Hamberger Industriewerke

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Koordinaten: 47° 50′ 44,9″ N, 12° 9′ 46,9″ O

Hamberger Industriewerke GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1866
Sitz Stephanskirchen, Deutschland
Leitung Peter Hamberger[1]
  • Peter M. Hamberger
Mitarbeiterzahl 2.600 (2021)[2]
Umsatz 350 Mio. € (2019)[2]
Branche Holzindustrie
Website www.hamberger.com

Die Hamberger Industriewerke GmbH in Stephanskirchen bei Rosenheim fertigt in eigenständigen Unternehmensteilen Bodenbeläge und WC-Sitze. Zudem gehören zur Unternehmensgruppe ein Sägewerk, Land- und Forstwirtschaft und der Bereich Retail. Der Exportanteil des Unternehmens beträgt 48 %, der Export geht in 90 Länder.[2]

Hamberger Firmengelände

Rosenheimer Sicherheits-Zünder, frühes 20. Jahrhundert.
Hamberger Industriewerke Standorte 2019

Franz Paul Hamberger gründete im Jahr 1866 das Unternehmen im Stephanskirchener Ortsteil Ziegelberg. Neben der Zündholzproduktion wurde – anfangs zur Deckung des Eigenbedarfs – eine Ziegelei und später ein Sägewerk aufgebaut.[3] Nach einem Brand wurde 1968 der Geschäftsbereich Ziegelei eingestellt und mit dem Fall des Zündwarenmonopols im Jahr 1983 ebenfalls die Produktion der Zündhölzer.[4] Von 1868 bis in die frühen 1920er Jahre hinein stellte die Hamberger Ölfabrik neben Wagenfetten sowie technischen Fetten und Ölen auch die „Hamberger Schuhwichse“ her. Im Inflationsjahr 1923 wurde dieser Geschäftszweig eingestellt. Ebenfalls heute nicht mehr produziert werden die Hamberger Hartholz-Wäscheklammern. In welchem Zeitraum diese genau gefertigt wurden, ist nicht bekannt. 1912 wurde mit der WC-Sitzfertigung ein weiterer Unternehmensbereich aufgebaut.[5] Die heutige Wortmarke HARO – zusammengesetzt aus HAmberger und ROsenheim – wurde 1927 beim deutschen Reichspatentamt als Warenzeichen eingetragen.[6][7]

1950 kam der Geschäftsbereich Mehrschichtparkett dazu und die Wortmarke „HARO-Parkett“ wurde als Warenzeichen eingetragen.[6] 1958 wurde die Bodenbelags-Produktion um Sportböden und im Jahr 1987 schließlich um Laminatboden erweitert.[6]

1976 öffnete der erste HARO-Baumarkt am Ziegelberg, dem in den folgenden Jahren zwei weitere Märkte in Rosenheim und Raubling folgten.[8][6]

Das bestehende Wasserkraftwerk an der Sims wurde 1935 um ein Dampfkraftwerk ergänzt, um den Energiebedarf zu decken. Mittlerweile werden zwei Blockheizkraftwerke betrieben, die mit Holzabfällen aus dem Sägewerk und der Bodenproduktion Strom und Wärme produzieren. Neben der Versorgung des eigenen Unternehmens wird ebenfalls Strom ins öffentliche Netz eingespeist (ausreichend für ca. 20.000 Haushalte). 2016 wurde ein modernes Wasserkraftwerk installiert und in Betrieb genommen.[6]

In den Jahren 1936 und 1978 wurde das Nadelholzsägewerk jeweils neu errichtet, um die Kapazität zu erhöhen. Im Jahr 1998 wurde es auf Laubholz umgestellt. 2007 wurde ein zweites Sägewerk in Kleinostheim bei Aschaffenburg in Betrieb genommen,[9] welches aber aufgrund der geringeren Nachfrage nach heimischem Buchenholz im Jahr 2017 wieder geschlossen wurde.[6]

Im Zuge der Internationalisierung wurden Vertriebsgesellschaften in Österreich, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Indien, den USA, Russland und Italien gegründet.[10] Seit 2003 betreibt Hamberger auch ein Produktionswerk für WC-Sitze im bulgarischen Sevlievo und seit 2012 ein weiteres WC-Sitz-Werk im chinesischen Kunshan in der Nähe von Shanghai.[6][10]

Heute wird das Unternehmen in der vierten und fünften Generation von Peter Hamberger und Peter M. Hamberger geführt.[11] Mit weltweit ca. 2.650 Mitarbeitern werden jährlich ca. 325 Mio. Euro umgesetzt. Die Hamberger Gruppe besteht insgesamt aus 21 rechtlich eigenständigen Firmen – davon neun im Ausland.[6]

Unternehmensbereiche

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Die Hamberger Unternehmensgruppe gliedert sich in vier eigenständige und größtenteils rechtlich selbstständige Geschäftsbereiche. Neben den Unternehmensbereichen Hamberger Flooring (Bodenbeläge) und Hamberger Sanitary (WC-Sitze)[12] umfassen die Hamberger Industriewerke noch die Bereiche Hamberger Retail (OBI-Baumärkte) sowie Land- und Forstwirtschaft (Gut Filzenhof).[6]

Hamberger Flooring produziert am Unternehmensstandort Stephanskirchen Hartbodenbeläge für den Heimgebrauch, für gewerbliche Nutzung und Sportstätten.[13]

Hamberger Sanitary ist der größte Hersteller von WC-Sitzen in Europa.[14] Die verschiedenen Produktlinien von Hamberger Sanitary sind auf den Heimgebrauch (Homeline) und auf den Gebrauch in öffentlichen Bereichen, wie Pflegeeinrichtungen (Careline) zugeschnitten.

