Heizkraftwerk Friedrichshain

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Im Vordergrund das ehemalige Maschinenhaus, heute Berghain

Das Heizkraftwerk Friedrichshain ist auch bekannt als Heizwerk, Fernheizwerk oder Heizkraftwerk Rüdersdorfer Straße. Es befindet sich in Berlin-Friedrichshain. Heute beherbergt das Gebäude unter anderem den Techno-Club Berghain. Über die ursprüngliche Nutzung als Heizkraftwerk ist weniger bekannt als über die kulturelle Nachnutzung.

Städtebaulicher Zusammenhang

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Planung und Bau des Heizkraftwerks sind Teil des Berliner Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Eines der großen DDR-Prestige-Projekte in den 1950er Jahren war die Errichtung eines vorbildhaften Wohnquartiers in Berlin-Friedrichshain.[1] Zu diesem Projekt gehörten Bauten an der Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee),[2] ein Hochhaus an der Weberwiese,[3] die Deutsche Sporthalle, eine Schule an der Rüdersdorfer Straße (heute Ellen-Key-Schule),[4] Polizei- und Feuerwache an der Marchlewskistraße[5] sowie ein Heizkraftwerk.[6]

Viele dieser Bauten sind heute Baudenkmale. Die Bauten an der Karl-Marx-Allee sind sowohl Baudenkmale als auch ein denkmalgeschütztes Ensemble, eine sogenannte Gesamtanlage. Polizei- und Feuerwache an der Marchlewskistraße und das ehemalige Heizkraftwerk sind selbst zwar keine Baudenkmale, gehören jedoch zum Denkmalensemble. Die Ellen-Key-Schule ist Baudenkmal, gehört aber nicht zum Denkmalensemble.[7] Die Deutsche Sporthalle wurde 1972 abgerissen.

Nordseite des ehemaligen Kesselhauses, heute Halle am Berghain

Eine Besonderheit des „Demonstrationsprojekts für Arbeiterwohnungen“ war der hohe Ausstattungsgrad mit Aufzugsanlagen, Müllschluckern, elektrische Türöffnern und Fernheizung.[8] Allerdings war das Fernwärmenetz in Ost-Berlin nicht ausreichend ausgebaut, um das große Wohngebiet zu versorgen. Deswegen errichtete man eigens ein neues Fernheizwerk in Friedrichshain. Es war von Anfang an geplant, zuerst 1952 die Heizfunktion zu verwirklichen, um dann in einem zweiten Schritt 1954 die Stromerzeugung hinzuzufügen.[9]

Über das Gebäude, welches den Nachtclub Berghain beherbergt, ist verhältnismäßig wenig bekannt. Sowohl Baugeschichte als auch Urheberschaft sind in der Fachliteratur nicht erwähnt. Thomas Karsten: „Es ist ein namenloser Bau, damals wurde alles von Kombinaten errichtet. Wir haben versucht, den Entwurfsverfasser ausfindig zu machen. Uns liegen auch originale Pläne vor, dort taucht aber kein bekannter Name auf.“[10] Im Architekturführer Baukunst der Nachkriegsmoderne wird als Gestalter die „Bewag-Bauabteilung“ genannt.[11] Während der Deutschen Teilung existierten sowohl eine Ost-Berliner wie auch eine West-Berliner Bewag.

Das ursprüngliche Gesamtgelände der Anlage erstreckte sich vom Kraftwerksbau nach Osten in Richtung Helsingforser Straße und Marchlewskistraße. Dort befand sich unter anderem die Kohlenverladebrücke sowie Lagerstätten für Kohle. Dieser Teil des Kraftwerksgeländes wurde zur öffentliche Grünanlage Wriezener Park umgestaltet.[12] Ein verbleibendes Nebengebäude ist der ehemalige Lokschuppen. Dieser beherbergt heute die Einrichtung Nirgendwo Umweltbildungszentrum & Kulturort.[13] Zu den weiteren Gebäuden auf dem Gelände gehören die Flachbauten am westlichen Grundstücksrand. An der nördlichen Grundstücksecke steht eine Zeile ohne öffentliche Nutzung. An der westlichen Grundstücksecke steht die sogenannte Kantine am Berghain, die für Konzerte und Parties genutzt wird.[14] Der Bereich zwischen Kantine und Maschinenhaus wird heute unter dem Namen Bierhof Rüdersdorf als Außengastronomie genutzt.[15]

