Diskussion:Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski

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Ladislaus Tarnowski

Ladislaus Tarnowski (Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski) wurde in Breslau , in Schlesien, am 26. April 1811 geboren. Er starb nur 35-jährig am 16. April 1847 in Prag.

Ladislaus Tarnowski entstammte einem ehemals in Böhmen seßhaften Geschlecht, das seit Generationen kleinwüchsig war. Die Nachkommen kleinwüchsiger Menschen waren damals nicht lehns- und erberechtigt. Aber die Verwandten, die dann an ihrer Statt erbten, mussten deren Lebensunterhalt sichern.

Seine Ahnfrau, Agnes Tarnowsky von Tarnow (*1626, + 1716), wurde berühmt, weil sie den bekannten Reitergeneral Johann Grafen von Spork rettete, als gegen diesen eine geheime Verschwörung ( Magnatenverschwörung unter Wesselényi 1670) stattfand. Dafür erhielt sie im Hause (Schloß Herman- Mestec in Böhmen) des Grafen ein lebenslanges Gastrecht. Hier starb sie 90-jährig, was auch ungewöhnlich war, da kleinwüchsige Menschen damals kaum älter als 40 Jahre wurden. Man setzte auch sie in der v.Spork´schen Familiengruft bei. Auf ihrem Sarg stand: „Die Glieder stimmen zwar nicht mit den Jahren überein, doch kann der Seel´ dies gar nicht schädlich sein.“

Auch Ladislaus Tarnowski litt an der Kleinwüchsigkeit. Aber seine Zeitgenossen sagten von ihm, dass Jeder, der ihn persönlich kannte, erstaunt war, daß „in dieser verkrüppelten und nichtsweniger denn angenehmen Menschengestalt so viel Bescheiden-heit, Liebenswürdigkeit und Gemüthstiefe zu finden“ waren.

Er war in seiner Zeit bei den Lesern ein sehr beliebter Erzähler und Novellist, der völlig zu Unrecht so schnell vergessen wurde. Er genoß bei seinen Mitmenschen zeitlebens die höchste Achtung.

In den alten literaturgeschichtlichen Veröffentlichungen von Laube, Menzel und Gottschall sucht man ihn aber leider vergebens; andere wie Heinrich Kurz und Kehrein nennen ihn erst nach weit unbedeutenderen Autoren. Dies wird seiner Bedeutung aber nicht gerecht, wie schon Dr. Constant von Wurzbach in seinem „Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ von 1881 ( 43. Theil, Tabacchi – Terklau; Wien, Druck und Verl. d. k.k. Hof- und Staatsdruckerei) bemerkt.

Weiter wird er ausführlich erwähnt in dem 37. Band ( Sturm – Thiemo) von „Allgemeine Deutsche Biographie“, die 1894 im Verlag Duncker & Humblot in Leipzig auf Veranlassung Seiner Majestät des Königs von Bayern durch die historische Kommission bei der König-lichen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wurde.

Auch hier sagt man, dass seine Schriften waren: „...meist darauf berechnet, den Heißhunger des lesewütigen Publikums zu stillen, bei dem der Name des Autors nicht unbeliebt war; doch enthält manche Arbeit wirklich Gutes und zeugt von achtungswerthem Talent.“

Die Angaben in der ADB von Franz Brümer gehen zurück auf „Schlesisches Schriftsteller-Lexikon oder bibliographisches Verzeichniß der im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts lebenden schlesischen Schriftsteller“ von Karl Gabriel Nowack (Breslau: Korn, 1836, Band IV, S. 159) und auf das schon erwähnte „Biographische Lexikon“ XLIII, S. 94 von Wurzbach.

Über Tarnowski findet man in dem Prager Unterhaltungsblatt „Erinnerungen“ von 1856 ( S. 125) ebenfalls Biographisches.

In der neu bearbeiteten Auflage des „Deutschen Literatur- Lexikon“ ( Bonn und München 2001) ist Ladislaus Tarnowski im Band 21 ( Streit – Techim ) ebenfalls unter Nennung dieser Quellen enthalten.

Ebenso ist er auch im östereichischen, digitalen „Projekt Historische Datenbank“ (1991 bis 1997) des Institutes für Germanistik der Universität Innsbruck mit seinen Hauptwerken zu finden. Diese ist unter http://histrom.literature.at/start.html zu finden.

Tarnowski war in Breslau durch „gewisse Familienverhältnisse“ genötigt, den angenom-menen Namen Schmidt , nach anderen aber auch Gottfried Schulze ( u.a. auch noch als neuzeitlicher Eintrag in der Universitätsbibliothek Greifswald bei seinem Werk Nr. 5) zu führen. Möglich wäre auch, dass er unehelich geboren und dann als Adoptionskind den Namen „Tarnowski, genannt Schmidt“, nach seinen Pflegeeltern geführt hätte.

In den alten Adreßbücher von 1809 und 1832 der Stadt Breslau ist deshalb auch der Name Tarnowski nicht zu finden; wohl aber gibt es aber dort mehrfach die Namen „Schmidt“ und „Schulze“ (116*Schmidt, 4*Schulze und 38*Schulz). Eine Zuordnung ist jedoch nach diesen Angaben nicht möglich, da nicht bekannt ist, welchen Beruf seine Eltern bzw. Pflegeeltern ausübten.

