Der Benzinteufel

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Film
Titel Der Benzinteufel
Originaltitel Fast and Furious
Produktionsland Vereinigte Staaten
Erscheinungsjahr 1927
Länge 5 Akte, 5,684 feet / 1605 Meter, bei 22 BpS 64 Minuten
Stab
Regie Melville W. Brown
Drehbuch
Produktion Carl Laemmle
Kamera Arthur L. Todd
Besetzung

Der Benzinteufel lautet der deutsche Verleihtitel der US-amerikanischen Stummfilmkomödie Fast and Furious, die Melville W. Brown 1927 nach einem Drehbuch, das Raymond Cannon nach einer Idee von Reginald Denny – und mit diesem zusammen – verfasste, für Carl Laemmles Gesellschaft Universal Pictures gedreht hat. Denny spielt darin auch die Titelrolle des autoversessenen Junggesellen Tom. Seinen Schwarm Ethel verkörpert die Schauspielerin Barbara Worth.

Nichts macht Tom mehr Spaß als auf der Autobahn so richtig loszurasen – zumindest, bis er von einem anderen rücksichtslosen Raser von der Fahrbahn gedrängt wird. Aus dem Krankenhaus entlassen, muss Tom zu seinem Schrecken bemerken, dass er dort eine Todesangst vor Automobilen entwickelt hat. Tatsächlich springt er schon drei Fuß hoch in die Luft, wenn er auch nur ein Autohorn tuten hört. Natürlich dreht sich in der Geschichte alles darum, dass Tom unbedingt wieder ans Steuer eines Rennwagens können möchte, um sein Mädchen Ethel zu beeindrucken. Vorher aber wird er noch eingesperrt und kommt nur aus seiner Zelle heraus, weil sein Vater den Wärter bestochen hat.

Bei dieser Produktion der Universal Pictures wurde die Kamera von Arthur L. Todd geführt. Der Film hatte im Mai 1927 in Indianapolis Premiere und kam ab 12. Juni in die US-amerikanischen Kinos.

Er lief im Sommer 1927 über den Verleih der Parufamet auch in Deutschland. Hier wurde er im repräsentativen Erstaufführungshaus Ufa-Palast am Zoo in Berlin-Charlottenburg uraufgeführt.[1]

Werner Richard Heymann stellte die Illustrationsmusik für das Kinoorchester zusammen, das von Kapellmeister Walter Winnig[2] geleitet wurde.

Der Musik- und Theaterkritiker Franz Wallner-Basté berichtete am 2. August 1927 in der Filmmusik-Rundschau[3] lobend – und mit zahlreichen launigen Anspielungen auf damalige Automarken – über die Aufführung:

„'Immer langsam voran' verhöhnt Heymann im ‘Benzinteufel’ das lächerlich inmitten all der Sechszylinder-Limousinen und Cabriolets hintrudelnde 1-PS-Pferdevehikel. Seine vom Kapellmeister Winnig als würdigem Vertreter Guttmanns dirigierte Musik folgt den Ereignissen elegant federnd mit 70 Kilometer Durchschnittsgeschwindigkeit und strafpunktfrei, man hört Anlasser und Kuppelung arbeiten, und die Signalhupe spielt die Rolle, die ihr in solchem Milieu billig zukommt.

Aber der Clou ist doch das große Rennen. Da gibt Heymann der Musik Vollgas; los rast sie mit den startenden Wagen. An schäumenden Maybächen cadillact man vorüber, das Tempo der Ford-Bewegung steigert sich, ohne Renaultmage, zum Presto (von den Geigen übernimmt das Blech knatternd die Führung). Zum Endspurt setzt, Horch!, die Trommel sempre accelerando mit aufregend gleichrhythmisiertem Rattern ein. Und da der kaltblütige Mann am Steyr niemals die Minerven verliert, erringt er, ein amerikanisierter Walter Stolzing[4], Siegespreis wie Braut, happy finish wie happy end von rechts wegen – justitia Fiat! Wenn die Theaterleitung während der Vorführung noch diskret etwas Benzin über dem Parkett verstäuben wollte: die Auto-Suggestion wäre vollkommen.“

