Friedrich Karl Florian

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Friedrich Karl Florian (1934)

Friedrich Karl Florian (* 4. Februar 1894 in Essen; † 24. Oktober 1975 in Mettmann[1]) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Von 1930 bis 1945 war er Gauleiter von Düsseldorf.

Der Sohn eines Oberbahnmeisters aus Ostpreußen besuchte die Realschule in Essen und Landkreis Stallupönen. Zwischen 1912 und 1929 war er als Grubenbeamter in Buer beschäftigt. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wurde als Infanterist und Jagdflieger eingesetzt.

Seit 1920 war Florian Mitglied des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes. Er gründete die Ortsgruppe Buer des „Verbandes National-Gesinnter-Soldaten“ und übernahm Funktionen im „Westfalentreubund“. 1924 schloss er sich dem zur Umgehung des NSDAP-Verbots gegründeten „Völkisch-Sozialen Block“ und der „Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung“ an. Nach der Verbotsaufhebung und Neugründung der NSDAP trat er ihr zum 18. August 1925 bei (Mitgliedsnummer 16.699).[2][3] Im selben Jahr trat er auch der SA bei und gründete die NSDAP-Ortsgruppe Buer. 1927 wurde er Kreisleiter der Partei im Kreis Emscher-Lippe. Am 1. Januar 1930 wurde er Gauleiter von Düsseldorf; dies blieb er bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945.

Ab der Wahl im September 1930 war Florian auch Mitglied des Reichstages. Weiterhin gehörte er dem Preußischen Staatsrat an und war Vorsitzender des Rheinischen Gemeindetags. Abgeordneter im Reichstag blieb er bis zu dessen Auflösung. Am 1. Mai 1936 wurde er in die Reichsleitung berufen. Ab 25. September 1933 wurde er SA-Gruppenführer und am 30. Januar 1937 SA-Obergruppenführer.[3] 1939 wurde er Reichsverteidigungskommissar.[4] 1941 gehörte er zu den geladenen Gästen bei der Eröffnungsfeier des vom NS-Chefideologen Alfred Rosenberg initiierten Instituts zur Erforschung der Judenfrage.[4]

In den Vorkriegsjahren war Florian in diverse Personalintrigen verstrickt. Während er sich in seiner Unterstützung des korrupten NSDAP-Stadtsteuerdirektors Erich Esch nicht durchsetzen konnte, fiel die von Hitler persönlich getroffene Entscheidung für Carl Haidn als Oberbürgermeister in seinem Sinne aus.[3] Inhaltlich trieb er „megalomane“[3] Prestigeprojekte voran, bei deren Planung sein persönlicher Nutzen gerne berücksichtigt werden durfte. In der zur Reichsausstellung Schaffendes Volk 1937 geschaffenen Schlagetersiedlung bewohnte Florian so das größte Haus, erbaut von Peter Grund. In der Theodor-Andresen-Straße 1 sind die Hakenkreuze an den Bronzegittern heute mit aufgeschweißten Bronze-Rosen versehen. 1944 wurde im Lantz’schen Park ein Bunker für den Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Florian gebaut.

Er war darüber hinaus dafür verantwortlich, dass noch kurz vor Sprengung der Oberkasseler Rheinbrücke/Skagerrak-Brücke am 3. März 1945 in Düsseldorf minderjährige Hitlerjungen aus dem linksrheinischen Stadtteil Oberkassel geholt und völlig unzureichend bewaffnet südöstlich von Düsseldorf in einem aussichtslosen Kampf gegen amerikanische Panzertruppen eingesetzt wurden. Nur zwei Jugendliche überlebten diesen Einsatz.

