Dietrich Hollinderbäumer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dietrich Hollinderbäumer bei der Preisverleihung der Deutschen Akademie für Fernsehen 2015

Dietrich Hollinderbäumer (* 16. August 1942 in Essen) ist ein deutsch-schwedischer Schauspieler. Er wirkte in etlichen Theaterinszenierungen und bislang in über 180 Film- und Fernsehproduktionen mit.

Herkunft und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietrich Hollinderbäumer wurde als zweites Kind des Fotografen Roland Hollinderbäumer und dessen Frau Erika, geb. Achilles (* 1914), in Essen geboren.[1][2] Sein Vater, dessen Familie ursprünglich aus dem Dorf Hollinde bei Herford in Ostwestfalen stammt, arbeitete als Werksfotograf für die Essener Krupp-Werke.[1] Seine Mutter war gelernte Buchhändlerin.[3] Deren Mutter stammte aus Hamburg, war nach dem Tod von Erikas Vater in zweiter Ehe mit einem aus Schweden gebürtigen Juden verheiratet gewesen und wanderte kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit ihrem Sohn aus zweiter Ehe nach Schweden aus.[4] Im Zuge einer Rückwanderung kehrte ein Teil der Familie nach Westdeutschland zurück.[5][6]

Mit Zunahme der Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet siedelte die Familie in die nordhessische Gemeinde Gilserberg über.[1] Nach Kriegsende trennten sich die Eltern. Die Mutter zog 1951 mit dem neunjährigen Dietrich und seinem zwei Jahre älteren Bruder Michael Jens zu ihrem Halbbruder nach Stockholm und heiratete 1957 den finnisch-schwedischen Schauspieler Kotti Chave (1918–1986), der zusammen mit Ingrid Bergman spielte und den Hollinderbäumer als seinen Mentor bezeichnet.[6][7][1] Nach einer Ausbildung zum Luftverkehrskaufmann bei der Lufthansa in Stockholm und dem Militärdienst absolvierte Hollinderbäumer eine Ausbildung zum Schauspieler am Königlich Dramatischen Theater in Stockholm unter der Leitung von Stig Torslow und Ingmar Bergman.[8]

Sein erstes Theaterengagement hatte Hollinderbäumer von 1968 bis 1972 als Schauspieler, Regieassistent und Regisseur am Westfälischen Landestheater in Castrop-Rauxel. Anschließend folgten Stationen in Kiel, am Deutschen und am Jungen Theater in Göttingen und am Theater im Zimmer in Hamburg. Von 1978 bis 1983 war er als Schauspieler und Regisseur festes Mitglied an den Städtischen Bühnen Heidelberg. Von 1983 bis 1988 war er Ensemblemitglied am Burgtheater Wien. Seither arbeitete er als freier Schauspieler, u. a. in Wien (Theater in der Josefstadt, Volkstheater Wien), am Schauspiel Bonn, am Theater Bremen, am Schauspielhaus Zürich und am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg.[9]

Film und Fernsehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hollinderbäumer gab sein Filmdebüt 1968 in der Rolle des Günter Braun unter der Regie von Hans-Dieter Schwarze in der Fernsehproduktion Schichtwechsel. Seit Ende der 1980er Jahre arbeitet er verstärkt in Film- und Fernsehproduktionen.

Im Kino war Hollinderbäumer in Filmen wie Georg Elser – Einer aus Deutschland (1989) von Klaus Maria Brandauer und Der Untergang (2004) von Oliver Hirschbiegel zu sehen. 2008 spielte er in der schwedischen Komödie Männer im Wasser einen deutschen Sportveranstalter.

