Gevezin

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Gevezin
Gemeinde Blankenhof
Koordinaten: 53° 34′ N, 13° 7′ OKoordinaten: 53° 33′ 51″ N, 13° 6′ 37″ O
Postleitzahl: 17039
Vorwahl: 0395
Gevezin (Mecklenburg-Vorpommern)
Gevezin (Mecklenburg-Vorpommern)
Lage von Gevezin in Mecklenburg-Vorpommern

Gevezin ist ein Ortsteil der Gemeinde Blankenhof im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird vom Amt Neverin mit Sitz in gleichnamiger Gemeinde verwaltet.

Geografie und Verkehrsanbindung

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Gevezin liegt südwestlich des Kernortes Blankenhof. Die B 104 verläuft nordöstlich, östlich erstreckt sich das 430 ha große Landschaftsschutzgebiet Malliner Bach und Seenkette (siehe Liste der Landschaftsschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern).

Dorfkirche Gevezin

Gevezin, auch Gevzin, wird 1311 erstmals als Gywirczcin erwähnt, dann 1313 Gywetzin, 1408 Gywertzin.[1] Der Name ist slawischer Herkunft (rekonstruiert *Javorčin), abgeleitet aus einer Verkleinerungsform von javor „Ahorn“.[2] In der Ersterwähnung von 1311 übereignet der Fürst von Werle dem Ritter Wilburg Schade vier Hufen aus diesem Dorf. Seither war Gevezin ein ritterschaftliches Gut in Lehnsabhängigkeit vom mecklenburgischen Fürstenhaus. Später erwarb die Familie von Peckatel das Gut. Seit deren Konkurs 1653 wechselten die adeligen oder bürgerlichen Besitzerfamilien alle zwei bis drei Generationen.[3] 1730 kaufte der Vize-Landmarschall Hans Heinrich von Keyserlingk[4] Gevezin, 1755 saß mit Ernst Christoph von Kaiserlingk ein Oberstleutnant auf dem örtlichen Gut.[5] Die in der Region weit verzweigte Grundbesitzerfamilie Pogge[6] bemühte sich sogar selbst zur Ortsgeschichte,[7] ihre letzten Vertreter waren Friedrich Pogge und Sohn Carl, welche auch mit einem anderen Gut in Pommern frühzeitig in finanzielle und juristische Schwierigkeiten gerieten.[8] Die letzten beiden Bauernhöfe des Ortes wurden im späten 18. Jahrhundert gelegt.

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert gehörte Gevezin zum ritterschaftlichen Amt Strelitz im (Teil-)Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz. Letzte Eigentümer waren seit 1909 die spät nobilitierte und aus dem Baltikum stammende Familie von Buengner. Die Familie wurde 1898 in den Adelsstand[9] erhoben und stellte zuvor Bürgermeister, Kaufleute und sogar Ärzte. Der erste Buengner auf Puchow mit Rahnenfelde war der Dr. phil. Adolf Heinrich Buengner (1855–1917). Er trug den eher seltenen Beititel russischer Edelmann und trat der Dt. Dendrologischen Gesellschaft des Grafen Fritz von Schwerin-Wendisch Wilmersdorf bei, dem vielleicht weltweit führenden Baumkundler seiner Zeit. Ihm folgte sein Sohn Carl Robert Erich (1886–1963), verheiratet mit Clara Louise von Schröder aus Kl. Lukow,[10] einem Nachbargut. Erich von Buengner übernahm Gevezin 1917, mit der gleichzeitigen Erteilung eines Mutscheins[11] durch den Landesherrn, zur Bestätigung seines alleinigen Besitzes. Für Puchow und Rahnenfelde musste er einen gesonderten Lehneid ableisten.[12] Das junge Ehepaar Buengner hatte zwei Töchter und zwei Söhne. Hauptwohnsitz des Gutsbesitzers war das 590 ha große Gut Gevezin. Die Größe des Lehngutes Puchow umfasste 1921 genau 399 ha, Rahnenfelde gesondert mit 164 ha. Der Schwerpunkt lag auf der Milchviehwirtschaft. Als Gutsinspektor fungierte H. Sengbusch. Buengner jun. war wie sein Vater Mitglied in einigen Fachverbänden, in der Dt. Landwirtschafts-Gesellschaft[13] und auch im Dt. Forstverein.[14] Seine ganze Familie trat der Deutschen Adelsgenossenschaft bei,[15] einem gleich geschalteten Standesverband, ursprünglich für den einfachen Adel gegründet, später für ebenso für den Hochadel von Interesse. Bis kurz vor der großen Wirtschaftskrise blieben mit den 396 ha für Puchow und für Rahnenfelde 156 ha die Größen konstant.[16] Das bezieht sich auch auf die 588 ha in Gevezin. Auch wenn Gevezin als Hauptgut galt, die Erbbegräbnisstätte der Familie von Buengner wurde dennoch in Puchow eingerichtet. Eine 1947 publizierte Übersicht zum vormaligen Grundbesitz benennt für Erich von Buengner nochmal gesamt 1040 ha.[17][18]

