Fliegerhorst Störmede

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
„Erinnerungspfad Fliegerhorst Störmede“ Plan vom ehemaligen Fliegerhorst auf Infotafel 3
Lagerbunker am Munitionslager „Muni“
Alte Bahnlinie vom Fliegerhorst Störmede zum Bahnanschluss Geseke-Büren am Zementwerk „Fortuna“
Weg zum ehemaligen Fliegerhorst. Im Wald sind noch Fundamentreste der Gebäude.
Am Rollfeld des ehemaligen Fliegerhorst Störmede

Der Fliegerhorst Störmede ist ein ehemaliger Militärflugplatz (1935–1945) der Luftwaffe der Wehrmacht südwestlich von Geseke in Nordrhein-Westfalen. Er befand sich zwischen den heutigen Gemeindeteilen Störmede und Eringerfeld. Zunächst war er der einzige Einsatzhafen I. Ordnung[1] und wurde im Sommer 1943 zum Fliegerhorst ausgebaut. Ab den 1950er Jahren nutzten Soldaten der britischen Rheinarmee das Gelände für Übungen. Von 1970 bis Mitte der 1980er testete dort die RAF Gütersloh Senkrechtstarter vom Typ Harrier. Die letzten massiven Gebäude wurden ab 1985 abgerissen, da eine weitere zivile Nutzung nicht für sinnvoll erschien.

Im Jahr 2014 legten Bürger des Dorfes Störmede[2] einen Themenweg über den Fliegerhorst an. An dem etwa 12 km langen Wanderweg gibt es an acht Stationen Informationen über die Geschichte, Infrastruktur und Ausdehnung der militärischen Anlage. Es sind noch Reste von Gebäuden und Munitionsbunkern vorhanden. Im Heimathaus Störmede ist ein Modell vom Fliegerhorst Störmede aufgebaut.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von 1933 sollte für die neue Deutsche Luftwaffe unweit der Wewelsburg ein Einsatzhafen I. Ordnung in der Hellwegbörde gebaut werden. Zunächst als Geheimprojekt, da dieses Vorhaben eindeutig gegen die Auflagen des Versailler Vertrags verstieß. Aus strategischen Gründen fiel die Wahl auf die ländlich geprägte Region am Fuße der Haar zwischen Störmede und Eringerfeld. Südlich des Dorfes Störmede gibt es weitläufige Agrarflächen und Richtung Eringerfeld große Waldgebiete, bei Geseke und Erwitte Steinbrüche und Zementwerke. Hinzu kam noch die vorhandene Infrastruktur: die Anbindung zu einer Kreisstraße, die Nähe zur Reichsstraße 1 (heute B1) und die Möglichkeiten für einen Gleisanschluss an den Bahnhof Geseke oder als Abzweig von der Bahnlinie Dortmund-Kassel bei Ehringhausen. Über die nach außen hin zivil erscheinende Tarnorganisation „Deutsche Luftfahrt- und Handels AG Berlin“ (DELHAG) wurden 1934 von den ansässigen Grundbesitzern zunächst 84 ha Land gepachtet. Die Planungen für den Flugplatz wurden jedoch von der „Deutschen Verkehrsfliegerschule Münster“, einer weiteren Tarnorganisation, übernommen.

1935 begannen die ersten Bauarbeiten für den „Sportplatz für die Verkehrsfliegerschule Münster“ und es wurde ein Rollfeld als Start- und Landebahn auf den nördlichen Ackerflächen angelegt. Da es in den Wintermonaten nur wenig Arbeit in der Landwirtschaft gab, bot der damalige Geseker Bürgermeister Feldmann an, die „Verkehrsflieger-Schule Münster“ mit Arbeitskräften aus dem Reichsarbeitsdienstlager (RAD) zu unterstützen. Das lehnte man jedoch dankend ab. Der Bau wurde von privaten Firmen ausgeführt, um mit diesem Projekt Arbeitsplätze zu schaffen. Schließlich war es für die Regierung Hitler vorrangiges Ziel, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Vor der Planierung des Rollfeldes wurden drei unterirdische Tanklager installiert und durch ein Röhrensystem verbunden. Ihre Befüllung erfolgte über die Tankanlage III am nordwestlichen Eckpunkt des Platzes. Nachdem Hermann Göring am 8. März 1935 die Gründung der neuen Deutschen Luftwaffe bekannt gab, wurde aus der „Deutschen Verkehrsfliegerschule Münster“ das Luftkreiskommando. Das neue „Baugelände Einsatzhafen Störmede“ wurde Sperrgebiet.