Ab Oktober 1927 wurde der Film auch in Österreich gezeigt.[5]

Ein Programmheft zu dem Film ist im Filmarchiv des Bundesarchivs unter der Nummer BArch FILMSG 1/1432. Sammlung Filmwerke erhalten.[6]

Fast and Furious war auch der Titel einer 1939 von MGM produzierten amerikanischen Mystery-Komödie. Unter der Regie von Busby Berkeley spielen darin Franchot Tone und Ann Sothern als Joel und Garda Sloane ein Buchhändler-Ehepaar, das nebenbei Verbrechen aufklärt.[7]

Die 2001 begonnene Filmreihe Fast & Furious besteht aus mehreren Filmen, die mit Elementen der Genres Street-Racing-, Heist- und Agentenfilm spielen. Sie wird wiederum in den Universal Studios produziert.

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek Berlin 1970.
  • Paolo Caneppele : Entscheidungen der Wiener Filmzensur. Verlag: Filmarchiv Austria, 2002. ISBN 978-3-901932-20-5 ; 416 Seiten.
  • Manfred Overesch, Friedrich Wilhelm Saal : Chronik deutscher Zeitgeschichte: Die Weimarer Republik (= Teil 1 von Chronik deutscher Zeitgeschichte: Politik, Wirtschaft, Kultur.) Droste Geschichts-Kalendarium, Verlag Droste, 1982. ISBN 3-7700-0571-6, 686 Seiten.
  • Michael Töteberg, Volker Reissmann : Mach dir ein paar schöne Stunden: das Hamburger Kinobuch. Edition Temmen, 2008. ISBN 978-3-86108-879-0; 303 Seiten, hier S. 188.
Commons: Der Benzinteufel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Abbildungen

  • Anzeigenwerbung des Rialto-Kinos in Waterloo für Fast and furious 1927 mit Hinweis auf Reginald Denny und auf die Wurlitzer Wonder Organ, die bei der Vorstellung zum Einsatz kommt.
  • Photo der US-Schauspielerin Barbara Worth (1906–1955).
  • Reklamekarte für die „Lichtspiele Mozartsaal am Nollendorfplatz“.

Film

  • Nachträglich elektronisch eingefärbt ist „Der Benzinteufel“ anzusehen bei Coloured Public Domain auf youtube.com

Einzelnachweise

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  1. so Overesch-Saal, Chronik deutscher Zeitgeschichte, S. 342–343
  2. Kapellmeister und Komponist, 22. Mai 1885 Berlin – Januar 1975 Berlin. Begann als Konzertmeister am Hoftheater Altenburg, wurde Kapellmeister beim Dresdner Philharmonischen Orchester und Dirigent bei den Volkssinfoniekonzerten des Blüthner-Orchesters Berlin, war seit 1925 Kapellmeister und Stummfilm-Illustrator bei der UFA. 1926 wurde er Präsident des Reichbunds deutscher Kinokapellmeister. Vgl. Birett, Stummfilmmusik, Anhang S. 209
  3. zitiert nach: Birett: Stummfilmmusik, Anhang S. 166 ; zu Winnig in den Kinos Mozartsaal, Kammerlichtspiele und Ufa Königstadt vgl. S. 152.
  4. 'Walther von Stolzing, ein junger Ritter aus Franken’ heißt eine Tenor-Partie in Richard Wagners Meistersingern von Nürnberg.
  5. vgl. Caneppele S. 190 u. 372.
  6. Der Benzinteufel (DT); Fast And Furious (OT) (Land: USA, Regie: Melville Brown), vgl. archivportal.d.de
  7. Werbekarte für den Film bei IMDb, Plakat der MGM abgeb. bei gstatic.com