Erwin Paul Dieseldorff

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Erwin Paul Dieseldorff (* 10. Juni 1868 in Hamburg; † 3. November 1940) war ein in Deutschland geborener Plantagenbesitzer und Kaffeepflanzer und -händler in Alta Verapaz, Guatemala, sowie Amateur-Altamerikanist.

Erwin Paul Dieseldorff war der zweite Sohn des Reeders und Kaufmanns Johann Peter Daniel Dieseldorff (1826–1887) und seiner Ehefrau Marie, geb. Rethey.[1] Sein Vater J. P. D. Dieseldorff, der sich für die Firma Godeffroy einige Jahre in Australien aufgehalten hatte, schrieb darüber 1849 einen Wegweiser.[2] Sein älterer Bruder Arthur (* 20. Juni 1866 in Hamburg) gibt in der Vita seiner Dissertation an, er sei evangelischer Konfession.[3] Einer seiner Vorfahren hatte sich nach dem Danziger Gelehrten Johann Gottfried von Diesseldorf benannt.

1887 wurde unter der Führung von Reichskanzler Otto von Bismarck ein Handelsabkommen mit dem Freistaat Guatemala geschlossen, das deutschen Einwanderern gewisse Privilegien zusprach.

Als Spross einer wohlhabenden Hamburger Familie, die im Mittelamerikahandel tätig war, arbeitete Dieseldorff drei Jahre lang in der Exportfirma seines Onkels in London, bevor er 1888 nach Guatemala ging, um nach Investitionsmöglichkeiten zu suchen. Auf Anraten von Verwandten, die ihm bereits vorausgegangen waren (Rodolfo Dieseldorff lebte schon seit 1863 dort), begann er mit der Produktion und dem Export von Kaffee. Er erwarb Grundstücke vom Río Polochic bis nach Petén und wurde der größte private Landbesitzer in Guatemala. Sein Kaffeegeschäft war vertikal integriert mit Plantagen, die verschiedenen sich ergänzenden Funktionen dienten.

1936 gab Erwin Paul Dieseldorff die Leitung seiner Firma an seinen Sohn Wilhelm Erwin (Willi) Dieseldorff (* 1913) ab. Dieser war Gegner des Nationalsozialismus in Deutschland und entließ alle Angestellten, die die nationalsozialistische Regierung unterstützen, und bekannte sich öffentlich zu seiner jüdischen Herkunft, die auf den Urgroßvater zurückging. Daraufhin wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.[4]

Dieseldorff interessierte sich zeitlebens für die Maya und die Heilpflanzen von Alta Verapaz und schrieb ausführlich darüber - auf Deutsch, Spanisch und Maya-Sprachen.[5]

Im Archiv der Tulane University befindet sich der Nachlass Dieseldorffs.[6]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Ausgrabungen in Coban. In: Zeitschrift für Ethnologie 25, 1893, S. 374–380.
  • Reliefbild aus Chipolem Cuculcan. In: Correspondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1895.
  • Wer waren die Tolteken? In: Festschrift für Adolf Bastian zu seinem 70. Geburtstage. 1896, S. 417ff.
  • Der Kaffeebaum. Praktische Erfahrungen über seine Behandlung im nördlichen Guatemala. Berlin 1908
  • Welchen Gott stellen die Steinidole der Mayavölker dar? In: Festschrift Eduard Seler dargebracht zum 70. Geburtstag. Stuttgart 1922, S. 47–58.
  • Kunst und Religion der Mayavölker. 3 Bände, Berlin 1926–1933.
    • Band 1: Kunst und Religion der Mayavölker im alten und heutigen Mittelamerika. 1926 = In: Zeitschrift für Ethnologie 57, 1925, S. 1–45.
    • Band 2: Die Copaner Denkmäler. 1931 = In: Zeitschrift für Ethnologie 62, 1930
    • Band 3: Die Datierung der Tempel. 1933.
  • Maya-Zeitrechnung und Maya-Religion. Die Enträtselung der hieroglyphischen Daten auf den Stelen in Quirigua. Vortrag gehalten ... am 14. Dezember vor der Historischen Gesellschaft in Guatemala. In: Deutsche Zeitung, Guatemala 1935, S. 373–374.[1].
  • Los secretos contenidos en el tablero del templo de la Cruz de Palenque la joya más valiosa de la prehistoria mundial. Mexiko 1939.
  • Las plantas medicinales del Departamento de Alta Verapaz. 1940.
  • Guillermo Náñez Falcón: Erwin Paul Dieseldorff, German Entrepreneur in the Alta Verapaz of Guatemala, 1889–1937. Dissertation, Tulane University 1970.Access requires a license to the Dissertations and Theses (ProQuest) database; Short preview.
  • Wade A. Kit: Costumbre Conflict and Consensus Kekchi-finquero Discourse in the Alta Verapaz, Guatemala, 1880–1930. Dissertation, Tulane University 1998.
  • Guillermo Náñez Falcón: The Lure of the Kekchi: A German Entrepreneur Becomes a Mayanist. In: John B. Wright (Hrsg.): Encounter, Engagement, and Exchange: How Native Populations of the Americas Transformed the World. 2011, ISBN 9798987682500, S. 103–110 (Digitalisat).
  • Wilfried Krempien: Auf den Spuren der Tropenlandwirte und Maya-Forscher in Guatemala: Erwin-Paul Dieseldorff (1866–1940), Dr. Karl Sapper (1866–1845) und Hans Westendorff (1864–1928). In: Ursus. Mitteilungsblatt von Freunden des Zoovereins und des Zoos Schwerin Band 18, 1, 2012, S. 49–70.
  • Christiane Berth: Biografien und Netzwerke im Kaffeehandel zwischen Deutschland und Zentralamerika 1920–1959. Hamburg 2014, ISBN 9783943423105 (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. Seine Mutter stammte von der Familie Klebercz von Rethe ab; bratislavacountynobility.blogspot.com.
  2. J. P. D. Dieseldorff': Wegweiser nach Südaustralien oder Südaustralien in seiner jetzigen Gestalt: nach eigener Anschauung während eines mehrjährigen Aufenthalts besonders für Auswanderer geschildert. Kittler, Hamburg 1849; (Nachweis im GVK).
  3. Arthur Dieseldorff: Beiträge zur Kenntniss der Gesteine und Fossilien der Chataminseln sowie einiger Gesteine und neuer Nephritfundorte Neu-Seelands. Dissertation Marburg 1901, S. 60 (Digitalisat).
  4. Christiane Berth: Biografien und Netzwerke im Kaffeehandel zwischen Deutschland und Zentralamerika 1920–1959. Hamburg 2014, S. 261. 306f.
  5. www.encyclopedia.com.
  6. Tulane University Archives.