Bald darauf folgte der Ausbau der Bahnverbindung. Von der Verladestation an der nordöstlichen Ecke des Militärflugplatzes führte eine eingleisige Schmalspurbahn in gerader Linie zum Bahnanschluss des Zementwerkes „Fortuna“ an der Bahnstrecke Geseke–Büren. Für den 2,1 km westlich gelegenen Bahnhof musste ein Bahndamm aufgeschüttet und zur Überquerung der Schledde eine Brücke gebaut werden. In südlicher Richtung verlief die Strecke u-förmig um das Rollfeld und weiter bis zum Fliegerhorst. Bereits zu Friedenszeiten verschob man über die Strecke jährlich bis zu 450 Waggons an Material und Treibstoff für den Aufbau des Militärflughafens. Ab 1938 erfolgte die Errichtung der ersten Unterkunfts- und Funktionsbaracken sowie der Bau der massiven Fliegerhorstgebäude. Die fünf Munitionsbunker sollten ursprünglich näher am Fliegerhorst stehen. Aus Sicherheitsgründen baute man sie an der Verladestation und verbarg sie unter einen bepflanzten Erdwall.

Da die Anlage von Anfang an als Militärstandort geplant war, hatte Tarnung oberste Priorität. Bauliche Anlagen, wie die Wohnbaracken und die Kantine, lagen versteckt im Wald südlich des Rollfeldes. Die größeren, schwer zu tarnenden Hauptgebäude, wie Werkstätten, Stall und Kommandozentrale, wurden einem westfälischen Gutshof nachempfunden. Damit auch aus der Luft der Schein als Landwirtschaftsbetrieb gewahrt blieb, wurde für die Pflege des Militärflugplatzes ein Platzlandwirt mit Arbeitskräften angestellt. Er kümmerte sich um die Bestellung des Rollfeldes mit Gräsern und Klee, die Instandhaltung der Wege und die Anpflanzung von Bäumen. Als landwirtschaftliche Güter lieferte man bis 1939 unter anderem Grubenholz für die Zechen im Ruhrgebiet.

Während des Krieges

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, erwachte die von langer Hand geplante militärische Nutzung zum Leben. Der Einsatzhafen wurde von einem Kommandanten geführt und das II. Zerstörergeschwader 26 „Horst Wessel“ wurde stationiert. Der Nutzungsgrad der Schmalspurbahn stieg mit dem Ausbau des Einsatzhafens sprunghaft an. Neben Baumaterial und Munition aller gängigen Kaliber der Flugzeuge wurde auch Personal transportiert. 1940 wurde zur Ablenkung der Alliierten im „Hölter Klee“, südöstlich von Geseke, ein Scheinflughafen mit fünfzig Holzattrappen von Me 109-Jägern angelegt. Später wurde der dortige Feldflughafen ein Ausbildungslager.[3]

Nach den Großangriffen der RAF auf das Rheinland und das Ruhrgebiet wurde ab Sommer 1943 der Einsatzhafen Störmede großzügig zum Fliegerhorst ausgebaut und erhielt eine dauerhafte Kommandantur. Die übergeordnete Dienststelle war zunächst der Fliegerhorst Werl, danach Detmold und anschließend Münster–Handorf. Fernmeldetechnisch war der Fliegerhorst Störmede mit dem Funk- und Fernsprechnetz der Wehrmacht verbunden und besaß ein eigenes Funkfeuer zur Orientierung der Piloten. In den folgenden Kriegsjahren starteten unzählige Tagjäger, Nachtjäger und Schlachtflieger zu ihren Einsätzen. Im Laufe des Krieges wurde der Militärflugplatz kontinuierlich erweitert, da er zusätzlich als „Tageszuflucht“ für die Nachtjägergruppe 1 (NJG 1) aus dem Ruhrgebiet dienen musste. Durch die Alliierten Flugverbände wurden dort ihre eigenen Stützpunkte zunehmend unsicherer.

Ab September 1944 begann der Bau einer befestigten, 1500 m langen und 90 m breiten, Düsenjägerlandebahn für Messerschmitt 262. Dafür waren die Organisation Todt, die Hitlerjugend, der Reichsarbeitsdienst und hunderte Fremdarbeiter aus dem russischen Gefangenenlager in der Senne im Einsatz. Die neuen Stellflächen südlich und westlich des Horstes wurden mit der neuen Rollbahn verbunden. Durch die vermehrten Angriffe der Alliierten Streitkräfte ab Herbst 1944 gerieten die Arbeiten immer wieder ins Stocken. Sie wurde nicht fertiggestellt.