Von 1826 bis 1832 besuchte er das Katholische Jungen- Gymnasium ( Matthiasgymnasium; „Königliches Katholisches Gymnasium ad Matthiam“ im Kloster der Brüder des Krankenpflegerordens „Kreuzherren mit dem Roten Stern“ das erst 1810 auf Königliche Order gegründet wurde.) in Breslau. Danach studierte er für mehrere Jahre privat die alten Sprachen und die klassische Literatur.

Darauf war er bei einem königlichen Beamten als Hilfsarbeiter beschäftigt. Diese Tätigkeit verließ er aber nach kurzer Zeit, weil er mehr Muße für seine Schriftstellerei benötigte. Diese fand er mit der Anstellung in einer Breslauer Leihbibliothek.

In dieser Zeit lieferte er für verschiedene gemeinnützige Blätter kleinere Mitteilungen. Bereits 1834 redigierte er den „Leuckardt´schen Volkskalender“.

In dieser Zeit ( 1834) wandte er sich auch mit dramatischen Arbeiten an den Leiter des Hoftheaters in Meiningen, den Schriftsteller Gustav von Alvensleben (+ 04.08.1868 in Wien). Dieser erkannte seine Begabung für das novellistische Gebiet und gab ihm deshalb den Rat, die Novelle und ganz besonders den historischen Roman zu pflegen. Diesem persönlichen Rat folgte Tarnowski. Es erschienen nun in rascher Folge in Unterhaltungs-blättern und Almanachen zahlreiche Novellen und Romane von ihm.

So erschienen dann 1835 in den gerade neu erscheinenden „Neuen Schlesischen Blättern“ in Breslau seine ersten novellistischen Versuche, die sich allgemeiner Beliebtheit erfreuten. Ab 1838 erscheinen dann in kurzer Folge seine Romane.

Anfang der 40-er Jahre siedelte er dann als freier Schriftsteller nach Leipzig über; von da dann später nach Leitmeritz und ab 1846 nach Prag, wo er auch starb. In Prag redigierte er das sehr beliebte, volkstümliche Unterhaltungsblatt „Erinnerungen“. Darin waren auch viele seiner Novellen veröffentlicht worden. Hier schrieb er sich Ladislaw Tarnowki.

Hier seine bisher bekannt gewordenen Werke:

1.Kreuz und Halbmond. Eine spanische Novelle aus dem 13. Jahrhundert, Breslau, 1838 ; 2 Bde. ; 27 Bögen.

2.Vorstinberg und Fürstenstein. Novelle aus Schlesiens Vorzeit, Breslau, Verlags- Comptoir, 1839 ; 3 Bde.; Vorstinberg: Erste und zweite Abtheilung, 2 Bände: 259 und 250 Seiten.

3.Die Schlacht auf dem Marchfelde. Historische Erzählung aus Österreich’s Vorzeit, Breslau, Heinrich Richter, Verlags- Comptoir,1839 ; 260 und 238 Seiten. Enthält auch noch die Novelle: Das Opferkreuz bei Peterwardein.

4.Napoleon und die Philadelphen. Ein Roman aus den Kriegsjahren 1806 bis 1809, Braunschweig, Verlag Meyer senior, 1841 3 Bde.; 294 und 296 und 300 Seiten.

5.Die Blutrosen von Augsburg. Ein deutscher Volksroman, Leipzig, Melzer, Verlag Fort,1842 ; 2 Bde.; 224 und 210 Seiten.

6.Die Makkabäer. Ein geschichtlicher Emancipations-Roman aus dem Morgenlande, Grimma, Verlags- Comptoir, 1842 , 2 Bde.; 260 und 238 Seiten. I. Die Berglöwen, II. Der Spitzkopf.

7.Küchenknecht und und Viscountess. Eine historische Novelle, Braunschweig, Verlag Meyer, 1843 ; 230 Seiten.

8.Wirbirge. Historische Novelle; in: „Gedenke Mein!“ , Taschenbuch für 1840, Neunter Jahrgang. S. 1- 58. Mit der Abb. „Selina“, S.V. Wien und Leipzig, Verlag von Wilhelm Pfautsch, Seitzergasse № 423 Mit sechs Kupfer- und Stahlstichen, Wien und Leipzig, Verlag von Friedrich Wilhem Pfautsch. Gedruckt bei A. Strauß´s sel. Witwe.

9.Der Reichsverweser. Roman von Emilie Flygare- Carlén. Aus dem Schwedischen übersetzt von L. Tarnowski. Theil 1 bis Theil 3, Verlags Comptoir Grimma, 1844; 210 und 178 und 196 Seiten.

10.Die Trauringe. Erzählung: in: „Gedenke Mein!“ , Taschenbuch für 1843, Zwölfter Jahrgang. S. 1- 27 . Mit der Abb. „Helena“, S.III. Wien und Leipzig, Verlag der Buchhandlung Pfautsch et Comp., Seitzergasse № 423

11.Menschen und Zeiten. In novellistische Rahmen gefaßt. Braunschweig: Meyer senior, 1840, 3 Bände. I. Hugo O´Nial – Das griechische Feuer; II. Bad Kocheba oder der Stern von Zion – Die drei Könige; III. Der Prior – Der Häuptling oder Irrland und England im 12. Jahrhundert.

