Diskussion:Frau Salome
Kopfsatz
[Quelltext bearbeiten]"... gewinnt dafür jedoch Frau und Kind"? Das ist missverständlich. Um eine reale Familiengründung geht es doch nicht?! --Eckerbusch 21:40, 22. Nov. 2011 (CET)
- Einverstanden. Ich habe den Satz konkretisiert. Gruß --Hedwig Storch 10:21, 23. Nov. 2011 (CET)
Danke. Aber selbst das scheint mir noch viel zu viel. Die Novelle ist doch keine Liebesgeschichte. Scholten ist von der jüdischen Millionärin entzückt, er bewundert ihre Schlagfertigkeit, am meisten aber beeindruckt von ihrer ethischen Größe, die sich in ihrer Fürsorge für Eilike zeigt. Was Scholten und Salome von Veitor weiter verbinden wird, ist die Verantwortung für dieses Kind. Die drei bilden eine ethische (in Raabes Zeit hätte man gesagt "sittliche") Geschicksgemeinschaft. Das ist das Thema des "Ichor", des antiken Götterblutes, in der Erzählung: hier geht es um Menschen, die nicht im "Philistertum" stecken bleiben. Zwar scheitert der monomanische Künstler Querian, Scholten aber erkennt den eigenen "Ichor" in Frau Salome wieder, und das über die Grenzen von Alter, Stand und Konfession hinweg. - Was das Kind angeht - "kann auf Weib und Kind hoffen" - ist Eilike dem Justizrat ja in der Vergangenheit bei der Taufe anvertraut worden; Scholten ist ihr Pate. Er hat schon damals für das Kind zu sorgen begonnen, indem er den widerspenstigen Nachnamen mit einem wohltuenden Vornamen verbunden hat. (Als er das Frau Salome erzählt, antwortet sie darauf mit einem Bezug auf Lawrence Sternes Roman "Tristram Shandy" , und der Bezug auf Sterne funktioniert bei Raabe wie ein Losungswort.) Außerdem sorgt Scholten ja schon jahrelang dadurch für Eilike, dass er ihretwegen seine Ferien in dem Harzdorf verbringt, in dem Querian haust. Gruß. --Eckerbusch 22:32, 24. Nov. 2011 (CET)
- Während man den Artikel schreibt, bleibt man ja dicht am Text. Doch in den Kopfsatz sollte etwas von der "Idee" hinein (sofern - wie hier - eine solche über dem Ganzen schwebt). Raabe artikuliert eine Hoffnung. Vielleicht findet Scholten mit Salome noch eine Mutter für das Kind und für sich eine Frau. Gruß --Hedwig Storch 23:13, 24. Nov. 2011 (CET)
- Aber auch die "Idee" muss ja wohl textgebunden bleiben. Frau Salome - eine "Vielleicht"- Liebesgeschichte?? Im Nachwort zur Erzählung in der Braunschweiger Ausgabe Bd. 12, S. 457ff bestimmt Hans Butzmann (S.458)das Thema (die Idee) deutlich und richtig: "...steht das Wort 'Ychor'. Es ist die erste erkennbare Spur der neuen Erzählung, die im ersten Entwurf gleichfalls den Titel 'Frau Salome' erhält. es darf wohl angenommen werden, daß Raabe von Anfang an daran dachte, in dem künftigen Werk die Geschicke voin Ausnahmemenschen mitienander uz verknüpfen, daß ihm Ichor, das Götterblut, zum Symbol für den inneren Adel der 'der im Gewühl Einsamen' wurde." -
Also, es geht nicht um eine Liebesgeschichte (womit sollte das auch belegt werden?) , sondern darum, dass zwei Menschen, die verschiedener nicht sein könnten, über Standes- Alters- und Konfessionsgrenzen hinweg den ethischen und geistigen Wert im anderen erkennen. Deswegen ist es auch so wichtig, dass Salome von Veitor eine Jüdin ist - Raabe selbst hat seine Erzählung später so interpretiert, dass er dem langsam entfesselten Antisemitismus in dieser Gestalt etwas habe entgegensetzen wollen. -- Übrigens, waren Liebesgeschichten nicht gerade das Metier des späten Raabe - er hat - s. Entstehungsgeschichte und Ihren Artikel zu "Kloster Lugau" - dieses Genre reichlich zersetzt. Viele Grüße -- Eckerbusch 16:11, 26. Nov. 2011 (CET)
- Es handelt sich doch um zwei ältere Leute. Wenn Du damit „Liebesgeschichte“ verbindest, hast Du ein nicht zutreffendes Wort gewählt. Worum geht es denn in dieser Literatur? Um die Annäherung von Menschen, in dem Fall die drei o.g. Gruß --Hedwig Storch 00:42, 27. Nov. 2011 (CET)
