Koschies

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde zum sofortigen Löschen vorgeschlagen.

Dies ist keine Aufforderung zum Leeren der Seite, denn nur Administratoren können Seiten löschen. Bitte entferne deshalb diesen Hinweis nicht!
Einsprüche bitte auf diese Seite unterhalb des Bausteins schreiben.

Hinweis: Wenn du diesen Baustein eingefügt hast, kannst du einen Autor der Seite auf der Benutzer-Diskussionsseite mit {{subst:Gelöscht|art=Koschies}} oder {{subst:Unsinn gelöscht|Koschies}} (bei offensichtlichem Vandalismus) benachrichtigen.
Die LD war 2010, der Artikel beschreibt ganz viele Sachen, die später passiert sind. Insbesondere der Tenor der LD ("nur regionale Berichterstattung") trifft klar nicht mehr zu. Das ist imho ein Fall für eine LP oder eine neue LD, @Benutzer:Minderbinder zur Info.--Karsten11 (Diskussion) 16:11, 29. Aug. 2024 (CEST)

Koschies (Eigenschreibweise: KOSCHIES) sind ein in Potsdam sowie in Berlin lebendes und arbeitendes Künstlerduo.[1][2]

Seit 1990 arbeiten Birgit Koschies (* 1958 in Berlin) und Axel Koschies (* 1955 in Kiel) mit speziellen Schlitz- bzw. Lochkameras, die ganze Zeitabläufe auf einem Bild räumlich sichtbar machen.[3].Ihre Arbeiten werden mit denen der fotografischen Wegbereiter Eadweard Muybridge und Étienne-Jules Marey verglichen.[4][5][6][7][8]

Birgit Koschies konzentrierte sich nach ihrer Ausbildung am Lette-Verein Berlin auf experimentelle Fotografie. Ab 1981 studierte sie Biologie an der FU Berlin mit einem Schwerpunkt auf wissenschaftlicher Fotografie. Nach dem Studium folgten Arbeiten in den Bereichen Theaterfotografie und Illustration, daneben Tätigkeiten für Bildagenturen.

Axel Koschies hospitierte nach seinem Abitur in der Klasse von Harald Duwe an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel sowie bei dem Objektkünstler Raffael Rheinsberg. 1977 begann er das Studium der Film- und Theaterwissenschaften (u. a. bei Michael Klier), der Publizistik (u. a. bei Gabriele und Helmut Nothhelfer) sowie der Lateinamerikanistik an der FU Berlin.[9][10]

Nach mehrjähriger Zusammenarbeit bei filmischen und fotografischen Projekten setzten Koschies 1990 für ihre Arbeit an dem Bilderzyklus „The Human Race“ erstmals eine historische Schlitzkamera für Schwarz-Weiß-Fotografie ein. Das Künstlerduo sah in dieser Aufnahmetechnik eine Analogie zur aktuellen Gesellschaft, die nur das erkennbar wahrnimmt, was sich schnell genug bewegt. Menschen und Gegenstände, die die geforderte hohe Geschwindigkeit nicht halten können, verschwinden oder verwandeln sich in nicht identifizierbare Streifenverläufe. Almut Andreae schreibt im Tagespiegel (PNN): „Koschies inszenieren in ihrer Bilderserie „The Human Race“ [...] die Schnelllebigkeit und den Wettlauf mit der Zeit. Die im Titel mitschwingende Doppeldeutigkeit – „menschliche Rasse“, „Menschenschlag“, „menschliches Wettrennen“ – liefert die Sicht von Koschies auf die Dinge, auf die conditio humana gleich mit.“ Mehrdeutige Beziehungen zwischen Bildtiteln und Motiven ziehen sich durch das Gesamtwerk der Koschies. Seine Arbeitsweise beschreibt das Künstlerduo als filmisch.[11][12]

Running Direction

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Ausstellung „Running Direction“ realisierten Koschies 2011 einen Bilderzyklus mit Filmregisseur:innen. Hierfür wurde von dem Künstlerpaar erstmals eine digitale Farb-Schlitzkamera eingesetzt.[13] Insgesamt vierzehn Regisseure und Regisseurinnen nahmen an dem Experiment teil, neben dem Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff und dem Dokumentarfilmer Jürgen Böttcher alias Strawalde wurden von Koschies Christian Petzold, Yasemin Şamdereli, Andreas Dresen, Dani Levy, Hannes Stöhr, Pola Schirin Beck, Andreas Kannengießer, Dennis Gansel, Michael Klier, Christian Schwochow, Robert Thalheim und Franziska Meletzky mit der Schlitzkamera aufgenommen.[14][15]

