Karl Heini Albrecht

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Karl Heini Albrecht (* 17. Dezember 1907 in Marnitz; † 7. März 2004 in Stuttgart) war ein deutscher Polizist, SS-Hauptsturmführer und Bürgermeister von Bad Doberan.

Karl Heini Albrecht war der Sohn eines Bäckermeisters. Ab 1917 besuchte er die Dorfschule in Marnitz und wechselte dann an die Mittelschule nach Parchim. Schon von der fünften Klasse an war er Mitglied im Jungnationalen Bund und gehörte hier der Völkischen Turnerschaft an. Zu Ostern 1924 beendete er die Schule und nahm eine Lehre im Berufsbereich des Buchhandels und des Zeitungswesens auf. Sein Lehrbetrieb war die Buchhandlung H. Wedemann in Parchim. Mit seinem Wechsel in die Berufsausbildung wurde er Mitglied im paramilitärischen Frontbann und ein Jahr später bei der Sturmabteilung (SA). Im letzten Jahr seiner Lehrausbildung 1926 trat er der NSDAP bei und erhielt dort die Mitglieds Nr. 27.224. Die Lehre selbst beendete er Ostern 1927 und war danach sowohl in der Leitung der Buchhandlung als auch als Geschäftsführer, der in Parchim erscheinenden Zeitung „Niederdeutscher Beobachter“ tätig.[1]

in der Ordnungspolizei

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Im Frühsommer 1928 meldete sich Albrecht bei der Ordnungspolizei des Landes Mecklenburg-Schwerin und wurde dort als Unterwachtmeister eingestellt. Zuerst erfuhr er eine Grundausbildung an der Polizeischule in Schwerin. Bereits nach einem Jahr gehörte er dort zu den Mitbegründern der ersten NSDAP-Zelle innerhalb der mecklenburgischen Landespolizei. Eine politische Betätigung war zwar den Angehörigen der Polizei verboten, aber die Gruppe tarnte sich ab 1931 mit der fiktiven Bezeichnung als Ortsgruppe der NSDAP Raben Steinfeld. Das war der Wohnort des ebenfalls zur mecklenburgischen Landespolizei gehörenden Otto Soltwedel (1908–1936). Zu diese Zeit umfasste die Ortsgruppe bereits 900 Polizeibeamte des Landes Mecklenburg-Schwerin.[2] Inzwischen zum Polizei-Wachtmeister befördert, übernahm Albrecht im Frühjahr 1932 die Organisationsleitung der eingerichteten NSDAP-Kreisleitung Raben Steinfeld. Im Auftrag der 22. SS-Standarte, der Albrecht seit April 1932 als SS-Untersturmführer angehörte, organisierte er zusätzlich die militärische Ausbildung des damaligen IV. Sturmbanners der SS-Formation von Malchin. Ende 1932 gehörten bereits fünf Ortsgruppen zur fiktiven NSDAP-Kreisleitung Raben Steinfeld. Im gleichen Jahr hatte Albrecht den Auftrag, im Vorfeld eines Besuches Adolf Hitlers in Heiligendamm, aus Anlass der Namensgebung der in Bad Doberan gelegenen Adolf-Hitler-Straße,[3] die von der Stadt getroffenen Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen. Bei diesem Besuch in Heiligendamm im August 1932 lernte er Adolf Hitler persönlich kennen.[4]

Zeit des NS-Regimes

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Auch bei einem weiteren Besuch Adolf Hitlers nach der Machtergreifung, der im Mai in Bad Doberan stattfand, war Albrecht für die dort getroffenen Sicherheitsvorkehrungen verantwortlich. Inzwischen hatte die Stadtverordnetenversammlung von Bad Doberan die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Adolf Hitler beschlossen.[5] Im April 1934 wurde Albrecht zum Leutnant der Polizei befördert. Er selbst war bis zu diesem Zeitpunkt zum Adjutanten der mecklenburgischen Landespolizei mit Sitz in Schwerin, Polizei-Fürsorge-Offizier und Leiter des Landesverbandes beim Kameradschaftsbund der Deutschen Polizeibeamten aufgestiegen. Im Folgejahr wurde er „wegen besonderer Verdienste um die nationalsozialistische Erhebung“ zum Oberleutnant der Polizei[6] befördert. Innerhalb der Polizeiformation des Landes Mecklenburg-Schwerin bekleidete er das Amt des Gaustellenleiters und in der NSDAP-Gauleitung Mecklenburg-Lübeck, die Stelle für Beamtenrecht für Beamte des Gaus. Für wenige Wochen war er 1935 auch als Kommandeur der Schutzpolizei Rostock eingesetzt. Nach einem Reitunfall war er für die Ausübung dieser polizeilichen Aufgaben als dienstunfähig eingestuft worden.

