Julius zur Nieden

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Friedrich Ludwig Julius zur Nieden (geboren am 23. Februar 1837 in Zurstraße; gestorben am 25. Januar 1910 in Schöneberg)[1][2] war ein deutscher Eisenbahn-Bauingenieur und preußischer Baubeamter, der zuletzt als Oberbaurat und Direktionsmitglied der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin wirkte.

Herkunft und Ausbildung

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Julius zur Nieden stammte aus einer niederrheinisch-westfälischen Pfarrersfamilie. Sowohl sein Vater Karl Gottlieb zur Nieden (1806–1857; verheiratet mit Anna Carolina Schöpplenberg), als auch der Groß- und Urgroßvater wirkten dort als Pfarrer in der evangelisch-lutherischen Kirche.

Er besuchte das Evangelisch Stiftische Gymnasium Gütersloh, wo er 1855 auch die Reifeprüfung ablegte.[3] Anschließend studierte zur Nieden an der Berliner Bauakademie. Mit der Dissertation Über die Einführung des Blocksignal-Systems wurde er (1871?) an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Jena zum Dr. phil. promoviert. Gewidmet hatte er seine Ausarbeitung dem Baurat Julius Ludwig Quassowski (1824–1909), seinerzeit technischer Direktor der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft.[4]

Nach Ablegung des Baumeister-Examens fand zur Nieden zunächst bei der preußischen Staatstelegraphenverwaltung und nachfolgend bei Privatbahnen Einsatz.[5] Zu Ende des Jahres 1870 war er als Baumeister bei der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft beschäftigt.[6] Bereits früh wurde er als Mitglied in den Architektenverein zu Berlin aufgenommen, wie seine Berufung als Mitglied der Exkursionskommission auf der Hauptversammlung vom 6. Mai 1871 belegt.[7]

Von einschneidender Bedeutung für sein weiteres Wirken war sein Kriegsdienst während des Deutsch-Französischen-Kriegs 1870/1871. Während des Kriegs und in dessen Nachwehen befasste er sich eingehend mit den Einrichtungen für den Rücktransport der Kriegsverwundeten und Kranken.[5] Er hielt Vorträge zum Thema und verfasste in Gemeinschaft mit dem Oberstabsarzt Rudolf Götting, dem Rittergutsbesitzer von Niese, dem Generalarzt a. D. Niese und dem technischen Direktor der Waggonfabrik Ludwigshafen, Rudolf Schmidt (1867–1896),[8] die 1882 erschienene Publikation Der Eisenbahntransport verwundeter und erkrankter Krieger.[9]

Im Oktober 1873 erhielt zur Nieden eine Berufung von seinem bisherigen Dienstherrn, der Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn in Berlin, nach dem technischen Eisenbahn-Büro des preußischen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.[10] Bald nach seinem Wechsel[11] erhielt er dort die Ernennung zum Eisenbahn-Bauinspektor.[12]

Drei Jahre darauf erfolgte im Herbst (Oktober?) 1877 die Versetzung des nunmehrigen Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Inspektors Julius zur Nieden an die Betriebsinspektorstelle der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Berlin,[13][14] wo er im Dienstbereich des Betriebsamts Stettin (Stettin-Berlin) tätig war (1883).[15] 1882 bei Herausgabe der Publikation Der Eisenbahntransport verwundeter und erkrankter Krieger wohnte die Familie zur Nieden offensichtlich in Landsberg an der Warthe.[9] Der Direktionsbereich der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn hatte 1880 mit der Umwandlung zur Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin eine Ausdehnung erhalten.