Am 24. März 1945 gab es den größten Angriff auf den Fliegerhorst Störmede. 100 viermotorige Bomber der US-Luftwaffe überzogen den Militärflugplatz mit einen Bombenteppich. 4300 Bomben unterschiedlichen Kalibers fielen auf das Gelände und überzogen das Rollfeld mit 800 tiefen Kratern. Dadurch war der Fliegerhorst für die nächsten Tage unbrauchbar. Zwar wurden für eine provisorische Instandsetzung der Start- und Landebahn 1000 russische Zwangsarbeiter herangezogen, doch für Einsatzflüge gegen den Feind war es zu spät. Die Alliierten Truppen standen bereits vor Lippstadt. Am 1. April 1945 gaben die fliegenden Verbände und die Fliegerhorstbesatzung den Platz auf um aus dem Ruhrkessel zu entkommen. Der verlassene Fliegerhorst wurde von den Amerikanern besetzt.

Stationierte Einheiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1939 Zerstörergeschwader 26 – Gruppe II Werl („Horst-Wessel-Geschwader“)
1940 Kampfgruppe V.12 Kampfgruppe z.b.V.12, Transport von Luftlandeinfanterie
1944 Jagdgeschwader 1 – Gruppe II („Jagdgeschwader Oesau“); Major Bär erringt seinen 200. Luftsieg.
Jagdgeschwader 3 – Gruppe IV („Jagdgeschwader Udet“)

Jagdgeschwader 76 – Gruppe I (umbenannt in Zerstörergeschwader 76)
Nachtjagdgeschwader 1 – Gruppe III
Nachtschlachtgruppe 1
Kampfgeschwader 51 (Technische Kompanie für V-Waffen)

1945 Nachtjagdgeschwader 1 – Gruppe III
Jagdgeschwader 27 – Gruppe I

Nachtschlachtgruppe 1

Nach dem Krieg wurden die Munitionsbunker von belgischen Pionieren gesprengt und die militärischen Anlagen demontiert. Die Gleise wurden von der westfälischen Landeseisenbahn abgebaut und verschrottet. Am 27. April starben sechs Kinder durch einen nicht beseitigten Blindgänger in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft am Fliegerhorstgebäude. Da dort noch viele massive Gebäude gut erhalten waren, nutzen sie viele ausgebombte Familien und Kriegsflüchtlinge zu Wohnzwecken, teilweise bis in die 1970er Jahre. Viele Baracken und ihr Inventar wurden verkauft. Der Erlös ging an das Bundesvermögensamt.

Ab den 1950er Jahren nutzte der Luftsportverein Geseke-Büren[4] das Rollfeld als Start- und Landebahn für seine Segelflugzeuge. Die ersten Starts erfolgten mit Hilfe einer selbstgebauten 100PS Maibach-Anhängerwinde und einem Schulgleiter SG 38. 1952 musste das Flugfeld aufgegeben werden. Die nächsten Jahre wich der Luftsportverein auf andere Flugplätze in der Umgebung aus. Erst 1967 entstand ein eigener Flugplatz in Büren.

1958 erfolgte eine Überprüfung der Bundeswehr für die Nutzung des Geländes als Truppenübungsplatz. Die Pläne wurden aus technischen Gründen fallen gelassen. Zudem gab es durch das Flächenbombardement viele Blindgänger. Bis in die 1990er Jahre war der Kampfmittelräumdienst regelmäßig auf dem Gelände tätig.

Von 1970 bis Mitte der 1980er nutzte die RAF Gütersloh den ehemaligen Fliegerhorst Störmede als Ausweichflugplatz und testete dort ihre Senkrechtstarter vom Typ „Harrier“. Die letzten massiven Gebäude wurden ab 1985 abgerissen, da eine weitere zivile Nutzung nicht für sinnvoll erschien. Das Gelände wurde wieder Ackerland und der Fliegerhorst Störmede geriet in Vergessenheit.

2014 wurde vom Kulturring Störmede e. V. der Erinnerungs-Pfad Fliegerhorst Störmede errichtet, um an den ehemaligen Militärflugplatz zu erinnern.

Stationen des Erinnerungs-Pfad „Fliegerhorst Störmede“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Infotafel „Erinnerungspfad Fliegerhorst Störmede“ am Heimathaus Störmede.