12.Die Blutrosen von Cordova. Novelle. In: Cyanen. Taschenbuch für 1842. Vierter Jahrgang. Mit sechs Kupfer- und Stahlstichen. Wien und Leipzig. Verlag von Pfautsch & Compagnie. S. 1 bis 104; bis 108 ( Fehlheftung ab S. 105).

13.Cerealien. Gepflanzt zur Unterhaltung und Belehrung von Ladislaw Tarnowski. Mit einem klorirten Bilde und drei Lithographien. Prag 1846. Druck und Verlag des Artistisch- typographischen Instituts von C. W. Medau und Comp. 120 Seiten.

14.Criminalgeschichten nach wahren Begebenheiten. In Novellenform dargestellt. Leipzig, Verlag Fort, 1842

15.Der blutige Osterjubel: ein italienisches Volksbild aus dem 13. Jahrhundert / Die Schleuderer an der Haselmattküfe: eine Schweizernovelle aus dem 14. Jahrhundert . Braunschweig : Meyer, 1843.

16.Leben und Thaten Friedrich Wilhelm III. Königs von Preußen, 1840 17.Waldteufel. Gespenstergeschichten und Geistersagen, 3 Theile, Grünberg: Levysohn & Siebert,1842

18.Blutige Fußstapfen. Arme Sünder- Geschichten, 2 Bände, Braunschweig: Meyer senior, 1842, I. Band: Potsdam den 4. April 1817 – Der Horndrechsler und das Menschgebein; - Der Glockengießer und sein Lehrling; - Der Edelmann als Deliquent; II. Band: Die sieben Hiebe der Wiedervergeltung; - Der Dichter auf dem Schaffot.

19.Die jüdische Gaunerbande. Criminalgeschichte aus neuerer Zeit, Leipzig: Literarisches Museum, 1843

20.In der vom Literarischen Museum Leipzig ( Breslauer Verlags Comptoir, 1844) herausgegebenen, zehnbändigen, romantischen Bildergalerie enthalten in:

Band 3: „Der Findling. Eine Arme- Sünder- Geschichte nach actenmäßigen Quellen. Band 8: Der Musikant von Callao. Eine südamerikanische Leidensgeschichte. Band 9: Der Tenorist und seine Braut. Eine Theaternovelle. Band 10: Der Bluträcher oder die Rosen von Cordova. ( Vgl. Nr. 12!).

21.Adrian. Novellistische Aphorisme. In: Gedenke mein. Taschenbuch für 1841. Wien und Leipzig. Friedrich Wilhelm Pfautsch. (Seitzergasse № 423). Seite 173- 184.

22.Mahdi, der Kaliph. Eine persische Anekdote. In: Almanach Immergrün. Taschenbuch für das Jahr 1844. 8. Jahrgang. Wien, Haas, 1843.

23.Va banque. Eine historische Novelle. In: Vergissmeinicht eine Praemien- Gabe zum Thüringer Stadt- und Landboten auf das Jahr 1840, Saalfeld, Buch- und Papierhandlung Constantin Riese; S. 209- 261.

In ARCANA № 8 (Dezember 2006, S. 32-54) – Magazin für klassische und moderne Phanthastik – (Verlag Lindenstruth, Giessen) wurde aus „Waldteufel“ (s. Nr. 17) die leicht gekürzte Erzählung „Der mitternächtige Turmteufel“ entnommen und veröffentlicht.

Soweit der bisher bekannt gewordene Teil aus dem Lebenslauf von Ladislaus Tarnowski, der als Gehilfe, Schriftsteller, Übersetzer, Leihbibliothekar, Redakteur und Journalist seinen Lebensunterhalt bestritt.

Von Letzteren heißt es in den „Distichen“ von Prof. M. Enk ( Auch in: Cyanen, 1842, S. 226):

„Drei Klassen von Journalisten: Einige leben vom Raub, und and´re vom Bettel und Diebstahl, und ein Drittel vielleicht lebt von honettem Erwerb.“

und auch noch:

„Zweyerlei Frevel: Frevel ist´s, dem Verdienst den Kranz zu verweigern; ein größerer Frevel ist es, den Kranz nichtigem Unwerth zu weih´n.“

Der Kranz des Verdienstes steht meiner Meinung nach Ladislaus Tarnowski für sein Lebenswerk zu und es wäre ein Frevel, ihn in der Vergessenheit zu belassen.

Und wenn Georg Friedrich Lichtenberg einmal sagte:

„Mehr als Gold hat das Blei die Welt verändert, und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten.“

–so ist dem nur zuzustimmen und auch Ladislaus Tarnowski hat daran einen nicht ganz unerheblichen Anteil. Die nachfolgende Anmerkung mag dies verdeutlichen:


„Napoleon und die Philadelphen“ von Ladislaus Tarnowski – Eine Anmerkung.

Insbesondere aber sein Werk „Napoleon und die Philadelphen“ behandelt einen Gesichtspunkt über den man sonst kaum etwas an Fakten in Erfahrung bringen kann. Deshalb ist es ja so erstaunlich, woher Ladislaus Tarnowski in seinem dreibändigen Roman die Kenntnis der geschilderten Einzelheiten hatte.

