Kościelnik
Kościelnik | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Lubań | |
Gmina: | Lubań | |
Geographische Lage: | 51° 5′ N, 15° 18′ O | |
Einwohner: | 522 (31. Dez. 2010[1]) | |
Kfz-Kennzeichen: | DLB | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau |
Kościelnik (deutsch Holzkirch) ist eine Ortschaft in der Landgemeinde Lubań (Lauban-Land) im Powiat Lubański in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kirchdorf liegt in der Oberlausitz am linken Ufer des Queis, etwa fünf Kilometer südlich von Lubań (Lauban) und 27 Kilometer südöstlich von Görlitz. Über den Queis führen hier Brücken zu östlich gelegenen Nachbarorten wie Jałowiec (Wingendorf) und dem schlesischen Dorf Kościelniki Średnie (Mittel-Steinkirch).
Eine Anhöhe in der Nähe des ehemaligen Schlossparks bietet Aussicht zum oberen Queistal und die Kette der Sudeten von Böhmisch-Friedland (Frýdlant v Čechách) bis nach Schmiedeberg (Kowary) in Tschechien.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um 1305 als Cunnersdorf oder Konradsdorf am Queis gegründet, ist Holzkirch seit 1346 als Kirchort belegt. 1542 wurde das Dorf evangelisch.[2] Holzkirch war früher eine Eigentumsortschaft von Lauban gewesen, wurde der Stadt im Oberlausitzer Pönfall jedoch weggenommen. Am 28. Oktober 1549 wurde Holzkirch für 1600 Taler an Hans von Nostitz auf Tzschocha, einen Vetter des Amtshauptmanns Ulrich von Nostitz, veräußert.[3]
Das Rittergut und Bauerndorf lag aufgrund seiner Brücken an einer wichtigen Durchzugsstraße und erlitt mehrfach Verwüstungen durch durchziehende Heere u. a. der Hussiten (1431) und Karl XII. von Schweden (1706), aber auch durch verheerende Hochwasser.
Im 18. Jahrhundert wurde die heutige Kirche St. Johannes der Täufer errichtet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als ein von Ponikau und Pilgramsdorf auf dem Rittergut saß, gingen am Morgen des 13. August 1798 die herrschaftlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude aufgrund zuvor angekündigter Brandstiftung in Flammen auf. Es entstand erheblicher Sachschaden, und das Archiv des Patrimonialgerichts einschließlich der Schöffenbücher gingen verloren.[3]
Um 1857 hatte Wilhelm von Reibnitz das Gut Holzkirch in Besitz.[4] Im 19. Jahrhundert wurde Holzkirch an die Eisenbahnstrecke Marklissa–Lauban angeschlossen. Die ansässigen Ziegeleien lieferten Dachziegel und Klinker. Eine Lederpappenfabrik produzierte Stiefelabsätze.
Als Besitzer des Ritterguts werden 1894 die von Moserschen Erben genannt. Die briefadelige Familie von Moser[5] stammt ursprünglich aus Holstein, deren Stammvater Johann Georg Moser Oberhofbaurat zu Berlin war. Der Nachfahre, Platzingenieur und Garnisonsbaudirektor Karl von Moser, wurde 1837 nobilitiert. Sein Sohn Gustav von Moser (1825–1903) ist dann der Bevollmächtigter der von Moserschen Erben für Holzkirch. Er war auch Ehrenritter des Johanniterordens und herzoglich coburgischer und gothischer Hofrat, verheiratet seit 1856 mit Mathilde Freiin von Reibnitz-Holzkirch. Der Sohn Waldemar[6] von Moser-Holzkirch wurde später Arzt. Er ging mit seinem Bruder Hans von Moser auf das bekannte Vitzthumschen Gymnasium in Dresden.[7]
Der Gutsbezirk Holzkirch, der zum damaligen Zeitpunkt an Karl Pfeiffer verpachtet war, umfasste eine Fläche von 302 Hektar, wovon 117 Hektar Ackerboden, 51 Hektar Wiesen, 116 Hektar Wald, zwei Hektar Gewässer und 16 Hektar Hoffläche waren. Zum Rittergut gehörten eine Brauerei und eine Ziegelei.[8] 1937 gehörte das Gut der Stadtgemeinde Lauban, als Bevollmächtigter agierte Hans von Lüder. Die Stadtziegelei war in Pacht bei Hubert Wiesenhütter.[9]
Im Jahr 1945 gehörte Holzkirch zum Landkreis Lauban im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.