Heimathaus Störmede

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinweg 4b Standort

Im Heimathaus Störmede ist ein Modell vom ehemaligen Fliegerhorst ausgestellt und die Ausstellung informiert über seine Geschichte. Geöffnet ist das Heimathaus am ersten Sonntag im Monat.[5] Juli + August ist Sommerpause.

Infotafel 1: Munitionsbunker „Muni“ Störmede

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzwindelweg Standort

An Infotafel 1 ist ein kleiner Wanderparkplatz. Dort bewachte einst ein Wachposten die „Muni“ Störmede. Der Platz war zusätzlich von einem Sicherheitszaun umgeben. Die fünf Munitionsbunker waren mit einer Erdschicht bedeckt. Um das Munitionslager herum führte ein befestigter Weg für LKW. Nachschub für Bordwaffen der Flugzeuge und Flakgeschütze kam mit der Bahn vom Geseker Bahnhof oder aus dem Munitionsdepot in Ringelstein bei Büren. Beim Großangriff auf den Fliegerhorst am 24. März 1945 wurde auch die „Muni“ getroffen. Die Bunker hielten jedoch stand. Erst nach dem Krieg wurden sie entmilitarisiert und gesprengt. Reste der ehemaligen Munitionsbunker sind im Wall zwischen Bäumen und Gestrüpp versteckt.

Infotafel 2: Alte Bahnlinie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinkuhlerweg Standort

Der Bahndamm der Schmalspurbahn Fliegerhorst Störmede - Zementwerk „Fortuna“ hatte Anschluss an die Strecke Geseke-Büren. Die Gleise wurden nach dem Krieg abgebaut. Entlang des Bahndamms findet man noch einige Kilometersteine. Von der Brücke über die Westerschledde sind heute nur noch die Fundamente erhalten.

Infotafel 3: Hauptstation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzwindelweg / Rüthener Str. (L 878) Standort

Die Infotafel befasst sich mit der Geschichte des Fliegerhorstes Störmede. Ein Geländeplan zeigt den Standort der größtenteils abgerissenen Gebäude der Anlage. Auf dem betonierten Wanderparkplatz an der Rüthener Straße standen vormals eine Lagerbaracke und das Gebäude der Flugleitung und Wache. Auf dem heutigen Acker war das Rollfeld. Im Wald befinden sich noch Fundamentreste der Fliegerhorstgebäude. Allerdings herrscht dort Gefahr durch Blindgänger.

Infotafel 4: Flugzeugwerft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doktorpfad (L 878) Standort

Im Hangar der Flugzeugwerft wurden die Maschinen repariert und wieder flugtauglich gemacht. Heute ist dort Wald.

Infotafel 5: Düsenjägerlandebahn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelhäuserweg Standort

Hier führte die geplante Landebahn für Düsenjets entlang. Bis zum März 1945 wurde an ihr gebaut. Als die Amerikaner den Fliegerhorst einnahmen, war sie nur zu einem Drittel fertiggestellt.

Infotafel 6: Bennecker Linde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bennecker Lindenweg Standort

Die markante Linde mit dem Heiligenhäuschen ist dem Heiligen Benedikt von Nursia geweiht.

Infotafel 7: Taubental

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bennecker Lindenweg Standort

Auf der Tafel sind Bilder mit alten Ortsansichten. Die Fundamentreste im Wald stammen von einem abgebrannten Hof.

  • Helmut Mauermann: Fliegerhorst Störmede: Eine Chronik in Bild und Wort, Eigenverlag, Lippetal 2004; ISBN 978-3-00-015708-0
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Vierzehnter Band, Die Landstreitkräfte: Namensverbände/Die Luftstreitkräfte (Fliegende Verbände)/Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio Verlag, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1111-0.
Commons: Fliegerhorst Störmede – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. FlugzeugForum.de – Fliegerhorst Störmede/Feldflugplatz Geseke
  2. Kulturring Störmede e.V.
  3. Feldflugplatz Geseke. Offizieller Name bei der Luftwaffe: "S/C Flughafen Brenker Mark". In den 1970er Jahren hatte die RAF dort einen Notlandeplatz auf der A44. Geschichtsspuren Forum – Fliegerhorst Störmede
  4. Vereinsgeschichte des Aero-Club Büren
  5. Heimathaus Störmede

Koordinaten: 51° 36′ 42,1″ N, 8° 27′ 59,4″ O