Deutsche Chronometerprüfstelle

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Sternwarte Glashütte (2015)
Glashütte in Sachsen, Bahnhofsviertel und Sternwarte (1925)

Die Deutsche Chronometerprüfstelle wurde 2006 in der alten Sternwarte der sächsischen Uhrenstadt Glashütte gegründet. Schon 1910 wurde hier astronomisch exakt das für alle verbindliche Zeitsignal ermittelt. Glashütte ist außerhalb der Schweiz der einzige Ort weltweit, an der Armbanduhren mit einer speziellen Chronometer-Prüfung getestet werden und eine offizielle Stelle die Ganggenauigkeit zertifiziert.

Die Sternwarte in Glashütte wurde zwischen 1904 und 1910 von der Uhrmachervereinigung Urania errichtet. Ab 1910 wurde hier astronomisch exakt das für alle verbindliche Zeitsignal ermittelt. Die Urania ist in der griechischen Mythologie die Muse der Sternkunde. In Glashütte war sie der Name der Schülervereinigung der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte. Ende der 1930er Jahre planten Otto Lange, der Enkel Ferdinand Adolph Langes und Gerhard Diedrich Wempe, Inhaber der Wempe Chonometerwerke in Hamburg hier die Einrichtung eines Reglage-Betriebes. Der Zweite Weltkrieg machte einen Strich durch die Rechnung, beide Firmen hatten stattdessen Chronometer für die deutsche Marine zu fertigen. Nach dem Krieg geriet die Sternwarte in kommunales Eigentum und in Vergessenheit, sie verfiel zur Ruine.[1]

Nach der Schließung der Chronometerprüfstelle in Stuttgart im Jahr 1970 gab es in Deutschland 36 Jahre lang keine amtliche Chronometerprüfung mehr. 2004 konnte Wempe die Sternwarte kaufen, renovieren und zur einzigen deutschen Chronometerprüfstelle ausbauen.[2]

Die Deutsche Chronometerprüfstelle in Glashütte startete 2006 mit zweitausend geprüften Chronometern. Als unabhängiges Institut wird sie vom Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV) in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsbetrieb für Mess- und Eichwesen (SME) betrieben. Über die Einhaltung von Normen und Toleranzen wacht die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS). Rund 8500 Uhren können derzeit pro Jahr geprüft werden.[3]

Chronometer Armbanduhr

Jedes einzelne Uhrwerk muss, fertig ins Gehäuse eingeschalt, eine fünfzehn Tage dauernde Prüfung nach ISO 3159 bestehen, bei der die Gangwerte in fünf Lagen kontrolliert und registriert werden. Der mittlere tägliche Gang darf dabei maximal zwischen minus vier und plus sechs Sekunden liegen, wobei die mittlere tägliche Gangabweichung zwei Sekunden nicht überschreiten darf. Zu den Gangprüfungen kommen noch erschwerte Bedingungen von mehreren Temperaturwechseln. Erst wenn die Uhr diese Test bestanden hat, bekommt sie die Prüfbescheinigung und darf die Bezeichnung »Chronometer« auf dem Zifferblatt tragen.

Die deutschen Grenzwerte für mechanische Armbanduhren entsprechen Schweizer Werten der Prüfstelle Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC).[4]

Glashütte ist außerhalb der Schweiz der einzige Ort weltweit, an der Armbanduhren mit einer speziellen Chronometer-Prüfung getestet werden und eine offizielle Stelle die Ganggenauigkeit zertifiziert.[5]

  • Johannes Altmeppen, Herbert Dittrich: Das Deutsche Einheits-Chronometer. Chronometer für Marine und Luftwaffe von Wempe, Lange & Söhne, Poljot. Heel Verlag, Königswinter 2012, ISBN 978-3-86852-597-7.

Einzelnachweise

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  1. Uhren-Wissen: Sternwarte Glashütte. In: zehnvorzwei.de. 25. Februar 2023, abgerufen am 9. Juli 2024.
  2. Wie die Rückkehr von Wempe nach Glashütte die Uhrenbranche veränderte. In: Focus.de. 16. September 2016, abgerufen am 9. Juli 2024.
  3. Deutsche und Schweizer Chronometer – Genau so geht´s. In: armbanduhren-online.de. Abgerufen am 9. Juli 2024.
  4. Unsere Geschichte. In: cosc.swiss. Abgerufen am 9. Juli 2024 (deutsch, französisch, englisch).
  5. Das Zentrum präziser deutscher Uhren – In der Sternwarte hoch über Glashütte wird die Präzision von Uhren zertifiziert. In: deutschland.de. 29. Dezember 2014, abgerufen am 9. Juli 2024.

Koordinaten: 50° 50′ 51,9″ N, 13° 47′ 14,28″ O