Karl Friedrich Heunisch

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Karl Friedrich Heunisch (* 23. Juni 1806 in Saarbrücken;[1]20. August 1860 in New Orleans)[2] war im Juni 1849 kurzzeitig Finanzminister der badischen Revolutionsregierung.

Heunisch stammte aus einer badischen Beamtenfamilie und war ein Sohn des Pioniers der badischen Landesbeschreibung und Statistik Adam Ignaz Valentin Heunisch. Am 24. Dezember 1836 heiratete er in Karlsruhe Luise Albertine Doll.

Heunisch studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg[3] und München[4] Im November 1829 legte Heunisch die juristische Staatsprüfung ab und wurde am 22. Januar 1830 als Rechtspraktikant in den badischen Staatsdienst übernommen.[5] und wirkte 1833 als Rechtspraktikant im Landamt Karlsruhe. Im März 1835 wurde ihm das Schriftverfassungsrecht erteilt.[6] Ende 1837 wurde ihm der Titel eines Advokaten verliehen.[7] Im September 1841 verzichtete Heunisch auf das Schriftverfassungsrecht und den Titel eines Advokaten in Baden, da er seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt hatte.[8] Am 27. Januar 1843 wurden ihm Rechte und Titel, auf die er 1841 verzichtet hatte wieder gewährt und eine Berufsausübung in Freiburg gestattet.[9] Von 1843 bis 1849 war Heunisch in Freiburg im Breisgau als Advokat und Schriftenverfasser bei Hofgericht Freiburg tätig.[10] Am 8. November 1849 wurde er wegen seiner Beteiligung an der Revolution aus der Liste der Advokaten und Schriftverfasser gestrichen.[11]

Der Revolutionär

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1848 engagierte sich Heunisch im Freiburger Volksverein und organisierte am 10. November eine Trauerfeier für den in Wien hingerichteten Revolutionär Robert Blum. In der badischen Revolution 1849 wurde Heunisch am 18. Mai zum Zivilkommissar für das Stadt- und Landamt Freiburg[12] und bereits am 21. Mai als Nachfolger von Emil Barbo zum Oberkommissar für den Oberrheinkreis ernannt.[13] Heunisch ordnete die Verhaftung des Freiburger Bürgermeisters Joseph von Rotteck an. Der trat am 20. Mai zurück und floh in die Schweiz.

Am 3. Juni 1849 wurde er im Wahlkreis V. zu einem der vier Abgeordneten in die Badische verfassunggebende Versammlung gewählt, wobei er von 1145 Wählern 1103 Stimmen erhielt und damit noch vor Karl von Rotteck junior die höchste Zustimmung erhielt.[14] In dieser Versammlung arbeitete er aktiv mit und erstattete den Bericht des Ausschusses, der sich mit der Antwort Badens an die Reichs-Regentschaft bzgl. der Unterstellung badischer Truppen unter ein Reichsheer befasste.[15]

Nachdem Carl Mez die Ernennung zum Finanzminister der Badischen Revolutionsregierung nicht angenommen hatte, übertrug Lorenz Brentano dieses Amt an Heunisch.[16] In der elften Sitzung der verfassunggebenden Versammlung am 22. Juni saß Heunisch auf der Ministerbank und nahm diese Aufgabe mindestens bis zum 30. Juni wahr.

Gustav Struve bezeichnete Heunisch zwar als einen Mann von Talent, warf ihm aber auch vor als Zivilkommissar von Freiburg die entschiedenen Republikaner nicht ausreichend unterstützt zu haben. So habe er zu lange die Umtriebe des Joseph von Rotteck geduldet und die Bewaffnung der Arbeiter verhindert.[17]

Vor den vorrückenden preußischen Truppen floh Heunisch Ende Juni 1849 nach Frankreich, wo er zunächst für drei Monate inhaftiert wurde.[18] Die großherzogliche badische Regierung verlangte die Auslieferung, da man Heunisch die Beraubung von Staatskassen vorwarf. Der französische Justizminister Odilon Barrot verfügte jedoch die Freilassung. Heunisch reiste Ende 1849 über Le Havre nach New Orleans.[19]

Am 16. September 1850 verurteilte das Hofgericht des Mittelrheinkreises Heunisch „wegen Theilnahme am Hochverrath“ zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe.[20]

Der Schriftsteller und Revolutionär Gottfried Kinkel reiste er vom 14. September 1851 bis zum 25. Februar 1852 durch die Vereinigten Staaten, um Gelder für eine neue Revolution in Deutschland zu sammeln und Heunisch gehörte zu den Garanten von Kinkels deutscher Revolutions-Anleihe.

