INTERCAL
INTERCAL, abgekürzt für Compiler Language With No Pronouncable Acronym (Compiler-Sprache ohne aussprechbares Akronym), ist eine esoterische Programmiersprache, die am 26. Mai 1972 von Donald R. Woods und James M. Lyon entwickelt wurde. Diese Implementation verwendete Lochkarten und EBCDIC. Bei der Umsetzung für ASCII mussten daher der Operator ¢ durch $ und ⊻ durch ? ersetzt werden. Erst 1990 wurde eine erste UNIX-Implementierung von Eric S. Raymond programmiert. Heute ist INTERCAL auch auf DOS verfügbar. Aktuell stehen zwei Versionen zur Verfügung: C-INTERCAL und CLC-INTERCAL. Daneben gibt es auch Threaded Intercal.
INTERCAL wurde mit dem Ziel entwickelt, Programmiersprachen zu parodieren sowie das Programmieren schwierig zu gestalten und die entstehenden Programme effektiv unlesbar zu machen. Insofern ähnelt INTERCAL keiner der bekannten Programmiersprachen, hat sehr wenige Sprachkonstrukte und ist schwierig zu erlernen.
INTERCAL wird von einer kleinen Fan-Gemeinde gepflegt und kann dem interessierten Programmierer zur Erheiterung oder Rätsellösung dienen. Auf einer SUN SPARCStation-1 benötigte ein INTERCAL-Programm über 17 Stunden, um mittels des Sieb des Eratosthenes sämtliche Primzahlen kleiner als 65536 zu berechnen (in anderen Programmiersprachen weniger als eine Sekunde). Auf einer IBM 360/91 dauerte es 30 Sekunden, um einen 16-bit Integer (d. h. eine Zahl kleiner als 65536) zu dividieren.[1]
Besonderheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besonders bekannt ist INTERCAL für den Befehl COME FROM
, der mit C-INTERCAL eingeführt wurde. Dieser parodiert das GOTO, das in einigen anderen Programmiersprachen, wie etwa BASIC, vorkommt.
So gut wie alle Programmiersprachen erlauben Kommentare im Programm, die vom Compiler ignoriert werden – wie zum Beispiel /* ... */
in C++. INTERCAL besitzt zwar die Möglichkeit, den Code zu kommentieren – gleichzeitig aber wird alles, was keinem gültigen Befehl entspricht, vom Compiler ick ignoriert, was eine interessante Möglichkeit eröffnet, Kommentare zu setzen. Aus demselben Grund gestaltet sich die Fehlersuche in einem INTERCAL-Programm extrem schwierig.[2]
Das Programm kompiliert nicht, wenn der Programmierer nicht freundlich genug ist und zu selten PLEASE
schreibt (Fehler E079 PROGRAMMER IS INSUFFICIENTLY POLITE). Auf der anderen Seite wird der Compiler selbstverliebt und verweigert seine Tätigkeit, wenn dieses Wort zu oft vorkommt (E099 PROGRAMMER IS OVERLY POLITE).[3]
Woods erklärte in einem Interview, dass Donald Knuth ihm sagte, dass die Divisions-Routine von INTERCAL einen tollen Hack enthalte, den er in The Art of Computer Programming aufnehmen wolle.[4]
Beispiel ROT13-Programm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] (10) PLEASE DON'T GIVE UP
(1) DO .2 <- '?.1$#64'~'#0$#65535'
DO .2 <- '&"'.1~.2'~'"?'?.2~.2'$#32768"~"#0$#65535“'"$".2~.2“'~#1
DO .3 <- '?#91$.1'~'#0$#65535'