Julius zur Nieden behielt trotz wechselnder Dienstbezirke Berlin als Dienstsitz bei. So auch im Februar/März 1884, als er, inzwischen Vorsteher der Bau-Inspektion Berlin-Angermünde-Schwedt in Berlin, als ständiger Hilfsarbeiter an das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt Berlin (Direktionsbezirk Erfurt) versetzt wurde[16] und wo er auch im Mai 1884 die Ernennung zum Regierungs- und Baurat erfuhr.[17] Ab Mai 1887 besetzte er dann die Stelle eines ständigen Hilfsarbeiters bei dem Königlichen Eisenbahn-Betriebs-Amt (Direktionsbezirk Bromberg) in Berlin,[18] ehe ihm im April/Mai 1893 die Stelle des Direktors des Königlichen Eisenbahn-Betriebs-Amts (Berlin-Schneidemühl) in Berlin verliehen werden sollte.[19]

1895 folgte als letzte Stufe in zur Niedens Beamtenlaufbahn die Versetzung an die Königliche Eisenbahndirektion Berlin. Mit der Ernennung zum Oberbaurat mit dem Rang eines Ober-Regierungsrats im November 1895[20] war er dort das ranghöchste technische Direktionsmitglied.

Als Julius zur Nieden zum Juli 1901 in den Ruhestand eintrat, wurde ihm der Kronen-Orden II. Klasse verliehen. Seine Nachfolge in der Wahrnehmung der Stellung als Oberbaurat an der Eisenbahndirektion Berlin übernahm der zuvor in Hannover eingesetzte Geheime Baurat Alfred Goepel.[21]

Julius zur Nieden heiratete am 18. November 1867 in Köthen Maria Elisabeth Emma Lucia genannt Elise geborene Schneider (geboren am 19. Oktober 1849 in Köthen; gestorben am 23. Januar 1945 in Heilbronn).[22] Aus der Ehe gingen die Söhne Alfred und Walter hervor, die beide die preußische Verwaltungslaufbahn einschlugen und in verschiedenen Kreisen als Landräte wirkten.

  • Über die Einführung des Blocksignal-Systems. (zugleich Dissertation, Philosophische Fakultät, Universität Jena) Gebr. Fickert, Berlin 1871. (online)
  • Der Bau der Strassen und Eisenbahnen einschliesslich der für den Betrieb der Eisenbahnen erforderlichen Einrichtungen, unter besonderer Berücksichtigung der bestehenden Gesetze, Reglements, Instructionen etc. und unter Hinweiszung auf die in Zeitschriften etc. besprochenen ausgeführten Beispiele sowie auf andere Quellen. Selbstverlag, Berlin 1878.
  • (mit Rudolf Götting u. a.): Der Eisenbahntransport verwundeter und erkrankter Krieger. Selbstverlag, Berlin 1882. / 2. Auflage, Berlin 1883.[9]
  • Zelte und Nothbaracken, deren Gerüste aus Stangen und Draht nach Art der Baurüstungen zusammengesetzt werden. Berlin 1886.
  • Zerlegbare Häuser. Berlin 1889.
  • Nachrichten über die Familie zur Nieden. Berlin 1890.
  • Geschichte der Familie von Nedere (Nerdere), thor Needen (der Nedden), zur Nedden, zur Nieden. 3. Auflage, Knoll & Wölbling, Berlin 1892.
  • Ist Altena eine Stammburg der Hohenzollern? F. Ebhardt & Co., Berlin 1907.
  • Der Wiederaufbau der Burg Altena a. d. Lenne. Selbstverlag, Berlin 1909. (als Sonderdruck aus Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, Jahrgang 1909, Heft I)

