Jüdische Friedhöfe in Riga

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Es sind zwei jüdische Friedhöfe in Riga, der Hauptstadt Lettlands, dokumentiert:

  • der „alte Friedhof“ an der Līksnas iela / Ebreju iela in der Moskauer Vorstadt
  • der „neue Friedhof“ im Stadtteil Šmerlis

„Alter Friedhof“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Areal des alten jüdischen Friedhofs war das erste Stück Boden in Riga, das die dort lebenden Juden erwerben konnten. Im Jahr 1725 wurde der Friedhof eingeweiht.[1] Bereits vor dem Ersten Weltkrieg reichte der Platz nicht mehr aus. Im Herbst 1941 wurde das Friedhofsgelände dem Ghetto zugeschlagen.[2]

Nach dem Krieg ließen die sowjetischen Behörden die Grabsteine beseitigen. Der Friedhof wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die Bitte der jüdischen Gemeinde, zumindest ein Mauerfragment mit Einschusslöchern als Denkmal eines Hinrichtungsortes der Schoah in Riga zu erhalten, wurde abgelehnt.[3] Jegliche Erinnerung an den jüdischen Friedhof als eine religiöse Stätte wurde gelöscht und anstelle des Friedhofs der „Park der kommunistischen Brigaden“ angelegt.[3] Nach der Wiederherstellung der lettischen Unabhängigkeit erhielt der Park 1990 den Namen des alten jüdischen Friedhofs: Vecā ebreju kapsēta. 1994 wurde auf Initiative von Winfried Nachtwei ein Gedenkstein errichtet.[3]

„Neuer Friedhof“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1920er Jahren entstand ein neuer Friedhof in Šmerlis, im Osten von Riga (lettisch: Rīgas Jaunie Ebreju kapi). Der Friedhof in der Moskauer Vorstadt hieß fortan „Alter Jüdischer Friedhof“.[4] 1990 errichtete die jüdische Gemeinde Riga auf dem neuen Friedhof ein Denkmal in dankbarer Erinnerung an die Judenretter Jānis Lipke und seine Frau Johanna.[5] Denn die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Lettlands im selben Jahr ermöglichte – nach Jahrzehnten der staatlich verordneten antifaschistischen Feiern – wieder ein selbstbestimmtes Gedenken, so auch durch das neue Denkmal auf dem Neuen Friedhof in Šmerlis.[6]

Am 8. Dezember 2010 wurde der neue Friedhof geschändet: Rund 90 Grabsteine wurden mit weißen Hakenkreuzen beschmiert.

  • Grigory Smirin (Hrsg.): Latvia. Synagogues, Jewish Cemeteries, Burial Places of the Holocaust Victims. Map of Memorable Places of Jewish History. Šamir, Riga 2005, ISBN 9984-9835-1-X (Maßstab 1:600 000), (in Englisch, Russisch und Lettisch).
  • Meyer Meler: Ebreju kapsētas Latvijā. = Jewish Cemeteries in Latvia. = Evrejskie kladbišče v Latvii. Šamir, Riga 2006, ISBN 9984-19-904-5.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Marģers Vestermanis: Juden in Riga. Auf den Spuren des Lebens und Wirkens einer ermordeten Minderheit. 3. verbesserte und erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-263-2, S. 17.
  2. Marģers Vestermanis: Juden in Riga. Auf den Spuren des Lebens und Wirkens einer ermordeten Minderheit. 3. verbesserte und erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache. Edition Temmen, Bremen 1995, S. 19.
  3. a b c Marģers Vestermanis: Juden in Riga. Auf den Spuren des Lebens und Wirkens einer ermordeten Minderheit. 3. verbesserte und erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache. Edition Temmen, Bremen 1995, S. 20.
  4. Ingrid und Hubert Schneider: Eine Reise nach Riga. In: Mitteilungsblatt des Bochumer Bürgervereins. Bochum, September 2006, Nr. 10 (Memento vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive)
  5. Marģers Vestermanis: Juden in Riga. Auf den Spuren des Lebens und Wirkens einer ermordeten Minderheit. 3. verbesserte und erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache. Edition Temmen, Bremen 1995, S. 42.
  6. Yves Plasseraud: Les états baltiques. Les sociétés gigognes. La dialectique minorités-majorités. Éditions Armeline, Crozon 2003, ISBN 2-910878-23-6, S. 219–220.