In der heutigen Zeit wissen wir inzwischen von einigen Begebenheiten und daß sie im Wahrheitsgehalt dem entsprechen, was Tarnowski in seiner historischen Novelle schreibt. So z.B. besonders die geplante Aktion der Philadelphen in Soults Lager in Spanien ( Nach Theodor Lücke, „Wellington der eiserne Herzog“, Paul List Verlag Leipzig, Copyright 1938 Rowohlt Verlag GmbH, Berlin, S. 201).

Und als ein weiteres Beispiel sei hier nur das Attentat des Stapß am 12.10.1809 in Schönbrunn genannt.

Dieses Attentat wurde durch die massive Einflußnahme von Fouché - auf ausdrückliche Weisung Napoleons („....Ich wiederhole Ihnen nochmals, und Sie werden es begreifen, daß nicht darüber gesprochen werden darf.“ - Nach Borkowsky; s.u. S. 55) – für die Öffentlicheit streng geheimgehalten. Diese Geheimhaltung war so repressiv organisiert, daß sie selbst als Napoleon schon auf St. Helena interniert war, immer noch ihre volle Wirksamkeit entfaltete.

Bereits am 16.02.1810 wurden Fouché die versiegelten Akten, von denen es keine Kopien (!) gab, von Berthier zur endgültigen Aufbewahrung übergeben.

Die Eltern von Stapß konnten noch im Jahre 1830 (!!!) keine Todesbestätigung von den österreichischen Behörden erhalten. So gut war diese Geschichte damals von Fouché abgeschirmt worden. Bis heute ist seine genaue Grabstätte (im Feld hinter dem Karmeliterhaus in Fünfhaus) nicht mit Sicherheit bekannt.


Und zu den Philadelphen und zu dem Stapß´schen Attentat gab es damals nur folgende Quellen:

Von Karl Ludwig Schulmeister (Bruchstücke aus dem Leben des Charles Schulmeister von Meinau, als angeklagter Hauptspion des Napoleon, Leipzig, Baumgärtner´sche Buchhandlung, 1817); Die Bücher von Gassicourt und Nodier zu diesem Thema erschienen um 1818, Rapps Memoiren 1823; die Memoiren Fouché´s (Hrsg. Alphonse de Beauchamp) 1824, Morgenblatt für den gebildeten Leser 1826, Band 15, Teil 1, aus: Memoiren des Sergeanten Robert Guillemard, (nicht signierter Beitrag von 80.187.107.58 (Diskussion) 21:51, 31. Jul 2010 (CEST)) Bourienne´s Memoiren 1829 (obwohl er schon 1813 davon mündlich erfuhr und sich Notizen dazu machte), Savarys Memoiren 1828; Las Cases („Denkwürdigkeiten des Entthronten“) auch erst 1821/22 in Paris veröffentlicht.

– und die Biographie des Stapß von seinem Vater erst 1843 und in die „Allgemeine Deutsche Biographie“ in „Historisch- Politische Blätter“ XIV, S. 148-171 im Jahre 1844.

Selbst der sonst immer sehr gut unterrichtete Gentz erfuhr davon auch erst 1813, denn er schrieb zu dieser Zeit, „daß man von Stapß nichts gewußt habe“.

Allerdings erhielt andererseits der weimarische Kanzler Friedrich Müller schon 1809 von General Rapp eine vertrauliche Mitteilung zu diesem Attentat. Aber man wird wohl davon ausgehen können, daß dieser es damals für sich behielt.

Und auch schon am 29.05.1813 erschien im „Russisch- deutschen Volksblatt“ vom Herausgeber Kotzebue in Berlin unter der Überschrift „Der deutsche Brutus“ eine Schilderung dieses Vorfalls.

Aber erst am 05.02. 1821 konnte im Naumburger Kreisblatt die Familienanzeige über seinen Tod erscheinen. [Übrigens befand sich der Dolch des Stapß („...eine Art Küchenmesser in Scheide...“) im Nachlaß von Charles Schulmeister und wurde später von seinen Nachkommen Napoleon III. geschenkt.- Nach: „Charles Schulmeister, Generalkommissär der Kaiserlichen Heere unter dem ersten Kaiserreich“ von Leo Erhard, Straßburg, 1898, S. 36]

Allerdings fand sich auch im Nachlaß von George Sand ein schon 1836 verfasstes Manuskript „Engelhard“, das ein Stapß- Roman war, jedoch damals nicht veröffentlicht wurde.

Aber – auch wenn Tarnowski einige dieser Veröffentlichungen schon damals gekannt haben sollte: Er schreibt ja noch weiter von Dingen, die auch dort nirgends stehen.

Das Buch von Tarnowski erschien 1841 in drei Bänden. Wie lange hatte er dazu recherchiert? Ich denke, dies konnte auch kein kurzer Zeitraum gewesen sein.

In dem Roman Tarnowskis ist Stapß aber kein Einzeltäter, wie es sonst in allen anderen, diesbezüglichen Veröffentlichungen zu lesen ist, sondern ein gesandtes Mitglied der deutschen Philadelphen, die im inneren Kreis des Tugendbundes vertreten waren.