Einzelnachweise

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  1. Landesarchiv Berlin, Personenstandsregister, Sterberegister, Standesamt Schöneberg I, Sterbeurkunde Nr. 148 vom 26. Januar 1910.
  2. Private Webseite von Frank Heidermanns, abgerufen am 16. Januar 2016.
  3. Friedrich Fliedner: 75 Jahre Gütersloher Gymnasium. Verlag F. Tigges, Gütersloh 1926. Dritte Seite: Festschrift zur Feier des 75jährigen Bestehens des Evangelisch-stift. Gymnasiums zu Gütersloh und der Grundsteinlegung zum Gymnasialneubau am 16., 17. und 18. August 1926. S. 51, Nr. 20.
  4. Über die Einführung des Blocksignal-Systems. Druck Gebr. Fickert, Berlin 1871
  5. a b Julius zur Nieden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 629.
  6. Zeitschrift für Bauwesen, 22. Jahrgang 1872, Heft I bis III, Sp. 138. (Protokoll der Konferenz der Techniker über Einführung eines Blocksignalsystems vom 1. Dezember 1870)
  7. Deutsche Bauzeitung, 5. Jahrgang 1871, Nr. 19 (vom 11. Mai 1871), S. 152.
  8. Günter König: Die Waggonfabrik Ludwigshafen und ihre Güterwagenlieferungen an die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft. In: Die Museums-Eisenbahnen; Jahrgang 1993, Heft 1, S. 24–33, hier S. 24. (online)
  9. a b c Centralblatt der Bauverwaltung, 2. Jahrgang 1882, Nr. 24 (vom 17. Juni 1882), S. 216. (Bücherschau)
  10. Deutsche Bauzeitung, 7. Jahrgang 1873, Nr. 80 (vom 4. Oktober 1873), S. 314.
  11. Zeitschrift für Bauwesen, 24. Jahrgang 1874, Heft III bis VI, Sp. 123. (Personalveränderungen Stand Mitte März 1874)
  12. Zeitschrift für Bauwesen, 24. Jahrgang 1874, Heft VII bis X, Sp. 284. (Personalveränderungen Stand Mitte Juli 1874)
  13. Deutsche Bauzeitung, 11. Jahrgang 1877, Nr. 83 (vom 17. Oktober 1877), S. 412.
  14. Zeitschrift für Bauwesen, 28. Jahrgang 1878, Heft I bis III, Sp. 4. (Personalveränderungen Stand Ende Oktober 1877)
  15. Zeitschrift für Bauwesen, 33. Jahrgang 1883, Sp. 443. (Personalbestand im September 1883)
  16. Centralblatt der Bauverwaltung, 4. Jahrgang 1884, Nr. 8 (vom 23. Februar 1884), S. 71.
  17. Centralblatt der Bauverwaltung, 4. Jahrgang 1884, Nr. 20 (vom 17. Mai 1884), S. 193.
  18. Centralblatt der Bauverwaltung, 7. Jahrgang 1887, Nr. 19 (vom 7. Mai 1887), S. 181.
  19. Centralblatt der Bauverwaltung, 13. Jahrgang 1893, Nr. 10 (vom 29. April 1893), S. 97.
  20. Centralblatt der Bauverwaltung, 15. Jahrgang 1895, Nr. 46 (vom 16. November 1895), S. 477
  21. a b Centralblatt der Bauverwaltung, 21. Jahrgang 1901, Nr. 53 (vom 6. Juli 1901), S. 325.
  22. Private Webseite von Frank Heidermanns, abgerufen am 16. Januar 2016.
  23. Centralblatt der Bauverwaltung, 7. Jahrgang 1887, Nr. 10 (vom 5. März 1887), S. 93.
  24. Centralblatt der Bauverwaltung, 8. Jahrgang 1888, Nr. 37 (vom 15. September 1888), S. 405. (Erlaubnis zu Annahme und Tragen eines ausländischen Ordens)
  25. Centralblatt der Bauverwaltung, 12. Jahrgang 1892, Nr. 5 (vom 30. Januar 1892), S. 41. (Erlaubnis zu Annahme und Tragen eines ausländischen Ordens)
  26. Centralblatt der Bauverwaltung. 15. Jahrgang 1895, Nr. 10 (vom 9. März 1895), S. 97. (Erlaubnis zu Annahme und Tragen eines ausländischen Ordens)
  27. Centralblatt der Bauverwaltung, 16. Jahrgang 1896, Nr. 31 (vom 1. August 1896), S. 343.
  28. Centralblatt der Bauverwaltung, 16. Jahrgang 1896, Nr. 40 (vom 3. Oktober 1896), S. 437. (Erlaubnis zu Annahme und Tragen eines ausländischen Ordens)
  29. Centralblatt der Bauverwaltung, 19. Jahrgang 1899, Nr. 43 (vom 3. Juni 1899), S. 257. (Erlaubnis zu Annahme und Tragen eines ausländischen Ordens)
  30. Centralblatt der Bauverwaltung, 21. Jahrgang 1901, Nr. 23 (vom 23. März 1901), S. 141. (Erlaubnis zu Annahme und Tragen eines ausländischen Ordens)