Lutherische Kirche (Valtaiķi)

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Die lutherische Kirche Valtaiķi mit dem 2002 erneuerten Dach

Die Lutherische Kirche (Valtaiķu Luterāņu baznīca) in der lettischen Ortschaft Valtaiķi (dt. Neuhausen) im Bereich der Gemeinde (pagasts) Laidi im Bezirk (novads) Kuldīga wurde 1792 im klassizistischen Stil mit Rokoko-Elementen gebaut. Sie ist vor allem wegen der wertvollen Glasmalereien ihrer 15 Fenster berühmt.[1]

Altar und Kanzel aus dem Jahr 1792 wurden von dem aus Tilsit stammenden Johann Friedrich Conradt (1747–1824) gebaut.[2] Das Altargemälde „Golgatha“ des Malers Johann Lebrecht Eggink gilt als eines der besten aus dem 19. Jahrhundert und trägt in der Signatur das Datum 1833.[3] Die 55 sichtbaren Prospektpfeifen der Orgel sind in neun bogenförmigen Feldern untergebracht. Die erste Orgel wurde 1792 von A. Martin gebaut. Die heutige Orgel von Carl Büttner stammt aus dem Jahr 1855.[4] Der Turm enthält zwei stählerne Glocken aus dem Jahr 2007 mit 113 und 87 cm Durchmesser.[4]

Historische Vorgänger

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Bereits Ende des 13. Jahrhunderts existierte beim Schloss Neuhausen (Valtaiķu pils) wie bei allen Schlössern der Ordenszeit eine Kapelle mit eigenen Geistlichen. Zu Pfingsten 1533 belehnte Bischof Hermann den Johann Blomberg außer vier anderen Stücken Landes auch mit dem Land bei der St. Antonius-Kapelle zu Neuhausen. Das Kirchspiel Neuhausen soll aber erst vom Bischof Magnus gegründet worden sein. Über die frühen Kirchenbauten ist nicht viel bekannt. Eine Kirchenvisitation aus dem Jahr 1736 belegt, dass die Kirche in gutem Zustand war: Sakristei, ein mit Schindeln gedeckter Turm und in der Nähe die zum Verkauf stehende provisorische Übergangs-Kirche. Aus dieser Notiz kann gefolgert werden, dass die alte Kirche baufällig gewesen war.[5] Andere Quellen bestätigen, dass der Turm der hölzernen Vorgängerkirche zur Zeit der Pestepidemie 1710 einstürzte. Die hölzerne Kirche von 1736 wurde während der Amtszeit des Pastors Dietrich Christian Wölffer durch finanzielle Unterstützung des Gutsbesitzers Wilhelm Friedrich von den Brincken (1684–1752) erstellt. 1753 wurde der Kirchenstifter und Kirchenvorstand von den Brincken in der Gruft der Kirche beigesetzt.[6] In den folgenden Jahren gab es keine größeren Änderungen am Kirchenbau. 1792 entstand dann die heutige steinerne Kirche. Der alte Altar, die Kanzel und die Galerie aus dem Jahr 1695 wurden durch neue Exemplare ersetzt. In den folgenden Jahren wurde die Kirche vom Gut der Familie Manteuffel aus den 5 km entfernten Katzdangen unterhalten.[7]

Über die frühen Pastoren ist Folgendes überliefert:[8]

von bis Name
1568 1580 Nikolaus Wasserhuhn
um 1622 Dietrich Cornelius
nach 1622 Besser
1639 1660 Samuel Rhanäus I.
um 1657 Adjunkt: Jacob Elverfeld
1660 1697 Arnold Grupenius I.
1688 1697 Adjunkt: Ernst Dietrich Grupenius
1697 1702 Ernst Dietrich Grupenius
1703 1711 Michael Rhode
1711 1721 Georg Friedrich Wagner
1722 1734 Michael Crispini
1735 1760 Dietrich Christian Wölffer[9]
1760 1766 Jakob Preiß
1766 1772 Georg Wilhelm Fabricius
1773 1791 Abraham Georg Mittelpfort
1791 1850 Traugott Ephraim Friedrich Katterfeld[10]
1820 1850 Adjunkt: Dr. Johann Friedrich Katterfeld[11]
1850 1869 Dr. Johann Friedrich Katterfeld
1869 1883 Johann Robert Julius Weide
1883 1884 Friedrich Karl van Beuningen
1884 1887 Dr. Fedor Johann Ernst Schmidt
1888 1900 Johann Theodor Kersten
1899 1900 Adjunkt: Karl Jeannot Otto Goldberg
1900 1910 Hermann Walter v. Gavel[12]
1911 1924 Konrad Schulz[13]
1925 1939 Reinhold Freiberg[14]
1939 1942 Olģerds Robežnieks[15]
1942 ? Kārlis Daugulis[16]