Im Zuge der Bodenreform wurde das Gut Gevezin im Herbst 1945 enteignet und aufgeteilt. Bemühungen von Nachkommen der letzten Besitzerfamilie in den frühen 1990ern zur Wiedererlangung des einstigen Gutsbesitzes blieben ohne Erfolg.

Sehenswürdigkeiten

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In der Liste der Baudenkmale in Blankenhof sind für Gevezin acht Baudenkmale aufgeführt:

  • Die spätgotische Feldsteinkirche wurde auf älteren Resten errichtet. Der Westturm mit stattlichem Fachwerk-Dachreiter stammt aus dem Jahr 1786. Die flache Balkendecke ist bemalt; der Kanzelaltar stammt aus dem 18. Jahrhundert. Zum Baudenkmal gehört eine Feldsteinmauer mit Backsteinpfeilern und einem Lattenzaun. Die Kirche gehört zur Kirchengemeinde Penzlin-Mölln.
Herrenhaus Gevezin, bis 2012 Indianermuseum
  • Das Herrenhaus des Gutes Gevezin wurde im Jahr 1912 als eingeschossiger Putzbau mit Mittelrisalit, Sockelgeschoss und Mansarddach nach Plänen der Berliner Architekten Albert Giesecke und Carl Wenzke errichtet.[19] Das Gut wurde später vom Sammler und Autor Karl-Heinrich Gehricke erworben und diente bis 2012 als Indianermuseum.[3] Zum Baudenkmal gehört der Park.
  • Wohnhaus Klingelbaumstraße 7 mit Stallgebäude
  • Wohnhaus Klingelbaumstraße 9

