Gardno (Wolin)

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Gardno (Jordansee)
Geographische Lage Polen, Woiwodschaft Westpommern
Orte am Ufer Grodno
Ufernaher Ort Międzyzdroje (Misdroy)
Daten
Koordinaten 53° 57′ 50″ N, 14° 31′ 36″ OKoordinaten: 53° 57′ 50″ N, 14° 31′ 36″ O
Gardno (Wolin) (Westpommern)
Gardno (Wolin) (Westpommern)
Höhe über Meeresspiegel 16,9 m n.p.m.[1]
Fläche 2,5 ha[1]
Länge 474 m[1]
Breite 120 m[1]
Volumen 64.400 m³ [1]
Maximale Tiefe 7,3 m[1]
Mittlere Tiefe 2,6 m[1]

Der Gardno (deutsch Jordansee) ist ein See auf der Insel Wolin in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. In volkstümlichen Überlieferungen wurde der See auch als „Gerdasee“, „Jördasee“ oder „Jörmssee“ bezeichnet.[2]

Das Nordufer des Sees liegt etwa 300 Meter von der Ostseeküste entfernt, von wo es über einen Einschnitt in der Steilküste erreichbar ist. Der See befindet sich sechs Kilometer nordöstlich von Międzyzdroje (Misdroy) und knapp drei Kilometer westlich von Wisełka (Neuendorf auf der Insel Wollin) im Nationalpark Wolin. Südlich des Sees verläuft die Droga wojewódzka 102. Das Einzugsgebiet des abflusslosen Sees in der Woliner Endmoräne hat eine Fläche von 265 Hektar.[3] Im Südteil des Gardno befindet sich eine Insel.

Als älteste Nachricht vom See gilt die Nennung eines „lacum Gardino“ bezeichneten Grenzortes in einer Urkunde Herzogs Bogislaw I. von Pommern aus dem Jahr 1186.[4] Weil das Wort „gard“ im polabischen „Burg“ bedeutet, wurde hier ein slawischer Burgwall vermutet. In der näheren Umgebung des Sees wurden jedoch keine derartigen Anlagen vorgefunden. Auf der Karte der schwedischen Landesaufnahme von Vorpommern von 1692 wurde erstmals die Bezeichnung „Quebb- oder Jordansee“ verwendet.

Der Jordansee wird in der Überlieferung mit der pommerschen Seeräuberin Stina, der Anführerin einer Wolliner Freibeuterschar und Gefährtin Klaus Störtebekers, in Verbindung gebracht, die hier ihren Schlupfwinkel hatte. Nach ihrer Gefangennahme um 1401 wurde sie von einheimischen Häschern mit ihren Gefährten im Jordansee ertränkt.[5][6]

In den 1820er Jahren ließ der Oberpräsident Johann August Sack nördlich des Jordansees eine Heringspackerei errichten, wo die von den Fischern abgelieferten Heringsfänge verarbeitet und als Salzheringe über Swinemünde versandt wurden. Später wurde in der Nähe eine Zementfabrik in Betrieb genommen, die ihr Wasser über eine Rohrleitung aus dem Jordansee bezog. 1877 wurde die Zementproduktion eingestellt. Die Villa des früheren Fabrikbesitzers wurde als Forsthaus genutzt.

Der inmitten eines Waldgebiets gelegene Jordansee war Thema zahlreicher Sagen und galt im 19. Jahrhundert als Anziehungspunkt für Romantiker. Um die Mitte des Jahrhunderts wurde er durch das Anlegen von Wegen für Ausflügler und Touristen erschlossen. Theodor Fontane, der den ursprünglichen Zustand des Sees aus seiner Kindheit kannte, beklagte nach einem Besuch im Jahr 1863 die Veränderungen: „Der schönste See im nördlichen Deutschland war vielleicht der Jordansee. ... Guter Wille und wenig Geschmack haben dieses kostbare Stück Natur zerstört.“[7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Übergang der Insel Wolin an Polen erhielt der Jordansee den Namen Gardno. Seit 1960 liegt er im Nationalpark Wolin.

  • August Zöllner: Der Jordansee auf Wollin in Geschichte, Sage und Dichtung. Misdroyer Zeitung, Misdroy 1935.
Commons: Gardno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Mariusz Samołyk: Charakterystyka nadmorskiej zlewni rzeczno-jeziornej Lewińskiej Strugi (wyspa Wolin) (Memento des Originals vom 13. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geografia.apsl.edu.pl (PDF; 2 MB). In: Geologia i geomorfologia. Band, 2013, S. 167–178 (polnisch).
  2. August Zöllner: Der Jordansee auf Wollin in Geschichte, Sage und Dichtung. Misdroyer Zeitung, Misdroy 1935, S. 9.
  3. Robert Kolander, Jacek Tylkowski: Hydrochemical seasons in the Lake Gardno on Wolin Island (north-western Poland). In: Limnological Review. 8 Jg., Heft 1–2, S. 27–34 (Online@1@2Vorlage:Toter Link/gis.umcs.lublin.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., PDF: 1,8 MB)
  4. Pommersches Urkundenbuch. I, Nr. 102
  5. Lutz Mohr: Nur eine Sagengestalt? Stina - die pommersche Piratin. In: Heimathefte für Mecklenburg-Vorpommern, Jg. 18, Heft 1, Schwerin 2008, S. 28–29.
  6. Lutz Mohr: Störtebeker, Stina und Gesellen. Freibeuter der Ostsee um 1400 im pommerschen Sagengut. In: Die Pommersche Zeitung. Jg. 58, Folge 10 vom 8. März 2008, S. 16.
  7. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 2: Das Oderland. Berlin 1863.