Diskussion:Jan Baudouin de Courtenay
"Radikalfeminist"
[Quelltext bearbeiten]Vielleicht erwähnenswert: Die feministische Linguistin Luise F. Pusch bezeichnet Baudouin de Courtenay in ihrem einflussreichen Aufsatz Das Deutsche als Männersprache. Diagnose und Therapievorschläge als "erstaunlichen Radikalfeministen", da er sich als seinerzeit einziger männlicher Sprachhistoriker Gedanken über die geschlechtliche Einseitigkeit von Morphemen wie -in gemacht habe, mit dem seit dem Althochdeutschen weibliche Formen von Substantiven gebildet werden (der Lehrer -> die Lehrerin) und zitiert als Beleg für seine "entschieden feministisch-linguistische Position" aus seiner Arbeit Einfluss der Sprache auf Weltanschauung und Stimmung (Prace Filologiczne 14, 1929, S. 185-255):
- Diese in der sprache zum vorschein kommende weltanschauung, nach welcher das männliche als etwas ursprüngliches und das weibliche als etwas abgeleitetes aufgefaßt wird, verstösst gegen die logik und gegen das gerechtigkeitsgefühl. Und trotzdem ist sie so tief in die psychik von Europäern und Semiten eingewurzelt, dass sie sogar in die künstlichen hilfssprachen [z.B. Esperanto] eingegangen ist. [...]
(Das Deutsche als Männersprache, edition suhrkamp 3324, S.56, S.66f)