Kohlenverladebrücke und Schornsteine zur Zeit der Kraftwerknutzung; links im Bild ist durch das Fachwerk der Kohlenverladebrücke der Kühlturm zu sehen

Als Bauzeit wird offiziell 1952–1955 genannt.[16] Ungewöhnlich für ein Heizkraftwerk ist, dass beim Heizkraftwerk Friedrichshain Kesselhaus und Maschinenhaus in zwei getrennten Abschnitten gebaut wurden. Zuerst wurde ein Kesselhaus fertiggestellt, das als Fernheizwerk diente. Dann wurde direkt im Anschluss das Maschinenhaus gebaut, welches dann der Stromversorgung diente. Die Abteilung Aufbau des Magistrats wurde im Februar 1952 mit der Vorbereitung der Planung beauftragt.[9] Ursprünglich war vorgesehen, dass die Fernwärmeerzeugung im Oktober 1952 beginnen sollte.[17] Die eigentliche Planung begann jedoch erst im Mai 1952.[18] Im Oktober 1952 fand das Richtfest für das Kesselhaus statt.[19] Der Betrieb des Fernheizwerks begann dann im Januar 1953.[20] Auf einem Luftbild von 1953, welches auf dem Geoportal des Landes Berlin verfügbar ist, sieht man den freistehenden Kubus des Kesselhauses noch ohne das später hinzugefügte Maschinenhaus.[21] Der Grundriss des Kesselhauses alleine ist nahezu quadratisch 38 × 39,5 m, die Höhe beträgt 23,3 m.[22]

Direkt nach Fertigstellung des Kesselhauses begann der Bau am Maschinenhaus. Noch bevor das Maschinenhaus fertiggestellt war, installierte man dort 1954 eine 3,2 MW-Turbine zur Stromerzeugung. 1955 war das Maschinenhaus komplett und eine zweite Turbine mit 8 MW Leistung wurde installiert.[23] Das Maschinenhaus hat – wie das Kesselhaus – einen nahezu quadratischen Grundriss 38,3 × 39,5 m.[22] Beide Bauabschnitte zusammen ergeben einen länglichen, quaderförmigen Bau.

1955 errichtete man einen 30 m hohen Kühlturm mit einem Durchmesser von 24,5 m an der breitesten Stelle.[22] Bilder von 1957 zeigen den als Rotationshyperboloid gebauten Kühlturm aus Beton.[24] Die runde Grundrissfigur des ehemaligen Kühlturms lässt sich heute noch im Gartenbereichs des Berghains nachvollziehen. Im ersten Bauabschnitt befinden sich heute noch die Kohlebunker des Kraftwerks. Die Schüttkegel hängen als große Betontrichter vom Tragwerk herab.[25] Östlich des Kesselhauses standen zwei Schornsteine, die nach Ende des Kraftwerksbetriebs abgerissen wurden.[26] Obwohl die Anlage mit Inbetriebnahme des im zweiten Bauabschnitt errichteten Maschinenhauses ein Heizkraftwerk war, und nicht mehr ein reines Heizwerk, blieb die Stromerzeugung dennoch immer zweitrangig. Hauptzweck der Anlage war die Erzeugung von Heizwärme: „Die Erzeugung von Strom in diesem Werk hat jedoch nie Bedeutung erlangt.“[23] Zur Bauzeit hieß der Ort des Kraftwerks noch Küstriner Platz,[19][20] was dem heutigen Franz-Mehring-Platz entspricht.[27]

