Gefecht bei Döttingen

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Gefecht bei Döttingen
Teil von: Zweiter Koalitionskrieg

Kalenderblatt, ca. 1870
Datum 17. August 1799
Ort Döttingen
Ausgang Französischer Sieg
Konfliktparteien

Frankreich 1804 Frankreich
Helvetische Republik Helvetische Republik

Habsburgermonarchie Österreich
Russisches Kaiserreich 1721 Russland

Befehlshaber

André Masséna
Michel Ney
Étienne Heudelet

Erzherzog Karl
Karl Philipp zu Schwarzenberg
Alexander Korsakow

Truppenstärke

15'000–20'000

60'000[1]

Verluste

N/A

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Zum Gefecht bei Döttingen[2] kam es am 17. August 1799. Der k. k. Feldzeugmeister Erzherzog Karl plante, mit dem Grossteil der Österreicher und Russen, die im Zweiten Koalitionskrieg in die Helvetische Republik eingedrungen waren, über die Aare zu setzen und der französischen Armée d’Helvétie[3] unter General André Masséna in die Flanke zu fallen. Jedoch gelang es seinen Gegnern, den unzureichend vorbereiteten Brückenschlag zu verhindern, wozu namentlich Zürcher Scharfschützen beitrugen.

Stoss in Massénas Flanke

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Nachdem der Erzherzog die Schweiz bis zur Limmat und Linth besetzt hatte (Erste Schlacht bei Zürich), sollte er nach dem Willen des Wiener Kabinetts vom russischen General Alexander Korsakow abgelöst werden und nach Deutschland zurückkehren. Gleichzeitig suchte sein Gegenspieler Masséna, dem aus Italien heranrückenden russischen Feldmarschall Alexander Suworow durch Besetzung der Alpenpässe die Vereinigung mit Korsakow zu verwehren. Dabei entblösste Masséna seine linke Flanke, weshalb der Erzherzog beschloss, noch vor seinem Abzug mit 50'000 Österreichern und Russen bei Döttingen die Aare zu überschreiten.

Johann Baptist Seele: Erzherzog Karl, 1800
François Gérard: Michel Ney als Maréchal d’Empire, ca. 1805

Urteil eines Augenzeugen

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Der französische Oberst und spätere Brigadegeneral François Louis Dedon-Duclos schreibt als Augenzeuge vom

«Projekt eines Unternehmens, das im Fall des Gelingens die beiden Flügel unserer Armee getrennt, uns jeder Kommunikation mit Basel und dem Departement Bas-Rhin beraubt und uns unfehlbar genötigt hätte, fast das gesamte Territorium Helvetiens aufzugeben […].»[4]

Mit Döttingen sei zudem der ideale Übergangsort gewählt worden, wo das tiefer gelegene Gegenufer von allen Seiten mit Artillerie bestrichen werden konnte. Dass das felsige Flussbett zum Teil das Verankern von Pontons verunmöglichte, habe auf den gesamten Unterlauf der Aare zugetroffen.[5]

Urteil von Clausewitz

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Der preussische Militärwissenschaftler Carl von Clausewitz urteilte später:

«Wenn man bedenkt daß […] ein übereilter Rückzug oder eine vollkommene Niederlage der Franzosen und in jedem Falle die Räumung der Schweiz die unmittelbare Folge des glücklich ausgeführten Übergangs gewesen wäre: so kann ein solches Unternehmen nur als im höchsten Grade geboten und die Unterlassung als ein ungeheurer Fehler erscheinen.»[6]

Der 27-jährige Bruder von Kaiser Franz II. musste die Operation nämlich abbrechen, weil er aus Gründen der Geheimhaltung die Übergangsstelle nicht rekognosziert, die Vorbereitung des Brückenschlags überhastet und darauf verzichtet hatte, Kleindöttingen (Gemeinde Böttstein) auf der anderen Flussseite zu besetzen. So erleichterte er es Divisionsgeneral Michel Ney[7] und Brigadegeneral Étienne Heudelet, die aus dem österreichischen Fricktal bzw. aus Brugg herbeieilten, die Montage der zwei aus Zurzach und Kaiserstuhl herbeigeführten[8] Pontonbrücken zu unterbinden.