Die drei HARO-Baumärkte (Ziegelberg, Rosenheim, Raubling) sind als Hamberger Retail eine weitere Säule innerhalb der Hamberger Firmengruppe. Seit 1982 ist Hamberger OBI-Franchisenehmer.[15]

Seit 1916 unterhält das Unternehmen einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, das Gut Filzenhof.[16] Zunächst widmete man sich der Milchviehaufzucht zur Versorgung der eigenen Mitarbeiter in den kargen Kriegsjahren und stellte Mitte der siebziger Jahre auf die Mast von Jungbullen um. Über den Hofladen am Gut Filzenhof werden Fleisch- und Wurstwaren direkt vermarktet. Daneben ist das Unternehmen auch durch seinen eigenen Forstbetrieb unmittelbar mit dem Rohstoff Holz verbunden.[6][16][17]

  • 2015: HARO Korkboden Corkett Arteo XL Eiche italica natur strukturiert (Holznachbildung) „Bestes Produkt des Jahres 2015“ in der Kategorie Bodenbeläge von Heimwerker Praxis[18]
  • 2015: WC-Sitz Evolution, ausgezeichnet mit dem Red Dot Design Award 2015 und dem PLUS X AWARD 2015 in den Bereichen Design und High Quality[19]
  • 2013: Woody Award für Parkett-Sonnenschutz sunProtect in der Kategorie „Innovatives Produkt“[20]
  • 2005: WC-Sitz Malong, ausgezeichnet mit dem Red Dot Design Award 2005 und dem DESIGN PLUS Award[6]
  • 150 Jahre Hamberger – Seit 150 Jahren mit der Zukunft verwurzelt, Hamberger Industriewerke GmbH, 2016.

Einzelnachweise

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  1. Hamberger Industriewerke GmbH: Impressum. 9. Februar 2018, abgerufen am 17. Januar 2020 (deutsch).
  2. a b c Hamberger Industriewerke GmbH: Daten und Fakten. In: www.hamberger.com. Abgerufen am 7. April 2023 (deutsch).
  3. Zählen zu den beliebtesten Familienunternehmen Deutschlands: Hamberger Industriewerke. In: rosenheim24.de. 6. September 2019, abgerufen am 27. November 2019.
  4. Mit 75 noch immer am Puls der Zeit. In: rosenheim24.de. 30. Juni 2011, abgerufen am 27. November 2019.
  5. Carsten Dierig: Haro: Parketthersteller setzt bei Vinylboden-Trend auf schadstofffreie Variante Disano. 8. September 2018 (welt.de [abgerufen am 27. November 2019]).
  6. a b c d e f g h i j k 150 Jahre Hamberger – Seit 150 Jahren mit der Zukunft verwurzelt, Hamberger Industriewerke GmbH, 2016.
  7. Carsten Dierig: China: „Made in Germany“ ist Deutschlands Trumpf im Handelskrieg. 30. September 2018 (welt.de [abgerufen am 27. November 2019]).
  8. Pionier der ersten Stunde. In: Mangfalltaler blick - Ausgabe 30 | 2016. Abgerufen am 27. November 2019.
  9. Thomas Jungewelter: Hamberger verkauft seinen Kleinostheimer Maschinenpark | Foto: Petra Reith. 3. Mai 2018, abgerufen am 27. November 2019.
  10. a b Hamberger Industriewerke GmbH: Hamberger Weltkarte (Standorte). In: Hamberger Industriewerke GmbH. 2019, abgerufen am 26. November 2019.
  11. Peter Hamberger für sein Lebenswerk geehrt, Oberbayerisches Volksblatt, 22. Januar 2016, abgerufen am 22. November 2019.
  12. Über uns. In: Hamberger Sanitary. Abgerufen am 15. November 2019.
  13. Rosenheim HARO Quality flooring - Hamberger Flooring GmbH & Co. KG.: HARO focuses on quality – and has done for more than 150 years. Abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  14. HAMBERGER SANITARY. 12. Mai 2015, abgerufen am 15. November 2019.
  15. Hamberger Großmarkt :: About us. Abgerufen am 20. November 2019.
  16. a b Auch der Regen konnte die Läufer nicht stoppen. In: rosenheim24.de. 15. Juli 2014, abgerufen am 27. November 2019.
  17. Hamberger Industriewerke GmbH: Detail. 18. August 2016, abgerufen am 27. November 2019 (deutsch).
  18. HeimwerkerPraxis, Ausgabe 3/2015, S. 44
  19. Sanitary & Air Conditioning. In: Plus X Award. 10. August 2018, abgerufen am 15. November 2019 (amerikanisches Englisch).
  20. Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V: WOODY AWARD 2013: Verleihung des 10. Innovationspreises Holz in Köln. Abgerufen am 15. November 2019 (deutsch).