Außenfassade des Kesselhauses als Innenwand im Maschinenhaus, Berghain-Barbereich

Der erste Bauabschnitt war das Kesselhaus. Das Kesselhaus wird heute – als Halle am Berghain – für Kunstausstellungen genutzt. Die südliche Hälfte des Kesselhaus-Erdgeschosses beherbergt den queeren sex-positiven Club Lab.oratory. Der zweite Abschnitt war das Maschinenhaus. Das Maschinenhaus beherbergt heute Berghain und Panoramabar sowie den Club Säule. Die Berghain-Tanzfläche ist die ehemalige Maschinenhalle, wo sich vorher Turbinen und Generatoren befanden. Die Panoramabar befindet sich in der ehemaligen Schaltwarte.[10] Der Club Säule befindet sich im nördlichen Teil des Maschinenhaus-Erdgeschosses, zwischen Berghain-Garderobenbereich und Lab.oratory.

Obwohl bereits bei der Planung des ersten Bauabschnitts klar war, dass die Südfassade des Kesselhauses nach kurzer Zeit vom Maschinenhaus umstellt werden würde – „und eine der Außenwände dann zur Innenwand werden mußte“[28] – baute man die Kesselhaus-Südfassade mit derselben aufwändigen architektonischen Gestaltung wie dessen Nordseite an der Rüdersdorfer Straße. Die ehemalige Außenwand des ersten Bauabschnitts grenzt heute an den Innenraum des Berghain-Barbereichs. „Die Anlage wurde nach und nach erweitert. So haben wir heute eine ehemalige Außenfassade im Innenraum.“[10] Da das Lab.oratory auch einen kleinen Teil des Maschinenhaus-Erdgeschosses einnimmt, bildet auch hier die die Kesselhaus-Außenfassade eine Innenwand.

Ehemalige Heizzentrale, Ansicht von Westen

Das auffälligste Gestaltungsmerkmal von Kessel- und Maschinenhaus ist die historisierende Formensprache im Stil des Sozialistischen Klassizismus – „mehr Theaterfassade als Kraftwerk.“[29] Beide Bauabschnitte werden von einem sehr weit auskragenden Gesims zusammengefasst. Über dem großen Gesims des Kesselhauses erhebt sich eine ebenfalls sehr große Attika. Die Fassaden sind mit Pilastern strukturiert. Obwohl das Kesselhaus eine große Halle ist, erscheint es von außen als vier- oder fünfgeschossig. Die großen vertikalen Fenster scheinen durch Brüstungsfelder unterbrochen zu sein. Dabei verbergen sich hinter den vermeintlichen Brüstungsfeldern keine Geschossdecken, sondern ein ununterbrochen hoher Raum. Beim Maschinenhaus – dem heutigen Berghain – ist die historisierende Fassadengestaltung schlichter ausgeführt. Man verzichtete hier darauf, die Brüstungsfelder mit Medaillons zu schmücken. Auch nimmt der hohe hallenartige Raum, in welchem sich der Maschinensatz befand, nicht die ganze Tiefe dieses Bauteils ein. Die südliche Hälfte des zweiten Bauabschnitts beherbergt die Panoramabar und besitzt eine Geschosseinteilung, die tatsächlich dem entspricht, wie es die Fensterunterteilung vermuten lässt.

Betonkonstruktion im Inneren des ehemaligen Kesselhauses

Westlich an das Kesselhaus schließt die ehemalige Heizzentrale an.[26] Hier hat die Fassade kaum plastische Elemente. Die wesentlichen Baudekorationen sind als dünne Lisenen ausgeführt und wirken wie auf die Fassaden gezeichnet. Einzig Dachkante und Sockel-Gesims sind ähnlich plastisch gestaltet wie bei Kessel- und Maschinenhaus. Der Band Berlin und seine Bauten bezeichnet die Gebäude als Mauerwerksbauten.[26] Damit sind jedoch nur die Außenwände gemeint, das Tragwerk der inneren Struktur besteht aus Beton. „Dort ist sehr viel Beton, aber wenig Stahl verbaut.“[10]

