Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft
Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF) | |
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Rechtsform | eingetragener Verein Amtsgericht Münster, Vereinsregister VR 1513[1] |
Gründung | 6. Oktober 1936 |
Sitz | Münster, Geschäftsstelle in Frankfurt am Main |
Schwerpunkt | Zusammenbringen von Vertretern aus Technologie, Wissenschaft und Wirtschaft, die sich mit Ölen, Fetten und Lipiden beschäftigen; Förderung wissenschaftlicher Arbeit, Verbesserung der Ausbildung und Erleichterung des Wissensaustauschs. |
Vorsitz | Markus Dierker (Präsident)[1] |
Geschäftsführung | Fabian Schmitt |
Website | www.dgfett.de |
Die Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Münster. Sie verfolgt das Ziel, auf dem Gebiet der Fettwissenschaft und -technologie
- Fachleute aus Wissenschaft, Technik und Wirtschaft zu einer Gemeinschaftsarbeit zu vereinigen und ihnen ein Forum für den Gedankenaustausch zu bieten,
- wissenschaftliche und anwendungsorientierte Forschungsarbeiten zu fördern und ggf. eigene Forschungseinrichtungen zu unterhalten,
- die fachliche Ausbildung zu fördern,
- der Öffentlichkeit unabhängige Expertise zu bieten und als Informationsquelle zu Fragen der Fettwissenschaft und -technologie zu dienen,
- Normen vorzubereiten, zu prüfen und Einheitsmethoden auszuarbeiten,
- hervorragende wissenschaftliche Arbeiten und Forscherpersönlichkeiten auszuzeichnen.
Dadurch fördert die Gesellschaft eine umfassende interdisziplinäre Zusammenarbeit der naturwissenschaftlichen, medizinischen, technologischen, landwirtschaftlichen und ökologischen Forschung über Fette und Öle, Fettprodukte und -begleitstoffe, Tenside sowie Rohstoffe.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die „Deutsche Gesellschaft für Fettforschung“ wurde am 6. Oktober 1936 gegründet und als gemeinnützige Gesellschaft in das Vereinsregister Berlin eingetragen. Gründungspräsident war Hans Paul Kaufmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte sie ihren Sitz nach Münster und wurde am 19. August 1948 als „Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft“ wiedergegründet. Bereits 1949 konnte in Münster die erste Nachkriegstagung stattfinden.
Auf Anregung der DGF wurde am 26. Oktober 1954 in Hannover die „International Society for Fat Research“ gegründet, der heute 24 nationale Vereinigungen angehören.
Die DGF war langjährige Trägerin des Instituts für industrielle Fettforschung, das am 1. Januar 1969 als „Institut für Biochemie und Technologie der Fette – H. P. Kaufmann-Institut“ in die seit 1964 bestehende Bundesanstalt für Fettforschung eingebunden wurde. Damit wurde die Bundesanstalt in ein „Institut für allgemeine und analytische Chemie“ und in das ehemalige DGFett-Institut gegliedert.
Am 1. Januar 1996 wurde die Geschäftsstelle der DGF von Münster nach Frankfurt am Main verlegt. Danach begann eine Phase der Internationalisierung der Kongresse und der Publikationen, die mit der Gründung der European Federation for the Science and Technology of Lipids am 9. Oktober 2000 in Würzburg einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.
Fachgruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fachgruppe Analytik und Qualitätssicherung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fachgruppe beschäftigt sich primär mit Analysemethoden für Fette, Öle und sonstige Lipide, Fettprodukte, Tenside und verwandte Stoffe sowie der Rohstoffe, aus denen diese erzeugt werden.
Ihr erster Schwerpunkt ist die Erarbeitung neuer und die Aktualisierung bestehender Analyseverfahren. Schon seit 1950 gibt die Fachgruppe das Werk „Deutsche Einheitsmethoden zur Untersuchung von Fetten, Fettprodukten, Tensiden und verwandten Stoffen, Aktueller Stand: 2. Auflage inkl. 13. Ergänzungslieferung (ISBN 978-3-8047-2423-5)“ heraus und setzt damit Standards. Die Sammlung enthält derzeit mehr als 300 Methoden, zum Teil in englischer Sprache. Sie wird mindestens einmal im Jahr ergänzt und aktualisiert. Viele der bestehenden und alle neuen Methoden sind in Ringversuchen validiert. Künftig sollen die Einheitsmethoden als Europäische Standards zweisprachig weitergeführt werden.
