvilleur : “Le judaïsme libéral est minoritaire en France”. In: Télérama. 25. Juli 2014, abgerufen am 7. Februar 2020.
  4. Xavier Brouet: Delphine Horvilleur, ecrire rabbin au féminin. In: Le Républicain Lorrain. 23. Juni 2013, abgerufen am 7. Februar 2020.
  5. Lisa Klug: La principale femme rabbin de France tente de répondre au patriarcat. In: The Times of Israel. 10. September 2016, abgerufen am 10. Februar 2020.
  6. Delphine Horvilleur im Gespräch mit Allison Kaplan Sommer: Rabbi Delphine Horvilleur: 'Zionism Is About Strength. After Oct. 7, Israelis Understand Brokenness'. In: Haaretz. 28. Mai 2024, abgerufen am 30. Mai 2024.
  7. Delphine Horvilleur: Wann, wenn nicht jetzt – Delphine Horvilleur, eine wichtige französische Intellektuelle und Leitfigur des liberalen Judentum, über den historischen Wendepunkt und Folgen des wachsenden Antisemitismus. ­Übersetzt von Tania Martini. In: Die Tageszeitung. 30. Juni 2024, abgerufen am 11. Juli 2024.
  8. Catherine Portevin: Réflexions sur la question antisémite (recension). In: Philosophie magazine. 1. März 2019, abgerufen am 25. Februar 2020.
  9. Denis in der Übersetzer-Datenbank des VdÜ, 2020