Jüdische Friedhöfe in Augsburg
Es sind drei jüdische Friedhöfe in der bayerischen Stadt Augsburg dokumentiert.
Mittelalterlicher Friedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der mittelalterliche Friedhof, der nahe dem Scheitelpunkt der heutigen Straße „An der Blauen Kappe“ lag, existiert nicht mehr. Er hatte seinen Einzugsbereich bis nach Aichach, Lauingen und Donauwörth. Im Jahr 1438/39 wurde er beschlagnahmt und abgeräumt. Die Grabsteine wurden zum Rathausbau verwendet. Zwei undatierte Grabsteine sind noch im Hof eines Hauses in der Peutingerstraße 11 vorhanden, desgleichen zwei Fragmente eines weiteren Grabsteines im Jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. Nach Schleifung der Befestigungsanlage befand sich bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1944 auf dem Grundstück des ehemaligen jüdischen Friedhofs das Landesgefängnis („Katzenstadel“). Viele Gegner des NS-Regimes wurden hier gefangen gehalten, erniedrigt und auch gefoltert. Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die LVA Schwaben ihr Verwaltungsgebäude auf dem Ruinengrundstück. Heute ist dieses Gebäude das Verwaltungszentrum der Stadt Augsburg.
Jüdischer Friedhof in Augsburg-Kriegshaber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Friedhof befindet sich im heutigen Augsburger Stadtteil Kriegshaber in der Madison-/Hooverstr. 15. Von 1623 bis 1951 fanden Bestattungen auf diesem Friedhof statt. Er wurde auch von den Juden aus Steppach, München (bis 1868), Pfersee, Schlipsheim, Fischach und Augsburg genutzt. In den Jahren 1695 und 1722 wurde der Friedhof erweitert.
Im Jahr 1942 wurde der Friedhof geschändet. Aus den Grabsteintrümmern wurde nach 1945 auf dem Friedhof eine Stele zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit aufgerichtet.
Es existieren noch etwa 400 Grabsteine, der älteste stammt aus dem Jahr 1662.[1]
Neuer Friedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der sogenannte Neue Friedhof befindet sich in der Haunstetter Straße 64. Auf ihm finden seit 1868 bis heute Beerdigungen statt. Es sind ca. 1.500 Grabsteine erhalten. In den Jahren 1924, 1930, 1935 und 1991 wurde der Friedhof geschändet. Ein Gedenkstein erinnert an die in der NS-Zeit getöteten Juden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.), München 1988, ISBN 3-87052-393-X.
- Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenkirchhof: Zur Geschichte und den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg. Kokavim-Verlag, 2013, 176 S., ISBN 978-3944092010
- Yehuda Shenef: Das Haus der drei Sterne – Die Geschichte des jüdischen Friedhofs von Pfersee, Kriegshaber und Steppach bei Augsburg, in Österreich, Bayern und Deutschland. Kokavim-Verlag 2013, 185 S., ISBN 978-3944092027
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jüdische Friedhöfe in Augsburg In: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Bayern. Bearbeiterin: Felicitas Grützmann.
- Jüdischer Friedhof Haunstetter Straße
- Augsburg. Jüdische Friedhöfe bei Alemannia Judaica
- Kriegshaber (Stadt Augsburg). Jüdischer Friedhof bei Alemannia Judaica
- Jüdischer Friedhof an der Haunstetterstraße, Blick auf das moderne Taharahaus (Foto)
- Augsburg-Kriegshaber
- Friedhofsschändung 1991
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kriegshaber. In: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Bayern. Bearbeiterin: Felicitas Grützmann.