Liste von FKK-Zeitschriften

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Titelblatt einer Ausgabe von Health and efficiency (dt. Sonnen Fans) von 1925

Im deutschen Sprachraum entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts diverse FKK-Zeitschriften.Dem Inhalt nach sollten sie der Förderung der Freikörperkultur dienen, die insbesondere auch die Volksgesundheit in den Vordergrund stellte, etwa durch den bewussten Verzicht auf Alkohol, Tabakprodukte und Fleisch. Vielerorts dürften allerdings insbesondere die enthaltenen, für damalige Verhältnisse qualitativ hochstehenden, freizügigen Bilder den Verkauf angekurbelt haben. In vielen der Publikationen konnte man dann auch drei Schichten erkennen: Redaktionelle Texte, die sich inhaltlich mit der Freikörperkultur und ihrer ursprünglichen Lehre auseinandersetzten (Freiheit, gesunde Ernährung, Verzicht auf Genussmittel wie Tabak oder Alkohol), die Aktbilder, sowie die Kleinanzeigen – wobei Kontaktanzeigen wohl der treffendere Ausdruck wäre.

Teilweise war bei diesen Zeitschriften das naturistische Ideal der Freikörperkultur nur ein Vorwand, um erotische Nacktphotographien insbesondere von Frauen oder Kindern zu präsentieren. 1996 wurden deswegen Ausgaben von Jung und frei und Sonnenfreunde von der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz als jugendgefährdend indiziert.[1][2]

Vor dem 2. Weltkrieg

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    • Die Freude – Monatshefte für freie Lebensgestaltung
    • Lachendes Leben – Zeitschrift für gesunde Weltanschauung; monatliche Illustrierte, deutschlandweit rund 42.000 Exemplare pro Ausgabe[5]
    • Licht-Land – Blätter für Körperkultur und Lebensform; zweiwöchentliches Blatt
    • Tempo – Magazin für Fortschritt und Kultur
    • Ideale Körperschönheit – Eine Sammlung ausgewählter künstlerischer Naturaufnahmen
  • Das Lichtschulheim Lüneburger Land gab das Heft Soma ab 1929 heraus
  • Die Schönheit – Monatsschrift für Kunst und Leben von Karl Vanselow, 1902/1903 bis 1931/1932

Von den Nationalsozialisten instrumentiert

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Nach der Machtübername versuchten die Nationalsozialisten zunächst, die Freikörperkultur zu unterbinden: „Eine der größten Gefahren für die deutsche Kultur und Sittlichkeit ist die sogenannte Nacktkulturbewegung“ stand in einem Runderlass für die preussischen Polizeibehörden.[6] Es wurde jetzt nur noch ein Magazin herausgegeben, das mehrmals den Namen wechselte:

  • Deutsche Freikörperkultur – Zeitschrift für Rassenpflege, naturgemäße Lebensweise und Leibesübungen – Offizielles Organ des Kampfringes für völkische Freikörperkultur, Verlag Emil Wernitz, Berlin, 1933–1934, Nationalsozialistisches Propagandablatt unter dem Deckmantel der Freikörperkultur[7]
  • Gesetz und Freiheit (1934–1936)
  • Deutsche Leibeszucht (1937–1943)

Erstaunldicherweise wurde dann im Jahr 1942 eine „Polizeiverordnung zur Regelung des Badewesens“ von Wilhelm Frick erlassen, die das Nacktbaden explizit erlaubte, sofern es an Orten, die nicht allgemein einsehbar waren, praktiziert wurde. Sogar das gemischgeschlechtliche Baden wurde ausdrücklich erlaubt.[6] Das Dekret wurde zur Grundlage des FKK-Wesens in Westdeutschland auch nach dem Krieg. Im Osten gab es zwar keine FKK-Hefte und auch keine entsprechenden Vereine, die entsprechende Praxis wurde aber sehr weitgehend toleriert.

Nach dem 2. Weltkrieg

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Die folgende Liste enthält die bekannten deutschsprachigen FKK-Zeitschriften, die nach dem Zweiten Weltkrieg (wieder) erschienen. Die meisten davon wurden vor Ende des 20. Jahrhunderts eingestellt.

