Gut Neuhaus

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Gut Neuhaus
Gut Neuhaus, Turm
Gut Neuhaus, Allianzwappen Hahn/Brockdorff

Das Gut Neuhaus war ein Adliges Gut in Giekau in Schleswig-Holstein. Gut Neuhaus geht auf Reste eines mittelalterlichen Rittersitzes zurück, der von den Herren von Giekau errichtet worden war. Die heutige Anlage wurde vermutlich von den Rantzaus erbaut, in deren Zeit zumindest der Kern des jetzigen Gutshauses entstand. 1732 ging das Gut nach mehreren Besitzerwechseln in das Eigentum der Grafen von Hahn über. Die Gebäude des Guts stehen unter Denkmalschutz.

Ursprünglich war das am Selenter See gelegene Gut ein Rittersitz der Ritter von Giekau (Ghikow). Reste einer Turmhügelburg haben sich erhalten.[1]

Hans Rantzau (1452–1522), Amtmann zu Schwabstedt, ließ nahe dem alten Standpunkt 1484 eine neue Burg errichten, woher vermutlich der Name Nienhus, Neuhaus, stammt.[2] Nach der Abbildung auf der 1587 angefertigten Rantzau-Tafel handeltes es sich bei der Arx Nienhusia um eine Wasserburg, ein von einem Wassergraben umgebenes zweigeschossiges Steinhaus mit einem Seitenflügel und Stufengiebeln.[3] Hans Rantzau hatte sieben Söhne, die wichtige Posten in den Herzogtümern Schleswig und Holstein besetzten, darunter den Landmarschall Melchior Rantzau, den Bischof Balthasar Rantzau und den königlichen Statthalter der Herzogtümer Breide Rantzau († 1562).

Als ältester Sohn erbte Melchior Rantzau 1522 das Gut. Dieser war in der Grafenfehde der Hauptgegner des Lübecker Bürgermeisters Jürgen Wullenwever, weshalb dessen Feldherr Marx Meyer das befestigte Gutshaus 1535 belagerte, jedoch nicht einnehmen konnte. Nach Melchiors frühen Tod fiel der Besitz 1539 an einen jüngeren Bruder, den herzoglichen Rat und Amtmann von Hadersleben Sievert Rantzau († 1576). Auch dieser starb kinderlos, so dass das Gut an seinen Neffen Hans Rantzau überging.[4] Unter dessen Nachkommen blieb es bis 1715 im Besitz derer von Rantzau. Als Besitzer des Guts hatten sie auch das Kirchenpatronat der Giekauer Kirche inne, in der sie auch beigesetzt wurden.

Am 30. Januar 1715 verkaufte Kay von Rantzau das stark verschuldete Gut für 150.000 Taler an seine Schwester Dorothea († 1738), die mit dem Landrat Dethlev von Brockdorff verheiratet war. Am 1. Mai 1737 verkaufte das Ehepaar das Gut an ihren Schwiegersohn Friedrich von Hahn († 1772), den Ehemann ihrer Tochter Christine Magdalena von Brockdorff. Nach dem Tod seines Vaters erbte dessen jüngster Sohn Friedrich von Hahn das Gut.[5] Dieser verlegte seinen Wohnsitz nach Schloss Remplin. Nach seinem Tod 1805 wurde der etwa sechzig Güter umfassende Familienbesitz zwischen den beiden Söhne aufgeteilt. Gut Neuhaus gelangte in den Besitz des jüngeren Sohnes, des sogenannten „Theatergrafen“ Karl von Hahn. Dessen Theaterbesessenheit führte dazu, dass er 1808 unter Kuratel gestellt wurde und im großen Hahn’schen Güterkonkurs 1816 der größte Teil des Familienvermögens verloren ging. Gut Neuhaus blieb als Zentrum des Majorats Neuhaus jedoch im Familienbesitz. Am 17. Januar 1839 wurde der Sohn des Theatergrafen, der dänische Hofjägermeister Ferdinand von Hahn, Besitzer des Gutes. Ferdinand, der Anfang 1858 zum Katholizismus konvertierte, ließ im spätmittelalterlichen Rundturm eine katholische Kapelle „Virgo fidelis“ neugotisch ausbauen, die am 14. September 1858 geweiht und mit einem Hausgeistlichen besetzt wurde. Das Gut gehört bis heute der Familie Hahn.

Das Gut umfasste die Dörfer Giekau, Dransau, Engelau, Emkendorf, Köhn und Pülsen sowie die Meierhöfe Gottesgabe, Köhn, Mühlen, Warderhof und Morrehm.[6] Es war damit eines der größten Güter im Herzogtum Holstein. Es war auch ein Patrimonialgericht, bis mit dem Übergang an Preußen 1867 die Patrimonialgerichtsbarkeit endete.

Zehn Teile des Gutshofs stehen unter Denkmalschutz. Das Herrenhaus hat drei Flügel und wurde um das Jahr 1737 erbaut, wobei Teile des älteren Gebäudes aus der Zeit um 1500 integriert wurden. Es wurde im 18. Jahrhundert umfangreich ergänzt und ausgebaut. Das Torhaus stammt aus dem Jahr 1854. Der Ziegelsteinbau mit reicher Zier im Stil der Neugotik. Nach außen schließt das siebenachsige, lang gestreckte Torhaus das Gut mit seinem Wirtschaftshof ab. Daneben sind noch das westliche und das östliche Kavalierhaus, Werkstatt-Gebäude, Gefängnis/Garage/Inspektorenwohnung, der Kutschstall, der sogenannte Kutschstall und Einfassungsmauern und Gittertore sowie das Feldsteinpflaster im Hof geschützt.

Commons: Gut Neuhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Gut Neuhaus. In: Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Abgerufen am 5. September 2024.

Einzelnachweise

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  1. Burg Neuhaus, verschwundene Burg in Giekau-Neuhaus. In: alleburgen.de. Abgerufen am 5. September 2024.
  2. Joh. Schröder: Darstellungen von Schlössern und Herrenhäusern der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, vorzugsweise aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert, 1862, S. 93, Digitalisat.
  3. Rantzau-Tafel, rechts unten. Abgerufen am 5. September 2024 (A NIENHUSIA ist das dritte Haus von oben).
  4. Joh. Schröder: Darstellungen von Schlössern und Herrenhäusern der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, vorzugsweise aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert, 1862, S. 91f, Digitalisat.
  5. G. C. F. Lisch [Hrsg.]: Geschichte und Urkunden des Geschlechtes Hahn, Band 4 (1856), S. 208 (Digitalisat).
  6. Johann Friedrich Kratzsch: Vollständiges topographisch-justitiarisches Handbuch der sämmtlichen deutschen Bundesstaaten, Band 2, Teil 2, 1845, S. 206, Digitalisat.

Koordinaten: 54° 18′ 31,2″ N, 10° 30′ 25,3″ O