DO .3 <- '&"'#91~.3'~'"?'?.3~.3'$#32768"~"#0$#65535“'"$".3~.3“'~#1
DO (11) NEXT
DO (2) NEXT
DO (12) NEXT
(11) DO (13) NEXT
PLEASE FORGET #1
DO (12) NEXT
(13) DO (14) NEXT
PLEASE FORGET #2
DO (12) NEXT
(14) DO STASH .1
DO .1 <- .3
DO (1000) NEXT
DO .1 <- .3
DO .2 <- #1
PLEASE DO (1000) NEXT
DO RETRIEVE .1
PLEASE RESUME .3
(12) PLEASE FORGET #1
DO .2 <- '?.1$#96'~'#0$#65535'
DO .2 <- '&"'.1~.2'~'"?'?.2~.2'$#32768"~"#0$#65535“'"$".2~.2“'~#1
DO .3 <- '?#123$.1'~'#0$#65535'
DO .3 <- '&"'#123~.3'~'"?'?.3~.3'$#32768"~"#0$#65535“'"$".3~.3“'~#1
PLEASE DO (15) NEXT
PLEASE DO (3) NEXT
DO (16) NEXT
(15) DO (17) NEXT
PLEASE FORGET #1
DO (16) NEXT
(17) DO (18) NEXT
PLEASE FORGET #2
DO (16) NEXT
(18) PLEASE STASH .1
DO .1 <- .3
DO (1000) NEXT
DO .1 <- .3
DO .2 <- #1
DO (1000) NEXT
PLEASE RETRIEVE .1
PLEASE RESUME .3
(16) PLEASE FORGET #1
DO RESUME #1
(2) DO .2 <- #65
DO (1010) NEXT
PLEASE .1 <- .3
PLEASE .2 <- #13
DO (1000) NEXT
DO STASH .3
DO .1 <- .3
DO .2 <- #26
DO (1040) NEXT
DO .1 <- .3
DO (1030) NEXT
DO .2 <- .3
DO RETRIEVE .3
DO .1 <- .3
DO (1010) NEXT
DO .1 <- .3
DO .2 <- #65
DO (1000) NEXT
DO .1 <- .3
DO RESUME #1
(3) DO .2 <- #97
DO (1010) NEXT
DO .1 <- .3
DO .2 <- #13
DO (1000) NEXT
DO STASH .3
DO .1 <- .3
DO .2 <- #26
DO (1040) NEXT
DO .1 <- .3
DO (1030) NEXT
DO .2 <- .3
DO RETRIEVE .3
DO .1 <- .3
DO (1010) NEXT
DO .1 <- .3
DO .2 <- #97
DO (1000) NEXT
DO .1 <- .3
DO RESUME #1
DO COME FROM (10)
DO .4 <- #0
DO .5 <- #0
DO STASH .4 + .5
DO ,1 <- #1
DO COME FROM (33)
DO WRITE IN ,1
DO .1 <- ,1 SUB #1
DO (31) NEXT
PLEASE DO .6 <- #1
PLEASE DO (34) NEXT
(32) PLEASE RESUME '?.1$#256'~'#256$#256'
(31) DO (32) NEXT
DO FORGET #1
DO .6 <- #0
PLEASE DO (34) NEXT
(33) DON'T GIVE UP
(34) DO .6 <- "?!6'$#1"~#3
DO (40) NEXT
DO GIVE UP
(40) DO (41) NEXT
PLEASE FORGET #1
DO (42) NEXT
(41) DO RESUME .6
(42) DO FORGET #1
DO RETRIEVE .4
DO .2 <- .4
DO (1000) NEXT
DO .4 <- .3~#255
DO .3 <- .4
DO STASH .4
DO .1 <- .3
DO (1) NEXT
DO .3 <- !1~#15'$!1~#240'
DO .3 <- !3~#15'$!3~#240'
DO .2 <- !3~#15'$!3~#240'
DO .1 <- .5
DO (1010) NEXT
DO .5 <- .2
DO ,1 SUB #1 <- .3
PLEASE READ OUT ,1
PLEASE RESUME #1
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oliver Lau: Hexenwerk – Ein Plädoyer für esoterische Programmiersprachen. In: c’t, 22/07, S. 192–199 sowie c’t extra, 02/09, S. 40–45.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sprach-Seite mit Implementierung und Handbuch (englisch)
- ComeFrom-Befehl in c2.com – Wiki
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ The A–Z of Programming Languages: INTERCAL (Interview mit Donald R. Woods, englisch)
- ↑ Michael Mateas, Nick Montfort: A Box, Darkly: Obfuscation, Weird Languages, and Code Aesthetics (PDF; 385 kB).
- ↑ C-INTERCAL 0.29 Revamped Instruction Manual. catb.org
- ↑ Naomi Hamilton: The A-Z of Programming Languages: INTERCAL. In: TechWorld. 4. Juli 2008, abgerufen am 10. November 2015 (englisch).