Diskussion:Harmonices Mundi

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Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von Lektor w in Abschnitt Erläuterung zu Harmonices vs. Harmonice
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Erläuterung zu Harmonices vs. Harmonice

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Hier die Kopie einer Diskussion, die bei Johannes Kepler archiviert wurde (zwischen den Linien):


"Viele Verfasser, die Keplers Buch erwähnen, bezeichnen es als »Harmonices«, als ob dieses Wort ein Plural wäre. Wie nach ihrer Meinung der Singular lautet, verraten sie uns nicht. Natürlich ist Harmonices der Genitiv von άρμονική, das Kepler in sein Latein übernommen hat und das Harmonielehre bedeutet. Möge endlich dieser sehr störende Irrtum verschwinden!" (Max Caspar, J. Kepler (1995), S. 342) --Dier 05:40, 15. Apr 2006 (CEST)

Das Werk wird gelegentlich auch als "Harmonice Mundi" oder "De Harmonice Mundi" zitiert. Der Titel des Originals lautet aber, wie es im Artikel auch richtig steht "Harmonices Mundi libri V.". Anzusehen z.B. [[1]].--Allegoriowitsch 12:51, 11. Feb. 2009 (CET)Beantworten

Harmonices mundi als Titel ist sprachlich völlig unsinnig. Wenn der vollständige Titel lautet Harmonices mundi libri V, also Fünf Bücher der Weltharmonik, und man "fünf Bücher" weglässt, bleibt übrig "harmonices mundi", also wörtlich "Der Weltharmonik" - ein sprachliches Monstrum. Man kann den Titel entweder vollständig zitieren oder kurz, wenn aber kurz, dann korrekt im Nominativ, also "harmonice". So steht es korrekt in seriöser Literatur wie z.B. den Kepler-Artikeln der NDB und der TRE. Die Aeneis heißt auch Aeneis und nicht wegen "Aeneidos libri XII" "Aeneidos". Nwabueze 15:51, 3. Nov. 2010 (CET)Beantworten
Nachtrag: Auf dem oben von Allegoriowitsch verlinkten Titelblatt steht korrekt "Harmonices mundi libri quinque". Das heißt aber nicht, daß "Harmonices mundi" korrekt ist. Es ist wie wenn man den Titel "Max Müller: Geschichte Frankreichs im 19. Jahrhundert" zitieren würde: "Max Müller: Frankreichs im 19. Jahrhundert". Wenn man einen Titel, dessen Sprache man nicht kennt, abkürzt, kommt leicht logisch Unsinniges heraus. Die oben von Dier zitierte Feststellung von Caspar trifft zu. Nwabueze 17:07, 3. Nov. 2010 (CET)Beantworten
Du hast recht. Sprachlich ist es Unsinn. Die Tradition achtet aber nicht immer auf sprachliche Korrektness. Und so kann man schnell ergoogeln, dass der Titel HARMONICES MUNDI z.B. von der Keplergesellschaft verwendet wird oder als professoraler Vorlesungstitel usf. weit verbreitet ist. Jede Papstenzyclica wird nach ihren Anfangsworten zitiert oder die Schrift Luthers, die oft nur als de captivitate bezeichnet wird, heißt vollständig de captivitate babylonica ecclesiae praeludium, ein Werk Hildegard von Bingens wurde SCIVIAS benannt usw. Wie es im Artikel steht, ist mir gleich. Nur eins: mit dem "man", das die Sprachen nicht kennt, meinst du nicht etwa mich?--Allegoriowitsch 19:29, 3. Nov. 2010 (CET)Beantworten
Nein, mir ist schon klar, daß du dich auf eine entsprechende traditionelle Gepflogenheit stützt, auf die du dich ja auch berufst. Nur kann eine solche Gepflogenheit doch wohl erst dann entstehen und sich (teilweise) durchsetzen, wenn das Sprachgefühl abhanden gekommen ist, und das ist bedauerlich. Daher sollten wir dem nicht auch noch Vorschub leisten. Bei den Papstenzykliken handelt es sich im Prinzip um Initien und es kann durchaus sinnvoll sein, Texte nach dem Incipit zu zitieren, wie etwa auch in der Mittellateinischen Philologie üblich. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es tatsächlich ein Initium ist. Bei Kepler ist es aber kein Initium, sondern ein normaler Werktitel. Gegen einen Kurztitel wie de capitivitate ist grundsätzlich nichts einzuwenden, da er grammatisch korrekt ist. Es darf nur eben nicht grammatisch Unsinn sein. Wenn der Autor selbst (aus welchem Grund auch immer) einen grammatisch unsinnigen Titel wählt, haben wir das natürlich zu respektieren. Das hat Kepler aber nicht getan. Daher sollten wir nicht einer Gepflogenheit folgen, die den Titel verhunzt - sondern den Sachverhalt klarstellen, damit der Leser durchblickt. Nwabueze 19:58, 3. Nov. 2010 (CET)Beantworten
Wir können Max Caspar (Scan der zitierten Bemerkung) hier wohl problemlos folgen, meine ich. Etwas genauer heißt das: Kepler hat den griechischen Genitiv Singular von άρμονική in lateinischer Schrift geschrieben (im Lateinischen gibt es keine Genitiv-Endung -es und auch kein Wort "harmonice" – geschweige denn "harmonix"). Der Sachverhalt ist anscheinend ziemlich eindeutig (siehe auch [2]), Kepler selbst kündigte zunächst eine Schrift "De harmonice mundi dissertatio cosmographica" an ([3]) und verwendete später selbst die Kurzform "Harmonice mundi" ([4]), und in der Tat habe ich in höherwertiger Literatur über Kepler auch nur die Schreibweisen "Harmonice" und "Harmonice mundi" als Kurzform des Titels gefunden. Dass dies tatsächlich verwirrend ist (auch das lateinische Adjektiv harmonicus wird von Kepler reichlich verwendet), spricht ebenfalls für eine ausdrückliche Schreibweise "Harmonice", die den Singular und vielleicht auch das zugrundeliegende griechische Wort andeutet. --91.32.91.13 22:07, 3. Nov. 2010 (CET)Beantworten

Bei Kepler gilt also: Die Schreibweisen Harmonices mundi libri V (mit s) und Harmonice mundi (ohne s) sind korrekt und so gewollt. Lektor w (Diskussion) 08:39, 8. Okt. 2014 (CEST)Beantworten