Südseite des ehemaligen Maschinenhauses mit klar erkennbarem Sockelgeschoss. Die Geschossdecke zur Berghain-Tanzfläche befindet sich über den kleinen querformatigen Fenstern oberhalb des Sockel-Gesimses

Eine Besonderheit der Fassadengestaltung ist das Sockelgeschoss des Maschinenhauses. Auch hier täuscht das Gesims über die wahre Höhe des sich dahinter befindlichen Geschosses hinweg. Das Erdgeschoss selbst ist höher als die angedeutete Rustizierung, die mit einem Gesims nach oben abschließt. Die erste Fensterreihe über dem Sockel-Gesims gehört ebenfalls zum Erdgeschoss.

Auch wenn keine Informationen über die Architekten des Kraftwerks bekannt sind, lassen sich doch große gestalterische Ähnlichkeiten zu den übrigen Bauten des Denkmalensembles feststellen. Eine besondere Ähnlichkeit besteht zwischen der Nordfassade des Kesselhauses und der Fassade der – von Christian Klusemann als „richtungsweisend“ bezeichneten – Deutschen Sporthalle.[30] Deren Architekt war Richard Paulick.[31] Ein wichtiger Planer für die Architektur des Sozialistischen Klassizismus war Hermann Henselmann.[32] Die Gestaltung des Heizkraftwerk Friedrichshain ist deutlich angelehnt an die Art von Architektur, für die Henselmann bekannt war. Der Einfluss Henselmanns hat sich auf mehrere Planer und Institutionen Ost-Berlins ausgewirkt. Zusammen mit Hanns Hopp gelten Henselmann und Paulick als die maßgeblichen Personen der DDR-Architektur der 1950er Jahre: „Ohne die Architekten Richard Paulick und Hanns Hopp war das Bauen der frühen 1950-er Jahre ebenso wenig möglich.“[33] Auch wenn diese Planer nicht direkt am Entwurf des Heizkraftwerks Friedrichshain beteiligt waren, so steht ihre Architekturauffassung doch in engem Zusammenhang mit der Gestaltung des hier beschriebenen Projekts: „Im Auftrag der Akademie sollen diese drei führenden Architekten nahezu das Entwurfsgeschehen des ganzen Landes beaufsichtigt haben.“[33]

Commons: Heizkraftwerk Friedrichshain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. A (2) – Stadttechnik. Betreut von Robert Riedel und Peter Lemburg; Redaktion: Peter Güttler; mit Beiträgen von Sabine Röck und Hilmar Bärthel. DOM Publishers, Berlin 2006, ISBN 3-86568-012-7, S. 302–305, 306, 396. In den Einzelnachweisen abgekürzt als BusB