1851–1852 leitete Heunisch Das Volksblatt in Cincinnati. In New Orleans war Heunisch Chefredakteur der dortigen Deutschen Zeitung. 1853 wechselte er zum lokalen Rivalen, der Louisiana Staatszeitung.[21]

Vor der Präsidentschaftswahl 1856 forderte Heunisch den Lokalkonkurrenten Deutsche Zeitung und deren Chefredakteur ultimativ zur Unterstützung des Kandidaten der Demokratischen Partei, James Buchanan (einen Sympathisanten der Südstaaten), auf und drohte die Redakteure in einer Pressekampagne als Abolitionisten anzuprangern,[22] In den Nordstaaten, wo die Mehrheit der Deutsch-Amerikaner die Republikanische Partei unterstützte, wurde Heunisch deswegen angegriffen und sein Ruf war ruiniert, da er die Redakteure der Deutschen Zeitung „den damals furchtbar erregten Sklavenhaltern fast Tag für Tag als Abolitionisten denunzierte und sie in Gefahr brachte gemobt und gelyncht zu werden.“[23]

Heunisch starb am 20. August 1860 in New Orleans an einem Halsleiden.[24]

  • Sonja-Maria Bauer: Die Verfassunggebende Versammlung in der Badischen Revolution von 1849, 1991, ISBN 3-7700-5164-5
  • Heunisch, Karl Friedrich. In: Heinrich Raab, Alexander Mohr (Bearbeiter): Revolutionäre in Baden 1848/49. biographisches Inventar für die Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Staatsarchiv Freiburg. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-015373-0, S. 387–388.
  • John Hanno Deiler: Geschichte der New Orleanser deutschen presse Nebst anderen denkwürdigkeiten der New Orleanser Deutschen. Die „Louisiana Staatszeitung“, New Orleans, 1901, S. 13–24 Internet Archive

Einzelnachweise

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  1. Landesarchiv des Saarlandes; Saarbrücken-Scheidt, Deutschland; Personenstandsregister; Signatur: DezTab 58. Aus: Ancestry.com. Saarland, Germany, Births, Marriages, and Deaths, 1776-1875 [database on-line]. Lehi, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2016.
  2. Baltimor Wecker 28. August 1860
  3. Gustav Toepke (Hrsg.): Die Matrikel der Universität Heidelberg (5. Teil): Von 1807 - 1846, Heidelberg, 1904, S. 304 Digitalisat der UB Heidelberg und S. 361 Digitalisat der UB Heidelberg; Heidelberg, Universitätsarchiv, UAH M9; Matrikel der Universität Heidelberg 1386-1936: UAH M9: 1825-1840 — Heidelberg, 1825-1840 Digitalisat der UB Heidelberg und Digitalisat der UB Heidelberg
  4. Nicht nachweisbar in Verzeichniss der sämmtlichen Studirenden an der k. Ludwig-Maximilians-Universität zu München im Winter- und Sommer-Semester 1826/27 mit Angabe ihrer Heimat, Studien und Wohnungen. Ludwig-Maximilians-Universität München pdf aber in Das Matrikelbuch der Universitæt Ingolstadt-Landshut-München Google Digitalisat und Franz Xaver Freninger (Hrsg.): Das Matrikelbuch der Universität Ingolstadt-Landshut-München: Rectoren, Professoren, Doctoren 1472 - 1872; Candidaten 1772 - 1872 Digitalisat des MDZ München
  5. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt Nr. IV. vom 4. Februar 1830, S. 33
  6. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt Nr. XXI. vom 16. Mai 1835, S. 116
  7. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt Nr. XLVIII.. vom 9. Dezember 1837, S. 424
  8. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt Nr. XXIX. vom 13. September 1841, S. 258
  9. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt Nr. III. vom 9. Februar 1843, S. 22
  10. Siehe Freiburger Adreß-Kalender: für das Schaltjahr 1844 [1] und Folgejahre.
  11. Karlsruher Zeitung vom 22. November 1849
  12. Regierungs-Blatt Nr. XXII. vom 19. Mai 1849, S. 301
  13. Regierungs-Blatt Nr. XXIV. vom 23. Mai 1849, S. 308
  14. Neue Freiburger Zeitung Nr. 133 vom 5. Juni 1849, S. 688-689 online bei der UB Freiburg
  15. Sonja-Maria Bauer: Die Verfassunggebende Versammlung in der Badischen Revolution von 1849, 1991, S. 277–281
  16. Neue Freiburger Zeitung Nr. 148 vom 23. Juni 1849, S. 755 online bei der UB Freiburg
  17. Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden. Verlag von Jenni, Sohn, Bern 1849. (veränderter Nachdruck: Verlag Rombach, Freiburg i.Br. 1980, S. 228)
  18. Karlsruher Zeitung vom 22. September 1849
  19. Siehe Raab. In den Passagierlisten konnte kein Hinweis hierauf gefunden werden.
  20. Beilage zur Karlsruher Zeitung vom 18. September 1850
  21. Siehe Deiler S. 15
  22. Abgedruckt z. B. im Holmes-County-Republican vom 25. September 1856, S. 2 und eine Anzahl weiterer Blätter.
  23. Baltimore Wecker vom 26. Oktober 1858.
  24. Karlsruher Zeitung vom 17. Oktober 1860