Elisabeth Engler

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Elisabeth (Else) Engler (* 4. August 1875 in Celle[1]; † 6. November 1959 in Karlsruhe) war eine deutsche Portraitmalerin.


Gruppenbild in St. Märgen: Elisabeth Engler (2.v.l.), Helene Engler (2.v. r.)
Elisabeth (links) und Helene (rechts) Engler in typischer St. Märgener Tracht

Elisabeth (Else) Engler war die Tochter des in Emmendingen geborenen Oberst Rudolf Karl Friedrich Engler (1832–1897[2]) und seiner Frau Martha Elisabeth Auguste, geborene Trautwein aus Breslau (1853–1920).[3] Die Eltern heirateten am 20. März 1873 in Breslau,[4] nachdem sich knapp sechs Monate zuvor bereits Rudolfs jüngerer Bruder Gustav Friedrich Engler und Elisabeths ältere Schwester Helene ebenfalls in Breslau das Jawort gegeben hatten.[5] Rudolf Engler diente zu dieser Zeit als Major und Abteilungskommandeur im Feldartillerieregiment 10[6] der Preußischen Armee in Celle.

Die folgenden Jahre verbrachte die Familie in Celle. 1874 erblickte die Tochter Helene (* 5. Mai 1874 in Celle;[7] † 18. September 1959 in Karlsruhe[8]) das Licht der Welt, ein Jahr später Elisabeth. Mit der Beförderung und gleichzeitigen Versetzung des Vaters zum Oberstleutnant und Kommandanten des I. Bat. des Bad. Landwehrregiments[9] übersiedelte die Familie nach Bruchsal. Dort wurde 1878 die dritte Tochter Maria geboren, welche das erste Lebensjahr nicht überlebte.[10]

Mit der Beförderung des Vaters zum Landwehrbezirkskommandanten übersiedelte die Familie 1883 nach Karlsruhe in die Kaiserstraße 227, welche den Englers zumindest bis 1918 als Heimstatt diente. Rudolf Engler wurde 1890 im Range eines Obersten aus der Armee verabschiedet und verstarb 1897.

In der Zeit des I. Weltkriegs waren sowohl Else als auch Helene Engler als Hilfsschwestern[11] sowie in der Gefangenenfürsorge beim Roten Kreuz tätig.[12]

Mit ihrer Schwester Helene wohnte sie zeitlebens in häuslicher Gemeinschaft. Helene Engler begleitete ihre Schwester zu ihren Aufträgen und führte für beide den Haushalt. Ab 1906 besuchten die Schwestern regelmäßig St. Märgen, eine Vielzahl mehrmonatiger Aufenthalte über die Sommerzeit ist belegt.[13] Vermieter war der dortige Ratsschreiber Gustav Albert. In den letzten Lebensjahren war St. Märgen auch offizieller Zweitwohnsitz, Hauptwohnsitz blieb die Sophienstraße 56 in Karlsruhe.[14]

Künstlerischer Werdegang

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Eine angeborene Gehörlosigkeit konnte Elisabeth Engler nicht von ihrem Wunsch abbringen, sich für den Beruf der bildenden Künstlerin zu entscheiden. 1890 schrieb sie sich in der Großherzoglichen Malerinnenschule Karlsruhe ein.[15] Bis 1898 und damit ungewöhnlich lange war sie ununterbrochen in Karlsruhe eingeschrieben, im letzten Studienjahr noch als Gast für das Abendzeichnen. Knapp 80 % der Schülerinnen verließen die Schule bereits wieder nach dem ersten Jahr und lediglich 5 % absolvierten mehr als vier Studienjahre.[16] Neben dem Unterricht in Karlsruhe führten sie Studienreisen nach Florenz und zu Maurice Denis nach Paris, den sie selbst neben Friedrich Fehr und Wilhelm Trübner als ihren einflussreichsten Lehrer angab.[17] Gleichzeitig bildeten sich während der Studienzeit lebenslange Bekanntschaften heraus, die Engler in späteren Jahren zu einer Vielzahl von Portraitaufträgen verhalfen. So verbrachte sie beispielsweise 1897 einige Zeit in der Villa Fürbringer am Oberen Philosophenweg in Jena bei ihrer langjährigen Freundin Elisabeth Fürbringer, Tochter des Hausherrn und bekannten Ornithologen Max Fürbringer. In jener Zeit in der Villa Fürbringer entstand auch das Portrait des Biologen Ernst Haeckel,[18] der mit Fürbringer in engem Austausch stand.