Lediglich bei der gesellschaftlich gut unterrichteten Louise Mühlbach (d.i. Klara Mundt, geb. Mülller) findet sich in „Napoleon in Deutschland.“ [1. Auflage 1859- Band 4: Napoleon und der Wiener Kongress – Sechstes Buch: Napoleon und Alexander in Erfurt : II. Die Verschwörer und Siebentes Buch: Der Wiener Frieden: VIII. Friedrich Staps.] die Beschreibung des Geheimbundes „Patriotische Brüder“, deren Präsident Staps ist, der nach erfolglosem Versuch zweier Brüder selbst das Attentat begehen muß. Die „Patriotischen Brüder“ waren mit allen anderen Geheimbünden in sehr enger Verbindung.

In allen bisherigen Darstellungen zu dem Stapß´schen Attentat gibt es einen größeren Zeitraum zwischen der Abreise in Erfurt und dem Attentat in Wien, für den es keine befriedigende Erklärung gibt, wenn man dieses Attentat als das eines Einzeltäters annimmt. Alle begnügen sich mit der lapidaren Feststellung, daß Stapß sich in Wien aufgehalten habe.

Es sind mittlerweile interessante Details aus dem handschriftlichen Nachlaß des Baron von Glave- Kolbielski – eines antinapoleonischen Agenten in überwiegend östereichischen Diensten - bekannt geworden, die belegen, daß sich Stapß in der fraglichen Zeit nicht nur in Wien, sondern auch in Dotis aufhielt und zu höchsten Kreisen enge Kontakte hatte. Dies bestätigen auch die [Frh. v. Hormayr] „Lebensbilder aus dem Befreiungskriege“( I1, dt. Jena, Friedrich Fromann,1845, 2.verm. Aufl. und I 2, das Urkundenbuch, Jena, 1844, 2. Aufl.) des Grafen Münster.

Nur die Kenntnis dieses Faktums alleine genügte, um Baron v.Glave- Kolbielski lebens-länglich in einer dem Einflusse Napoleons entzogenen Festung gefangen zu halten. Und der ebenfalls mitwissende englische Gesandte Benjamin Bathurst verschwand auf der Heimreise 1809 in Perleberg spurlos. Bis heute sind die Umstände dieses Verschwindens nicht geklärt.

Aber alle Bemühungen der französischen militärischen Abwehr unter General Savary (Duc de Rovigo) konnten keinerlei Anhaltspunkte finden, daß Stapß kein Einzeltäter gewesen war (Obwohl sie schon 7 Tage vorher von dem durch Stapß geplanten Attentat aus einer Quelle vom Hofe in Dotis unterrichtet worden waren und Savary den Auftrag erhielt, dass auch Benjamin Bathurst verschwinden müsse. Nach: [Frh. v. Hormayr] „Anemonen aus dem Tagebuch eines alten Pilgersmannes“ Zweiter Band, Jena, Friedrich Frommann, 1845; S. 90).

Das belegen die geheimen Verhörsprotokolle von Karl Ludwig („Charles“) Schulmeister, wie Prof. Borkowsky ( Das Schönbrunner Attentat im Jahre 1809 mit Benutzung der geheimen Polizeiakten des französischen Nationalarchivs in Paris, Verlag für Militärgeschichte und deutsches Schrifttum, Naumburg / Saale, o.Jz. – aber nach 1942) sehr viel später in den französischen Archiven fand.

Und auch noch nach dem Sturz Napoleons durfte nicht bekannt werden, daß höchste Kreise in Österreich mit dem Stapß in Verbindung gewesen waren. Deshalb blieb v.Glave- Kobielski sogar später auf ganz besondere Initiative von Fürst Metternich weiterhin lebenslang in Haft. [Fürst Metternich war ein sehr enger Freund und Werkzeug Fouché´s, Talleyrand´s und Bernadottes´s. Quelle: "Kaiser Franz und Metternich. Ein nachgelassenes Fragment. Leipzig, Weidmann´sche Buchhandlung, 1848, S. 159 - (Frh. vHormayr)].

So sagte der österreichsche Kaiser Franz dessen Frau: „Meine liebe Kolbielska, ich will Ihnen reinen Wein einschenken. Ich habe nichts gegen Ihren Mann, aber er muß noch eine Zeitlang ein Opfer der Politik sein. Ich müßte sonst zehn Menschen unglücklich machen. Es ist besser, daß einer leidet, als viele....“ (Nach „Ein politischer Abenteurer -Karl Glave- Kolbielski, 1752- 1831 – von Alfred Francis Pribam und Erich Fischer, Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch- Historische Klasse, Sitzungsberichte, 216. Band, 5. Abhandlung, Vorgelegt in der Sitzung am 25. April 1934, - Hölder- Pichler- Tempsky A.-G., Wien und Leipzig, Kommissionsverleger der Akademie der Wissenschaften in Wien, 1937; S. 169)

Und selbst noch nach Napoleons Tod sagte Kaiser Franz im November 1821 zu ihr: „Es ist wahr, Napoleon ist tot, und dadurch ist das hauptsächlichste Hindernis gehoben. Auch ist Ihr Mann voller Talente. Aber er kann nicht schweigen. Ich habe ihn müssen verhaften lassen, weil er zu viel geredet und geschrieben hat. Ich kann Ihnen heute noch nichts Bestimmtes sagen, ...( Pribam / Fischer, S. 186)

Und auch nur bei Tarnowski findet man im Roman eine schlüssige Erklärung von einigen Umständen, die alle Veröffentlichungen zum Stapß´schen Attentat zwar erwähnen – aber einfach mit Schweigen übergehen. So fand man bei dem Stapß das Bildnis einer jungen und schönen Frau. Dies ist an sich schon sehr merkwürdig. Ein Attentäter wird doch in der Regel alle Merkmale, die Hinweise auf seine Identität und die von geliebten Angehörigen geben könnten, sehr sorgfältig vorher entfernen.

