Laurentiuskirche (Leulitz)

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Laurentiuskirche Leulitz
Turmseiten-Ansicht
Ansicht von der Straße
Kirchturm mit Wetterfahnen und Turm-Uhr

Die Laurentiuskirche in Leulitz, einem Ortsteil von Bennewitz im Landkreis Leipzig in Sachsen, ist der einzige Sakralbau des Ortes. Umgeben vom historischen Friedhof, steht sie etwas versteckt in zweiter Reihe auf einer Anhöhe am Ortsrand. Die Kirche gehört zum Kirchenbezirk Leipziger Land der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Die große spätgotische Saalkirche trägt Stil-Elemente aus Romanik, Gotik und Barock. Sie hat einen langgestreckten Chor mit 3/8-Schluss und einen massigen, barocken Westturm. Sie ist baugeschichtlich, ortsbildprägend und ortsgeschichtlich von Bedeutung. Der Massivbau aus Bruchstein ist verputzt. Das Gotteshaus hat Strebepfeiler, die Pfeiler sind mit Porphyrtuff gedeckt. Auch das Maßwerk der Segmentbogenfenster und das Portal sind in Porphyrtuff ausgeführt.

Der rechteckige Westturm hat ein Krüppelwalmdach und Putzgliederung, das Kirchenschiff Satteldach und Fledermausgaube. Es gibt eine Putztraufe sowie einen seitlichen Sakristei-Anbau. Mit der ID-Nummer 08974189 hat das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen den Sakralbau in der Liste der Kulturdenkmale in Bennewitz eingetragen.

Der Innenraum ist flachgedeckt, der Chor trägt ein Kreuzrippengewölbe. Zur Ausstattung gehören zweiseitige Empore, Patronatsloge, Buntglasfenster, Altar, Kanzel, Taufstein, Lesepult sowie die Orgel von Conrad Geißler.[1]

Geschichte und Ausstattung

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Das Gotteshaus hat mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Ursprung in einem Kloster des Franziskanerordens nahe der einstigen Schäferei, welches dem Heiligen Laurentius gewidmet war, und wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Das bezeugt der älteste Teil der Kirche mit gotischen Fenstern und dem Gewölbe. Fenster, Türgewände und das Sakramentshäuschen bestehen aus Rochlitzer Porphyr.

1510 entstand der Chorbau, 1610 wurden im Kirchenschiff die Emporen eingebaut.

Seit 1716 gibt es den bis heute bestehenden, 25 Meter hohen Kirchturm; er ersetzte den vorigen, der auf der Mitte des Kirchengebäudes ruhte. Bauherr zwischen 1714 und 1716 war Johann Erich von Schönfeld.

Gutsbesitzer Johann Theodorus Koch unterstützte von 1740 bis 1777 die neuere Ausstattung der Kirche und die Anschaffung einer Orgel. Kammerherr von Arnim schenkte der Kirche 1895 eine neue Turmuhr und ließ 1897 an der Südseite die neue Sakristei anbauen und die alte Sakristei zur Kapelle umgestalten. 1897 erwarb das Kunstgewerbemuseum Leipzig die gotischen Fenster; 1900 erhielt der Altarraum neue Buntglas-Fenster.

Im Kirchenraum stehen eine Kanzel aus dem 17. Jahrhundert, ein Taufstein aus Porphyr und ein schlichter Altar mit einem Holzkreuz aus der Kirche St. Nikolai Machern. Zahlreiche Verschönerungen wurden vom Fabrikanten Felix Thierfelder finanziell unterstützt.

Der ursprüngliche spätgotische Flügelaltar wurde im Jahr 1906 erneuert und nach einer weiteren Restaurierung 1995 als Leihgabe in der Kirche Machern aufgestellt, da nach offiziellen Angaben die baulichen Umstände der Leulitzer Kirche ungünstig für das Kunstwerk gewesen sein sollen.

Außen an der Nordseite des Chorraumes befindet sich das Relief mit dem Wappen und der Inschrift Hans Pflugk vff Luilz 1510 und darüber das Fenster mit dem Namenspatron Laurentius von Rom von 1844. Das ursprüngliche Giebelkreuz mit der Inschrift D.B:S.M.J.G.F.I.B. 1716 wurde aufgrund des Kirchturm-Neubaus an der Nordwand der Kirche eingefügt.

Während des jahrzehntelangen Betriebs des Militärflugplatzes Brandis-Waldpolenz, den die Wehrmacht und die Sowjetarmee nutzten, gab es schwere Schäden am Sakralbau.

