Gegendenkmal
Ein Gegendenkmal ist ein Denkmal, das den Zweck hat, zu bestehenden Denkmälern, deren Aussage man nicht mehr unterstützen, sie aber auch nicht ändern (Denkmalumwidmung) oder entfernen (Denkmalsturz) möchte, zum Beispiel aus Gründen des Denkmalschutzes, eine andere Aussage (Antithese) darzustellen.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das 1936 in Hamburg errichtete 76er-Denkmal von Richard Kuöhl diente als Gegendenkmal zum 1931 errichteten Hamburger Ehrenmal von Ernst Barlach. In unmittelbarer Nähe zum Kriegerdenkmal entstand wiederum 1983 bzw. 1986 das aus den beiden Skulpturen Hamburger Feuersturm und Fluchtgruppe Cap Arcona bestehende Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka.[1] Anfang der 1980er Jahre war eine Veränderung und Umwidmung des 76er-Denkmals geplant.[2]
- Das Kriegerdenkmal des Bildhauers August Henneberger aus dem Jahre 1925 vor der Kirche St. Johannis in Altona wurde 1996 durch ein Gegendenkmal von Rainer Tiedje ergänzt.
- Jenny Holzer installierte eine Laserprojektion auf das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig in der Zeit vom 14. bis 16. Juni 1996, um Texte direkt auf das Denkmal zu projizieren.[3]
- Zum Denkmal für die Gefallenen des preußischen Füsilier-Regiments 39 in Düsseldorf-Golzheim wurde 2016 ein Gegendenkmal politisch diskutiert.[4]
- In Heidenheim an der Brenz, dem Geburtsort von Erwin Rommel, wurde im Jahr 2020 ein Gegendenkmal unmittelbar vor dem im Jahr 1961 errichteten Rommel-Denkmal aufgestellt.[5][6]
Räumlicher Bezug
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegendenkmale stehen in der Regel in einem sehr engen räumlichen Bezug zum ursprünglichen Denkmal, so dass These und Antithese zusammen sicht-, erleb- und reflektierbar sind. Selten sind Gegendenkmale mit großem räumlichen Abstand, so etwa das Denkmal-Kunstwerk „Dem Landesvater seine Göttinger Sieben“ von 2015 in Göttingen, das in rund 100 Kilometer Luftlinie Entfernung die Aussage des Ernst-August-Denkmals in Hannover von 1861 kritisch kommentiert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dinah Wijsenbeek: Denkmal und Gegendenkmal: über den kritischen Umgang mit der Vergangenheit auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Meidenbauer, München 2010, ISBN 978-3-89975-724-8. (Inhaltsverzeichnis)
- Corinna Tomberger: Das Gegendenkmal. Avantgardekunst, Geschichtspolitik und Geschlecht in der bundesdeutschen Erinnerungskultur. transcript Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-8394-0774-5. (Digitalisat)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Archivierte Kopie ( vom 21. April 2017 im Internet Archive)
- ↑ Bernd Miiüender: Kriegerdenkmal-Umwidmung: Stein des Anstoßes. In: Die Zeit. Nr. 41, 1982 (zeit.de).
- ↑ https://www.hgb-leipzig.de/kunstorte/vsd_laserprojektion.html
- ↑ Arne Lieb: Gegenentwurf zum Nazi-Denkmal: Hamburg hat schon ein "Gegendenkmal". In: rp-online.de. 14. Mai 2016, abgerufen am 8. Februar 2024.
- ↑ Claudia Henzler: Auf Rommels Denkmal fällt nun ein Schatten sueddeutsche.de, 23. Juli 2020.
- ↑ Sven Felix Kellerhoff: Der Wüstenfuchs und seine Minenfelder welt.de, 23. Juli 2020.