Dorfkirche Passow
Die Dorfkirche Passow ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Passow (Mecklenburg), Landkreis Ludwigslust-Parchim. Es gehört zur Ev.-Luth. Kirchengemeinde Benthen in der Region und Propstei Parchim des Kirchenkreises Mecklenburg der Nordkirche.
Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Kapelle in Passow ist erstmals 1557 im Visitationsprotokoll bezeugt. Passow war und ist, ebenso wie die Weisin, eine Filialkirche der Pfarrkirche in Benthen. Von 1804 bis 1806 ließ Ulrich Philipp von Behr-Negendank die Kapelle erneuern.
Das heutige Kirchengebäude ist eine neugotische einschiffige Saalkirche. Sie wurde von 1866 bis 1868 nach Plänen von Theodor Krüger errichtet, der zuvor den Neubau der Kirche im benachbarten Granzin geleitet hatte. Der Bau wurde im Wesentlichen als Feldsteinkirche gestaltet, der Turmaufsatz und der östliche und westlichen Blendgiebel wurden in Backstein ausgeführt, der aus der zum Gut Passow gehörenden Ziegelei stammte.[1]
Der Neubau wurde finanziert durch den Kirchenpatron, Hermann von Behr-Negendank (1801–1887). Auf dem Turm findet sich daher, ähnlich wie auf der Behr-Negendanckschen Dorfkirche Behren-Lübchin, ein Bär in der Wetterfahne. Die Einweihung fand am 2. Adventssonntag, dem 6. Dezember 1868 in Anwesenheit von Großherzog Friedrich Franz II. statt.[2]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Turm einen Einschuss, wodurch der Turmhelm in eine Schieflage geriet; er konnte erst 1950 wieder gerichtet werden.[2] Die Spätfolgen führten noch 2014 zu Notsicherungsmassnahmen am Turm.[3] Unter der Orgelempore wurde 1963 eine Winterkirche eingerichtet.
Die Kirche wurde im Februar 2018 von der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland als Kirche des Monats ausgewählt.[4] Die Dachtragwerke müssen saniert und die Dacheindeckungen erneuert werden. An der Fassade sind Restaurierungsarbeiten notwendig.
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ausstattung stammt aus der Erbauungszeit. Den neugotischen Altar schmückt ein Altarbild Christus am Kreuz, das 1868 von Waldemar Philippi gemalt wurde. Das Taufbecken aus weißem Marmor, das Patronatsgestühl und die Kanzel sind ebenfalls noch in originalem Zustand erhalten. Im Patronatsstuhl hängen einige kleine Blechschilde mit Wappen und Namen von Verstorbenen der Familie von Behr-Negendanck und anderer mit ihr verbundener Familien. Im Ostfenster findet sich ein gemaltes Doppelwappen der Stifter: H. A. F. v. Behr-Negendanck und L. V. Behr-Negendanck, geb. v. Ledebur 1868.
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebenfalls 1868 erhielt die Kirche eine Orgel von Friedrich Friese III. Sie besitzt die einzigen erhaltenen Zinn-Prospektpfeifen aus der Werkstatt von Friese (III). Das einmanualige Werk umfasst 6 Register, das Pedal ist angehängt. Die Orgel wurde 2001 durch die Werkstatt Alexander Schuke Potsdam Orgelbau restauriert. Sie hat die Disposition:[5][6]
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Technische Daten
- Schleiflade
- Traktur:
- mechanisch
- mechanisch
Glocken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche erhielt 1868 zwei Glocken. Die größere (Durchmesser 0,87 m) hatte die Inschrift aus Eph 5,14 LUT: Wache auf, der du schläfst. Die zweite (Durchmesser 0,72 m) hat die Inschrift Ps 100,1 LUT: Jauchzet dem Herrn, alle Welt. Auf beiden Glocken der Name H. A. F. BEHR-NEGENDANCK, PAT[RON]. D. KIRCHE, und der des Grossherzoglichen Hofglockengiessers Johann Carl Ludwig Illies in Waren mit der Jahreszahl 1868.
Die größere Glocke wurde im Ersten Weltkrieg 1917 als Metallspende abgeliefert und eingeschmolzen. 2002 spendete ein Passower Einwohner eine neue Glocke, so dass heute wieder zwei Glocken vorhanden sind.[2]
Heutige Kirchengemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde gehören neben Passow mit Kirche die Orte Benthen mit Kirche, Charlottenhof, Neu Benthen, Tannenhof, Weisin mit Kirche, Weltzin und Werder. Die Kirchgemeinde Benthen mit Pfarrsitz ist verbunden mit der Kirchgemeinde Granzin.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. IV. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Schwaan, Bützow, Sternberg, Güstrow, Krakow, Goldberg, Parchim Lübz und Plau. Schwerin, 1901 (Digitalisat), S. 548
- ZEBI e.V., START e.V.: Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Parchim. Bremen, Rostock, 2001, ISBN 3-86108-795-2, S. 171.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur über Dorfkirche Passow in der Landesbibliographie MV
- Kirche Benthen Granzin, offizielle Website der Kirchengemeinde
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Friedrich-Wilhelm Borchert, Udo Steinhäuser, Werner Schulz: Ziegeleigeschichte(n): ehemalige Ziegeleien an der Lehm- und Backsteinstraße. Buchberg: Buchberg 2011, ISBN 9783980745918, S. 91f.
- ↑ a b c Kirche Passow, abgerufen am 2. Februar 1018.
- ↑ Passow: Kirchentüren wieder offen, SVZ vom 8. Dezember 2014, abgerufen am 2. Februar 2018.
- ↑ Die "Kirche des Monats" steht in Passow, Meldung der Nordkirche vom 1. Februar 2018, abgerufen am 2. Februar 2018.
- ↑ Nach dem Eintrag im Mecklenburgischen Orgelinventar, Orgelmuseum Malchow, abgerufen am 2. Februar 2018.
- ↑ Passow – Dorfkirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (deutsch).
Koordinaten: 53° 30′ 25,9″ N, 12° 3′ 11″ O
- Bauwerk in Passow (Mecklenburg)
- Baudenkmal in Passow (Mecklenburg)
- Kirchengebäude in Europa
- Kirchengebäude im Landkreis Ludwigslust-Parchim
- Kirchengebäude der Propstei Parchim
- Neugotisches Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern
- Neugotisches Kirchengebäude
- Saalkirche in Mecklenburg-Vorpommern
- Feldsteinkirche
- Erbaut in den 1860er Jahren
- Disposition einer Orgel