Aber noch sehr viel merkwürdiger ist, daß der französische, militärische Geheimdienst sehr sorgsam im erweiterten Familienkreis des Stapß über alle Angehörigen genaue Erkundigungen einzog – aber es gibt nicht einen einzigen Hinweis, daß man je versucht hätte, die Identität der jungen Frau zu ermitteln. Das ist denn doch mehr als eigenartig!

[Im Verhör gab er ihren Namen mit Charlotte Bellerman, Tochter eines Kaufmannes an. Nur der befreundete Kaufmann Bellerman in Erfurt war aber in seinem Alter und konnte demzufolge noch keine Tochter in diesem Alter haben.]

Anders aber, wenn man der Tarnowski´schen Darstellung folgte:

Hiernach wäre die Mitnahme des Bildnisses als persönlicher Racheakt des Stapß an der Tochter des Bundesmeisters aus der Handlung her deutbar.

Und noch etwas sehr Bedeutendes käme hinzu:

Napoleon hätte in dem Bildnis eine ehemalige Geliebte – von der er mittlerweile wußte, daß sie auch zu den Philadelphen gehörte – erkannt. Dies würde erklären können, weshalb in dieser Richtung nicht ermittelt wurde – ja nicht einmal ermittelt werden durfte!

Das Stapß´sche Attentat am 12.10.1809 – obwohl mißlungen – hatte Napoleon doch einen unheimlichen Schrecken eingejagt, so daß er überstürzt Wien verließ und die Friedens-verhandlungen sehr schnell, selbst ungünstig, beendet haben wollte. Er erkannte plötzlich, daß er eine Idee als geheimen, gegnerischen Feldherrn vor sich hatte. Er mußte u.a. wohl auch erkennen, daß man die Philadelphen in der Schlacht von Wagram, wo man sie im Verlaufe der Schlacht in einen Hinterhalt lockte, nicht alle vernichtet hatte. Sie waren immer noch gegenwärtig. Es wurde nur die eine Feldloge in der Division Boudet mit dem Regiment von Oberst Oudet und seinen 22 Offizieren beseitigt.

[Nach Tarnowski sollte dies von Berthier veranlasst worden sein. Die merkwürdigen Umstände, unter denen Berthier später sein Leben verlor, sind auch nie geklärt worden. Der „Bamberger Fenstersturz“ meist als Selbstmord in geistiger Umnachtung dargestellt, wird aber von Anderen als Mord – Sechs Hände, die ihn stürzten - beschrieben. Ein späterer Racheakt der anderen Philadelphen? Siehe dazu auch: "Marschall Berthier und sein Ende", Nach archivialischen Quellen von Dr. phil.Michael Strich, München 1908,Verl. v. A. Reusch,S. 104 FN 50 und analysiere die Zeichnung des Geometers Scharnagel – Acta des Kgl. Appellationsgerichts. Kgl. Geh. Hausarchiv Akt 17 Nr. 3-7 .]

Der Dramatiker Carl Leyst schrieb in „Revolution in der Geschichtsschreibung“ (d.i. Karl Küchenmeister; Sphynx- Verlag GmbH, Schlachtensee- Berlin. S.43), daß in der Armee Napoleons ca. 800 Offiziere zu den Philadelphen zählten. [Auch soll Madame de Stael – geborene Necker - nach ihm ein heimliches Mitglied in dieser Bruderschaft gewesen sein, die dann später zwischen dem Zaren Alexander und dem Philadelphen Bernadotte – dem engen Vertrauten von Fouché und späteren schwedischen König Carl Johann – vermittelte.]

Dies würde bedeutet haben, daß es selbst nach Wagram im Militär noch viele Philadelphen gegeben haben musste. Die Malet´sche Verschwörung von 1812 belegt dieses ja auch.

Dies alles machte Napoleon Angst. Dies ist auch in seinen Fragen an Stapß kenntlich. Und auch, was er am Tage des Attentates zu seinen Generalen sagte: „... Es gibt kein Mittel gegen diesen Illuminatismus. Kanonenschüsse schüchtern eine Sekte nicht ein.“ (nach Borkowsky; S.40).

Die vorangegangenen und auch später nachfolgenden Attentate hatten ihn nie so heftig beunruhigt (Es wurden insgesamt ca. 60 bekannt gewordene Attentatsversuche auf das Leben Napoleons unternommen.).

Und es kann auch eine Erklärung dafür sein, warum er keine Gnade walten ließ und Stapß unter allen Umständen erschossen werden mußte. Dies, obwohl Stapß in den letzten Verhören seinen Irrtum doch noch eingestand und Napoleons Meisterspion „Charles“ in seinen Protokollen sehr günstig für ihn schrieb.

