Kander (Aare)
Kander | ||
Die Kander am Eingang zum Gasterntal | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | CH: 430 | |
Lage | Berner Oberland
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Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Aare → Rhein → Nordsee | |
Quelle | Kanderfirn 46° 27′ 53″ N, 7° 45′ 50″ O | |
Quellhöhe | ca. 2110 m ü. M.[1] | |
Mündung | ThunerseeKoordinaten: 46° 43′ 3″ N, 7° 38′ 38″ O; CH1903: 615692 / 174053 46° 43′ 3″ N, 7° 38′ 38″ O | |
Mündungshöhe | 558 m ü. M.[1] | |
Höhenunterschied | ca. 1552 m | |
Sohlgefälle | ca. 25 ‰ | |
Länge | 61 km[1] | |
Einzugsgebiet | 1.094,19 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Hondrich[3] AEo: 491 km² Lage: 8 km oberhalb der Mündung |
NNQ (2009) MNQ 1981–2020 MQ 1981–2020 Mq 1981–2020 MHQ 1981–2020 HHQ (2005) |
3,33 m³/s 16,2 m³/s 20,5 m³/s 41,8 l/(s km²) 25,5 m³/s 273 m³/s |
Abfluss[4] AEo: 1094 km² an der Mündung |
MQ Mq |
42,6 m³/s 38,9 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Alpbach, Engstlige, Simme, z. T. Glütschbach | |
Rechte Nebenflüsse | Öschibach, Chiene, Suld | |
Verlauf der Kander |
Berner Alpen: Quelle und Mündung der Kander |
Die Kander ist ein Fluss im Berner Oberland, der durch das Kandertal fliesst und bei Einigen in den Thunersee mündet. Mit der Länge von rund 47 Kilometern, einem Einzugsgebiet von 1094 Quadratikometern und der mittleren Wasserführung von fast 43 m³/s ist sie der drittgrösste linke Nebenfluss der Aare und gehört somit zum Flusssystem des Rheins.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum ersten Mal genannt wird der Fluss im Jahr 1301 als Chandra.[5] Der Name Kander geht auf vorrömisch (wahrscheinlich keltisch) *kando- «weiss, hell, klar» zurück.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Quelle der Kander liegt unter dem Kanderfirn, einem grossen Gletscher im Blüemlisalp-Petersgrat-Gebiet. Der unterste Bereich des Eisfeldes heisst Alpetligletscher. Die Kander nimmt in ihrem ersten Abschnitt auch noch Schmelzwasser von mehreren Hanggletschern an der Talflanke und mit dem Leitibach vom Lötschegletscher auf. In ihrem Oberlauf fliesst sie durch das Gasterntal, ein hochalpines Tal, dessen Talboden weitgehend von Wald bedeckt ist. Von der Nordseite des Balmhorns erreicht das Wasser aus dem Balmhorngletscher und bei Waldhus der Schwarzbach, der vom Schwarzwaldgletscher am Balmhorn und durch die Spittelmatte fliesst, die Kander. Der Fluss passiert die enge Schlucht «Chluse» nach Eggeschwand hinunter und überwindet dabei einen Höhenunterschied von mehr als 150 Metern. Durch das Engnis führt die Strasse in das Gasterntal.
Von Eggeschwand bis Kandersteg münden mehrere Wildbäche in die Kander. Die grössten davon sind der Alpbach und der Öschibach, der vom Oeschinensee in das Tal fliesst.
Der Abschnitt zwischen Kandersteg und Frutigen wird Kandertal im engeren Sinne genannt. Die Kander fliesst an den Ortschaften Mitholz, Kandergrund, Achern und Kanderbrück vorbei. Bei Mitholz liegt der Blausee. Die Hauptstrasse 223, die zum Bahnhof Kandersteg führt, überquert den Fluss in diesem Gebiet zweimal, die Lötschberg-Bergstrecke dreimal.
Unterhalb von Frutigen, wo die Kander die Engstlige aufnimmt, heisst das Tal Frutigtal. Bei Reichenbach mündet von rechts die Chiene in den Fluss. Der grössere Oberlauf der Chiene heisst Gamchibach; er entspringt am Gamchigletscher, der auf der Nordseite der Blüemlisalp liegt.