Am 16. April 1945 versuchten einige Düsseldorfer Bürger, darunter der stellvertretende Polizeipräsident Franz Jürgens, die lokalen nationalsozialistischen Autoritäten festzusetzen, um die Stadt kampflos den amerikanischen Truppen zu übergeben. Fünf Bürger wurden von einem Standgericht zum Tode verurteilt und auf Befehl Florians erschossen.[3] Das Urteil wurde später vom Bundesgerichtshof bestätigt und erst 1998 infolge des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile aufgehoben. Mit dieser Tat hat sich Florian in die Liste der Endphasenverbrecher eingegliedert.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er interniert, 1951 aber aus dem Internierungslager Esterwegen entlassen.[4] Eigenen Angaben zufolge hatte sich Florians politische Gesinnung durch die Internierung nicht geändert.[5] Nach Angaben des britischen Geheimdienstes gehörte er anschließend als Mitarbeiter des ehemaligen NS-Staatssekretärs Werner Naumann zum Naumann-Kreis, der die junge Bundesrepublik nationalsozialistisch unterwandern wollte.[6] Die Vertriebenenverbände ermöglichten ihm, diverse Artikel über ihre verlorene Heimat zu schreiben, womit Florian seinen Lebensunterhalt bestritt.

Im Zuge der 68er Studentenbewegung wurde er zum Ziel von Protestaktionen. Hintergrund waren seine Endphasenverbrechen. Nach Schilderung von Zeitzeugen hatte er die Exekution von Zwangsarbeitern noch in den letzten Stunden vor Einmarsch der alliierten Streitkräfte wegen Nichtigkeiten veranlasst. In einer Reaktion auf die Protestaktionen der Studenten bezeichnete er sich in einem ausführlichen Leserbrief an die Rheinische Post selbst als „unbescholtenen Bürger“ und zeigte keinerlei Reue für sein damaliges Verhalten. Im März 1967 war Florians Wohnung durchsucht worden, da er im Verdacht der Verbreitung verfassungsfeindlicher Publikationen sowie der Volksverhetzung stand. Bei der Durchsuchung wurden unter anderem Adresslisten ehemaliger NSDAP-Mitglieder beschlagnahmt, mit denen Florian weiterhin in Kontakt stand.[5]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Peter Hüttenberger: Die Gauleiter. Studie zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1969, (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 19, ISSN 0506-9408), (Erweiterte Dissertation, Bonn, 1966).
  • LG Düsseldorf, 5. März 1949. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966, Bd. IV, bearbeitet von Adelheid L Rüter-Ehlermann, C. F. Rüter. Amsterdam : University Press, 1970, Nr. 125, S. 191–257 Prozess gegen drei Angeklagte wegen Verbrechen der Endphase. Freispruch.
  • Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Wer war was? Bacht, Essen 1985, ISBN 3-87034-037-1.
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 2. unveränderte Auflage. Droste, Düsseldorf 1992, ISBN 3-7700-5183-1, Nr. 386, S. 134.
  • Volker Zimmermann: NS-Täter vor Gericht : Düsseldorf und die Strafprozesse wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen. Düsseldorf: Justizministerium des Landes NRW, 2001 ISSN 1615-5718, S. 51–67, S. 114–123
  • Leonie Eva Konietzko: „Kampfgefährten“ und Rivalen – Düsseldorfs Gauleiter Friedrich Karl Florian im Spannungsfeld der rheinischen NSDAP-Gaue. In: Pia Froese, Daniel Meis (Hrsg.): Schlaglichter auf die Geschichte Düsseldorfs seit der französischen Zeit. Ausgewählte Beiträge. Logos-Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-8325-5766-9, S. 57–70.
Commons: Friedrich Karl Florian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Standesamt Mettmann, S 410/1975; der letzte Wohnort war Düsseldorf-Unterbach.
  2. Bundesarchiv R 9361-III/566797
  3. a b c d e Horst Wallraff: Friedrich Karl Florian. In: Internetportal Rheinische Geschichte. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, 2017, abgerufen am 22. November 2020.
  4. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 156.
  5. a b Hoch und hehr. In: Der Spiegel 20/1967 vom 8. Mai 1967, S. 81.
  6. Ernst Klee, Personenlexikon S. 156 mit Bezug auf die Quelle BA N 1080/273.