Es ist aber auch aus seinen Memoiren überliefert, daß Napoleon die Geschichte um Stapß selbst auf St. Helena nicht in Ruhe ließ und sich diese fest und bleibend in sein Gedächtnis eingeprägt hatte.

Allein die Romanhandlung Tarnowskis kann dafür eine sehr einleuchtende Erklärung geben. Und mittlerweile lassen sich einige seiner Details verifizieren.

Dies ist nur ein winziges Beispiel aus dem Roman Tarnowskis, das belegt, daß dieser eine hohe historische Wahrheitsnähe in der romanhaften Darstellung der Ereignisse besitzt.

Dies ist um so erstaunlicher, weil es bis heute zu der geheimen Bruderschaft der Philadelphen kaum gegründete Informationen – und wenn nur sehr widersprüchliche – gibt.

Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, daß sie aus der „Pantheon- Gesellschaft“ und dem nachfolgenden „Geheimen Directorium“ der Babeuf´schen Verschwörung der Gleich-heit („Patrioten von 1789“) ihren Ursprung hat (Siehe dazu in: „Babeuf und die Verschwörung für die Gleichheit mit dem durch sie veranlaßten Prozeß und den Belegstücken.“ von Ph. Buonarroti, übersetzt und eingeleitet von Anna und Wilhelm Blos, Stuttgart 1909, Verlag von J. H. W. Dietz Nachf.).

Dem „Geheimen Directorium“ stand u.a auch der General Moreau sehr nahe, dem die späteren Philadelphen sehr zugetan waren, obwohl er nicht ein eingeschriebenes Mitglied bei Ihnen war. Auch dies kann schon als ein Indiz des angenommenen Vorläufertums gewertet werden.

Die allgemein übliche Darstellung (z.B. bei Ch.W. Heckethorn, „Geheime Gesellschaften“ Leipzig, 1900, S. 361/362), daß sie 1795 von Oberst Oudet in Besancon gegründet sein sollen, erscheint nicht sehr stichhaltig.

Nach Felix Franz Egon Lützler („Hinter den Kulissen der Weltgeschichte“, Band 3, Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur, 1986, Faksimile- Druck für Forschnugszwecke nach der in der Hellingschen Verlagsanstalt Leipzig erschienen dritten Auflage, S. 1105) soll dagegen Oberst Oudet 1795 nur den schon seit Napoleons Ägyptenfeldzug bestehenden Bund zu einem militärisch straff geführten Stoßtrupp umgebildet haben.

Lediglich bei Fouché („Erinnerungen von Joseph Fouché Polizeiminister Napoelons I.“, Übersetzt und herausgegeben von Paul Aretz, Stuttgart, Verlag von Julius Hoffmann, o. Jz, um 1920,S. 238) findet man den Hinweis, daß sie royalistisch geleitet und republikanisch ausgeführt wurden, was ihrem wirklichen Wesen real entsprach.

Und nach der Restauration der Monarchie entledigte man sich einfach seiner nun unnützen republikanischen Zellen. Dies war ja bekanntlich auch bei den deutschen „Tugendbund- Philadelphen“ und danach bei den italienischen „Carbonari“ der Fall.

Ähnlich könnte man auch auf das Beispiel des Oberhauptes einer der militärischen Philadelphenzellen, Oberst Oudet, eingehen. Auch hier ist die Darstellung bei Tarnowski im Roman glaubwürdiger und detailreicher dargestellt, als in manchen anderen historischen Sachbüchern, Romanen und Erzählungen (z.B. Heinrich Frank, Der Oberst, Holle & Co. Verlag, Berlin, 1943)

Insgesamt stellt sich daher die Frage: Woher hatte Ladislaus Tarnowski bereits zu Lebzeiten Kenntnisse, wie sie eigentlich nur ein Mitglied der geheimen Bruderschaft selbst haben konnte?

Wer wußte damals überhaupt von dem versuchten Attentat der Philadelphen 1808 in Spanien (z.B. u.a. nach: Lützeler, Band 3, S. 1106 und Lücke, Wellington, S. 201)?

Er selbst konnte als kleinwüchsiger Mensch zur damaligen Zeit nicht Mitglied einer solchen oder einer befreundeten geheimen Bruderschaft gewesen sein, so daß ihm später deren geheime Archive zur Verfügung gestanden haben könnten. Aber er muß einen Vertrauten gehabt haben, der ihm interne Dinge aus der Bruderschaft der Philadelphen bekannt gab. Man kann also nur vermuten, daß dieser möglicherweise in Breslauer und evtl. auch Leipziger Professorenkreisen zu suchen sein würde, so wie der bekannte patriotische Professor Steffens (aber ein vehementer Feind der patriotischen Turner um Jahn), der in diesen beiden Orten tätig war. Es wäre gut möglich, dass Ladislaus Tarnow-ski, der vorher bekanntermaßen zu den Breslauer Professoren sehr gute und persönliche Kontakte hatte, auch diesen kannte.

Interessant ist aber auch, daß ausgerechnet ein Graf Johann von Spork,1726 die erste östereichische Freimaurerloge „Zu den drei Sternen“ in Prag gründete. Möglicherweise hatte die Tradition auch noch in den folgenden Generationen weitergewirkt und das freundschaftliche Verhältnis dieses Geschlechts auch zu dem Nachkommen Ladislaus Tarnowski weiter bestanden. Dann hätte er wohl Quellen zu dieser Thematik gehabt, die öffentlich sonst nicht zugänglich gewesen waren.