Im November 1896 war erstmals eines ihrer Portraits in der wechselnden Dauerausstellung des Badischen Kunstvereins Karlsruhe zu sehen.[19][20] Im Januar 1898 kamen zwei weitere Portraits hinzu,[21] ergänzt durch eine weitere Arbeit im Februar.[22] Im gleichen Jahr wurde sie erstmalig im Feuilleton des Karlsruher Tageblatts erwähnt, in dem ihr „auf dem Gebiet des Portraits und der Landschaft eine hervorragende Begabung“ zuerkannt wurde.[23] Auch der Schwäbische Merkur aus Stuttgart lobte die im Kunstverein Karlsruhe ausgestellten Portraits Englers als „tüchtige Arbeiten“.[24] Ab dem Jahr 1900 arbeitete Engler nach eigenem Bekunden als freischaffende Künstlerin und war Mitglied der Kunstgenossenschaft Karlsruhe.[17]

Nach einer längeren Pause stellte der Kunstverein Karlsruhe 1902 wieder drei Werke von Engler aus, neben Portraits erstmals auch ein Landschaftsbild.[25] Im gleichen Jahr waren weitere zwölf Gemälde im Kunstverein Mannheim[26] sowie eins im Kunstverein Heidelberg zu sehen.[27] Eine ausführliche Besprechung der ausgestellten Werke in der Heidelberger Zeitung deuten sowohl Englers künstlerische Entwicklung als auch ihre wachsende überregionale Reputation an.

„Die reiche, schöne Kollektion von Else Engler setzt sich sehr vielseitig zusammen; sie besteht aus mehreren Portraits in Öl und Pastell, Landschaften und Studien, sowie Kopien nach alten Meistern. In den Portraits tritt uns eine sehr individuelle Auffassung der dargestellten Persönlichkeiten entgegen. Große Feinheit der Farbwirkung verbindet sich mit kräftiger Behandlung [...]. Das besondere Talent, große Portraitähnlichkeit zu erzielen begegnet uns u.a. in dem vorzüglich getroffenen Bild eines hiesigen, akademischen Lehrers. Außergewöhnliche Sicherheit in der Zeichnung, welche bei allen Portraits sehr bemerkenswert ist, charakterisiert auch die Studien.“[28]

Es deutet vieles darauf hin, dass Engler in dieser Zeit der Durchbruch als anerkannte, freischaffende Künstlerin gelungen war, für Absolventinnen der Malerinnenschule bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. Die Heidelberger Zeitung titulierte sie nun als „Karlsruher Künstlerin, deren Portraits ein hohes Lob gefunden haben“.[29] Der Kunstverein Heidelberg zeigte im gleichen Jahr weitere zehn Portraits[30] von ihr sowie sechs Ölgemälde in einer Sonderausstellung.[31] Im November 1905 stellte der Kunstverein Mannheim in seiner permanenten Ausstellung nochmals fünf Ölgemälde[32] von ihr aus, welche im Dezember dann auch im Kunstverein Heidelberg[33] zu sehen waren. Auch 1909 befanden sich noch zwölf Gemälde Englers in der permanenten Ausstellung des Mannheimer Kunstvereins.[34]

Als Portraitmalerin arbeitete Engler überwiegend mit Blei- oder Kohlestift, auch kolorierte Portraits in Pastell und Öl sind bekannt. Die meisten Werke befinden sich im Privatbesitz. Das Klostermuseum St. Märgen widmet ihr seit Mai 2021 eine Dauerausstellung.[35]

Alle Bilder sind mit „Els Engler“ signiert.

Bekannte Werke sind:

  • Portrait Ernst Haeckel, 1897
  • Portrait Friedrich Hugo von Stumm, 1910
  • Portrait Anna Bassermann-Grohe, um 1922[36]
  • Portrait Elisabeth Freifrau v. Riedesel zu Eisenbach, geb. v. Harnier,[37] 1933
  • Gustav Albert, Ratsschreiber St. Märgen, 1934
  • Selbstportrait, 1935
  • Portrait Helene Engler, 1935
  • Portrait Lambert Faller, 1943
  • Portrait Theresia Heitzmann, 1944
  • Portrait Joseph Siebold, 1952
  • Portrait eines St. Märgener Bauern, 1954
  • Portrait einer St. Märgenerin in Tracht, 1954
  • Portrait Reichspräsident Paul von Hindenburg[38]
  • Portrait Großherzogin Luise von Baden[38]
  • Portrait Hermann Hesse[38]

Mitschülerinnen an der Malerinnenschule Karlsruhe mit späterem künstlerischen Werdegang (Auswahl)

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Künstler mit entscheidendem Einfluss auf Englers Arbeit

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Malerinnenschule Karlsruhe:

Außerhalb der Ausbildung an der Malerinnenschule:

  • Jutta und Wilfried Rößling: Bilder im Zirkel. 175 Jahre Badischer Kunstverein Karlsruhe. Badischer Kunstverein, Karlsruhe 1993, ISBN 978-3-89309-064-8.
  • Jahresbericht / Malerinnenschule zu Karlsruhe (= 1890-1898). Müller, Karlsruhe.
  • Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online. De Gruyter, Berlin 2009 (AKL Online).
  • Badischer Kunstverein, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe: Kunst in Karlsruhe : 1900-1950 ; Ausstellung im Badischen Kunstverein, 24.5.–19.7.1981. Müller, Karlsruhe 1981, ISBN 3-7880-9661-6.
Commons: Elisabeth Engler – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Evangelische Kirche Militärgemeinde Celle (Hrsg.): Geburten 1875/16.
  2. Standesamt Karlsruhe (Hrsg.): Sterbefälle 1897/595.
  3. Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Signatur 8/ZGS.
  4. Evangelische Militärgemeinde Celle (Hrsg.): Trauungen 1873/2.
  5. Evangelische Kirche Militärgemeinde Freiburg (Hrsg.): Trauungen 1872/5.
  6. [1]
  7. Evangelische Kirche Militärgemeinde Celle (Hrsg.): Geburten 1874/8.
  8. Karlsruher Sterbebuch 1959 / Nr. 2782.
  9. 3.
  10. Evangelische Kirche Militärgemeinde Bruchsal (Hrsg.): Geburten 1878/6.
  11. Staatsanzeiger für das Großherzogtum Baden (Hrsg.): Bekanntmachungen. Karlsruhe 30. September 1917.
  12. Badischer Landesverein vom Roten Kreuz. In: Der Volksfreund: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung Mittelbadens. 11. März 1918.
  13. Fremdenbuch St. Märgen II 1915-27.
  14. Polizeiliche An- und Abmeldungen Gemeinde St. Märgen 1944-1960.
  15. Stadtarchiv Karlsruhe: Großherzogliche Malerinnenschule Karlsruhe (Hrsg.): Jahresberichte Malerinnenschule. Signatur 10A D925 Leh und 10A D925 Jah.
  16. a b Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Jahresberichte der Malerinnenschule zu Karlsruhe 1888-99.
  17. a b Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Anmeldung für Berufsgruppen des Wirtschafts-Kontrollrats. 18. April 1947.
  18. [2]
  19. Aus der Residenz - Kunstverein. In: Badische Landeszeitung. Karlsruhe 1. November 1896.
  20. Karlsruher Wochenschau – Kunstverein. In: Karlsruher Tageblatt. Karlsruhe 4. November 1896.
  21. Aus der Residenz – Kunstverein. In: Badische Landeszeitung. Karlsruhe 9. Januar 1898.
  22. Aus der Residenz - Kunstverein. In: =Badische Landeszeitung. Karlsruhe 13. Februar 1898.
  23. Feuilleton - Umschau im Kunstverein. In: Karlsruher Tageblatt. Karlsruhe 23. Januar 1898.
  24. Karlsruher Kunstverein. In: Schwäbischer Merkur. Stuttgart 3. März 1898.
  25. Badischer Kunstverein. In: Karlsruher Tageblatt. Karlsruhe 11. Mai 1902.
  26. Theater, Kunst und Wissenschaft - Kunstverein. In: Generalanzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung: Badische Neueste Nachrichten. Mannheim 4. April 1903.
  27. Heidelberger Zeitung (Hrsg.): Kunstverein. Heidelberg 25. April 1903.
  28. Aus Stadt und Land - Kunstverein. In: Heidelberger Zeitung. Heidelberg 14. Februar 1903.
  29. Aus Stadt und Land – Kunstverein. In: Heidelberger Zeitung. Heidelberg 5. Juli 1904.
  30. Kunstverein. In: Heidelberger Zeitung. Heidelberg 2. Juli 1904.
  31. Kunstverein. In: Heidelberger Zeitung. Heidelberg 18. Juni 1904.
  32. Theater, Kunst und Wissenschaft. In: Generalanzeiger der Stadt Mannheim. Mannheim 20. November 1905.
  33. Heidelberg (Hrsg.): Kunstverein. Heidelberg 31. Dezember 1905.
  34. Theater, Kunst und Wissenschaft. In: Mannheimer Generalanzeiger. Mannheim 4. April 1909.
  35. Erich Krieger: Von Land und Leuten angetan. In: Badische Zeitung, Ausgabe Hochschwarzwald. 11. Mai 2021.
  36. [3]
  37. Abb. in: E. E. Becker: Die Riedesel zu Eisenbach. Bilderband. Darmstadt 1936, S. 43 Nr. L 525 (Hrsg.): Riedesel zu Eisenbach, Elisabeth Freifrau v. geb. v. Harnier (* 1862) / Porträt, Brustbild. 1933.
  38. a b c Karl Springmann: Schulheft St. Märgen. Hrsg.: Grund- und Hauptschule St. Märgen/Schwarzwald, Juli 1970. 1970, Kleines St. Märgener Künstlerlexikon.