Diether Thimme

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Diether Ernst Karl Bernhard Thimme, auch Dieter Thimme (* 4. November 1910 in Hannover; † 25. Mai 1978 in Bloomington, Indiana), war ein deutsch-amerikanischer Klassischer Archäologe und Kunsthistoriker.

Diether Thimme war der älteste Sohn des Historikers Friedrich Thimme und dessen Frau Emma, geb. Gerlach. Der Archäologe Jürgen Thimme (1917–2010) und die Historikerin Annelise Thimme (1918–2005) waren seine jüngeren Geschwister.

Nach dem Abitur 1929 studierte Thimme Rechtswissenschaft an den Universitäten Grenoble, Berlin und Göttingen.[1] 1935 bestand er sein Erstes Juristisches Examen, trat jedoch sein Referendariat nicht an, sondern emigrierte nach Griechenland. Hier studierte er Klassische Archäologie. Am 21. März 1939 heiratete er in Athen die amerikanische Bildhauerin Katherine Thayer Hobson (1889–1982), die geschiedene Frau seines Göttinger Völkerrechtslehrers Herbert Kraus. Dadurch gelang ihm noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Ausreise in die USA. Von 1940 bis 1946 studierte er am Institute of Fine Arts der New York University, vor allem bei dem ebenfalls aus Deutschland emigrierten Karl Lehmann. Ab 1943 unterstützte er als Freiwilliger (Volunteer Assistant)[2] das Committee on the Protection of Cultural Treasures in War Areas der American Council of Learned Societies, das im Januar 1943 gegründet worden war und durch die Rockefeller Foundation finanziert wurde. Das Komitee hatte seinen Sitz in der Bibliothek der Frick Collection und stellte Karten und Listen von gefährdeten Kunstwerken in Europa für die Monuments, Fine Arts, and Archives Section zusammen.[3] 1946 graduierte er mit einem M.F.A. in Kunstgeschichte. 1948 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Seine erste Dozentur erhielt Thimme 1947 an der Michigan State University. 1949 kam er als Associate Professor an das Wellesley College. In den 1950er Jahren leitete er dessen Kunstabteilung. 1960 wurde er an die Indiana University Bloomington berufen, zunächst als Visiting Associate Professor, dann ab 1964 als ordentlicher Professor (full Professorship with tenure). In den Sommermonaten der Jahre 1963 bis 1968 beteiligte Thimme sich an den US-amerikanischen Ausgrabungskampagnen in Kenchreai. 1968/69 verbrachte er ein Sabbatical in Athen. Ein Produkt dieser Zeit war die gemeinsam mit Theodore Bowie erstellte Edition der Parthenon-Zeichnungen von Jacques Carrey. 1975 bis 1978 war Thimme an der Dokumentation und Aufarbeitung der Funde von Kenchreai und der Einrichtung der Abteilung zu Kenchreai im Museum von Isthmia beteiligt. In Bloomington sorgte Thimme für den Ausbau der universitätseigenen Sammlungen des Indiana University Art Museum (heute Eskenazi Museum of Art at Indiana University[4]), unter anderem durch den von ihm angeregten Kauf der Sammlung des New Yorker Wirtschaftswissenschaftlers Vladimir Simkhovitch (1874–1959) durch die Indiana University. Neben den Sammlungen zur klassischen Antike galt sein besonderes Interesse der Sammlung von Kupferstichen, Radierungen und Holzschnitten. Ermöglicht durch ein großzügiges Ankaufsbudget, konnte er eine Sammlung von über 2000 Werken für das Museum anlegen. Daneben hatte er eine bedeutende Privatsammlung. Thimme war Mitglied im Archaeological Institute of America.

1968 heiratete Thimme in zweiter Ehe die Archäologin Danae Hadjilazaro (* 1938 in London; † 4. April 1998)[5], die dann in Bloomington Konservator und Asociate Director des Indiana University Art Museum wurde. Sie stiftete dem Museum 1998 aus der Sammlung von Diether Thimme die komplette Serie Kleine Welten (Small Worlds) von Wassily Kandinsky[6] sowie ein Werk von Hans Hartung.[7]

Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Thimme, Diether, in: Herbert A. Strauss, Werner Röder (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933–1945. Band 2: The Arts, Sciences, and Literature Berlin: De Gruyter Saur 1983, S. 1163 doi:10.1515/9783110970272

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Biographische Stationen im Wesentlichen nach der Memorial Resolution, Indiana University Bloomington Faculty Council Circular B35-1979, abgerufen am 15. Mai 2020.
  2. Report of the American Commission for the Protection and Salvage of Artistic and Historic Monuments in War Areas. Washington, DC: U.S. Government Printing Office 1946, S. 162.
  3. Monuments Men Foundation | WW II | Art Preservation | Other Resources (Memento des Originals vom 11. Mai 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.monumentsmenfoundation.org, monumentsmenfoundation.org, abgerufen am 15. Mai 2020.
  4. Sidney and Lois Eskenazi Museum of Art.
  5. In Memoriam, in: AIC News. Newsletter of the American Institute for Conservation of Historic and Artistic Works 1998, S. 67.
  6. Small Worlds VII, Eskenazi Museum of Art at Indiana University, abgerufen am 15. Mai 2020.
  7. Eskenazi Museum of Art Provenance Project, abgerufen am 15. Mai 2020.