Mai Kolossova

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mai Kolossova (2011)

Mai Kolossova (* 19. Mai 1937 als Mai Pärda in Tartu, Estland) ist eine estnische Agrarwissenschaftlerin, ehemalige Parteifunktionärin in der Kommunistischen Partei Estlands und ehemaliges Mitglied des Obersten Rates der Estnischen Sozialistischen Sowjetrepublik (Estnische SSR). Besondere Bekanntheit erlangte sie 1991 durch ihr Votum für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Estlands.

Mai Kolossova wurde am 19. Mai 1937 in Tartu, der zweitgrößten Stadt Estlands, als Tochter von Elmar und Endla Pärda (geb. Aavik) geboren. Ihre Eltern besaßen einen Bauernhof in der Landgemeinde Ambla, Kreis Järva. Anfang der 1940er Jahre wurde die Landwirtschaft aufgegeben, und die Familie zog zur Großmutter nach Tartu.[1] Dort besuchte sie bis 1955 das Miina Härma Gymnasium in Tartu und schloss 1960 ihr Studium der Agrarwissenschaften an der Estnischen Universität der Umweltwissenschaften ab. Ergänzend studierte sie im Fernstudium an der Universität Tartu Chemie und Biologie.[2]

Von 1960 bis 1963 war Kolossova als Agrarwissenschaftlerin in Vändra tätig und gehörte den Landwirtschaftsverwaltungen von Tori und Pärnu an. Anschließend arbeitete sie von 1963 bis 1972 als Biologie- und Chemielehrerin in Pärnu.[3]

Politisches Engagement und Ämter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kolossova war ab 1964 Mitglied der KPdSU[3] und Mitglied der Kommunistischen Partei Estlands (estnisch Eestimaa Kommunistlik Partei) (EKP). Ab 1983 war sie stellvertretende Leiterin der Abteilung Parteiorganisation des Zentralkomitees der Partei. Von 1984 bis 1990 war sie Erste Sekretärin des EKP-Regionalkomitees Valga.[3]

Ab 1985 gehörte Kolossova dem XI. Obersten Rat der Estnischen SSR (estnisch Eesti NSV Ülemnõukogu) an und war stellvertretende Vorsitzende von dessen Gesundheits- und Sozialausschuss.[3] Auch dem nachfolgenden XII. Obersten Rat gehörte Kolossova wieder an.

Bei der entscheidenden Abstimmung des Obersten Rates am 20. August 1991 zählte Mai Kolossova zu den 69 Abgeordneten, die trotz der Anwesenheit sowjetischer Streitkräfte in der Hauptstadt Tartu für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Estlands stimmten, das seit 1940 von der UdSSR besetzt war.[4] Nach dieser Abstimmung fungierte der XII. Oberste Rat bis zur Einberufung des ersten konstitutionellen estnischen Parlaments am 30. September 1992 de facto als Parlament der wiederhergestellten Republik Estland.

36 der 69 Abgeordneten, die 1991 für die nationale Unabhängigkeit Estlands gestimmt hatten, gründeten 1994 den Klub des 20. August (estnisch 20. Augusti Klubi), dem auch Kolossova beitrat.[5] Zum 30. Jahrestag der Abstimmung veranstaltete der Klub am 19. August 2021 in Zusammenarbeit mit dem estnischen Parlament und der Staatskanzlei auf dem Domberg in Tallinn eine Konferenz zum Thema Die Erfahrung der Wiederherstellung der Staatlichkeit heute (estnisch Omariikluse taastamise kogemus tänasel päeval).[6] Auf dieser Konferenz traten neben hochrangigen Politikern, darunter die damalige Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid, Premierminister Jüri Ratas und seine Nachfolgerin Kaja Kallas sowie der ehemalige Staatspräsident Arnold Rüütel, auch eine Reihe von prominenten Klubmitgliedern als Redner auf. Auch Mai Kolossova hielt einen Vortrag zum Thema Meine emotionalen Erinnerungen (estnisch Minu emotsionaalsed mälestused).[6]

Ehrungen und Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Liis Auväärt: Andes elule värvi [Dem Leben Farbe geben]. In: eestinaine.delfi.ee. 25. Juni 2021, abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch, Interview mit Mai Kolossova).
  2. Kolossova, Mai. Valgamaa kodulooline andmebaas ISIK [Geschichtsdatenbank des Bezirks Valga], abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch).
  3. a b c d Mai Kolossova. In: Eesti NSV Ülemnõukogu XI koosseis: biograafiline lühiteatmik = Верховный Совет Эстонской ССР: одиннадцатый созыв: краткий биографический справочник [Zusammensetzung des XI. Obersten Rates der Estnischen SSR: kurzer biografischer Leitfaden Oberster Rat der Estnischen SSR 11 (1985-1990)]. Kirjastus «Eesti Raamat», Tallinn 1985, ISBN 978-9949-766-14-7, S. 99 (estnisch, russisch, Digitalisat – mit Foto von Kolossova).
  4. Aili Sarapik: Taking back what was theirs. The restoration of Estonia’s Independence in August 1991. In: news.err.ee. 20. August 2016, abgerufen am 28. Mai 2024 (englisch).
  5. Klubist – 20. Augusti Klubi. In: 20augustiklubi.ee. Abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch).
  6. a b Konverents „Omariikluse taastamise kogemus tänasel päeval“. In: riigikogu.ee. 26. August 2021, abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch, mit Video, Rede von Kolossova bei 3:25:20).
  7. Eesti Vabariigi President 2001–2006: 977. Riiklike autasude andmine. In: vp2001-2006.president.ee. Abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch).
  8. Eesti Vabariigi President 2001–2006: Teenetemärkide üleandmine 2002: Arnold Rüütel ja Mai Kolossova. In: vp2001-2006.president.ee. 2002, abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch, Foto von der Überreichung des Ordens).
  9. Eesti Vabariigi President 2001–2006: 977. Riiklike autasude andmine. In: vp2001-2006.president.ee. Abgerufen am 28. Mai 2024 (estnisch).
  10. Verdienstorden der Stadt Pärnu, Verleihungen 2007–2022 (estnisch) (Memento vom 9. August 2022 im Internet Archive)