Den zweiten Schwerpunkt bildet die Qualitätssicherung analytischer Arbeit. Dazu wird jährlich eine Laborvergleichsuntersuchung durchgeführt, an der Laboratorien aus aller Welt teilnehmen können. Die Fachgruppe wirkt an der Erarbeitung nationaler und internationaler Normen mit. Ein weiteres Ziel der Fachgruppe ist die Verbreitung von Wissen über die Qualität und Zusammensetzung nativer Öle, deren Analytik und Sensorik. Zu diesem Ziel unterhält die DGF seit 2001 ein akkreditiertes Olivenöl-Panel, welches die Qualität von nativen Olivenölen sensorisch entsprechend der EG-Verordnung prüft und bewertet.
Fachgruppe Biowissenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Fachgruppe befasst sich mit verschiedenen Aspekten der Biochemie, Molekularbiologie, Gentechnik, Zellbiologie, Bioinformatik und Biotechnologie von Fetten, Ölen und Lipiden. Das Spektrum des Interesses erstreckt sich auf Lipide aus Pflanzenzellen, tierischen und menschlichen Zellen sowie aus Mikroorganismen. Erkenntnisse aus dem Grundlagenbereich finden ihre biotechnologische Anwendung vor allem im Bereich der Biokatalyse (Produktion komplexer organischer Verbindungen unter Einsatz von Enzymen), der Biotransformation (Durchführung von hochspezifischen Reaktionen unter Einsatz ganzer Zellen) und der Pflanzenwissenschaften (z. B. Untersuchungen an gentechnisch veränderten Pflanzen).
Fachgruppe Fette in Ernährung und Gesundheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fachgruppe befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung (Nahrungsfette, fettlösliche Vitamine, Fettbegleitstoffe) und der Gesunderhaltung (Prävention, Therapie) des menschlichen Körpers. Fragestellungen zum Fettstoffwechsel, Fettsäurestoffwechsel und Fettzellstoffwechsel stehen darüber hinaus im Vordergrund. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Erarbeitung von Empfehlungen und der Fortbildung von Medizinern, Ökotrophologen und Diätassistenten. Die Fachgruppe hat eine Broschüre mit dem Titel „Praktische Hinweise zu Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen für den Arzt“ herausgegeben.
Fachgruppe Tierernährung und Futtermittel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Fachgruppe stehen Arbeiten über Qualitätskriterien und den Einsatz von Pflanzenölen und Nebenprodukten der Ölgewinnung (Extraktionsschrote) im Mischfutter für landwirtschaftliche Nutztiere unter Einbeziehung aktueller technologischer Entwicklungen im Vordergrund. Es werden analytische Methoden, Aspekte der Fütterungstauglichkeit und der Untersuchung wertbestimmender Inhaltsstoffe sowie antinutritiver Faktoren (ANF) behandelt. Neuzüchtungen werden in Bezug auf ihre Einsatzmöglichkeiten im Mischfutter bewertet.
Fachgruppe Milchlipide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fachgruppe beschäftigt sich mit den Lipiden der Milch und deckt aufgrund ihres Charakters die Querschnittsthemen Fütterung, Milchgewinnung, Verarbeitungstechnologie, Biotechnologie sowie Ernährung und Analytik ab. Fütterung der Tiere und die Technologie der Milchgewinnung haben erheblichen Einfluss auf die Qualität der Milch, zudem hat in den letzten Jahren verstärkt die Biotechnologie in die Herstellprozesse eingegriffen. Neue Methoden der Milchanalytik sollen in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Analytik erarbeitet werden.
Fachgruppe Oleochemie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Etwa 15 % der Weltproduktion von Fetten und Ölen werden für technische Zwecke eingesetzt. Hierzu sind chemische Synthesen notwendig, die Fette in Fettsäuren, Fettalkohole, Seifen, Ester und andere Derivate überführen. Diese Produkte finden Einsatz als Detergentien, Emulgatoren und Schmierstoffe, aber auch als Bestandteile von Farben, Kunststoffen und Kosmetika. Aufgrund ihres ausgeprägt lipophilen Charakters gehören auch die Wachse – ungeachtet ihrer Herkunft – zu den oleochemischen Produkten. Die Fachgruppe beschäftigt sich mit den technischen und chemischen Verfahren zur Gewinnung oleochemischer Produkte sowie mit geeigneten Rohstoffen zu ihrer Gewinnung, Nebenprodukten, der Charakterisierung neuer Produkte und der Entwicklung neuer Anwendungen.
