Käthe Sasso

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Gedenktafel für Käthe Sasso (Berggasse 43)

Käthe Sasso geb. Smudits (geboren 18.[1] oder 28.[2] März 1926 in Wien[1][2] oder im Burgenland[3], gestorben 14. April 2024 in Wien[3]) war eine österreichische Widerstandskämpferin, Überlebende des NS-Regimes und Zeitzeugin.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Käthe Smudits wuchs zweisprachig (deutsch/kroatisch) bei ihrer Großmutter Majka, einer Burgenland-Kroatin, in Nebersdorf im Burgenland und später in Wien auf. Ihre Eltern Agnes und Johann waren beide politisch engagiert, sowohl gegen den Ständestaat als auch gegen den Nationalsozialismus. Nachdem der Vater zur Wehrmacht eingezogen und die Mutter im Juli 1941 nach schwerer Krankheit verstorben war, beteiligte sich das junge Mädchen an der Widerstandsgruppe Gustav Adolf Neustadl. Die Gruppe unterstützte Witwen hingerichteter Widerstandskämpfer mit Lebensmitteln, förderte das Hören ausländischer Radiosender und verteilte Flugblätter gegen den Nationalsozialismus. Wichtige Mitglieder der Gruppe waren Emilie Tolnay, Therese Dworak, Maria Sip, Rosalia Graf und deren Ehemann Johann Graf sowie das Ehepaar Gaida. Sie alle wurden schließlich wegen Hochverrats verurteilt und hingerichtet.[4]

Im August 1942 wurde Smudits 16-jährig von der Gestapo inhaftiert. Im Jänner 1943 kam sie als Häftling ins Wiener Landesgericht. Sie entkam knapp dem Todesurteil und wurde ins Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf überstellt. Schließlich wurde sie im September 1944 nach Berlin und zwei Wochen später ins KZ Ravensbrück deportiert. Am 28. April 1945 musste sie den Todesmarsch Richtung KZ Bergen-Belsen antreten. Eine Gedenkwebsite berichtet: „In der ersten Nacht des Todesmarsches, nahe Wustrow, gelingt [ihr] gemeinsam mit ihrer Freundin Mizzi Bosch die Flucht aus der Gruppe und anschließend die Rückkehr nach Wien.“[4]

Nach der Befreiung durch die Alliierten blieb sie in Wien und heiratete Josef Sasso, wie sie Widerstandskämpfer. Die beiden bekamen drei Kinder und übersiedelten nach Niederösterreich. Ab den 1990er Jahren stellte sich Sasso als Zeitzeugin zur Verfügung. Am 5. Mai 2008 und am 27. Jänner 2013 sprach sie im Rahmen von Gedenkkundgebungen am Wiener Heldenplatz, 2013 im Rahmen des Holocaust-Gedenkens der Netzwerkplattform Jetzt Zeichen setzen!.

Im Dezember 2023 erhielt sie von den sozialdemokratischen Bildungsorganisationen Österreichs SPÖ Bildung den 2. Marie-Jahoda-Preis für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse.[5]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evelyn Steinthaler: Der selbstbestimmte Widerstand in Frauen 1938. Verfolgte – Widerständige – Mitläuferinnen, Milena-Verlag Wien, 2008, ISBN 978-3-85286-161-6.
  • Evelyn Steinthaler: Wir waren einfach nur froh, dass es vorbei war. in Wien 1945, Milena-Verlag Wien, 2015, ISBN 978-3-902950-25-3.
  • „Eine Augenauswischerei“. Die Widerstandskämpferin Käthe Sasso über Nazis in der Bundesregierung, über Haftentschädigung und den Faschismus der 1970er-Jahre, in: morgen, Heft 1 (2016), S. 11.
  • Joško Vlasich, Peter Wagner: Hanna und Käthe/Hanna i Käthe, Film-, Musik- und Leseperformance über zwei Burgenlandkroatinnen im Widerstand, Eigenproduktion, zweisprachig deutsch/kroatisch, KUGA, Großwarasdorf, 9. März 2019. Über bzw. auch mit Hanna Sturm und Käthe Sasso, geb. Smudits.[8][9]

Filmdokumentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erschlagt mich, ich verrate nichts! Käthe Sasso, Widerstandskämpferin, Regie: Kurt Brazda. ORF III, 9. November 2013[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Käthe Sasso – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Anna Gadzinski: Kalliope Austria. Frauen in Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, Wien 2015, ISBN 978-3-9503655-5-9, S. 52.
  2. a b Sasso Käthe, geb. Smutisch. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3: P–Z. Böhlau, Wien 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 2830 (sabiado.at [abgerufen am 15. April 2024]).
  3. a b Zeitzeugin Käthe Sasso verstorben orf.at, 15. April 2024, abgerufen am 15. April 2024.
  4. a b A Letter to the Stars. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 31. Jänner 2014.
  5. SPÖ-Bildung und Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures überreichen Marie-Jahoda-Preis an Prof.in Käthe Sasso. Abgerufen am 16. April 2024.
  6. Alexander Cammann: Hörbuch. Erinnerung, sprich. Käthe Sasso bewegt mit ihren Erlebnissen aus Widerstand und KZ (Memento vom 5. August 2019 im Internet Archive). In: Die Zeit Nº 39/2012 vom 20. September 2012, abgerufen am 15. April 2024.
  7. Rainer Mayerhofer: Jugend im Widerstand und KZ. Käthe Sasso erzählt in einem Hörbuch aus ihrem Leben (Memento vom 13. Januar 2017 im Internet Archive), Wiener Zeitung, 30. Oktober 2012.
  8. 35. Todestag: Widerstandskämpferin Hanna Sturm orf.at, 9. März 2019, abgerufen am 14. März 2021.
  9. "HANNA i KÄTHE" kuga.at, Samstag, 9. März 2019, 20.00 Uhr, abgerufen am 14. März 2021.
  10. Widerstandskämpferin Käthe Sasso im Parlament geehrt. In: dieStandard. 5. November 2013, abgerufen am 11. Januar 2017.