Bürgermeister von Bad Doberan

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Auf Anordnung des NSDAP-Gauleiters Friedrich Hildebrand[7] wurde Albrecht deshalb ab November 1935 als Bürgermeister für Bad Doberan bestimmt. In dieser Position löste er den seit 1931 amtierenden Ernst Barten (1901–1945), der in diesem Amt gegenüber der NSDAP-Gauführung von Mecklenburg-Schwerin einen außerordentlich schweren Stand hatte, ab. Diesem war aufgegeben worden, sich um ein anderes Amt, nach Möglichkeit in Westfalen, zu bewerben.[8] Bis zu diesem Zeitpunkt war es gelungen, die Stadt in einer guten finanziellen Verfassung zu halten. Das Wirtschaftsergebnis für das Jahr 1935 betrug 161.573 Reichsmark.[9] Als eines der ersten öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen rief Albrecht als neuer Bürgermeister, gemeinsam mit Wilhelm Bartholdy die sogenannten Doberaner Dichtertage [10] ins Leben.[11] Nachdem Albrechts Position im Bürgermeisteramt gefestigt schien, stellte er 1937 einen Antrag, aus der Polizeiorganisation des Landes Mecklenburg auszuscheiden, dem stattgegeben wurde. Ab Januar 1938 war er neben seinem Bürgermeisteramt Vorsitzender des Rennsekretariats zur Betreibung des jährlichen Ereignisses an der Rennbahn zwischen Bad Doberan und Heiligendamm. Außerdem war er Leiter des örtlichen Rennvereins geworden. Im März 1938 übernahm er die Leitung des Amtes für Kommunalpolitik der NSDAP-Kreisleitung Rostock Land und war im gleichen Jahr Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Bad Doberan geworden. Anfang 1939 aktivierte Albrecht seine seit 1932 ruhende SS-Mitgliedschaft, die ihm unter der damalig eingetragenen SS-Nr. 313.992[12] auch bestätigt wurde. Auf Befehl seines damaligen Dienstvorgesetzten der Polizei Mecklenburg-Schwerin hatte er 1932 aus politisch-taktischen Gründen die SS-Mitgliedschaft zugunsten seiner Polizeipositionen ruhen lassen. Nun wurde er 1939 zum SS-Obersturmführer ernannte und übernahmen die Führung der 22. SS-Standarte. Wie es ein solches Amt innerhalb der SS-Formation damals verlangte, absolvierte er zeitnah 1939 eine militärische Ausbildung bei der Panzer-Abwehrabteilung 12. Bis Ende 1939 war das wirtschaftliche Ergebnis der Stadt Bad Doberan auf 124.021 Reichsmark herabgesunken.[13]

Zweiter Weltkrieg

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Im Februar 1940 wurde Albrecht als Leutnant der Wehrmacht für den Kriegseinsatz mobilisiert. Da er aber offiziell im Amt blieb, wurde zur kommissarischen Amtsführung in Bad Doberan der bisherige Stadtrat Erich Brockmann (1909–1946) bestellt.[14] Zuerst als Zugführer und später Führer des Panzerjäger-Bataillons 611 kam Albrecht an der Westfront zum Einsatz. Nach 6 Monaten wurde er zum Oberleutnant befördert. In Vorbereitung des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion wurde er 1941 zum Kompaniechef ernannt und kam mit seiner Einheit an der Ostfront zum Einsatz. Nach einer Verwundung erhielt er durch das Reichsinnenministerium den Auftrag, in den eingesetzten regionalen Besatzungsformationen, die sowohl Wehrmachtsoffiziere, Offizier der Sicherheitspolizei, der SS und auch Verwaltungsbeamten umfassten, die Verwaltungsarbeit nach deutschen Prinzipien zu organisieren. Eine entsprechende Versetzung in die besetzten Ostgebiete erfolgte zeitnah. Hier wurde er im Januar 1943 zum SS-Hauptsturmführer befördert.[15] Nach Rückkehr zur Wehrmacht und erneutem Fronteinsatz beim Transportregiment z.b.V. 354, wurde Albrecht im Januar zum Hauptmann befördert. In Meldorf bei Dithmarschen geriet er Anfang 1945 in britische Gefangenschaft. Mit der Übergabe der Stadt Bad Doberan am 2. Mai 1945 an die Rote Armee wurde Albrecht, wie alle während des NS-Regimes in der Stadt aktiv tätigen NSDAP-Mitglieder, seiner noch bestehenden Ämter enthoben. Eine Ausnahme blieb sein Nachfolger als kommissarischer Bürgermeister Karl Reinicke (1873–1945). Er verblieb bis zum 22. Mai 1945 als „Mitarbeiter des Kommandanten“ zur Lösung der ersten schwierigen Aufgaben.[16]