Die Kander fliesst dem Hangfuss auf der Ostseite des Niesen entlang und nimmt bei Wimmis die nahezu gleich starke Simme auf. Der letzte, etwa zwei Kilometer lange Abschnitt wurde durch einen flussbaulichen Eingriff geschaffen. Mit der Kanderkorrektion von 1714 durch einen Einschnitt im Strättlighügel wurde der Fluss in den Thunersee abgeleitet. Zuvor floss die Kander in einem Tal westlich des Strättlighügels gegen Nordwesten und erreichte den Thunersee nicht, sondern mündete unterhalb von Thun in die Aare. Durch dieses alte Flusstal verläuft heute der Glütschbach in die Thunerallmend.
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Quellgebiet im Gasterntal
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Auengebiet Gastere bei Selden[6]
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Chlusenbrücke über die Kander, in der Klus am Ende des Gasterntals
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Bei Reichenbach
Einzugsgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 1.094,19 km² grosse Einzugsgebiet der Kander liegt im Berner Oberland und wird durch sie über die Aare und den Rhein zur Nordsee entwässert.
Es besteht zu 26,9 % aus bestockter Fläche, zu 41,2 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 2,7 % aus Siedlungsfläche und zu 29,3 % aus unproduktiven Flächen.
Die Flächenverteilung
Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 1690,5 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 563 m ü. M. und die maximale Höhe bei 3676 m ü. M.[7]
Zuflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Birggrabe (links)
- Witefad Grabe (links)
- Sackgrabe (links)
- Leitibach (links)
- Sillerengrabe (rechts)
- Fulbach (rechts)
- Balmhornbach (links)
- Geltebach (links)
- Schwarzbach (links)
- Alpbach (links)
- Allmegratbach (links)
- Öschibach (rechts)
- Schattilauenebach (links)
- Stägebach (rechts)
- Bunderbach (rechts)
- Engstlige (Entschlige) (links)
- Gunggbach (links)
- Schlumpach (links)
- Chiene (rechts)
- Louwibach (links)
- Richebach (rechts)
- Suld (rechts)
- Rossgrabe (links)
- Chüegrabe (links)
- Steinchenelgrabe (links)
- Sidersgraben (links)
- Stadelbach (rechts)
- Simme (links)
- Kanderbächli[8] (links)
Brücken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf ihrem Weg wird die Kander von rund 70 Brücken überquert, erwähnenswert sind die Chlusenbrücke im Gasterntal, die Kanderviadukte in Frutigen sowie die Aquädukt-Brücke zwischen Wimmis und Spiez. Der Fluss wird von der Lötschberg-Bergstrecke viermal überquert.
Gefahren bei Wassersport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Rafting auf der Kander ist wegen der vielen Schwellen lebensgefährlich; der Fluss ist auf der einschlägigen Gefahrenkarte als unbefahrbar gekennzeichnet. Im Juni 2008 kenterten zwei Schlauchboote der Schweizer Armee beim Versuch, die Kander hinunterzufahren, wobei fünf Armeeangehörige getötet wurden.[9] Im Bereich der Schwellen ist auch das Schwimmen lebensgefährlich. Im August 2018 verunglückte ein Mann tödlich.[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
- ↑ Modellierter mittlerer jährlicher Abfluss. In: Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Archiviert vom am 12. August 2017; abgerufen am 12. August 2017.
- ↑ Abflussdaten: Messstelle: Kander - Hondrich (2469). (PDF) 1981–2020. In: BAFU Hydrodaten. BAFU, abgerufen am 13. Oktober 2024 (Stationsseite).
- ↑ Abflussdaten der Pegel Hondrich (Kander) und Latterbach (Simme), vermehrt um den Abfluss des Resteinzugsgebiets unterhalb (66 km²), für das nach Kartendarstellung des Hydrologischen Atlasses der Schweiz ein Gebietsabfluss von rund 25 l/s.km² unterstellt ist.
- ↑ Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 261, „¹Kander“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
- ↑ Auengebiet Gastere bei Selden. (PDF; 1,3 MB) map.geo.admin.ch, 19. Dezember 2017, abgerufen am 1. Januar 2023.
- ↑ Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Kander. Bundesamt für Umwelt BAFU, abgerufen am 3. November 2024.
- ↑ Rechte Abzweigung des Glütschbachs, dessen Hauptstrang in die Aare mündet
- ↑ Bootsunfall auf der Kander: Unfallhergang geklärt. Oberauditorat – Militärjustiz (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport), 27. Juni 2008, abgerufen am 1. Juli 2022.
- ↑ 39-Jähriger in der Kander tödlich verunfallt. Berner Oberländer, 8. August 2018, abgerufen am 1. Juli 2022.