Einzelnachweise

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  1. Stalinbauten – STALINBAUTEN e.V. Abgerufen am 1. August 2024 (deutsch).
  2. I. Bauabschnitt Karl-Marx-Allee. Eintrag 09085137 in der Berliner Landesdenkmalliste
  3. Wohnbauten an der Weberwiese. Eintrag 09085178,T in der Berliner Landesdenkmalliste
  4. Schule Rüdersdorfer Straße 20, 24. Eintrag 09085183 in der Berliner Landesdenkmalliste
  5. Polizeistation und Feuerwache. Eintrag 09085152 in der Berliner Landesdenkmalliste
  6. Heizkraftwerk Rüdersdorfer Straße 70. Eintrag 09085197 in der Berliner Landesdenkmalliste
  7. Denkmalkarte Berlin. In: FIS-Broker. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, abgerufen am 1. August 2024.
  8. BusB. S. 302: „Weite Teile des Stadtinneren befanden sich noch in Trümmern. In dieser Situation beschloß der Ost-Berliner Magistrat am 21. Dezember 1949, dem Geburtstag Stalins, die Umbenennung der Frankfurter Allee in ‚Stalinallee‘ und verkündete gleichzeitig deren künftigen Ausbau zu einem Demonstrationsprojekt für Arbeiterwohnungen, die im ‚sozialistischen Baustil‘ errichtet werden sollten. […] Für die Wohnbauten war ein höchstmöglicher technischer Komfort gefordert: Fahrstühle, Müllschlucker, elektrische Türöffner und natürlich Fernheizung sowie Warmwasserversorgung. Die dazu erforderlichen Heizkörper und Rohrleitungen einschließlich der Wärmeübergabestationen in den Kellern der Wohnblöcke wurden von vornherein bei der Projektierung und beim Bau berücksichtigt, obwohl anfänglich überhaupt nicht klar war, wo die Wärme herkommen und wie sie ins Verbrauchsgebiet gelangen sollte.“
  9. a b BusB. S. 303: „Die Notwendigkeit, für diesen relativ großen Komplex ein geordnetes Heizsystem zu schaffen, stellt zugleich den Beginn einer Fernheizung im Ostteil der Stadt dar. Bis dahin gab es außer der 1931 eingerichteten 1,3 km langen Dampfleitung aus dem Kraftwerk Klingenberg zu drei benachbarten Abnehmern im Ostteil der Stadt noch keinerlei Fernwärmeversorgung, im Gegensatz zu den westlichen Bezirken, die bereits seit Jahrzehnten in Neukölln – schon seit 1922 –, Steglitz, Charlottenburg, Schöneberg und Moabit insgesamt sechs größere Fernwärmenetze mit zusammen rund 26 km Trassenlänge unterhielten. Es bestand jedoch auch im Osten eine Vielzahl von kleinen Heizhäusern, die nur örtlich begrenzte Gebiete in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft versorgten, in den drei Innenbezirken allein mehr als 400 solcher Anlagen. […] Am 9. Februar 1952 erhielt die Abteilung Aufbau des Magistrats den ‚Auftrag zur Errichtung eines zentralen Heizwerkes für die Versorgung der Wohn- und Kulturbauten an der Stalinallee mit Heizung und Warmwasser‘. Die Bewag hatte bereits eigene Untersuchungen angestellt und eine technische Studie ‚Fernwärmeversorgung der Wohnstadt Friedrichshain‘ übergeben. Diese Studie wurde im September 1952 durch einen Technischen Bericht ergänzt und eigentlich war erst seit diesem Zeitpunkt in etwa klar, was, wie und wo gebaut werden soll. Vorgesehen war für die ersten zwei Jahre zunächst ein reines Heizwerk für ein mit Heißwasser betriebenes Dreileiter-Fernheiznetz, das im Zeitraum ab 1954 durch Aufstellung von zwei Turbinen zum Heizkraftwerk erweitert werden sollte. Ebenfalls war bereits der Anschluß des in unmittelbarer Nähe geplanten Druckereibetriebes der Zeitung ‚Neues Deutschland‘ als künftiger Dampfabnehmer erwogen. Der Standort war schon festgelegt: südlich der Rüdersdorfer Straße, ein Teilstück des einstigen Ostbahngeländes, mit Anschlußgleis, ein beträchtlicher Lagevorzug für ein mit Kohle zu betreibendes Heiz- oder Heizkraftwerk.“
