Frauen in der Weimarer Republik

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Frau in Berlin, 1920

Frauen in der Weimarer Republik entwickelten einige neue Lebensformen. Sie durften erstmals wählen, waren aber ansonsten den Männern in den meisten Lebensbereichen nicht gleichgestellt.

Rechtliche Situation

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Frauen waren nach der neuen Weimarer Verfassung von 1919 erstmals rechtlich den Männern grundsätzlich gleichgestellt (Paragraph 109). Dieses hatte in der Realität aber nur wenig Auswirkungen. So durften Frauen weiterhin keine rechtlichen Verträge abschließen, der Ehemann entschied über alle Angelegenheiten der Familie, einschließlich des Sorgerechts über die Kinder, er konnte das Arbeitsverhältnis der Ehefrau ohne deren Zustimmung auflösen usw. Frauen hatten aber seit Ende 1918 das aktive und passive Wahlrecht.

Berufstätigkeiten

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Die meisten Frauen in den ländlichen Gegenden waren in Familienbetrieben in der Landwirtschaft oder in kleineren Unternehmen tätig, einige auch als Tagelöhnerinnen.[1] In den Städten arbeiteten viele unverheiratete Frauen in Fabriken, als Stenotypistinnen in Büros, als Telephonistinnen, in sozialen Einrichtungen, im Dienstleistungsgewerbe (Gastronomie), in anderen Hilfstätigkeiten oder in der Prostitution.[2] Dieses waren meist niedriggestellte Tätigkeiten, die grundsätzlich schlechter entlohnt wurden als bei Männern, auch bei gleichwertiger Tätigkeit. Sie ermöglichten den Frauen aber ein etwas selbstbestimmteres Leben.

Einige Frauen aus bürgerlichen Familien konnten nach einer höheren Ausbildung oder einem Studium als Lehrerinnen, Ärztinnen, Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen (vor allem in der Industrie) arbeiten, was so erst seit wenigen Jahren möglich war. Sie waren aber in der Regel nicht in höhergestellten Positionen tätig.

Nach einer Heirat verließen die meisten Frauen ihre Erwerbstätigkeiten und stellten ihre Arbeitskraft der neuen Familie zur Verfügung. In einigen Berufsbereichen wurde ihnen regulär nach dem Gesetz gekündigt.

Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929/30 wurden viele Frauen nach steigenden Arbeitslosenzahlen von ihren Arbeitsplätzen verdrängt, um diese Männern zur Verfügung stellen zu können.

Labantänzerinnen am Wannsee in Berlin
Werbeplakat, 1926/27

In den 1920er Jahren entwickelte sich in Großstädten, vor allem in Berlin, der Typ der neuen Frau. Diese versuchte sich in ihrem Erscheinungsbild und in ihrer Lebensweise von bisherigen traditierten Formen zu unterscheiden. Kennzeichen waren meist eine Kurzhaarfrisur (Bubikopf) und legere Kleidung. Einige neue Frauen rauchten in der Öffentlichkeit, fuhren Auto, trieben Sport, lebten in lesbischen Lebensbeziehungen und probierten weitere neue Formen aus. Diese Lebensweise wurde vor allem von Künstlerinnen, Journalistinnen und weiteren Frauen aus vermögenderen Gesellschaftsschichten gelebt.[3] Sie wurde aber auch von einfacheren weiblichen Angestellten zumindest in Frisur und lockerer Kleidung nachgeahmt.

Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929/30 verschwanden die extravaganten Erscheinungsformen dieser Lebensweise aus der Öffentlichkeit.

Die meisten Frauen auf dem Lande lebten weiter überwiegend nach den traditionellen Lebensweisen.

Frauenorganisationen

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Die meisten Frauenorganisationen der Weimarer Republik bestanden bereits seit dem Kaiserreich, einige weitere wurden neu gegründet. Fast alle wurden zwischen 1934 und 1937 aufgelöst oder umgegliedert. (Die Mitgliederzahlen beruhen auf Selbstangaben und waren möglicherweise teilweise etwas zu hoch.)

Dachverbände
Konservative und deutschnationale Frauenvereine
Liberale und sozialistische Frauenvereine
Weitere Frauenvereine

Bekannte Frauen

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Zu den bekanntesten Frauen in den 1920er Jahren gehörten

Anfang der 1930er Jahre wurden erfolgreich

  • Helen Boak: Women in the Weimar Republic. Manchester, New York, 2013
  • Walter Fähndrich: Die großen Autorinnen der Weimarer Republik. 2003
  • Kirsten Heinsohn: "Grundsätzlich gleichberechtigt". Die Weimarer Republik in frauenhistorischer Perspektive. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 18–20. 2018 Text, mit Hintergründen und weiterer Literatur
Commons: Deutsche Frauen in den 1920er Jahren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Helen Boak, Women in the Weimar Republic, 2013, p. 283; verwies auf den hohen Anteil von Frauen in traditionellen Tätigkeiten auf dem Lande
  2. Erwerbstätigkeit von Frauen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Dogitales Deutsches Frauenarchiv, 2018, von Dr. Barbara von Hindenburg, letzte Absätze, zur Berufssituatuon von Frauen in den 1920er Jahren
  3. Die neue Frau DHM, 2014, von Susanne Herzog
  4. Frauen der politischen Rechten in Kaiserreich und Republik HSozKultur, 2003, von Christiane Streubel, letztes Kapitel V., mit Angaben zu den wichtigsten rechten Frauenorganisationen in der Weimarer Republik und dem Kaiserreich