Der Roman von Ladislaus Tarnowski „Napoleon und die Philadelphen“ ist wegen seiner unstreitbar hohen Wahrheitsnähe von historischem Interesse.

Auch die Wiedergabe der bedeutenden Schlachten dieser Zeit ist detailreich und sehr übersichtlich mit großer Kennerschaft dargestellt.

Auch hierzu waren sicher sehr umfangreiche Recherchen notwendig. Die Beschreibung der Schlachtverläufe ist bei Tarnowski viel treffender als in einigen, der vielen militärgeschichtlichen Memoiren.

Allerdings kann man auch nicht umhin an dieser Stelle einmal abzuschweifen und zu erwähnen, daß es bereits im 18. und ganz besonders im 19 Jahrhundert (besonders so ab 1820) bei vielen großen Verlagen regelrechte Übersetzungsfabriken gab. Hier wurden fremdsprachige Bücher in kürzester Zeit von sehr vielen Übersetzern (Kapitel- oder sogar nur bogenweise gleichzeitig übersetzt) und die Einzelübersetzungen an jeweils einen, bekannten Schriftsteller (der meist anonym blieb) zum Zusammenstellen übergeben. So konnte ein gerade im Ausland erschienenes Buch unmittelbar darauf in deutschen Landen in sehr hoher Auflage auf dem Markt angeboten werden. Es waren ganze Heerschaaren von Übersetzern und Schriftsteller im Dienste dieser Industrie. (Nach einer vorzüglichen im Internet verfügbaren, 50-seitigen Monographie zu den Übersetzungfabriken von Norbert Bachleitner).

Es wäre daher nicht unmöglich, daß auch Ladislaw Tarnowski in diesem Metier tätig gewesen sein könnte. Dann hätte er auch auf diese Art einen schnellen und hohen Erkenntnisstand haben können. Er schrieb ja für einige Verlage, die solche Übersetzungsfabriken betrieben.

Tarnowski´s Erzählweise allerdings war sehr dem Geschmack seiner Zeit - und ganz besonders seinen weiblichen Leserinnen - angepasst. Das ist am Anfang – im ersten Band - etwas sehr gewöhnungsbedürftig. [Möglicherweise diente dieser Band auch dazu, die Zensur etwas „einzuschläfern“.]

Der Roman ist aber auch aus psychologischer Sicht von hohem Interesse, denn meisterhaft versteht es Tarnowski, die Beweggründe und Schwächen der handelnden Personen zu beleuchten.

Eine besonders gelungene Passage ist hier die des Stapß, der meisterhaft die Psyche des Napoleons mordet. Seit diesem Attentat hat Napoleon wirklich Angst um sein Leben, das er von imaginären Gegnern bedroht sieht. Und erkennt plötzlich auch, daß mit seinem Tod sein Werk verfällt. Er hat ja keinen Sohn, der sein Werk bewahren kann. Und selbst kleinere Nebenbemerkungen zu Stapß z.B. mit Eigenarten von Kämpfern, „...die der Islam besonders schätzte“, haben auch heute noch nichts an ihrer psychologischen Aktualität verloren.

Ladislaus Tarnowski wird zu Recht als bedeutende Persönlichkeit der Stadt Breslau (heute Wroclaw) geführt. Von J. Pisch, 2009 (nicht signierter Beitrag von 80.187.108.100 (Diskussion | Beiträge) 21:29, 20. Okt. 2009 (CEST)) Beantworten

Ein Nachtrag von J. Pisch, 14.12.2009: In der Nr. 38 des Gewerbe- Blatt für Sachsen (V. Jahrgang vom 17.09. 1840) findet sich auf Seite 299 eine Zuschrift H.D. „Arm, Hand und Maschine. (Für Herrn Ladislaus Tarnowsky).“ Es heißt dort u.a.: „Die Neigung der modernen Industrie, so viel wie thunlich mit Maschinen zu arbeiten, nennen gewisse Schriftsteller, - welche sich stellen, als nähmen sie die Parthie der Hand gegen die Maschine im Interesse der armen Arbeiter – Maschinenwuth.“ Und weiter: „Die durch den Erfindungsgeist fortwährend genährte Neigung, mit Maschinen zu arbeiten (Maschinenwuth), wird nicht, wie Hr. Ladislaus Tarnowsky meint, vergehen wie die Cholera, sondern wird zunehmen, so wie die Resultate des Erfindungsgeistes bedeutender werden.“ (nicht signierter Beitrag von 80.187.108.116 (Diskussion | Beiträge) 21:27, 14. Dez. 2009 (CET)) Beantworten

Nachtrag zu Staps: Nach Jules Barni, Napoleon I. und sein Geschichtsschreiber Thiers, Leipzig, 1870, Seite 154/155 wurde Staps durch Nahrungs- und Schlafentzug sogar gefoltert, um herauszufinden, wer mit ihm im Bunde sei. J. Pisch 27.02.2015 (nicht signierter Beitrag von 80.187.103.74 (Diskussion) 20:33, 27. Feb. 2015 (CET))Beantworten