  10. a b c d Johannes Medebach: Interview mit Thomas Karsten: „What happens in Berghain …“ In: moderneREGIONAL. 8. Januar 2021, abgerufen am 4. August 2024 (deutsch).
  11. Thorsten Dame: Fernheizwerk Friedrichshain. In: Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper (Hrsg.): Baukunst der Nachkriegsmoderne: Architekturführer Berlin 1949–1979 (= Forschungen zur Nachkriegsmoderne). Reimer, Berlin 2013, ISBN 978-3-496-01486-7, S. 221.
  12. Wriezener Park fertig saniert. 3. August 2024, abgerufen am 4. August 2024.
  13. NIRGENDWO Umweltbildungszentrum & Kulturort. 21. Mai 2021, abgerufen am 4. August 2024.
  14. Kantine am Berghain. In: www.berlin.de. Land Berlin, abgerufen am 4. August 2024: „Hauptsächlich stehen in der Kantine Konzerte auf dem Programm: von Indie, Post Punk, Singer-Songwriter bis hin zu experimenteller elektronischer Musik ist alles dabei. […] Die eine oder andere wilde Party wird hier aber trotzdem gelegentlich noch gefeiert.“
  15. Bierhof Rüdersdorf. Abgerufen am 4. August 2024 (englisch).
  16. Heizkraftwerk Friedrichshain. Abgerufen am 1. August 2024.
  17. Johann Friedrich Geist, Klaus Kürvers: Das Berliner Mietshaus – eine dokumentarische Geschichte der Ausstellung ‚Berlin plant, Erster Bericht‘ 1946 und der Versuche, auf den Trümmern der Hauptstadt des Grossdeutschen Reiches ein Neues Berlin zu bauen, aus dem dann zwei geworden sind. Prestel, München 1989, ISBN 3-7913-0707-X, S. 348: „Alle Wohnungen der Neubauten an der Stalinallee sollen von einem Fernheizwerk, das am Küstriner Platz gebaut wird, mit Wärme versorgt werden. Bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts dieses Werkes, die sich von Oktober 1952 auf Januar 1953 verzögert, übernimmt eine hinter dem Block C-Süd aufgebockte D-Zug-Lokomotive dessen.“
  18. BusB. S. 303: „Die Projektierung begann endlich im Mai 1952, zunächst für das Kesselhaus, ein fast quadratischer Baukörper, in dessen Südteil zunächst vier Niederdruckkessel aufgestellt werden sollten, im Nordteil wurde Platz für drei später geplante Hochdruckkessel freigehalten. Dazwischen verlief oben die Bekohlungsebene, unter der die Kohlenbunker vorgesehen waren. Im Sommer 1952 wurde mit dem Bau des ersten der zwei 70 m hohen Schornsteine begonnen, einer für die Niederdruck-, einer für die Hochdruckkessel. […] Aber auch der Bau des Kesselhaus bereitete viele unvorhergesehene Schwierigkeiten, nach deren Beseitigung und Überwindung es dann genau am Neujahrstage 1953 so weit war, daß mit einem der zwei Kessel die erste Wärme abgegeben werden konnte. Im Laufe des Januar wurde die Anlage offiziell an den als juristische Person neu gebildeten selbständigen Betrieb ‚VEB Fernheizwerk Berlin-Friedrichshain‘ übergeben, das erste neuerbaute Fernheizwerk auf dem Gebiet der DDR.“
  19. a b Herbert Nicolaus, Alexander Obeth: Die Stalinallee – Geschichte einer deutschen Strasse. Verlag für Bauwesen, Berlin 1997, ISBN 3-345-00605-7, S. 323: „11.10.1952: Richtfest für das Fernheizwerk Stalinallee am Küstriner Platz.“
  20. a b Herbert Nicolaus, Alexander Obeth: Die Stalinallee – Geschichte einer deutschen Strasse. Verlag für Bauwesen, Berlin 1997, ISBN 3-345-00605-7, S. 324: „Januar 1953: Fertigstellung des ersten Bauabschnittes des Fernheizwerkes Küstriner Platz. Auf Grund der Verzögerung um vier Monate übernimmt eine Dampflokomotive im Winter 1952/53 die Versorgung der Wohnungen mit Fernwärme.“
