Johann Gottlob Zobel

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Johann Gottlob Zobel (* 30. Januar 1748 in Mittelgirbigsdorf bei Görlitz; † 18. März 1816) war ein deutscher Historiker, Syndikus, Richter sowie Schöffe, Konsul und zweiter Bürgermeister. Einzelne Quellen nennen ihn Ehrenbürgermeister.[1] Zobels herausragendes Werk ist das Verzeichnis oberlausizischer Urkunden, das mitunter das teuerste wissenschaftliche Eigentum der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften genannt (1835)[2] bzw. durch das Zobel als „der unvergessliche Urkundenforscher der Oberlausitz“ (1926) bezeichnet wurde.[3]

Johann Gottlob war ein Sohn des Johann Daniel Zobel.[4] Christiane Charlotte Zobel kaufte das im Jahr 1726 abgebrannte Haus Neißgasse 7 („Eckhaus am Hainwald“) und baute es neu auf. Johann Gottlob ist bis zu seinem Tod der letzte seiner Familie gewesen, der dieses Hauses bewohnte.[3]

Über Zobels Jugend ist wenig bekannt, er soll sich als Schüler für die „vaterländische und vaterstädtische Geschichte“ sowie für die Verfassung interessiert haben. In Leipzig studierte er Geschichte.[5]

Heinrich Gottfried Bauer nannte Zobel gegenüber Ernst Friedrich Haupt, bzw. nach des letzteren Auskunft „einen der talentvollsten, fleißigsten und sittlich gediegendsten“ Studenten. Gleichfalls habe Haupts Mitbewohner August Wilhelm Ernesti ihm gegenüber Zobel als ein „Muster des Fleißes und der Bescheidenheit“ beschrieben.[6]

Im Jahr 1771 wurde Zobel Oberamtsadvokat, 1777 Senator, 1782 Schöffe und 1788 Stadtrichter.[7]

Von 1799 bis 1805 verfasste er 8 Hefte des Verzeichnisses Oberlausitzischer Urkunden, wodurch die Oberlausitz gegenüber „manchen größern Ländern“ ein Vorreiter gewesen sei.[8] Gustav Köhler nannte Zobels Urkundenwerk einen kostbaren Schatz.[9] Den zweiten Band mit 12 Heften stellte Zobel im Jahr 1824 nach den Befreiungskriegen fertig. Aus moderner Betrachtungsweise ist der jeweilige verkürzte Urkundeninhalt und der fehlende Ausstellungsort zu bemängeln. Das Interesse war von Anfang an gering und bis zum Jahr 1804 wurden nur sechzig Hefte verkauft. Dennoch ist Zobels Werk ein „unverzichtbarer Wegweiser durch die Masse der damals bekannten etwa 7.000 Oberlausitzer Urkunden“. Es existiert in vier nicht ganz identischen Exemplaren, die sich in der Christian-Weise-Bibliothek in Zittau (Abschrift), im Ratsarchiv Görlitz (Zobel’sche private Sammlung/Exemplar) und in der Universitätsbibliothek Breslau (ausgelagertes Hauptwerk, ehemals im Besitz der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften; ausgelagertes Neumann’sches Exemplar, ehemals Teil der Milich’schen Bibliothek) befinden.[10]

Zobel verfasste einige Aufsätze, darunter im Jahr 1802 zur einen chronologischen Beitrag zur Geschichte des Klosters Oybin. (Volltext)[11]

Im Jahr 1806 wurde Zobel vom Gremium zum Bürgermeister ernannt, allerdings „nach dem jedesmaligen amtsführenden Bürgermeister“.[12] Zobel sei „nicht wortreich [gewesen], aber was er sagte drang durch“.[13]

Hauptwerk, früher im Besitz der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften

  • Verzeichnis Oberlausitzischer Urkunden, Band 1. 8 Hefte. 1799–1805. (MDZ, Archive.org)
    • Heft 1: 965 bis 1346. Görlitz 1799. S. 1–46.
    • Heft 2: 1347 bis 1378. Görlitz 1800. S. 49–102.
    • Heft 3 und 4: 1379 bis 1419. Görlitz 1800. S. 105–200.
    • Heft 5 bis 8: 1419 bis 1490. Görlitz 1805. S. 1–45 (Heft 5); 46–82 (Heft 6); 83–127 (Heft 7); 128–170 (Heft 8)
  • Verzeichnis Oberlausitzischer Urkunden, Band 2. 12 Hefte. 1803–1824. (MDZ; Google-Books)
    • Hefte 9 bis 12: 1490 bis 1525. (Online)
    • Heft 13: 1526 bis 1547. S. 133–166. (Online)
    • Heft 14: 1547 bis 1576. S. 166–219. (Online)
    • Hefte 15 und 16: 1577 bis 1636. S. 220–307 (Online)
    • Hefte 17 bis 20: 1637 bis 1803. S. 308–434. (Online)
    • Nachtrag zu Band 1. S. 435 bis 444. (Online)
  • Zobel (Johann Gottlob) in: Johann Georg Meusel: Lexikon der jetzt lebenden deutschen Schriftsteller, Band 21. Lemgo 1827. S. 818. (Online)
  • Johann Gottlob Zobel in: Christian Adolf Pescheck (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 11. Görlitz 1833. S. 229. Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. (Online)
  • Johann Gottlob Zobel in: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 13. Görlitz 1835. S. 220–221. Gustav Köhler: Was ist zeither für die Geschichtsschreibung der Oberlausitz geschehen? (Online)
  • Ernst Friedrich Haupt: Zur Erinnerung an Johann Gottlob Zobel Weiland Stadtsyndikus und Ehrenbürgermeister in Görlitz. In: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 20. Görlitz 1842. S. 241–291. (Online)
  • Johann Gottlob Zobel in: Gustav Köhler (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 34. Görlitz 1858. S. 207–208. Galerie Oberlausitzischer Historiker – Oberlausitzische Geschichtsforscher und Geschichtsschreiber. (Online)

Johann Gottlob Zobel in der Deutschen Digitalen Bibliothek

Einzelnachweise

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  1. Gustav I. Koehler: Neues Lausitzisches Magazin. Köhler, 1858 (google.de [abgerufen am 25. Juli 2024]).
  2. SLUB Dresden: Neues lausitzisches Magazin. Abgerufen am 25. Juli 2024 (deutsch).
  3. a b Richard Jecht: Geschichte der Stadt Görlitz: Bd., 1. Halbbd. Allgemeine Geschichte der Stadt Görlitz im Mittelalter. Magistrates der Stadt Görlitz, 1926, S. 409 (google.de [abgerufen am 25. Juli 2024]).
  4. DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  5. Ernst Friedrich Haupt: Zur Erinnerung an Johann Gottlob Zobel Weiland Stadtsyndikus und Ehrenbürgermeister in Görlitz. In: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 20. Görlitz 1842. S. 242
  6. Ernst Friedrich Haupt: Zur Erinnerung an Johann Gottlob Zobel Weiland Stadtsyndikus und Ehrenbürgermeister in Görlitz. In: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 20. Görlitz 1842. S. 243
  7. JOHANN GEORG MEUSEL: das gelehrte teutschland in neunzehnten jahrhundert. 1827 (google.de [abgerufen am 25. Juli 2024]).
  8. Ernst Friedrich Haupt: Zur Erinnerung an Johann Gottlob Zobel Weiland Stadtsyndikus und Ehrenbürgermeister in Görlitz. In: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 20. Görlitz 1842. S. 264
  9. SLUB Dresden: Neues lausitzisches Magazin. Abgerufen am 25. Juli 2024 (deutsch).
  10. Joachim Bahlcke, Roland Gehrke: Institutionen der Geschichtspflege und Geschichtsforschung in Schlesien: Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2017, ISBN 978-3-412-50781-7 (google.de [abgerufen am 27. Juli 2024]).
  11. Neues lausitzisches Magazin: Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Ges. : Heinze, 1825 (google.de [abgerufen am 25. Juli 2024]).
  12. Ernst Friedrich Haupt: Zur Erinnerung an Johann Gottlob Zobel Weiland Stadtsyndikus und Ehrenbürgermeister in Görlitz. In: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 20. Görlitz 1842. S. 247
  13. Ernst Friedrich Haupt: Zur Erinnerung an Johann Gottlob Zobel Weiland Stadtsyndikus und Ehrenbürgermeister in Görlitz. In: Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Band 20. Görlitz 1842. S. 250