Kapaun
Ein Kapaun, auch Kapphahn oder Masthahn, ist ein im Alter von etwa zwölf Wochen kastrierter und gemästeter Hahn. Sein Fleisch gilt als besonders mild, ist weiß und fett und wird deshalb von Feinschmeckern geschätzt.
Dem echten Kapaun werden bei dem als Kapaunisierung bezeichneten Eingriff auch sein Kamm und die Bartlappen abgeschnitten. Die Operation wird von Tierärzten oder geübten Personen vorgenommen, da eine genaue Kenntnis der Anatomie des Geflügels erforderlich ist. Zur Kenntlichmachung wurden den kastrierten Hähnen früher die Sporen abgeschnitten und in den Kamm gesetzt, wo sie zu einer Art von Hörnern auswuchsen.[1] Dies wird als möglicher Ursprung der deutschen Redensart „jemandem Hörner aufsetzen“ angesehen.
Veränderungen in Aussehen und Verhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Gesicht, an den Resten des Kamms und den Lappen bleicht seine Farbe aus, der Körper streckt sich in die Länge, die Federn am Halskragen, auf dem Rücken, an den Lenden und am Schwanz werden länger und vollständiger als beim normalen Hahn. Die Federn an Rücken und Halskragen hängen dicht und buschig herab, der Schwanz wird in gestreckter Weise, fast horizontal getragen. Ein Kapaun kräht seltener als ein unkastrierter Hahn. Seine Stimme klingt heiserer, tremolierend, fast gläsern.
Ein Geschlechtstrieb ist bei Kapaunen nicht mehr feststellbar. Sie stehen in der Hackordnung an unterer Stelle, gehen Rangordnungskämpfen mit ausgewachsenen Hähnen aus dem Weg und ergreifen nicht selten auch die Flucht vor kampflustigen Hennen.
In Kunstbrut erbrütete Küken, die ihm im Alter von wenigen Tagen untergeschoben werden, führt ein Kapaun umsichtig und liebevoll und meist länger als eine Henne, weswegen Kapaune in der Geflügelzucht mitunter als „Kükenbetreuer“ eingesetzt werden.[2]
Verwendung in der Küche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kapaune werden im Handel nur in der Zeit von Anfang bis Ende Dezember angeboten, daher ist ein Kapaun ein klassischer Weihnachtsbraten. In Deutschland werden jährlich nicht mehr als 1500 Kapaune gekauft. Die im Fachhandel angebotenen Kapaune stammen meist aus Frankreich.[3] Berühmt für ihre ausgezeichnete Fleischqualität und einen kräftigen Geschmack sind die Chapons de Bresse.
Kapaunerzins
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Früher waren Kapaune als sogenannter Kapaun(er)zins ein üblicher Teil des Zehnten, dessen Zahlung neben Frondiensten und Geld auch Naturalien umfasste. Kapaune waren auch im Deputatlohn von Beamten enthalten.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Entfernung von Kamm und Bartlappen ist schmerzhaft.[4] Die Kastration von Hähnen ist seit 2005 in Deutschland und Österreich verboten.[5] Viele Tiere starben bei dem Eingriff.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kapaun. In: Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 7, Heft 2 (bearbeitet von Günther Dickel, Heino Speer, unter Mitarbeit von Renate Ahlheim, Richard Schröder, Christina Kimmel, Hans Blesken). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1975, OCLC 832567064 (adw.uni-heidelberg.de).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Schmachthagen: Warum dem Hahnrei Hörner aufgesetzt wurden. 22. Januar 2019, abgerufen am 9. Januar 2024 (deutsch).
- ↑ Theodor Sperl: Hühnerzucht für jedermann. Handbuch für die Praxis. 6., verb. Auflage. Oertl & Spoerer, Reutlingen 1999, ISBN 3-88627-226-5.
- ↑ Robert Lücke: Warum kastrierte Hähne Hochgenuss garantieren. In: Die Welt. 20. Dezember 2006 (welt.de).
- ↑ Tierquälerei in Kochshows und Rezepten. Abgerufen am 25. Dezember 2022.
- ↑ Karin Schuh: Der Kapaun: Eine verboten gute Delikatesse. In: Die Presse. 15. März 2016, abgerufen am 25. Dezember 2022.
- ↑ Kann man einen Hahn kastrieren? 13. September 2020, abgerufen am 25. Dezember 2022 (deutsch).