  21. FIS-Broker. Abgerufen am 1. August 2024.
  22. a b c BusB. S. 396: „Kesselhs.: L 38 m, Br 39,5 m, H 23,3 m; Maschhs.: L 38,3 m. • 1955 kleiner Kühlturm. - H 30 m, Dm 24,5 m.“
  23. a b BusB. S. 303: „Ende 1953 war zunächst die Versorgung von 3225 Wohnungen mit Wärme und Warmwasser sichergestellt, das Netz hatte inzwischen 6,9 km Länge erreicht. Im Jahr darauf konnte die Montage der beiden Hochdruckkessel B 2 und B 3 abgeschlossen werden, die 3,2 MW-Turbine fand ihren Platz im noch unvollendeten Maschinenhaus. Über eine gesonderte Leitung lieferte das Werk Dampf für das Druckkombinat ‚Neues Deutschland‘, an die Reichsbahn zur Weichenbeheizung und an das ‚Berliner Glühlampenwerk NARVA‘. Die Zahl der versorgten Wohnungen stieg auf 4676. Im Jahre 1955 kam es schließlich zur Aufstellung einer 8 MW-Turbine. So war auch die Stromerzeugung möglich, aus dem Heizwerk wurde damit vorübergehend ein Heizkraftwerk. Die Erzeugung von Strom in diesem Werk hat jedoch nie Bedeutung erlangt. Bereits 1956 fiel die kleine Turbine aus. Inzwischen waren 6217 Wohnungen an dem 10,3 km langen Netz angeschlossen, das kontinuierlich wuchs.“
  24. Sammlung Online | Berlinische Galerie | Ihr Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin. Abgerufen am 1. August 2024.
  25. Projects: Kubus Halle. In: studio karhard. Abgerufen am 1. August 2024.
  26. a b c BusB. S. 396: „Rechteckiger Baukörper aus Kesselhaus und Maschinenhaus mit Verwaltungs-Obergeschoß, Anbau für Heizzentrale, seitlich zwei Schornsteine. Mauerwerkbauten, verputzt. […] 1988 Stillegung des Heizwerkes und Beginn des Abrisses von Nebenanlagen. Hauptbau bleibt erhalten. 1997 Stillegung der Wärmeumformerstation; 2002 Demontage. 2003 Umbau des inzwischen denkmalgeschützten Hauptgebäudes zu einer Diskothek.“
  27. Berliner Bühnengeschichte: Eine Gedenkstele für Karl Wolffsohn. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 4. August 2024]): „Der alte Küstriner Platz heißt seit 1972 Franz-Mehring-Platz. Das ‚Neue Deutschland‘ hat dort mit der Hausnummer 1 seinen Sitz, auf dem Grundstück, auf dem sich das im Krieg zerstörte Plaza befand.“
  28. BusB. S. 304: „Selbst die Tatsache, daß von Beginn an eine Erweiterung nach Süden für das Maschinenhaus vorgesehen war und eine der Außenwände dann zur Innenwand werden mußte, hinderte nicht daran, daß alle vier Fassaden gleichermaßen gestaltet wurden.“
  29. BusB. S. 304–305: „Nicht nur die abseitige Lage, sondern auch die Zweckbestimmung des Werkes hätten den Verzicht auf dekorative Zutaten, wie sie die Wohnbauten überreichlich vorweisen, nahegelegt. Wenn dennoch ein architektonischer Gestaltungswille unübersehbar ist, offenbart sich darin – ganz im Gegensatz zu dem meist nüchtern-funktionalen Bauen im West-Berlin jener Jahre – eine traditionsbewußte Auffassung, die sich bewußt von Bauhaus-Moderne und Nachmoderne abgrenzt. So leitet sich die vertikale Fassadengliederung klar von den Bauten der zehner und frühen zwanziger Jahre ab, steht also noch ganz in der Tradition Berliner Industriearchitektur, wenngleich die seit etwa 1930 zu beobachtende Verhärtung des sachlichen Stils im Vordergrund steht. Die profilierte Einzelrahmung der Fenster, ihre stockwerksmäßige Aufteilung und ornamentale Medaillons in den Brüstungen setzen sich über die Gesetze der Moderne hinweg und vermitteln zusammen mit einem wechselnden Gurtsystem und dem oberen Abschluß durch schweres Hauptgesims und Attika einen repräsentativen klassizistischen Habitus – mehr Theaterfassade als Kraftwerk.“
