Königsberger Zeitungen
Die Königsberger Zeitungen waren Zeitungen im Herzogtum Preußen, im Königreich Preußen und in der Provinz Ostpreußen. Von jeher politisch und kulturell engagiert, hatten sie überregionale Bedeutung. Für die liberale und demokratische Entwicklung Deutschlands gaben sie wichtige Impulse. Im „konservativen Ostpreußen“ standen sie für seine Provinzialhauptstadt als „liberale Hochburg eines gebildeten, republikanischen, nach Westen orientierten Bürgertums“ (Manthey 2005).
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den großen Parteien nahestehend, standen drei Zeitungen lange in hohem Ansehen:
- Königsberger Allgemeine Zeitung (Deutsche Volkspartei)
- Hartungsche Zeitung (Deutsche Demokratische Partei)
- Ostpreußische Zeitung (Deutschnationale Volkspartei)[1]
„Kaum eine andere deutsche Zeitung [wie die KAZ] dürfte jemals in solchem Ausmaße den Weg durch alle Volksschichten gefunden haben. Auch die liberale „Hartungsche Zeitung“ fand noch Beachtung, am wenigsten jedoch das agrarkonservative „Ostpreußische Tageblatt“, das erst nach 1918 in den Vordergrund rückte. Von auswärtigen Zeitungen übte die alte „Tägliche Rundschau“ den größten Einfluß aus.“
Die Ausgaben der drei Zeitungen bis 1945 sind in der Staatsbibliothek zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) weitgehend erhalten. In vielerlei Hinsicht sind sie erstrangige Quellen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]17. und 18. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johann Fabricius druckte 1618 die erste, aber unregelmäßig erscheinende „Königsberger Zeitung“. 1623 gab Lorenz Segebade die erste wöchentliche Zeitung „Avisen“ heraus. 1639 holte Kurfürst Friedrich Wilhelm Johann Reußner aus Rostock als akademischen Buchdrucker nach Königsberg, der mit einer eigenen Druckerei die Segebadsche Zeitung fortsetzte. Nachdem 1657 die Zensur in Königsberg eingeführt worden war, erhielt Reußner das Privileg für den zweimal wöchentlich erscheinenden „Europäischen Mercurius“.[4]
Nachfolgerin wurde die „Ordinari Postzeitung“ mit Reußners Söhnen.[5]
Im Königsberger Jahrhundert erschien 1709 bei Reußner die „Kgl. Preuß. Fama“, 1727 das „Intelligenzblatt“ des Kgl. Adreß-Comtoirs. 1742 folgte Johann Heinrich Hartung.[6]
1752 brachte Hartung die „Kgl. privileg. Pr. Staats-, Krieges- und Friedenszeitungen“ heraus, die von 1850 bis 1933 als „Hartungsche Zeitung“ zu großem Ansehen kam. 1810 erschien als zweite Fassung Der Correspondent.
19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1849 gründeten Konservative die Ostpreußische Zeitung.
1875 gründete Hausbrandt das Communalblatt für Königsberg und Provinz Ostpreußen, das 1882 zur Königsberger Allgemeinen Zeitung wurde.
1892 erschien die „Königsberger Volkstribüne“, 1897 das „Königsberger Tageblatt“ von Hartung.
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Intelligenz-Zettel (1830)
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Kriegs- und Friedenszeitung (1838)
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Königsberger Anzeiger erschien als parteilose Tageszeitung ab 1900. Zunächst unter dem Namen Königsberger Neueste Nachrichten wurde sie von der Ostpreußischen Druckerei und Verlagsanstalt herausgebracht.
Von 1901 bis 1933 erschien die Königsberger Volkszeitung, die sozialdemokratische Tageszeitung, mit sechs Ausgaben pro Woche. Ab 1939 hatte Königsberg nur noch drei Tageszeitungen:
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„Weltkrieg“ am 1. Tag
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Manthey: Zeitungsstadt Königsberg (Alexander Jung, Ferdinand Gregorovius, Wilhelm Jordan, Ludwig Walesrode), in ders.: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. München 2005, ISBN 978-3-423-34318-3, S. 461–477.
- Herbert Meinhard Mühlpfordt: Königsberg von A bis Z. Ein Stadtlexikon. München 1972, ISBN 3-7612-0092-7
- Botho Rehberg: Geschichte der Königsberger Zeitungen und Zeitschriften. Königsberg (Pr.) 1942
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Digitalisate KAZ
- Die in Königsberg erschienene Avisen oder wöchentliche Zeitung aus dem Jahr 1623 digital in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
- Deutsch-russische Königsberger Allgemeine (2009)
- Historische Zeitungen
- Festschrift 100 Jahre KAZ
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Chefredakteure der Ostpreußischen Zeitung waren u. a. Paul Anton (1887–1897) und Eduard Kenkel in der Weimarer Republik
- ↑ Emil Popp: Zur Geschichte des Königsberger Studententums 1900–1945. Würzburg 1955 (Neuausgabe: WJK, Hilden 2004, S. 46, ISBN 3-933892-52-X)
- ↑ In der Täglichen Rundschau erschien um 1911 Hans Parlows Roman „Dunkelrot-Weiß-Rosenrot“. Er spielt in den Kreisen der Burschenschaft Germania Königsberg, deren Mitglied der Verfasser seit 1876 für einige Semester gewesen war. Er blieb der einzige Königsberger Studentenroman.
- ↑ Einige Nummern des Europäischen Mercurius sind erhalten.
- ↑ Ein Reußner wurde 1680 mit 20 Talern bestraft, weil er die Russen in einem Journal als Bestien bezeichnet hatte.
- ↑ Zu großer Entrüstung und Intervention der Regierung kam es 1743, als ein Abraham Müller in der Zeitung sechs Menschen zum Verkauf anbot.