Houaïlou

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Houaïlou
Staat Frankreich
Provinz Nordprovinz
Aire coutumière Ajië-Aro
Koordinaten 21° 17′ S, 165° 37′ OKoordinaten: 21° 17′ S, 165° 37′ O
Höhe 0–1444 m
Fläche 952,69 km²
Einwohner 3.955 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 4 Einw./km²
Postleitzahl 98816
INSEE-Code 98808
Website Ville-dumbea.nc

Piste von Houailou

Houaïlou (in der lokalen Kanaksprache: Waa Wi Luu) ist eine Gemeinde in der Nordprovinz von Neukaledonien. Sie liegt 234 km nordwestlich von Nouméa.

In der Gemeinde liegt der 1982 errichtete Staudamm Barrage de la Néaoua, der rund 8000 Haushalte an der Ostküste mit Elektrizität versorgt.[1] Die Staumauer hat eine Länge von 107 m und speichert 1,47 Millionen m³ Wasser. Die Fallhöhe beträgt 410 m.[2] 2022 gründeten die örtlichen Kanak-Stämme eine Bürgerinitiative, die sich beim Energieunternehmen Enercal über das Ablassen des Stauwassers beklagt, wodurch ihre Bananen- und Tarofelder überschwemmt werden.[3]

Die Stämme der Gegend um Houailou haben in ihrem Widerstand gegen die französische Besiedlung eine lange Tradition. Bereits 1856 ermordeten sie in Houailou sieben französische Goldsucher.[4] Der Große Aufstand der Kanak von 1878 (Grande Révolte Canaque 1878) wurde ebenfalls von ihnen vorbereitet.[5] Auch der Widerstand gegen eine Wahlrechtsreform, die langjährig ansässigen französischstämmigen Einwohnern in Neukaledonien das Wahlrecht zubilligen soll, wurde bei einem Treffen von 300 militanten Unabhängigkeitsaktivisten (Indépendantisten) des gesamten Territoriums im Februar 2024 in Houailou vorbereitet.[6]

1875 begann in Houailou der erste industrielle Abbau von Nickel in Neukaledonien, der in der Gemeinde in mehreren Minen bis heute betrieben wird. Sie sind der wichtigste Arbeitgeber der Region, können aufgrund der stark gestiegenen Energiekosten jedoch nicht mehr rentabel betrieben werden.[7] Wochenlange Blockaden der Minen und wiederholte Brandanschläge von Indépendantisten auf die Berufsschule, die Büros und den Maschinenpark der Minengesellschaft verursachten 2023–2024 hohe zusätzliche Schäden.[8][9][10][11][12]

Die Gemeinde ist seit mehreren Jahren hoch verschuldet und kann ihre Rechnungen nicht mehr begleichen, nachdem 2016 Erdrutsche erhebliche Schäden angerichtet hatten. Nach offiziellen Angaben war es die schwerste Naturkatastrophe Neukaledoniens. Der französische Staat investierte allein 2018–2019 über 700 Millionen CFP-Francs in den Wiederaufbau.[13][14]

Houailou ist bekannt für den Anbau von Litschi, der hier aufgrund eines geschützten Mikroklimas besonders gut gedeiht. Jährlich im Dezember findet im Ort das Litschifest (Fête du Letchi) statt, das zahlreiche Besucher anzieht. Der Litschi kündigt den Neukaledoniern symbolisch die Sommerferien an.[15] Die ursprünglich aus China stammende Frucht wurde 1868 von einem Siedler aus Réunion, der davon drei Samenkörner in seinem Gepäck hatte, in Houailou eingeführt. Ihm wurde 2000 eine Gedenktafel an der Stelle des ersten Litschibaums gewidmet.[16]

Im Kua-Tal von Houailou wächst die endemische Houailou-Rotblattpalme (Chambeyronia houailouensis), eine sehr dekorative und begehrte Palmenart, deren Samen weltweit zu hohen Preisen verkauft werden. Sie wurde erst 2021 als neue Art beschrieben. Das Besondere sind ihre anfänglich lachsroten Blätter.[17]