Nach 1990 wurde es möglich, dem Verfall Einhalt zu gebieten. So konnten 1997/1998 der Turm ab Kirchenschiff erneuert, das Dach neu eingedeckt, die Fenster im Kirchenschiff, Altarraum und in der Sakristei restauriert und das Gebäude von außen trocken gelegt werden. 1997/98 wurde der Kirchturm erneuert und das Dach des Kircheschiffes neu eingedeckt. 2004/05 war der Zeitraum für die Außenrenovierung. Daran waren auch Workcamps mit Jugendlichen der Kirchgemeinde und des ökumenischen Jugenddienstes beteiligt.

In der Gegenwart nutzen Pfadfinder und Heimatverein das Gotteshaus, das mit der Innensanierung weitere Anziehungskraft gewinnen würde.

Geißler-Orgel von 1886

Die erste Orgel entstand 1740. Die heutige Orgel wurde zwischen 1884 und 1886 von Conrad Geißler errichtet und ersetzte das Vorgängerwerk von 1740. Die Disposition lautet:[2]

I. Manual
Bordun 16′
Principal 8′
Doppelflöte 8′
Octave 4′
Mixtur III
II. Manual
Flöte traverso 8′
Salicional 8′
Flauto Dolce 4′
Pedal
Subbass 16′
Violoncello 08′

Im Kirchturm hängen drei Eisenhartguss-Glocken aus dem Jahr 1924. Von den ursprünglichen, aus den Jahren 1718 und 1752 stammenden drei Bronze-Glocken wurden im Ersten Weltkrieg zwei als sogenannte Metallspende abgenommen und für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Die verbliebene wurde später für die Hartgussglocken in Zahlung gegeben. Diese werden bis heute per Hand geläutet.[3][4]

Mit Wirkung vom 1. Januar 2020 haben die Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinden Borsdorf-Zweenfurth, Gerichshain-Althen und Panitzsch (seit 1. Januar 2020: Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Parthenaue-Borsdorf), die Evangelisch-Lutherische St.-Nikolai-Kirchgemeinde Machern und die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Püchau-Bennewitz (seit 1. Januar 2020: Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Machern-Püchau-Bennewitz), die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Brandis-Polenz und die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Beucha-Albrechtshain im Kirchenbezirk Leipziger Land ein Schwesterkirchverhältnis gegründet.

Trägerin der gemeinsamen Pfarrstellen und anstellende Kirchgemeinde gemäß Kirchgemeindestrukturgesetz (§ 2 Abs. 3) ist die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Parthenaue-Borsdorf.[5] Seit 1. April 2020 ist Lydia Messerschmidt Pfarrerin der Kirchgemeinde.

  • 1557: Lampert Berthold
  • 1570: Johann Rosenbach
  • 1574: Andreas Herler d. Ä.
  • 1579: Andreas Herler d. J.
  • 1582: Peter Schlegel
  • 1618: Georg Kaltenhöfer
  • 1624: Hieronymus Büttner
  • 1636: Daniel Pfannkuch
  • 1638: Tobias Kirsten
  • 1663: Christoph Weirauch
  • 1680: Peter Simon
  • 1729: Johann Adam Günther
  • 1751: Karl Friedrich Trübsbach
  • 1764: Johann Friedrich Hillig
  • 1773: Karl Friedrich Hebold
  • 1801: Karl Heinrich Henze
  • 1821: Heinrich Adolf Eduard Wagner
  • 1845: Hermann Gustav Hasse
  • 1859: Gustav Ernst Schwäbe
  • 1862: Georg Hartmann Weineck
  • 1891: Johann Friedrich Urban
  • 1894: Max Heinrich Löwe
  • 1913: Ernst Karl Ziegler
  • 1926: Christian *Gottfried Immanuel Fraustadt
  • 1928: *Johannes Fürchtegott Wolf[6]
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1998.
Commons: Laurentiuskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. https://www.architektur-blicklicht.de/kirchen/leulitz-kirche-bennewitz-leipzig/
  2. Leulitz, Laurentius-Kirche. In: Orgeldatenbank Sachsen. Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden, Institut für Musikwissenschaft, abgerufen am 23. Juni 2024.
  3. https://www.kirchgemeinde-machern.de/unsere-kirchenraeume/kirche-leulitz/
  4. https://www.gemeinde-bennewitz.de/portal/meldungen/st-laurentius-kirche-leulitz-900000078-22940.html
  5. https://www.evlks.de/fileadmin/userfiles/EVLKS_engagiert/B._Landeskirche/Amtsblatt/Amtsblatt-2019-18.pdf, Seite 5, abgerufen am 13. Januar 2020
  6. https://pfarrerbuch.de/sachsen/stelle/1149

Koordinaten: 51° 20′ 7,3″ N, 12° 40′ 11,3″ O