Für das Fernsehen stand er 2002 u. a. für den ARD-Zweiteiler Der Seerosenteich, der auf dem gleichnamigen Roman von Christian Pfannenschmidt basiert, an Schauplätzen in Schleswig-Holstein, Hamburg, Paris und New York City in der tragenden Rolle des Tuchhändlers Carl Trakenberg neben Natalia Wörner, Anja Kling und Hannelore Elsner vor der Kamera und war im ebenfalls zweiteiligen Fernseh-Quotenerfolg Das Jesus Video in der Co-Hauptrolle des Auftraggebers Kaun neben Matthias Koeberlin als Archäologiestudent Steffen Vogt zu sehen. Wiederholt spielte er in Krimis, so war er u. a. in der Rolle des Tagungsveranstalters und Dentisten Henry von Haase als Täter in der Folge Zahn um Zahn (2006) der Krimireihe Ein starkes Team zu sehen und gastierte mehrfach im Tatort sowie in den verschiedenen SOKO-Sendeformaten des ZDF.

Eine erste feste Serienrolle hatte Hollinderbäumer als Kripobeamter in der ARD-Krimiserie Hecht & Haie. Von 1998 bis 2001 war er in der Sat.1-Actionserie HeliCops – Einsatz über Berlin in der Rolle des Polizeichefs Dr. Koch zu sehen. Von 2005 bis 2020 spielte er in der Sat.1-Comedy-Serie Pastewka Bastian Pastewkas Vater Volker. In der RTL-Comedy-Serie Alles Atze hatte er einen Gastauftritt als schwule Bekanntschaft von Atzes Schwiegermutter. Seit 2009 ist Hollinderbäumer als Korrespondent Ulrich von Heesen in der ZDF-Satiresendung heute-show zu sehen.

Hollinderbäumer wurde 2013 neben Bastian Pastewka und Bjarne Mädel für den Deutschen Comedypreis in der Kategorie Bester Schauspieler nominiert; die Auszeichnung ging schließlich an Pastewka.[10]

Dietrich Hollinderbäumer spricht Deutsch als Muttersprache und Schwedisch auf muttersprachlichem Niveau, er fühlt sich Schweden nach wie vor sehr verbunden und hat auch einen schwedischen Pass.[7] Er ist verheiratet mit Barbara Hollinderbäumer, geb. Klein, und hat zwei Kinder, Nele (Schauspielerin) und Seth (Produzent).[1]

  • 1968: Schichtwechsel
  • 1990: Sidonie

Fernsehserien und -reihen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Dietrich Hollinderbäumer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e Jan Draeger: Dietrich Hollinderbäumer – Meine schwedische Geschichte. 29. Oktober 2017, abgerufen am 31. Mai 2022 (deutsch).
  2. Dietrich Hollinderbäumer bei Uhligs stilles Örtchen. Abgerufen am 5. Juni 2021 (deutsch).
  3. Markus Lanz (vom 17. Juli 2013) - ZDF (5/5) (511. Sendung). Abgerufen am 31. Mai 2022 (deutsch).
  4. Dietrich Hollinderbäumer: „‚DARK‘ zu drehen war eine große Freude!“ Abgerufen am 31. Mai 2022 (deutsch).
  5. Markus Lanz (vom 17. Juli 2013) – ZDF (5/5) (511. Sendung). Abgerufen am 5. Juni 2021 (deutsch).
  6. a b Vem är det? Svensk biografisk handbok 1971, Stockholm 1971, S. 176.
  7. a b Dietrich Hollinderbäumer grantelt sich durch die Familienkomödie „Alles bestens“ (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) – Quelle: Stimme.de, zuletzt abgerufen am 15. Februar 2014.
  8. Markus Lanz (vom 17. Juli 2013) - ZDF (5/5) (511. Sendung). Abgerufen am 31. Mai 2022 (deutsch).
  9. Vgl. Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch, Nachtragsbd. 2, Berlin u. a. 2013, S. 316f.
  10. Deutscher Comedypreis 2013: Das sind die Nominierten (Memento des Originals vom 19. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.showbiz.de – Quelle: Showbiz.de, zuletzt abgerufen am 15. Februar 2014.