Laternelaufen

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Abend an der Ostsee, Gemälde von Ernst Oppler (um 1920)
Martinszug in Köln (2017)

Laternelaufen ist ein herbstlicher Brauch, bei dem Kinder nach Einbruch der Dunkelheit singend mit einer Laterne von Haus zu Haus ziehen oder an einem Laternenumzug durch die Straßen teilnehmen. Regional finden sich meist unterschiedliche Varianten, in allen Varianten werden bei den Umzügen Lieder wie Ich geh’ mit meiner Laterne gesungen. Die Umzüge reichen von kleinen Gruppen eines Kindergartens bis zu den von Vereinen oder anderen Einrichtungen organisierten Laternenzügen, die von einem Spielmannszug oder einer Musikkapelle begleitet sein können. Die Laternen und Räbelichter werden oftmals, teils von den Kindern, selbst hergestellt. Gleichwohl werden vielerorts auch Laternen oder Lampions aus dem Handel verwendet, die mittlerweile häufig mit einer elektrischen Lampe statt einer herkömmlichen Kerze ausgestattet sind.

In evangelisch geprägten Regionen wird das Martinisingen zum Geburtstag des Reformators Martin Luther am 10. November gefeiert.[1] In katholisch geprägten Regionen gibt es Sankt-Martins-Umzüge mit Laternen am Gedenktag des heiligen Martin von Tours. Es findet meist in direktem Zusammenhang mit dem Brauchtum um den Martinstag am 11. November statt. Im alemannischen Raum ist zudem der Brauch der Räbenlichter verbreitet.

In einigen beim Laternelaufen heute gesungenen Liedern ist der Ursprung aus dem Brauchtum des Martinitags noch erkennbar, so im mundartlichen Matten für Martin. Eindeutige den heiligen Bischof Martin von Tours betreffende Lieder finden sich im Artikel Martinssingen,[2] auf Martin Luther bezogene im Artikel Martinisingen.

Von Rolf Zuckowski gibt es ein Lied „Kommt, wir wolln Laterne laufen“.

Ich geh’ mit meiner Laterne
Ich geh’ mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne
und unten da leuchten wir.
Laternenlicht,
verlösch mir nicht!
rabimmel, rabammel, rabum.
(auch: labimmel, labammel, labum)

Ich geh’ mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne
und unten da leuchten wir.
Mein Licht ist aus,
ich geh’ nach Haus.
rabimmel, rabammel, rabum.[3]

Laterne, Laterne
Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne,
brenne auf mein Licht,
brenne auf mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.
DVA A 59 488 (um 1875) und A 95 675 (um 1877)[4]

Hier wohnt ein reicher Mann
Hier wohnt ein reicher Mann,
Der uns vieles geben kann.
Viel soll er geben,
Lange soll er leben.
Selig soll er sterben,
Das Himmelreich erwerben.
(Laß uns nicht so lange, lange stehn,
Denn wir wollen weitergehn,
Weitergehn, weitergehn.)

(Wenn die Gaben ausbleiben, wird gesungen:)
Dat Hus, dat steht op eene Penn,
de Gizzhals de sitzt medde drenn!

(Gerufen:)
Gizzhals! - Gizzhals! - Gizzhals!
Aus Barmen[5] und Baumberg[6]

Loop, Möller, Loop
Sach Jong, hält mech dat Päerd eins an,
loop, Möller, loop!
Ich mott ens noch de Müehle jonn,
loop, Möller, loop!

Refrain:
Wie du löpps, wie du löpps,
vollemente, wie du löpps
Schopp un Schüer överm Hoop,
loop, Möller, loop

He breng ich Ösch de Haversack, loop...
 Dä sollt Ör misch ens mahle strack, loop...
Refrain
Dat Koare han sich och gebreit, loop...
Dat hott Ör misch jo, t' letz geseit,
Refrain
Dör Bockert de kömp morge noch, loop...
De öß vor osse Verkersdroag, loop...
Refrain
Aus Mönchengladbach

Lied 1
Ich bin ein armer König
gib mir nicht zu wenig,
lass mich nicht zu lange stehen,
denn ich muss noch weitergehen
bis zu Nachbarstüre,
da gibt es Äpfel und Birnen,
Äpfel und Birnen schmecken gut,
die steck ich mir in den Zuckerhut.

Lied 2
Martins, Martins Fechelchen
mit Siebenfach goldenen Löffelchen,
gib uns was und lass uns gehen,
bis zu Nachbarstüre,
Nachbarstüre ist nicht weit,
Apfel und Birnen sind auch schon reif,
Ach du lieber König,
gib uns nicht zu wenig,
lass uns nicht zu lange stehen,
denn wir wollen noch weiter gehen.

Beern, plattdeutsch für Birnen, wurde im hochdeutschen Sprachgebrauch zu Beeren uminterpretiert.

Plattdeutsch
Matten Matten Meeren,
Appel und nen Hering
Junge Fru, junge Fru,
lot mi net zu lange stohn
ik muss noch ganz nach Kölle gohn -
Kölle ist ne große Stadt
da geben alle Lühe wat
Mi wat, di wat, allen lütschen Kinnern wat.
Mi uk, mi uk, mi uk.


Matten Matten Herrn
Matten Matten Herrn,
die Äppel und die Beern,
die ess ich ja so gern.
Lasst uns nicht so lange steh’n,
denn wir woll'n noch weiter gehn
nach Bremen, nach Bremen,
Bremen ist 'ne schöne Stadt
da geben alle Leute was.

Speck und Schinken,
und noch was zu trinken,
und ein Gläschen Wein,
dann geh'n wir wieder heim.

Mündlich überliefert aus Celle, ca. 1970

Matten Matten Meeren
Matten Matten Meeren,
die Äpfel und die Beeren.
Lasst uns nicht so lange steh’n,
wir wollen noch nach Bremen geh’n -
Bremen ist 'ne große Stadt
da geben alle Leute was.
Den Großen und den Kleinen,
sonst fangen sie an zu weinen.

Matten Matten Meeren,
die Äpfel und die Beeren,
die essen wir so gern.
Lasst uns nicht so lange steh’n,
auf den kalten Steinen,
denn wir wollen noch weiter geh’n -
nach Bremen – nach Bremen
Denn Bremen ist ne große Stadt
da kriegen alle Kinder was.

Commons: Martinstag in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sünnermarten, ostfriesland.de, abgerufen am 14. Oktober 2016
  2. Martinslieder bei liederkiste.com
  3. Tobias Widmaier: Ich geh mit meiner Laterne (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon
  4. Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Kinderlieder. Schott, Mainz 2010, ISBN 978-3-254-08370-8, S. 146.
  5. Karl Simrock, Heinrich Düntzer: Martinslieder. Marcus, Bonn 1846, S. 35 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  6. Gripsch-Lied. Martins-Komitee 1909 Baumberg e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2015; abgerufen am 11. November 2015.