Grabowo (Łobez)

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Grabowo (deutsch Grabow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Łobez (Stadt- und Landgemeinde Labes) im Powiat Łobeski (Labser Kreis).

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 22 Kilometer südöstlich der Stadt Resko (Regenwalde), sechs Kilometer nordöstlich der Stadt Łobez (Labes) und 2 ½ Kilometer nordwestlich des Dorfzentrums von Zdzisławice (Christinenhof).

Ehemaliges Gutshaus Grabow mit Park (2014)
Kirche in Grabow (2014), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Einwohner des Gutsbezirks Grabow und seiner Umgebung

Das Rittergut Grabow war früher ein altes pommersches Lehen der in Hinterpommern alteingeborenen Adelsfamilie Borcke.[1] Es wurde schon 1500 in einem Lehnbrief der Borkonen erwähnt. Zu dem Gut gehörten um 1817 die fünf Vorwerke Büssow, Christinenhof, Dieckborn, Margarethenhof und Rüdigershof.[2] Anlässlich der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gutsbezirk Grabow durchgeführten Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse wurden fünf Bauernhöfe vom Gutsbezirk abgetrennt, auf die Feldmark Christinenhof verlegt und daraus die neue Landgemeinde Christinenhof gebildet.[3] Namhafter Gutsbesitzer war damals der Politiker Kurt von Borcke. Ihm folgte der Sohn Otto von Borcke (1867–1929), verheiratet mit Anna von Hellermann (1875–1930), die beide kinderlos blieben.[4]

Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Grabow 1089 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 301 Einwohner.[5] Mit Wirkung vom 30. Dezember 1927 wurde der Gutsbezirk Grabow nach der neuen Kommunalverfassung in die Landgemeinde Christinenhof eingegliedert; am privaten, kirchlichen und fiskalischen Eigentum änderte dies nichts. 1939 gehörte der Familie von Borcke in Grabow 319 ha und in Büssow 321 ha, hier war der Verwalter Friedrich Sibers eingesetzt.[6] Letzter Besitzer des Guts Grabow war im Minorat, der jüngste Neffe,[7] Jürgen von Borcke (1913–1943).[8]

Im Jahr 1945 war Grabow eine Wohnstätte in der Landgemeinde Christinenhof im Landkreis Regenwalde im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Grabow war Sitz des Amtsbezirks Grabow.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Grabow zusammen mit Christinenhof und ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung von Polen. Der Ortsname wurde zu ‚Grabowo‘ polonisiert. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Christinenhof vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adeliges Dorf mit zwei herrschaftlichen Ackerwerken, zwei Vorwerken auf der Feldmark, einer Kirche und zwölf Feuerstellen (Haushaltungen)[1]
1818 97 Dorf und Holzwärterei, adlige Besitzung[9]
1825 135 [10]
1852 363 [11]
1864 246 am 3. Dezember, Gutsbezirk[12]
1867 238 am 3. Dezember, Gutsbezirk[13]
1871 261 am 1. Dezember, Gutsbezirk, davon 260 Evangelische und ein Katholik[13]
1910 271 am 1. Dezember, Gutsbezirk[14]
1925 301 am 16. Juni[5]
  • Grabow, Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Grabow (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 338, Ziffer 19. (Digitalisat)
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 721–722. (Digitalisat)
Commons: Grabowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 338, Ziffer 19. (Digitalisat)
  2. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung von Jahr 1817 nebst alphabetischem Register. Gedruckt bei Carl Wilhelm Struck, Stettin, Abschnitt X: Regenwaldesche Kreis, Ziffer 57–62. (Digitalisat).
  3. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 900–901. (Digitalisat).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1911, 12. Jg., Justus Perthes, Gotha 1910, S. 89 f. (Digitalisat)
  5. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 395. (Digitalisat)
  6. H. Seeliger (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern. Verzeichnis 1939, in: Niekammer`Güter-Adreßbücher, Band I, 9. Auflage, Verlag von Niekammer`s Güter-Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1. Oktober 1938, S. 195.
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil A (Uradel), 1932. 31. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1931, S. 85 f.
  8. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen Thiedicke von Flotow-Stuer: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, Band II, Band 11 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1955, S. 110–111. ISSN 0435-2408
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 68, Ziffer 2459. (Digitalisat)
  10. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 225, Ziffer 24. (Digitalisat)
  11. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. R. L. Decker, Berlin 1856, S. 197. (Digitalisat)
  12. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 49–50. (Digitalisat).
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 80–81, Ziffer 113. (Digitalisat)
  14. Landkreis Regenwalde (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert 17.09.2022.

Koordinaten: 53° 40′ N, 15° 41′ O