Persönlichkeiten

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Einzelnachweise

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  1. G. C. F. Lisch, F. Wigger (Hrsg.): Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altersthumskunde 1881. 46. Auflage. Nr. 2. In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung, Schwerin 1881, S. 49 (google.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  2. Willich, Cornelia: Ortsnamen in Mecklenburg-Strelitz. In: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region, Bd. 2 (2002), S. 6–23, hier S. 11.
  3. a b Sabine Bock: Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz. Architektur und Geschichte. (= Beiträge zur Architekturgeschichte und Denkmalpflege, Band 7.1–3.) Thomas Helms Verlag, Schwerin 2008, ISBN 978-3-935749-05-3, Band 1, S. 286–290.
  4. Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. In: GHdA Gesamtreihe seit 1951. C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1985, S. 580 (google.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  5. Mecklenburgisches Wappenbuch. In: Johann Gottfried Tiedemann, Gottlieb Matthaeus, Karl Masch (Hrsg.): MWB. IV. Familien, welche seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts durch Reception die Rechte des eingebornen Adels erhalten haben, Nr. 1755. Selbstverlag Lithographische Anstalt, Rostock 1837, S. 6 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 29. April 2022]).
  6. Regierungs-Blatt für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin No. 16, 1870. 18.2.1870, Homgialeid für den Ankauf von Gut Dammwalde, Friedrich Pogge-Gevezin, August Rogge-Pölitz, Franz Pogge-Blankenhof, Hermann Pogge-Roggow. Schwerin 28. Februar 1870, S. 91 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
  7. G. C. Friedrich Lisch (Hrsg.): Jahrbücher des Verein für me(c)klenburgische Geschichte und Altersthumskunde. 26. Auflage. Miscellen und Nachträge. 1. Das Schloß Kobelbrück. In Commission der Stillschen Hofbuchhandlung (Didier Otto), Schwerin 1861, S. 76 (google.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  8. Archiv für Rechtsfälle, bis zur Entscheidung des Königlichen Ober-Tribunals. In: Theodor Striethorst (Hrsg.): 83. Gesamtband. Dritter Jg.- Dritter Band - Dritte Folge, Stettin, 4.3.1872. J. Guttentag (D. Collin), Berlin 4. März 1872, S. 344–345 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Dt. Adelsgenossenschaft, Teil B (Briefadel). In: Justus Perthes (Hrsg.): Standardwerk "Der Gotha", erschienen bis 1942. 31. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1939, S. 81–82 (d-nb.info [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  10. Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser Teil B (Briefadel). In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA seit 1951. Band VII, Nr. 68. C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1978, S. 409–412 (d-nb.info [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  11. Staatsministerium des Adolf Friedrich Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard etc. (Hrsg.): Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzscher Offizieller Anzeiger für Gesetzgebung und Staatsverwaltung. Band 1917, 194, Abteilung III. Seibstverlag, Schwerin 27. Dezember 1917, S. 1618 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
  12. Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. In: Amtliche Beilage. Schwerin 1. November 1917, S. 921 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
  13. Erich Vielhaack: Aus der Mark Brandenburg, Streifzüge durch seine Land-und Forstwirtschaft. Bericht über Studienreisen. In: Dt. Landwirtschafts-Gesellschaft DLG (Hrsg.): Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Band 329-340. Eigenverlag, Berlin 1925, S. 28 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2021]).
  14. Jahresbericht Deutscher Forstverein 1929. In: Geschäftsleitung Dt. Forstverein (Hrsg.): Mitgliedsverzeichnis und Übersicht Forst-Seminare. Band 1939. Verlagsgesellschaft Abteilung Dt. Forstwirt, Berlin 1939, S. 216 (google.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  15. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft: Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutschen Adels. 1940. Landesabteilung Mecklenburg Abtl. 1. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, S. 193 (d-nb.info [abgerufen am 9. Juli 2021]).
  16. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer`s Landwirtschaftlicher Güter-Adreßbücher, Band Mecklenburg, 1928. In: Niekammer (Hrsg.): Standardwerk, letzte Ausgabe für Mecklenburg. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Adressbuch GmbH, Leipzig 1928, S. 207–258 (g-h-h.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  17. Theodor Häbich: Deutsche Latifundien. Bericht und Mahnung. 3. Auflage. W.Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1948, S. 113–182 (google.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  18. Weitere landwirtschaftliche Betriebe über 20 ha wurden im Hauptstandardwerk der Landwirtschaftlichen Adressbücher Mecklenburg in der letzten Ausgabe für Gevezin nicht erwähnt.
  19. Elke Onnen, Ulrike Volkhardt (Hrsg.): Paul Korff. Ein Architektenleben. Lukas, Berlin 2017, ISBN 978-3-86732-263-8, S. 76.
  • Sabine Bock: Gevezin – Ritterschaftliches Gut. In: Dieselbe: Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz. Architektur und Geschichte. (= Beiträge zur Architekturgeschichte und Denkmalpflege, 7.1–3). Thomas Helms Verlag Schwerin 2008. ISBN 978-3-935749-05-3. Band 1, S. 286–290.
  • Eckhard Hein: Gevezin – über 700 Jahre Dorf und Kirche. Aus der Historie von Gevezin. Hrsg.: Förderverein Dorf und Kirche Gevezin, Blankenhof 2013 [1]
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