Im Frühjahr 1945 wurde die Region von der Roten Armee besetzt und nach Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen mit einem Teil Brandenburgs und dem größten Teil Schlesiens von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. In der Folgezeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von nach Kriegsende zugewanderten Hilfskräften des kommunistischen polnischen Regimes aus Holzkirch vertrieben.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1818 | 469 | [10] |
1825 | 513 | in 80 Wohnhäusern, zwei katholische Einwohner[11] |
1840 | 492 | in 82 Häusern[12] |
1858 | 485 | Ende Dezember, in 85 Privatwohnhäusern[3] |
1867 | 468 | am 3. Dezember, ohne den Gutsbezirk mit 64 Einwohnern[13] |
1871 | 450 | am 1. Dezember, davon 440 Evangelische und zehn Katholiken; ohne den Gutsbezirk mit 62 evangelischen und fünf katholischen Einwohnern[13] |
1910 | 515 | am 1. Dezember, ohne den Gutsbezirk mit 47 Einwohnern[14][15] |
1933 | 596 | [16] |
1939 | 611 | [16] |
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Melchior Schäfer (1682–1738), evangelisch-lutherischer Pfarrer, 1709–1712 in Holzkirch
- Christian Benjamin Geißler (* 1743 in Holzkirch, † nach 1809), Wortführer des Sächsischen Bauernaufstandes von 1790
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Gottlieb Mischke: Das Markgrafthum Ober-Lausitz, Königlich-preussischen Antheils, in geschichtlicher, statistischer und topographischer Hinsicht. Selbstverlag, in Commission G. Köhler Buchhandlung, Görlitz / Lauban 1861, S. 163–164; Textarchiv – Internet Archive.
- von Moser-Holzkirch. In: Gothaisches Genealogischen Taschenbuch der Adeligen Häuser 1941, B (Briefadel), zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Jg. 33. Justus Perthes, Gotha 1940, S. 371 ff.
- Holzkirch. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 5. Duncker, Berlin 1862, Blatt 244 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Holzkirch, am Queis. In: Meyers Gazetteer, 1912.
- Heimatarchiv des Kreises Lauban
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Portret miejscowości statystycznych w gminie Lubań (powiat lubański, województwo dolnośląskie) w 2010 r. Główny Urząd Statystyczny, Online (xls-Datei)
- ↑ Johann Gottlieb Müller: Versuch einer Oberlausitzischen Reformazionsgeschichte. Anton, Görlitz 1801, S. 643.
- ↑ a b c Johann Gottlieb Mischke: Das Markgrafthum Ober-Lausitz, Königlich-preussischen Antheils, in geschichtlicher, statistischer und topographischer Hinsicht. Görlitz 1861, S. 163–164; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Karl Friedrich Rauer: Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 184.
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. 6. (Loewenthal - Osorowski). M, Moser. 13. Juli 1837. Friedrich Voigt, Leipzig 1865, S. 365 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. September 2022]).
- ↑ Ernst Ziel (Hrsg.): XXIV. Programm des Vitzthumschen Gymnasiums Dresden als Einladung zu den am 26. und 27. März 1885 stattfindenden öffentlichen Prüfungen. 1885. Progr. Nr. 487 Auflage. Schulnachrichten von Ostern 1884 bis Ostern 1885., Untertertia. 2. B. G. Teubner, Dresden 1885, S. 52 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. September 2022]).
- ↑ Julius Adolf Bernhard (Hrsg.): XXVI. Programm des Vitzthumschen Gymnasiums Dresden als Einladung zu den am 31. März und 1. April 1887 stattfindenden öffentlichen Prüfungen. 1887. Progr. Nr. 499 Auflage. Schulnachrichten von Ostern 1886 bis Ostern 1887, Obersekunda. 14. B. G. Teubner, Dresden 1887, S. 61 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. September 2022]).
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 279, Ziffer 2475; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. 1937. In: GAB. 15. Reprint Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Niederschlesien. Regierungsbezirk, Kreis Lauban. Holzkirch 2946. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, ISBN 3-88372-245-6, S. 478 (google.de [abgerufen am 16. September 2022]).
- ↑ Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko. Halle 1821, S. 210, Ziffer 3784; books.google.de
- ↑ Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht aller Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien. Breslau 1830, S. 274; books.google.de
- ↑ Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, nebst beigefügter Eintheilung des Landes nach den Bezirken der drei Königlichen Regierungen, den darin enthaltenen Fürstenthümern und Kreisen, mit Angabe des Flächeninhaltes, der mittleren Erhebung über der Meeresfläche, der Bewohner, Gebäude, des Viehstandes u.s.w. 2. Auflage. Breslau 1845, S. 238; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 260–261, Ziffer 39, und S. 264–265, Ziffer 109.
- ↑ Gemeindeverzeichnis.de U. Schubert, 2020.
- ↑ Holzkirch, am Queis. In: Meyers Gazetteer, 1912.
- ↑ a b Michael Rademacher: Provinz Schlesien – Landkreis Lauban. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.