Fundaziun Medias Rumantschas

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Fundaziun Medias Rumantschas (rätoromanisch für «Stiftung rätoromanischer Medien», offiziell abgekürzt FMR) ist eine Nachrichtenagentur in der Schweiz, die ihre Artikel in rätoromanischer Sprache verfasst und die einzige rätoromanische Tageszeitung La Quotidiana sowie die Wochenzeitung La Pagina da Surmeir produziert.

Die FMR ist die Nachfolgeorganisation der Agentura da Novitads Rumantscha (ANR). Präsidentin der Stiftung ist alt Bundeskanzlerin Corina Casanova[1], Chefredaktor David Truttmann[2].

Für die Errichtung der FMR ausschlaggebend war der Umstand, dass die rätoromanischen Zeitungen im Kanton Graubünden wegen des zu kleinen und fragmentierten Marktes nicht mehr selbsttragend waren. 2017 wurde bekannt, dass die Herausgeberin der Quotidiana, das Verlagshaus Somedia, das jährliche Defizit der Zeitung nicht länger decken wolle und die Zeitung auf Ende 2017 einstelle, wenn es keine Lösung gebe. Dies hätte auch die Einstellung der Nachrichtenagentur Agentura da Novitads Rumantscha (ANR) nach sich gezogen, die die privaten rätoromanischen Medien mit Nachrichten bediente. Für 2018 konnte eine Übergangslösung gefunden werden: der Bund, der Kanton Graubünden und der rätoromanische Dachverband Lia Rumantscha übernahmen die Hälfte des Defizites für 2018. Für die weitere Zukunft arbeitete die federführende Lia Rumantscha ein Konzept unter dem Namen «Medias rumantschas 2019» aus[3] und stellte es im Oktober 2018 vor. Es sah eine neue, wie schon die ANR von Bund und Kanton Graubünden finanzierte Nachrichtenagentur vor, die das Bestehen der rätoromanischen Medien sichern solle. Dafür solle eine neu zu gründende Stiftung eine zwölfköpfige Redaktion aufbauen, die ihre Texte primär den rätoromanischen Medien kostenlos zur Verfügung stellen solle. Die neue Nachrichtenagentur solle die ANR ablösen und statt wie diese 1,2 Millionen Franken jährlich 2,15 Millionen Franken erhalten.[1]

Das Konzept wurde 2019 umgesetzt, die Stiftung Fundaziun Medias Rumantschas von den vier Partnern La Quotidiana (Somedia), Posta Ladina (Gammeter Media) und Pagina da Surmeir (Uniun Rumantscha da Surmeir) sowie neu der Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (SRG SSR) gegründet und die ANR entsprechend umbenannt.[4] Das Projekt hat für die Schweiz Pioniercharakter. Zum ersten Mal in dieser Form werde eine privat-öffentliche Kooperation auch im redaktionellen Bereich angestrebt.[5] Das Budget wurde auf knapp 1,8 Mio. Franken festgesetzt, davon kommen 745'000 Franken vom Kanton Graubünden und rund 1 Mio. Franken vom Bund.[6] Die Stiftung nahm Mitte Juli 2019 ihre Tätigkeit auf, die neue Redaktionsstruktur stand Anfang 2020.[2]

Im Gegensatz zur Vorgängerin ANR ist die FMR institutionell unabhängig von den Herausgebern, da Medienvertreter keinen Einsitz mehr im Stiftungsrat haben, sondern nur noch im Koordinationsrat ohne Entscheidungsbefugnis.[7] Die konkrete Zusammenarbeit mit den Partnerzeitungen und mit Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR)[8] wird in detaillierten Leistungsvereinbarungen festgelegt.[9]

Die FMR verfasst ihre Beiträge sowohl im standardisierten Rumantsch Grischun als auch in allen fünf regionalen Idiomen. Die Texte werden den Partnerzeitungen und RTR auf einer Plattform kostenlos zur Verfügung gestellt. RTR fügt alle ihre veröffentlichten Texte (schwerpunktmässig Nachrichten) hinzu, die übrigen Partner Beiträge im Rahmen ihrer Möglichkeiten.[6]

Die Redaktion umfasst 19 Mitarbeiter in Chur (Hauptsitz), Disentis und Scuol, darunter 12 Redaktoren. Rund zehn freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in Bern, Segnas und Tarasp – ergänzen die Redaktion.[10]

Vorgängerin Agentura da Novitads Rumantscha

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Agentura da Novitads Rumantscha (deutsch «rätoromanische Nachrichtenagentur», offiziell abgekürzt ANR) wurde 1996 gegründet und nahm im Januar 1997 ihre Tätigkeit auf. Sie war Vertragspartnerin der rätoromanischen Zeitungen im Kanton Graubünden, La Quotidiana, La Pagina da Surmeir und Posta Ladina, und belieferte auch die kantonalen elektronischen Medien, Radio Südostschweiz und Radio Engiadina. Sie verfasste ihre Beiträge sowohl in Rumantsch Grischun als auch in allen fünf regionalen Idiomen. Filialen bestanden in Bern, in der Region der Surselva in Disentis, Cumpadials, Trun und Waltensburg/Vuorz, im Oberhalbstein in Sur, im Unterengadin in Zernez und Scuol sowie im st.-gallischen Uznach.

Ihr Budget umfasste 1,2 Millionen Franken. Zwei Drittel davon entfielen auf die Eidgenossenschaft und ein Drittel auf den Kanton Graubünden. Dem Stiftungsrat der Trägerschaft gehörten Vertreter von Radio Grischa und Radio Engiadina ebenso an wie Delegierte der Lia Rumantscha und der Pro Svizra Rumantscha. Die ANR war auch wesentlich an der Herausgabe der einzigen rätoromanischen Tageszeitung La Quotidiana beteiligt.[12]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Konzept für rätoromanische Nachrichtenagentur. In: persoenlich.com. 11. Oktober 2018.
  2. a b Truttmann ist der erste Chefredaktor der Fundaziun Medias Rumantschas. In: Leader. 6. August 2019.
  3. Die Rumantschia soll kreativ werden. In: Südostschweiz. 7. Dezember 2017.
  4. Mutation Fundaziun Agentura da Novitads Rumantscha (ANR), Donat, neu Fundaziun Medias Rumantschas FMR, Chur. In: Schweizerisches Handelsamtsblatt. 7. November 2019 (PDF; 187 kB).
  5. Fundaziun Medias Rumantschas. Corina Casanova wird Stiftungspräsidentin. In: persoenlich.com. 25. Juni 2019.
  6. a b Die Fundaziun Medias Rumantschas bekommt mehr Geld. In: Südostschweiz. 19. Dezember 2019.
  7. Koordinationsrat. Website der Fundaziun Medias Rumantschas.
  8. Bettina Büsser: Das Bündnerland und sias medias. In: Edito. 16. September 2022.
  9. Fragen und Antworten. Was ist denn wirklich neu? Website der Fundaziun Medias Rumantschas.
  10. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Website der Fundaziun Medias Rumantschas.
  11. a b Livia Caduff: Il cussegl da la fundaziun da la FMR ha dus novs commembers. Radiotelevisiun Svizra Rumantscha, 24. Juni 2022.
  12. ANR blickt auf 15 Jahre zurück. In: Südostschweiz. 3. Januar 2012, S. 4, abgerufen am 28. Dezember 2016.