Ausbau im 20. Jahrhundert

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Die Kirche gehörte zum Bereich des Gutes Kazdanga (Katzdangen) der Familie Manteuffel. Im Verlauf der Russischen Revolution von 1905 brannte das Schloss Katzdangen ab. Nach dem Wiederaufbau siedelte der Besitzer Carl Baron Manteuffel-Szoege etwa 2000 evangelische deutsche Kolonisten aus Wolhynien auf seinen Ländereien an. Für diese Kolonisten wurde die Kirche durch den Architekten Leon Reynier erneuert. Insbesondere erhielten die 15 Fenster neue Glasmalereien. Der Gutsbesitzer pflegte Kontakte zu dem lettischen Maler Vilhelms Purvītis, dessen Gemälde bei dem Brand verloren gegangen waren. Purvītis half bei der Gestaltung der neuen Kirchenfenster, die durch einen Münchner Meister in Italien gefertigt wurden.[17][18] Die vier Fenster der Altar-Apsis enthalten allegorische Darstellungen der ritterlichen Tugenden. Die Motive im Kirchenschiff stammen aus dem Neuen Testament. Alle Fenster enthalten am unteren Rand heraldische Darstellungen mit den Wappen der Familie Manteuffel und verwandter Adelsgeschlechter.[19]

Die Reihenfolge der Bilder folgt dem Uhrzeigersinn von der Sakristei bis zur Kanzel:[20]

Die Kirchengemeinde in der Vergangenheit

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1938 bestand die Gemeinde aus 4400 Mitgliedern. In diesem Jahr gab es 72 Taufen, 89 Konfirmationen (einschließlich der Gemeinde in Rudbārži (Rudbahren)), 36 Hochzeiten und 54 Beerdigungen. Zum Abendmahl gingen 27 % der Gemeindemitglieder.[21]

Die heutige Kirchengemeinde

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In der Folge des Hitler-Stalin-Paktes wurden die deutschen Gemeindemitglieder im Jahr 1939 umgesiedelt. Danach wurden die Kirche, das Pastorat und dazugehörige Ländereien an den lettischen Staat übergeben. Nach der Loslösung des lettischen Staates von der Sowjetunion durften die Gemeinden die Rückerstattung des ehemaligen Kirchenbesitzes vom lettischen Staat erwirken. Da die Kirchengemeinde Valtaiķi ebenso wie die Kirchengemeinde Aizpute unabhängig von der Landeskirche (LELB) (autonoma draudze)[22] ist, gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung über die Eigentumsrechte. Dabei wurde der Landeskirche der Besitz zugesprochen. Die Pachteinnahmen aus 14 Hektar Land können daher nicht zur Alimentierung des Pastors verwendet werden.[23][24] Auch die Stiftungen aus Deutschland, die der Kirchengemeinde Valtaiķi ermöglichten, das Gebäude im Jahr 2002 zu restaurieren, sind damit ebenfalls in den Besitz der Landeskirche übergegangen.[25]