In der MAZ weist Dr. Arno Neumann auf die starken Bezüge der Bilder zum Surrealismus hin.[16] Andere Kunstkritiker stellen eine stilistische Nähe zu Elementen des Futurismus her.[17][18]

Motion Pictures

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgehend von den Arbeiten am Zyklus „Running Direction“ entstanden die Bewegungsstudien der Bildreihe „Motion Pictures“, in der ebenfalls die Dimension der Zeit physikalisch wie künstlerisch sichtbar gemacht wird. Es wird eine Realität abgebildet, die der Mensch mit seinen Sinnesorganen normalerweise nicht wahrnehmen kann. "Eine eigene Welt mit anderen Gesetzmäßigkeiten und ästhetischen Qualitäten, mit permanenten Schwebezuständen der Dargestellten, mit Dopplungen und Verformungen. Schatten fallen zum Teil in verschiedene Richtungen oder verhalten sich anders als die zugehörigen Personen. Koschies selbst sehen sich als Pioniere im von ihnen so betitelten „ZeitRaum“".[19]

Mit den Motiven der Reihe „Time Lines“ schlug das Künstlerduo eine mehr abstrakte Richtung ein. Auf den erstmals 2014 im Rahmen der Ausstellung "Wandel der Gestalt" in der Kunsthalle Wiesbaden präsentierten Bildern rücken die nicht figurativ identifizierbaren Elemente in den Vordergrund.[20]

Im Katalog der Ausstellung erscheint das erste Mal der Begriff „Chronismus“ als künstlerische Stileinordnung der Arbeiten aufgrund deren zeitbasierter Kreation.[21] Das Thema der künstlerischen Positionierung wird später vom Kunsthistoriker Christoph Tannert aufgegriffen. Er verortet aufgrund der unterschiedlichen Biografien der beiden Künstler ihr Werk „bewusst zwischen den Disziplinen“ Fotografie, Film und Malerei.[22][23][24]

Eine von den Koschies entwickelte Technik für 360-Grad-Bildnisse menschlicher Köpfe ermöglichte ihnen ab 2015 die Porträtserie „Surfaces“. Die ebenfalls mit Schlitzkameras entstandenen Rundum-Aufnahmen entstanden ohne digitale Manipulationen durch den instrumentalisierten Einfluss der Zeit bei der Aufnahme selbst.[25]

Die Kulturwissenschaftlerin Sigrid Weigel sieht in den Arbeiten eine Überwindung von prinzipiellen Herausforderungen in der Kunst- und Bildgeschichte: „das Problem der Unvereinbarkeit von Raum und Zeit; die Bemühungen, dreidimensionale Objekte auf ein zweidimensionales Trägermedium zu bannen und schließlich die Versuche, Bewegung im Bild festzuhalten.“ [26]

Da die Porträts die gewohnte Zentralperspektive verlassen, fordern sie die Betrachtenden heraus. Emotionale Reaktionen angesichts der „Surfaces“ werden als Indizien gedeutet, dass die Menschen von den Bildnissen intensiv mit den Grenzen ihrer eigenen Neigungen und Tabus konfrontiert werden.[27][28][29]

Werke des Künstlerduos sind vertreten in privaten und öffentlichen Sammlungen.

Ausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Surfaces - Birgit und Axel Koschies, Texte von Klaus Honnef, Christoph Tannert, Sigrid Weigel, 2022, Deutscher Kunstverlag, Berlin / München, ISBN: 978-3-422-98947-4