Neubeginn in der BRD

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Aus der Kriegsgefangenschaft wurde Albrecht Im Januar 1946 entlassen. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, nahm er eine Beschäftigung als Leiter von Arbeitsgruppen in der Forstwirtschaft an. Bereits 1948 hielt er sich vorrangig in Hamburg auf, wechselte 1950 nach Düsseldorf bis er sich dann in Stuttgart niederließ. Hier wurde er als Leiters für Personalangelegenheiten bei der Heinkel AG in Stuttgart eingesetzt. Mit diesem Unternehmen war er bereits aus seiner Amtszeit während der Zeit des NS-Regimes in Bad Doberan in engem Kontakt. Die Heinkel Flugzeugwerke errichteten damals eine Niederlassung zur Flugzeugproduktion in Bad Doberan, für die Albrecht in seinem Zuständigkeitsbereich die Notwendigen politischen Voraussetzungen schuf. Ab 1952 war er Mitglied in der Landsmannschaft für Mecklenburg, die ihren Sitz damals in Ratzeburg hatte. Zwei Jahre später befindet er sich wieder in einem Beamtenverhältnis, dieses Mal bei der Stadtverwaltung in Stuttgart. Hier war er vor seiner Pensionierung als Obmann im Sozialamt eingesetzt.[17]

Am 7. März 2004 verstarb Albrecht in Stuttgart.

Albrecht hatte im August 1934 die aus Muchow stammende Anni Sandmann (* 1912) geheiratet. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Später, 1989, heiratete er erneut.

  • Beate Behrens: Mit Hitler zur Macht. Aufstieg des Nationalsozialismus in Mecklenburg und Lübeck 1922–1933.
  • Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 493f.
  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6.
  • Hermann Langer, Alltag unterm Hackenkreuz, Artikelserien in Ostsee-Zeitung von Januar 1993 bis April 1993.
  • Friedrich Rochow, Klaus Havemann: Bad Doberan - Heiligendamm. Droste Verlag Düsseldorf 1993.
  • Ralf Salomon: Friedrich Hildebrandt NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter in Mecklenburg. Sozialrevolutionär und Kriegsverbrecher. Edition Temmen, Bremen 2017.
  • Landeshauptarchiv Schwerin, Sign. 5.12-3/1 22250/5

Einzelnachweise

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  1. Biografie über Karl Heini Albrecht, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 493
  2. Biografie über Otto Soltwedel, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 768f.
  3. Hermann Langer, Alltag unterm Hackenkreuz, Artikelserien in Ostsee-Zeitung vom 2. Januar 1993
  4. Biografie über Karl Heini Albrecht, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 493
  5. Die Geschichte von Bad Doberan als Chronik, in: https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Die_Geschichte_von_Doberan_als_Chronologie
  6. Biografie über Karl Heini Albrecht, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 493
  7. Ralf Salomon: Friedrich Hildebrandt NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter in Mecklenburg. Sozialrevolutionär und Kriegsverbrecher. Edition Temmen, Bremen 2017, S. 113f.
  8. Biografie über Ernst Barten, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 503f.
  9. Die mecklenburgischen Städte 1932–1945: Bad Doberan: Finanzen, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Drittenreich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 118
  10. Ostsee Bote. Doberaner Nachrichten, Ausgabe Nr. 171, 15. Jahrgang vom 14. Juli 1936
  11. Die Geschichte von Bad Doberan als Chronik, in: https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Die_Geschichte_von_Doberan_als_Chronologie
  12. Biografie über Karl Heini Albrecht, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 494
  13. Die mecklenburgischen Städte 1932–1945: Bad Doberan: Finanzen, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 118
  14. Biografie von Erich Brockmann, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 527
  15. Biografie über Karl Heini Albrecht, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 493
  16. Biografie von Karl Reinicke, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Drittenreich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 719
  17. Biografie über Karl Heini Albrecht, in: Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 494