Fachgruppe Ölsaaten und Pflanzliche Rohstoffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Maßgeschneiderte Ölsaaten (Raps, Sonnenblumen, Öllein etc.) werden heute durch klassische Pflanzenzüchtung, ergänzt durch biotechnologische Verfahren, entwickelt. Neben der Ölqualität (Fettsäurenzusammensetzung) und der Ölmenge (Ölgehalt) werden zunehmend auch Fettbegleitstoffe (Tocopherol, Lecithin etc.) beachtet, ebenso wird die Qualität der Koppelprodukte (Ölschrote) optimiert. Zur Absicherung der landwirtschaftlichen Rohstofferzeugung in Europa sind hohes Ertragspotential und Ertragssicherheit wichtige Zuchtziele, gleichfalls sind stabile, sichere Qualitäten unter wechselnden Boden- und Klima-Bedingungen sicherzustellen. Die Biotechnologie eröffnet neue Optionen und wird es ermöglichen, gezielt Ölsaaten zu züchten, die den Bedürfnissen der Verbraucher, der Lebensmittelindustrie und der oleochemischen Industrie noch besser als herkömmliche Sorten entsprechen.
Die Fachgruppe bringt die Experten aus Grundlagenforschung (Biochemie, Gentechnik, Biotechnologie) und angewandter Forschung (Pflanzenzüchtung) zusammen, um den Technologietransfer zu optimieren.
Fachgruppe Produkte und Produktsicherheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lipide spielen in verschiedenen Produkten eine entscheidende Rolle im jeweiligen Produktionsprozess, im Produktverhalten während der Lagerung und in der Produktanwendung. Ein Schwerpunkt der Fachgruppe liegt auf den funktionellen Eigenschaften der Fette in Produktionsprozessen und Produktanwendungen, unter besonderer Berücksichtigung der Grundlagenforschung auf den Gebieten Emulsionstechnik, Kristallisation, Lebensmittelchemie und Prozesstechnologie.
Der zweite Schwerpunkt betrifft die Lebensmittelsicherheit, der in der öffentlichen und politischen Diskussion enorme Bedeutung beikommt. Die Fachgruppe trägt relevante Ergebnisse lebensmittelchemischer, ernährungsmedizinischer und toxikologischer Forschung zusammen, bereitet diese auf und vermittelt die Resultate an die Öffentlichkeit und die Politik.
Fachgruppe Verfahrenstechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verfahrens- und Prozesstechnik für pflanzliche und tierische Öle und Fette summiert die physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse der Umwandlung von Ölsaaten und Ölfrüchten sowie fetthaltigen tierischen Rohstoffen in Zwischenprodukte und Enderzeugnisse für die Ernährung, den Einsatz in Futtermitteln und in technischen Bereichen. Neueste Entwicklungen werden gefördert und wissenschaftliche Erkenntnisse werden weitergetragen, beides z. B. durch Symposien, Gesprächskreise, Arbeitsgruppen etc., mit dem Ziel, letztlich in Produktionsanlagen Anwendung zu finden. Dabei werden Verfahren und Technologien zur Verarbeitung der genannten Stoffe auf Vermeidung von Immissionen und einer umweltgerechten Beherrschung untersucht. Die Versorgung der Anlagen mit Betriebsmitteln und Energie sowie der automatisierte Betrieb und die internen und externen Verknüpfungen von Produktionsanlagen werden aufgabengemäß behandelt. Mit ihrer Arbeit leistet die Fachgruppe einen originären Beitrag für Effizienz, Umwelt- und Ressourcenschonung, zur Wirtschaftlichkeit, zur gesunden Ernährung und einer humanen Arbeitswelt im Bereich der Verfahrens- und Prozesstechnik für pflanzliche und tierische Öle und Fette.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur / Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Amoneit: Von der Fettlücke zum metabolischen Syndrom – 75 Jahre Fettforschung in der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-00-033479-5.
- Broschüre über die Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft (PDF; 713 kB)