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Galerie Kunstkontor Sehmsdorf: Künstlerporträt, abgerufen am 18. April 2024 https://www.kunst-kontor-sehmsdorf.de/kuenstler/koschies/index.html
  2. Koschies´s Projects on LensCulture, https://www.lensculture.com/axel-koschies (englisch), zuletzt abgerufen am 29. August 2024
  3. „Aus einem zeitlichen Nacheinander wird ein räumliches Nebeneinander“ René du Vinage: Surfaces – The Fascination of the Unexpected, rcr-magazin vom 14. September 2023, zuletzt abgerufen am 29. August 2024 https://www.rcrmagazin.de/2023/09/14/surfaces-the-fascination-of-the-unexpected/
  4. Kunstpreis der Stadt Limburg 2017 (ZeitSprünge) / Koschies, zuletzt abgerufen am 29. August 2024 https://www.limburg.de/Quicknavigation/Kontakt/Preistr%C3%A4ger-der-Kunstpreises-der-Stadt-Limburg.php?object=tx,3251.5&ModID=7&FID=3252.386.1&NavID=2212.3&La=1
  5. Volker Schlöndorff: Eröffnungsrede zur Ausstellung The Human Race, Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Potsdam 2009, zuletzt abgerufen am 29. August 2024 https://www.youtube.com/watch?v=oCEYYWk3Uec&t=4s
  6. Klaus Honnef: Die Faszination des Unerwarteten in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 110
  7. Dieter Blase: Surfaces. Rezension der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), zuletzt abgerufen am 29. August 2024 https://www.dgph.de/photobuecher/surfaces
  8. Sigrid Weigel: Blaue Blume im Land der Technik in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 14
  9. Alexander Glück: Grenzgang Fotokunst; Werkportraits zeitgenössischer Fotokünstler, Katalog der Wiesbadener Fototage 2019, S. 142
  10. Biographie Koschies in Koschies | Surfaces Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 152
  11. Marc Peschke: Ein ganzer Kurzfilm auf einem einzigen Bild, Interview, photoscala vom 15. August 2014, abgerufen am 29. August 2024 https://www.photoscala.de/2014/08/15/ein-ganzer-kurzfilm-auf-einem-einzigen-bild/
  12. Almut Andreae: Geschwindigkeit mit Folgen, Tagesspiegel (PNN) vom 19. Mai 2009, abgerufen am 29. August 2024 https://www.tagesspiegel.de/potsdam/potsdam-kultur/geschwindigkeit-mit-folgen-7627477.htm
  13. Steffi Pyanoe: Rätselhaftes Spiel mit der vierten Dimension, Tagesspiegel (PNN) vom 22. Oktober 2011, abgerufen am 29. August 2024 https://www.tagesspiegel.de/potsdam/potsdam-kultur/ratselhaftes-spiel-mit-der-vierten-dimension-7444813.html
  14. Christopher Pramstaller: Bilder aus der vierten Dimension, Süddeutsche Zeitung vom 16. November 2011, zuletzt abgerufen am 29. August 2024 https://www.sueddeutsche.de/kultur/ausstellung-running-direction-bilder-aus-der-vierten-dimension-1.1189668
  15. Veranstaltungskalender: Potsdam 2011 – Stadt des Films, Seite 46, zuletzt abgerufen am 29. August 2024 https://www.potsdam.de/system/files/documents/2010_12_Film2011-VAkalender.pdf
  16. Arno Neumann: Der bewegte Regisseur, Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) vom 22. Oktober 2011, Seite 16
  17. Johanna Sumpfdorff: Was macht die Arbeiten von Koschies so magisch? Potsdam Life / Ausgabe 41 – Herbst 2015, Seite 58
  18. Jens Schneider: Wer zu schnell ist, wird gestaucht, Süddeutsche Zeitung vom 15. November 2011, Seite 13
  19. Dr. Johannes Koenig: Kunstpreis für „ZeitSprünge“, Frankfurter Neue Presse vom 18. September 2017, Seite 11
  20. Frank Deubel: Einführung zur Ausstellung Wandel der Gestalt, Katalog zur Ausstellung Wandel der Gestalt, BBK Wiesbaden, Juli 2014, 2. Auflage, Seite 6
  21. E. Schumann: Die chronistische Perspektive, Katalog zur Ausstellung Wandel der Gestalt, BBK Wiesbaden, Juli 2014, 2. Auflage, Seite 8
  22. Christoph Tannert: Das Rätsel der Umrundung in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 56
  23. Klaus Honnef: Die Faszination des Unerwarteten in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 114
  24. Gerhard Clausing: Koschies-Surfaces, Review im PhotoBook Journal vom 03. Juni 2022, abgerufen am 29. August 2024 (englisch) https://photobookjournal.com/2022/06/03/koschies-surfaces/
  25. Koschies: Die chronistische Perspektive in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 150
  26. Sigrid Weigel: Blaue Blume im Land der Technik in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 12
  27. Peter Degener: Landschaften aus Haut und Haar, Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) vom 15. September 2023, Seite 15
  28. Christoph Tannert: Das Rätsel der Umrundung in Koschies | Surfaces, Deutscher Kunstverlag / de Gruyter, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-422-98947-4, S. 60
  29. Birgitta Lamparth: Wenn Zeit sichtbar wird, Rhein Main Presse vom 25. August 2014, Seite 20