Georg Leopold Weisel

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Georg Leopold Weisel

Georg Leopold Weisel (geboren als Joachim Löbl Weisel; 1804 in Přestitz, Kaisertum Österreich; gestorben 31. März 1873 in Neumark (Böhmen), Österreich-Ungarn) war ein böhmisch-österreichischer Arzt und Schriftsteller.

Joachim Löbl Weisel war ein Kind eines Kleiderhändlers, er wuchs in Přestitz auf. Er studierte Medizin in Prag, wo er im Judenviertel wohnte und sich als Privatlehrer durchschlug. Er praktizierte als Geburtshelfer in Klattau und später in Neumark. Weisel heiratete Ann Pavlovská, germanisierte seinen Namen und konvertierte 1843 zum Katholizismus.

Weisel schuf in den 1830er und 1840er Jahren zahlreiche Erzählungen, die auf älteren jüdischen Überlieferungen, Sagen und Legenden fußten. Weiterhin schrieb er Novellen aus dem gegenwärtigen Leben der böhmischen Juden. Bei seinen Sammlungen wurde er zeitweise von Franz Klutschak (1814–1886) unterstützt.

Die Erzählung Meine erste Praxis erschien 1836 in der Zeitschrift Bohemia. 1838 kam Die Pinchasgasse: Eine jüdische Volkssage im Panorama des Universums heraus, die Erzählung wurde mehrfach, unter anderem von Wolf Pascheles, nachgedruckt. Weitere Publikationen waren unter anderem 1844 Die Schnorrer oder jüdischen Bettler, 1845 Die Jeschiboth oder jüdischen Hochschulen und 1850 Die Prager Juden, wie sie leben.

Unter dem Einfluss seiner zugezogenen Nachbarin Božena Němcová, die 1846 die Sammlung Obrazy z okolí domažlického (Reisebilder aus der Gegend von Taus) veröffentlicht hatte, erschien von ihm im Jahr 1848 im Panorama des Universums der Bericht Chodenprozeß, ein kleiner Beitrag zur Vaterlandsgeschichte über die Unterdrückung der Choden im 17. Jahrhundert. Der 1873 wiederaufgelegte Aufsatz war 1884, laut Josef Blau, eine Basis für Alois Jiráseks vielgelesene nationaltschechische Novelle Psohlavci.

  • Josef Blau (Hrsg.): Georg Leopold Weisel: Aus dem Neumarker Landestor. Beiträge zur sudetendeutschen Volkskunde, 17. Sudetendeutscher Verlag F. Kraus, Reichenberg 1926
  • Der Golem. In Gallerie der Sipurim, eine Sammlung jüdischer Sagen, Märchen und Geschichten, als ein Beitrag zur Völkerkunde. Prag 1847, S. 51–52
  • Georg Leopold Weisel, in: Gabriele von Glasenapp, Hans Otto Horch: Ghettoliteratur. Eine Dokumentation zur deutsch-jüdischen Literaturgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Max Niemeyer, Tübingen 2005, S. 994–998[1]
  • Leopold Weisel, bei YIVO, Jews in Eastern Europe
  • Jana Doleželová: Questions of Folklore in the Legends of the Old Jewish Town Compiled by Leopold Weisel (1804–1870), in: Judaica Bohemiae, 12, 1976, S. 37–50
  • Hillel J. Kieval: Languages of Community: The Jewish Experience in the Czech Lands. Berkeley, 2000, S. 106–110
  • Ruth Kestenberg-Gladstein: Heraus aus der “Gasse”: Neuere Geschichte der Juden in den Böhmischen Ländern. Zweiter Teil: 1830–1890. Münster 2002, S. 152–162

Einzelnachweise

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  1. auch S. 138f., S. 301; darin Listung seiner Sippurim-Geschichten, bes. in Band 1.