Bevölkerungsentwicklung in Houaïlou
Einwohner 2241 2808 3475 3853 3995 3671 4332 4537 3945 4240 3955
Jahr 1956 1963 1969 1976 1983 1989 1996 2004 2009 2014 2019
Ethnische Verteilung (2019)[18]
Kanaken Gemischt Europäer Andere
89,6 % 5,3 % 1,8 % 3,3 %

Einzelnachweise

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  1. Centrale : Aménagement hydroélectrique de Néaoua – Houaïlou enercal.nc, abgerufen am 1. Juli 2024 (französisch)
  2. Nouvelle Calédonie : Barrage de Néaoua barrages-cfbr.eu, abgerufen am 1. Juli 2024 (französisch)
  3. Houaïlou : les revendications du barrage de la Néaoua émergent à nouveau la1ere.francetvinfo.fr, 14. März 2023, abgerufen am 1. Juli 2024 (französisch)
  4. Cent quarante et un ans de violences lemonde.fr, 7. Mai 1988, abgerufen am 2. Juni 2024 (französisch)
  5. 1878 : la grande révolte canaque futura.sciences.com, 19. August 2005, abgerufen am 1. Juli 2024 (französisch)
  6. A Houaïlou, le comité directeur de l’Union calédonienne donne le cap des prochains mois la1ere.francetvinfo.fr, 18. Februar 2024, abgerufen am 2. Juni 2024 (französisch)
  7. Le dilemme du nickel en Nouvelle-Calédonie, moneysmart.fr, 26. Mai 2024, abgerufen am 2. Juni 2024 (französisch)
  8. Houaïlou : Reprise du travail sur la mine de Bonini à Poro la1ere.francetvinfo.fr, 10. Oktober 2023, abgerufen am 2. Juli 2024 (französisch)
  9. Plusieurs centres miniers à l’arrêt sur la côte Est la1ere.francetvinfo.fr, 7. Mai 2024, abgerufen am 2. Juli 2024 (französisch)
  10. Crise en Nouvelle-Calédonie : le centre de formation aux techniques de la mine vandalisé, à Houaïlou la1ere.francetvinfo.fr, 7. Mai 2024, abgerufen am 2. Juli 2024 (französisch)
  11. Crise en Nouvelle-Calédonie. A Houaïlou, le Centre de formation aux techniques de la mine a brûlé la1ere.francetvinfo.fr, 2. Juli 2024, abgerufen am 2. Juli 2024 (französisch)
  12. Crise en Nouvelle-Calédonie. Incendie au centre minier de Poro, à Houaïlou la1ere.francetvinfo.fr, 3. Juli 2024, abgerufen am 3. Juli 2024 (französisch)
  13. Houaïlou : la Chambre territoriale des comptes dresse la situation financière de la commune la1ere.francetvinfo.fr, 2. September 2021, abgerufen am 2. Juni 2024 (französisch)
  14. Nouvelle-Calédonie : le bilan s'alourdit à cinq morts et trois disparus après des glissements de terrain francetvinfo.fr, 23. November 2016, abgerufen am 5. Juni 2024 (französisch)
  15. Les premiers letchis de la saison sont prêts à être récoltés la1ere.francetvinfo.fr, 22. November 2023, abgerufen am 2. Juli 2024 (französisch)
  16. Le Letchi à Houailou :Importé de la Réunion il fut planté en 1868 par Joimont Kabar noumeapost.nc, 11. Dezember 2023, abgerufen am 1. Juli 2024 (französisch)
  17. Chambeyronia houailouensis – Houailou-Rotblattpalme rarepalmseeds.com, abgerufen am 2. Juli 2024 (deutsch)
  18. Données locales isee.nc, abgerufen am 5. Februar 2022 (französisch)