- "Annäherung" ist wirklich gut. Sie betrifft aber erstmal nur Scholten und Salome v.Veitor, denn Eilike ist längst Scholtens Patentochter, um die er sich von der Taufe an gekümmert hat. Also: an Eilike braucht er sich nicht anzunähern. - Das was aber Scholten und Salome verbindet ("annähert"), ist das Raabesche Grundgefühl: Mitleid. Hier: Mitleid mit dem armen Kind des "verqueren" Künstlers Querian. Da schlägt Raabes Herz - schließlich hat ihn Schopenhauers Philosophie mit dem starken Akzent auf dem Mitleid geprägt. Mitleid wird im Text auch ausführlich geschildert - in den starken Reaktionen Frau Salomes auf die emotionale Mangelsituation des Kindes. Grüße! -- Eckerbusch 14:33, 27. Nov. 2011 (CET)
- Nein, Eilike ist der Hinwendung bedürftig und im Verlaufe bedürftiger. Gruß --Hedwig Storch 14:46, 27. Nov. 2011 (CET)
- Warum gehst Du auf das Kernargument nicht ein? Das lautet: es geht nicht um eine erotische Neigung, sondern um Verantwortung aus Mitleid. Ich sage doch schon zweimal, dass Scholten sich um Eilike kümmert, weil sie Hilfe braucht. Er muss sich ihr aber nicht annähern, denn er tut ihr seit Jahren nach Kräften Gutes.- Eine Annäherung findet statt zwischen Eilike und Frau Salome. Statt ihres biologischen Vaters erhält Eilike eine, aus Mitleid tätige, Ersatz-Mutter. --Eckerbusch 14:56, 27. Nov. 2011 (CET)
- Und ich habe schon gesagt, daß es nicht um Erotik geht und Du möchtest, daß ich das noch einmal verneine. Es gibt für diesen Fall treffendere Umschreibung als Dein „Verantwortung aus Mitleid“. Gruß --Hedwig Storch 16:34, 27. Nov. 2011 (CET)
- Bitte, gerne! Dann freue ich mich auf eine treffendere Umschreibung. Nur: Mitleid ist die Kategorie, die bei Schopenhauer für die Ethik zentral ist - und dass Schopenhauer Raabes Hauptphilosoph war, ist in der Raabe-Forschung bis heute m.W. unumstritten. Außerdem geh doch mal bitte durch , wie oft "Verantwortung aus Mitleid" bei Raabe handlungsleitend ist: in "Hastenbeck" (die Wackerhahnsche führt die "beiden Kinder" durch den Winter ins Asyl), in "Im alten Eisen", in "Horacker" (eine Szene unter vielen: Windwebel , als er Horacker überzeugt, mit ins Dorf zu kommen, sym-pathisiert im wahrsten Sinne des Wortes - er kennt Horackers Situation) u.ö.
- Und ich habe schon gesagt, daß es nicht um Erotik geht und Du möchtest, daß ich das noch einmal verneine. Es gibt für diesen Fall treffendere Umschreibung als Dein „Verantwortung aus Mitleid“. Gruß --Hedwig Storch 16:34, 27. Nov. 2011 (CET)
- Warum gehst Du auf das Kernargument nicht ein? Das lautet: es geht nicht um eine erotische Neigung, sondern um Verantwortung aus Mitleid. Ich sage doch schon zweimal, dass Scholten sich um Eilike kümmert, weil sie Hilfe braucht. Er muss sich ihr aber nicht annähern, denn er tut ihr seit Jahren nach Kräften Gutes.- Eine Annäherung findet statt zwischen Eilike und Frau Salome. Statt ihres biologischen Vaters erhält Eilike eine, aus Mitleid tätige, Ersatz-Mutter. --Eckerbusch 14:56, 27. Nov. 2011 (CET)
- Nein, Eilike ist der Hinwendung bedürftig und im Verlaufe bedürftiger. Gruß --Hedwig Storch 14:46, 27. Nov. 2011 (CET)
- "Annäherung" ist wirklich gut. Sie betrifft aber erstmal nur Scholten und Salome v.Veitor, denn Eilike ist längst Scholtens Patentochter, um die er sich von der Taufe an gekümmert hat. Also: an Eilike braucht er sich nicht anzunähern. - Das was aber Scholten und Salome verbindet ("annähert"), ist das Raabesche Grundgefühl: Mitleid. Hier: Mitleid mit dem armen Kind des "verqueren" Künstlers Querian. Da schlägt Raabes Herz - schließlich hat ihn Schopenhauers Philosophie mit dem starken Akzent auf dem Mitleid geprägt. Mitleid wird im Text auch ausführlich geschildert - in den starken Reaktionen Frau Salomes auf die emotionale Mangelsituation des Kindes. Grüße! -- Eckerbusch 14:33, 27. Nov. 2011 (CET)
Gruß!! --84.173.54.51 17:45, 27. Nov. 2011 (CET)
- Entschuldigung!! Ich hatte vergessen, dass ich mich abgemeldet hatte! Nochmal: Grüße! --84.173.54.51 17:51, 27. Nov. 2011 (CET)
Doppelte Entschuldigung - hier nun der kenntliche Absender --Eckerbusch 17:52, 27. Nov. 2011 (CET)
- Du mußt Dich nicht entschuldigen. Ich ahnte schon, daß Du Dich dahinter verbirgst. Die treffende Umschreibung ist der Artikel. Wir sollten solche Termini wie Mitleid nicht explizit nennen, sondern, falls maßgebend, durch unsere kurzen Texte zum Ausdruck bringen. Gruß --Hedwig Storch 20:16, 27. Nov. 2011 (CET)