Karma (Kollo)
Landgemeinde Karma | ||
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Koordinaten | 13° 40′ N, 1° 49′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Niger | |
Region | Tillabéri | |
Departement | Kollo | |
ISO 3166-2 | NE-6 | |
Einwohner | 88.224 (2012) |
Karma ist eine Landgemeinde im Departement Kollo in Niger.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Karma wird zur Übergangszone zwischen Sahel und Sudan gerechnet.[1] Sie liegt in einem Tafelland mit weiten Tälern am Fluss Niger. Die Gemeinde grenzt im Südosten an die Hauptstadt Niamey. Die weiteren Nachbargemeinden sind Kourteye im Nordwesten, Simiri im Norden, Hamdallaye im Osten, Bitinkodji im Süden und Namaro im Südwesten.
Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 70 Dörfer, 56 Weiler und 10 Lager.[2] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Karma.[3] Zu den Siedlungen am Fluss Niger ausgehend vom Hauptort zählen stromaufwärts Niamé, Komba Goura, Koutoukalé Kado, Koutoukalé Zéno, Koutoukalé Kourtey, Koutoukalé Koira Tégui, Zama Koira Tégui, Zama Koira Zéno und Kondo Tondi sowie stromabwärts Karma Goungou, Bantouré, Kanta, Bangawi Zarma, Tagabati, Boubon und Kanazi.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das im Gemeindegebiet gelegene Dorf Boubon wurde um das Jahr 1340 von einer Gruppe Songhai gegründet.[4] Nach dem Untergang des Songhaireichs 1591 gehörte Karma zu jenen Orten im heutigen Niger, an denen sich Songhai-Flüchtlinge unter einem Nachkommen der ehemaligen Herrscherdynastie Askiya niederließen.[5] Im 17. Jahrhundert besiedelten Zarma den Ort.[6] Im 19. Jahrhundert war Karma von Raubzügen der Zarma aus N’Dounga betroffen.[7]
Die französische Kolonialverwaltung richtete 1906 einen Kanton in Karma ein.[8] Die Landgemeinde ging 2002 bei einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Karma hervor. Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 15.014 Einwohner von Karma als Katastrophenopfer eingestuft. Karma war damit die nach Namaro am zweitstärksten von der Katastrophe betroffene Gemeinde Nigers.[9]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 88.224 Einwohner, die in 9499 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 51.449 in 6560 Haushalten.[10]
Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 8505 Einwohner in 998 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 5524 in 703 Haushalten[10] und bei der Volkszählung 1988 5426 in 760 Haushalten.[11]
In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Songhai, Zarma, Fulbe, Arawa und Wogo.[12] In Karma wird der Zarma-Dialekt Kaado gesprochen.
Politik und Justiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 22 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 9 MODEN-FA Lumana Africa, 5 AMEN-AMIN, 3 MNSD-Nassara, 3 PNDS-Tarayya, 1 MPR-Jamhuriya und 1 PJP-Génération Doubara.[13]
Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 65 Dörfern in der Gemeinde, darunter dem Hauptort.[2]
Das Hochsicherheitsgefängnis Koutoukalé hat eine Aufnahmekapazität von 250 Insassen.[14]
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Karma gibt es eine Schule für die Ausbildung von Djesseré. Dabei handelt es sich um Erzähler der Songhai-Zarma-Gesellschaft, die historische Überlieferungen in langen Vorträgen weitergeben.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung besteht aus Ackerbau im Buschland und aus Reisanbau an den Uferböschungen des Flusses Niger.[16] Das 123 Hektar große Reisanbaugebiet von Karma wurde 1971 angelegt. Es wird von vier Kooperativen aus den Dörfern Karma, Bantouré, Bangawi Zarma und Kanta bewirtschaftet.[17] Die Niederschlagsmessstation im Hauptort liegt auf 187 m Höhe und wurde 1977 in Betrieb genommen.[18] Seit langem üblich ist die saisonale Arbeitsmigration nach Togo, in die Elfenbeinküste und nach Ghana. In Karma bestehen ein täglich geöffneter Markt mit etwa zwanzig Geschäften und Restaurants sowie ein Wochenmarkt mit über 400 Ausstellern.[16]
Im Hauptort gibt es ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI), das über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation verfügt[19] und das 2016 für die Versorgung von über 36.000 Menschen zuständig war. Einen großen Anteil der Patienten machen saisonale Arbeitsmigranten aus, die mit Erkrankungen aus der Elfenbeinküste zurückkehren.[16] Der CSI im Zarma-Dorf Koutoukalé war 2016 für die Gesundheitsversorgung von über 12.300 Menschen zuständig.[20] Nachdem es 2015 zu einer Meningitis-Epidemie mit landesweit 358 Todesfällen gekommen war, wurden im Folgejahr Tausende Menschen gegen die Krankheit geimpft, wobei Koutoukalé mit über 5000 Impfungen neben Gounfara, Malbaza und Niamey eines der Zentren der Aktion des Gesundheitsministeriums war.[21] Weitere Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind in den Siedlungen Boubon, Koné Béri,[19] Niamé[22] und Tagabati vorhanden.[19]
Allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe sind der CEG Karma und der CEG FA Tagabati. Das Kürzel CEG steht dabei für Collège d’Enseignement Général und das auf einen Schwerpunkt auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache hinweisende Kürzel CEG FA für Collège d’Enseignement Général Franco-Arabe.[23] Beim Centre de Formation aux Métiers de Karma (CFM Karma) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[24]
Parallel zum Niger-Ufer verläuft die asphaltierte Nationalstraße 1, die mit 1601,7 Kilometern längste Fernstraße Nigers. Der Hauptort ist über die einen Kilometer lange Route 679 und Dorf Koutoukalé Zéno über die vier Kilometer lange Route 651 mit der Nationalstraße 1 verbunden. Durch den Westen der Gemeinde Karma führt die 294,7 Kilometer lange Nationalstraße 24 zwischen Niamey und der Staatsgrenze zu Mali.[25]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mamoudou Djibo: Karma. Du Siciya au Canton (1640–1960). Les Èditions du Flamboyant, Cotonou 2015, ISBN 978-99919-0-840-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Observations for location Karma, rizières. In: West African Bird DataBase (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
- ↑ a b c d e Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 455–458, archiviert vom am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
- ↑ Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 76.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 74.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 85.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 94.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 240.
- ↑ Situation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
- ↑ a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom am 2. Februar 2012; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
- ↑ Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 212 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- ↑ Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
- ↑ Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Mission d’évaluation. Évaluation des besoins en personnel pénitentiaire et la conception d’une carte pénitentiaire. Rapport provisoire. (PDF) International Consulting Expertise (ICE), 30. Oktober 2019, S. 8, archiviert vom am 12. August 2021; abgerufen am 20. Januar 2022 (französisch).
- ↑ Hamadou Seini: Zarma-Songhoï Verbal Artistry and Expression: From the Epic to the Francophone Novel, with a Focus on Intertextual Dialogue Across the Genres. Dissertation. University of Colorado, Boulder 2013, S. 32 (scholar.colorado.edu [PDF; abgerufen am 2. Mai 2022]).
- ↑ a b c Paul Cottavoz: WASH et choléra – stratégie bouclier dans les aires de santé les plus affectées des régions sanitaires de Tillabéri, Tahoua et Maradi. Rapport d’évaluation. (PDF) UNICEF Niger, Mai 2016, S. 43–44, abgerufen am 22. Mai 2022 (französisch).
- ↑ Niger-OCI/ONU. Agence Nigérienne de Presse (ANP), 18. Oktober 2012, abgerufen am 23. Januar 2022 (französisch).
- ↑ Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 8 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
- ↑ a b c Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
- ↑ Paul Cottavoz: WASH et choléra – stratégie bouclier dans les aires de santé les plus affectées des régions sanitaires de Tillabéri, Tahoua et Maradi. Rapport d’évaluation. (PDF) UNICEF Niger, Mai 2016, S. 45–46, abgerufen am 22. Mai 2022 (französisch).
- ↑ Omar H. Saley: Le Niger prend des mesures de riposte contre la méningite. In: Bamada.net. 7. März 2016, abgerufen am 22. Mai 2022 (französisch).
- ↑ Accés à l’eau potable. Ong Niger Ma Zaada, abgerufen am 22. Dezember 2023 (französisch).
- ↑ Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im ; abgerufen am 10. November 2020 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 96, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
- ↑ Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom am 26. Januar 2023; abgerufen am 5. Januar 2024 (französisch).