Schweizer an vorderster Front

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Da die Kriegsparteien durch den Fluss getrennt waren, gelangten nur wenige der verfügbaren Truppen zum Einsatz. In Kleindöttingen, das von der österreichischen Artillerie in Brand geschossen wurde, lagen zwei französische Kompanien, in deren Reihen auch Schweizer aus den Kantonen Zürich und Léman (Waadt) kämpften. Ihnen zu Hilfe eilte von Rüfenach her ein Bataillon von 400 Zürcher Eliten (Auszügern) der durch Desertion dezimierten helvetischen Truppen – vorwiegend Offiziere und Unteroffiziere. Den Ausschlag gaben die 40 vom Zürichsee stammenden Scharfschützen dieser mobilen Kolonne. Von Ney persönlich mit Munition versehen, töteten oder verwundeten sie trotz des gegnerischen Sperrfeuers viele der Pontoniere.[9] Schliesslich konnten diese ihre Schiffe wieder an Land ziehen, aber erst nachdem die Koaliierten um einen Waffenstillstand ersucht und das Feuer eingestellt hatten.[10]

Französische Brückenschläge

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Am 25. September setzten die Franzosen unter der Leitung von Dedon-Ducros bei Dietikon über die Limmat und bei Bilten unter Leitung von Divisionsgeneral Jean-de-Dieu Soult über die Linth[11], worauf sie sowohl Korsakow (Zweite Schlacht bei Zürich) als auch Suworow (Schlacht bei Näfels) samt den vom Erzherzog zurückgelassenen Österreichern aus der Schweiz vertrieben.

An das Gefecht erinnert in Döttingen das heute zweijährlich stattfindende Übereschüsset (früher Schiessfeiertag[12]).

  1. Zahlenangaben nach Carl von Clausewitz: Die Feldzüge von 1799 in Italien und der Schweiz. 2. Theil (= Hinterlassene Werke [hrsg. v. Marie von Clausewitz], 6. Band). Ferdinand Dümmler, Berlin 1834, S. 56 f. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DsasWAAAAQAAJ%26pg%3DPA56~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  2. Damals Dettingen, Kanton Baden, Helvetische Republik.
  3. Seit dem 29. April 1799 mit der Armée du Danube vereinigt.
  4. Im Original: projet d’une entreprise qui, en cas de succès, eût séparé les deux ailes de notre armée, nous eût ôté toute communication avec Bâle et le Bas-Rhin, et qui nous eût infailliblement obligés d’abandonner presque tout le territoire helvétique […] François Louis Dedon-Duclos: Relation détaillée du passage de la Limat, effectué le 3 vendémiaire an 8 […] Cet ouvrage contient une notice historique de toutes les opérations militaires des armées du Danube et du Rhin […] Didot jeune, Paris an 9 (1801), S. 42 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZPNydnxk5pEC%26pg%3DPA42~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. François Louis Dedon-Duclos: Relation détaillée du passage de la Limat, effectué le 3 vendémiaire an 8 […] Cet ouvrage contient une notice historique de toutes les opérations militaires des armées du Danube et du Rhin […] Didot jeune, Paris an 9 (1801), S. 43 f./Anm. 1 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZPNydnxk5pEC%26pg%3DPA43~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Carl von Clausewitz: Die Feldzüge von 1799 in Italien und der Schweiz. 2. Theil (= Hinterlassene Werke [hrsg. v. Marie von Clausewitz]. 6. Band). Ferdinand Dümmler, Berlin 1834, S. 56 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DsasWAAAAQAAJ%26pg%3DPA56~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Wie sein Vorgesetzter Masséna später Maréchal d’Empire.
  8. Yvo Pfyffer: Aus dem Kriegsjahr 1799. Der Versuch eines Aarüberganges bei Döttingen durch Erzherzog Karl. A. Doppler, Baden 1899, S. 24 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fdoi.org%2F10.3931%2Fe-rara-70697~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Yvo Pfyffer: Aus dem Kriegsjahr 1799. Der Versuch eines Aarüberganges bei Döttingen durch Erzherzog Karl. A. Doppler, Baden 1899, S. 17, 22, 26–28 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fdoi.org%2F10.3931%2Fe-rara-70697~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. François Louis Dedon-Duclos: Relation détaillée du passage de la Limat, effectué le 3 vendémiaire an 8 […] Cet ouvrage contient une notice historique de toutes les opérations militaires des armées du Danube et du Rhin […] Didot jeune, Paris an 9 (1801), S. 46 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZPNydnxk5pEC%26pg%3DPA46~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. François Louis Dedon-Duclos: Relation détaillée du passage de la Limat, effectué le 3 vendémiaire an 8 […] Cet ouvrage contient une notice historique de toutes les opérations militaires des armées du Danube et du Rhin […] Didot jeune, Paris an 9 (1801), S. 49 ff. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZPNydnxk5pEC%26pg%3DPA49~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Yvo Pfyffer: Aus dem Kriegsjahr 1799. Der Versuch eines Aarüberganges bei Döttingen durch Erzherzog Karl. A. Doppler, Baden 1899, S. 32 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fdoi.org%2F10.3931%2Fe-rara-70697~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).