  30. Christian Klusemann: Nationale Tradition zwischen Theorie und Praxis. Die Wettbewerbe in den Aufbaustädten Magdeburg und Rostock von 1952, in: Andreas Butter, Sigrid Hofer (Hrsg.): Blick zurück nach vorn – Architektur und Stadtplanung in der DDR, Schriftenreihe des Arbeitskreises Kunst in der DDR. Band 3, Marburg (Online-Publikation) 2017, S. 106: „Von Paulick stammt zudem die für die neue Architektur ebenso richtungsweisende Deutsche Sporthalle von 1951.“
  31. Deutsche Sporthalle in der Stalinallee. In: Sammlung Online. Stadtmuseum Berlin, abgerufen am 2. August 2024: „Die von Richard Paulick entworfene Deutsche Sporthalle (Nordseite, zwischen Andreas- und Koppenstraße gelegen) entstand in nur 148 Tagen bereits 1951 für die III. Weltfestspiele.“
  32. Jan Lubitz: Hermann Henselmann 1905–1995. Architekten-Portrait. Abgerufen am 2. August 2024: „Unter der Leitung Henselmanns stehen die neuen gesellschaftlichen Aufgaben der Architektur aus sozialistischem Blickwinkel im Vordergrund, was sich in Aufgabenstellungen für Typen-Entwürfe äußert. Nach nur vier Jahren verläßt Henselmann im Sommer 1949 die Hochschule aber wieder und geht an das Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, als Leiter der Abteilung Nr. 3 ‚Arbeitsstätten‘. An der Akademie der Wissenschaften übernimmt Henselmann 1951 die Leitung der Meisterwerkstatt I und wird, zusammen mit den Meisterwerkstätten II und III, geleitet von Hanns Hopp und Richard Paulick, zu Entwürfen für die Bebauung der Stalinallee aufgefordert. […] Aufgrund seines gewonnenen Renommees wird Henselmann 1953 als ‚Chefarchitekt von Groß-Berlin‘ ernannt.“
  33. a b Christian Klusemann: Nationale Tradition zwischen Theorie und Praxis. Die Wettbewerbe in den Aufbaustädten Magdeburg und Rostock von 1952, in: Andreas Butter, Sigrid Hofer (Hrsg.): Blick zurück nach vorn – Architektur und Stadtplanung in der DDR, Schriftenreihe des Arbeitskreises Kunst in der DDR. Band 3, Marburg (Online-Publikation) 2017, S. 106: „Die Frage, wie eine ,neue deutsche Architektur‘ auszusehen habe, an die der Anspruch erhoben wurde, ,national in der Form‘ und ,sozialistisch im Inhalt‘ zu sein, wurde zur komplizierten Herausforderung für die Architekten, von denen ,mustergültige Entwürfe‘ verlangt wurden. 1951 gelang es Hermann Henselmann – auch durch rhetorisches Geschick – mit dem Hochhaus an der Weberwiese eine seitens der SED akzeptierte Lösung zu präsentieren. Das in der Kubatur moderne, mit aufstrebenden Lisenen nahezu expressionistische, vor allem aber durch historisierende, angebliche Schinkel-Bezüge gekennzeichnete Wohnhochhaus gilt in der Forschung als ,Erstling‘ – und Henselmann als ,Erfinder‘ der primär auf den Klassizismus rekurrierenden Architektur der ,Nationalen Tradition‘. Ohne die Architekten Richard Paulick und Hanns Hopp war das Bauen der frühen 1950-er Jahre ebenso wenig möglich. Sie hatten, wie Henselmann als Leiter einer ,Meisterwerkstatt‘ an der Deutschen Bauakademie, am Bau der ,Stalinallee‘ mitgewirkt […]. Im Auftrag der Akademie sollen diese drei führenden Architekten nahezu das Entwurfsgeschehen des ganzen Landes beaufsichtigt haben.“

Koordinaten: 52° 30′ 41,6″ N, 13° 26′ 36,5″ O