Name(n) Erscheinungszeitraum Erscheinungsweise Verlag Bemerkungen
FKK-Reisen / Der Naturist / FreiKörperKultur 1952– Monatlich[8] DFK Verbandszeitschrift des Deutschen Verbandes für Freikörperkultur (DFK)
Unser Leben Oktober 1961-Dezember 1963 Zweimonatlich DFK Ableger der DFK-Verbandszeitschrift, später in diese integriert
Sonnenfreunde ca. Oktober 1949-Dezember 1997 Monatlich Verschiedene Diverse Sonderhefte, die wegen sehr freizügiger Bilder (auch von Kindern) in die Kritik geraten waren
Naturist + reisen / naturist & reisen 4/1997-4/5/1998 Hanseatic-Verlag, später Berendt-Verlag
Sonnenstrahl / Helios Oktober 1949-Mai 1970 zunächst monatlich, später seltener Rudolf Zitzmann
EOS September 1959–1969 zunächst monatlich, später unregelmässig Eos-Verlag, später wegen Namensrechts-Streitigkeiten umbenannt in Neos-Verlag Diente dazu, die (zweideutigen) Kleinanzeigen aus dem Helios auszulagern, um dessen Ruf wiederherzustellen
Der Sonnenmensch, Helios (in Österreich) Juli 1949–1974 monatlich oder öfter Der Sonnenmensch, Linz
Freies Leben (erste Serie) 1949–1953 unregelmässig Verschiedene
Unser Dasein/Freies Leben (zweite Serie) 1949–1958/1959–1980 unregelmässig, später monatlich Zuerst verschiedene, ab Mitte 1950er-Jahre Rudolf Hofmann-Verlag Freies Leben war eine klassische FKK-Zeitschrift, die gute Beziehungen mit dem DFK (und damit den „offiziellen“ Zielen der FKK) hatte, später reines Sexheft.
Der Naturist 1958–1968 monatlich Rudolf Pitrovsky, dann Rudolf Hofmann. Deutsche Ausgabe von Sol og Sundhed/Sun and Health
Naturist und Welt 1968–1980 monatlich Rudolf-Hofmann-Verlag Unmittelbare Fortsetzung von der Naturist. Schwesterzeitschrift von Freies Leben, sich dem FKK widmend, nachdem jenes zum Sexheft geworden war.
Paradies 1950–1968 monatlich Paradies-Verlag, ab Nr 120 Rudolv-Hofmann-Verlag.
Lebensfreude 1949- ca 1958 unregelmässig Zuerst Eigenverlag, dann Karl-Langhelm-Verlag Zeitweise deutsche Übersetzung von International Sun and Health
Mensch und Natur 1949-ca 1950 monatlich Zuerst Eigenverlag, dann Walter-Lehning-Verlag, schließlich Rudolf-Zitzmann-Verlag Abgelöst durch Licht und Schönheit
Licht und Schönheit 1950–1968 monatlich oder seltener Walter-Lehning-Verlag
Sonnige Welt Dezember 1951, nur 7 Ausgaben Astra Verlag, ab Nr 6 Eigenverlag
Olymp 1950–1952 unregelmäßig Olymp-Verlag Zuerst in Farbe, dann nur noch Schwarz-Weiss
Freikörperkultur-Taschenbücher 1951 vierzehntägig Olymp-Verlag Kein Taschenbuch, sondern dünnes Heftchen. Nur 4 Ausgaben.
die neue zeit 1928–2001 wechselnd die neue zeit Die einzige bekannte FKK-Zeitschrift, die vom Krieg praktisch unbehelligt blieb. Da sie in der Schweiz erschien, hat sie die größte Kontinuität aller Einträge in dieser Liste.
Solis 1956/1957–1960 monatlich Wahrscheinlich in Basel oder Birsfelden, später in Kopenhagen Dieses ebenfalls in der Schweiz erschienene Heft war zwar genauso bieder wie die anderen Hefte, machte aber ein großes Geheimnis um Redaktion und Autoren[9]
Humana 1966–1972 monatlich, lückenhaft Horst Schroeder Verlag
Sonnen Fans 1975–1996 kompliziert diverse Deutsche Ausgabe von Health and Efficiency, mit diversen unterschiedlich benannten Sonderheften.[10]
Sonne und Leben 1978–1979 zweimonatlich Nature Editions Deutsche Ausgabe von la vie au soleil.[11]
  1. Wilfried Schneider: Kinderpornografie im Internet – Recht, Strafverfolgung und Sensibilisierung. In: Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.): Sexueller Missbrauch von Kindern: Dokumentation der Nationalen Nachfolgekonferenz „Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern“ vom 14./15. März 2001 in Berlin. leske + Budrich, Opladen 2002, S. 270.
  2. FKK-Museum, Darstellung der Hefte; abgerufen am 29. März 2024.
  3. Nackt, frei, vegetarisch: Visionen vom radikal anderen Leben, Abschnitt Weltweit größter FKK-Verlag im niedersächsischen Egestorf; abgerufen am 29. März 2024.
  4. Laurers Wirken in Egestorf
  5. Beispiel Heft 9, 1931. Abgerufen am 18. Dezember 2017.
  6. a b Ernst Horst, Seite 33f
  7. Beispiel: Heft 4 – Ostermond (April) 1934
  8. Gemäss Die Nackten & die Tobenden, 2024 anscheinend nur noch 6x im Jahr (FreiKörperKultur im Wechsel mit FKK-Reisen). Quelle: https://www.dfk.org/publikationen/freikoerperkultur
  9. Horst vermutet, dass das Heft von einem Pornokonzern produziert wurde
  10. Das im Vereinigten Königreich erscheinende Magazin H&E naturist nennt sich selbst das älteste Naturisten-Magazin überhaupt und existiert seit 1902. Quelle: https://www.henaturist.net/
  11. Auch hier existiert die französische Ausgabe noch. Sie erscheint in Sète.
Commons: Naturist magazines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Ernst Horst: Die Nackten & die Tobenden. 1. Auflage. Karl Blessing Verlag, München 2013, ISBN 978-3-89667-478-4.