Commons: Lutherische Kirche (Valtaiķi) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sigurds Rusmanis / Ivars Vīks: Kurzeme, Izdevniecība Latvijas Enciklopēdija, Rīga 1993, Kapitel 6, Position 403.
  2. An der Rückseite des Altars befindet sich eine Notiz mit dem Text: Diese Kirchen Arbeit Ist im Jahr 1792 verfertigen von Joh: Friedr: Conradt Tischler Meister in Goldingen.
  3. Die Signatur lautet: Johannes Eggink Curonis pinxit A. D. 1833.
  4. a b Mašnovskis, S. 298.
  5. Ķiploks Seite 473.
  6. Mašnovskis Seite 298: Der prächtige Epitaph des Wilhelm Friedrich von den Brincken wurde als Museumsstück in das Schloss Ruhenthal gebracht.
  7. Mašnovskis Seite 294.
  8. Kallmeyer Seite 157f.
  9. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Dietrich Christian Wölffer. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital Dietrich Christian Wölffer studierte 1708 Theologie in Wittenberg. Neben seinem Amt als Pastor in Neuhausen war er Superintendent des Piltener Kreises. Er starb 1760.
  10. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Traugott Ephraim Friedrich Katterfeld. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital Traugott Ephraim Friedrich Katterfeld lebte von 1760 bis 1850. Er führte die Rhabarberstaude in Kurland ein und Förderte den Kartoffelanbau.
  11. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Dr. Johann Friedrich Katterfeld. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital Dr. Johann Friedrich Katterfeld lebte von 1784 bis 1869 und promovierte 1819 in Jena.
  12. Inland, 22.05.1910 (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/periodika.lndb.lv: Hermann Walter v. Gavel lebte von 1858 bis 1910 und stammte aus Wolmar. Nach seinem Studium in Dorpat bewirtschaftete er das Gut Seemuppen und entschloss sich spät zu einem erweiterten Theologiestudium, das er 1899 abschloss. In Rudbahren betreute er die erste rein deutsche Kirchengemeinde in Kurland.
  13. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Konrad Schulz. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital Konrad Schulz lebte von 1880 bis 1944. Während des ersten Weltkriegs wurde er wegen Hochverrats angeklagt und in den Gefängnissen Tuckum und Moskau inhaftiert. 1916 wurde er vom Kriegsgericht freigesprochen und wirkte als Vikar der Katharinengemeinde in Sankt Petersburg, danach bis 1917 als Vikar in Strelna und Schloss Peterhof. Von 1917 bis 1918 lebte er in Dorpat und kehrte dann nach Neuhausen zurück. Ab 1925 wirkte er als Vikar in Riga. Gemeinsam mit der Umsiedlung der Kolonie Hirschenhof kam er in den Warthegau nach Gnesen, wo er bis zum Tod als Pastor wirkte.
  14. Reinhold Freiberg lebte von 1898 bis 1982. 1939 nahm er wie seine Gemeinde an der Umsiedlung teil.
  15. Ķiploks Seite 474: Olģerds Robežnieks wurde am 15. Dezember 1939 eingeführt und suspendierte 1941 während der deutschen Besatzung seine Kirchengemeinde, trat in die Legion ein bis zur Entlassung am 1. April 1942. Am 25. Oktober 1959 trat er vom Pastorenamt zurück um atheistischer Lehrer zu werden.
  16. Baznīcas Ziņas Nr. 29 (18.10.1942) (Memento des Originals vom 6. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.periodika.lv und Ķiploks Seite 474: Kārlis Daugulis stammt aus Mazsalaca und lebte von 1914 bis 1975. 1940 beendete er sein Theologiestudium an der Lettischen Universität. Am 21. Juni 1942 wurde er zum Pastor für die Gemeinden Rudbahren (Rudbarži) und Neuhausen berufen und wurde am 18. Oktober 1942 durch Propst Valters eingesetzt. Über den weiteren Verlauf seiner Amtszeit herrscht Unklarheit.
  17. Mašnovskis folgt der Einschätzung der Kunsthistorikerin Skaidrīte Cielava, dass ein Atelier für Glasmalerei in Riga unter der Leitung von Ernst Tode für die Herstellung verantwortlich war. Das steht im Widerspruch zu allen anderen bekannten Quellen. Allerdings ist Ernst Friedrich Tode (1858–1932) im Jahr 1908 nach München umgesiedelt. Es ist daher möglich, dass er dieser Meister ist.
  18. Rigasche Rundschau vom 11. Juni 1928 (Memento des Originals vom 6. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.periodika.lv.
  19. Manteuffel: Der lettische Aufruhr in Meine Siedlungsarbeit in Kurland.
  20. Ausführliche Beschreibungen der Glasmalereien bei Mašnovskis, Seite 294ff.
  21. Ķiploks Seite 474.
  22. Über die Ursache der Autonomie lettischer Kirchengemeinden.
  23. „Žurnāls ir“, 2. Juni 2016 (Memento des Originals vom 28. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.irlv.lv Tiesa Valtaiķu baznīcas īpašumus atdod LELB (Monta Glumane schreibt über die Übergabe des Eigentums an die Landeskirche).
  24. „Latvijas avīze“, 13. April 2015 (Memento des Originals vom 28. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aizputesaeld.lv Arta Drēziņa schreibt über die Autonomie der Gemeinde.
  25. Projekte der Ritterschaften: 2002 Erneuerung der Kirche.

Koordinaten: 56° 41′ 51″ N, 21° 48′ 0″ O