The Indian Mail

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Start in London: General Post Office von 1910
Start in London: General Post Office von 1910
Start in London: Bahnhof Cannon Street
Start in London: Bahnhof Cannon Street

The Indian Mail (auch als Malle des Indes bezeichnet, auf Deutsch: Indische Post) war eine zwischen 1839 und 1939 bestehende Postverbindung zwischen dem Vereinigten Königreich und Britisch-Indien. Sie war vor Einführung der Telegrafie die schnellste Möglichkeit der Kommunikation mit der wichtigsten Kolonie des British Empire.

Die Kronkolonie Britisch-Indien mit der Hauptstadt Kalkutta (Kolkata) war die größte und wichtigste britische Kolonie. Ende des 18. Jahrhunderts benötigten die rund um Afrika und das Kap der guten Hoffnung verkehrenden Segelschiffe der East India Company, die zu dieser Zeit das Handelsmonopol mit Indien besaß, jedoch fast sechs Monate. Versuche, den Postverkehr durch das Mittelmeer und über verschiedene Landrouten durch das nominell zum Osmanischen Reich gehörende Ägypten oder durch das ebenfalls osmanische Mesopotamien zu führen und damit zu beschleunigen, waren nicht von Dauer. Sie scheiterten an Überfällen von Korsaren aus den Barbareskenstaaten oder von arabischen Beduinen, den Konflikten zwischen den lokalen ägyptischen Mamlukenherrschern und der Hohen Pforte sowie der generell unsicheren politischen Lage in den zu passierenden Teilen des Osmanischen Reichs.[1] Nachdem 1819 erstmals ein Dampfschiff den Atlantik überquert hatte, wurden auch Pläne entwickelt, den Postverkehr zwischen Großbritannien und Indien mit Dampfern zu beschleunigen. Eine 1825 durchgeführte Versuchsfahrt mit einem speziell gebauten Dampfer benötigte immerhin nur noch 113 Tage für die Fahrt von London über das Kap der guten Hoffnung nach Kalkutta. Deutlich schneller wäre jedoch eine Verbindung über das Mittelmeer und das Rote Meer gewesen. Ein Ausschuss des britischen Unterhauses empfahl daher 1834 eine Verlängerung der bislang zwischen London und Malta bestehenden Postdampferlinie der Admiralität und eine Verbesserung des Dampferverkehrs zwischen Suez und Indien. Noch ab dem gleichen Jahr verkehrte ein regelmäßiger Dampferdienst der East India Company zwischen Bombay und Suez, nachdem bereits ab 1828 unregelmäßig Dampfer auf dieser Route eingesetzt worden waren. Der Landtransport durch Ägypten und der Weitertransport durch das Mittelmeer lag jedoch zunächst weiter in der Hand verschiedener Anbieter. Einzelne wagemutige Privatunternehmer übernahmen auch parallel dazu Postdienste. Einer von ihnen, Thomas Fletcher Waghorn, schaffte es 1835, einen Posttransport zwischen Falmouth und Bombay in 65 Tagen durchzuführen und damit die 85 Tage, die die kombinierte Verbindung der Dampfer der Admiralität und der East India Company durchschnittlich benötigten, deutlich zu unterbieten.[2]

1837 etablierte sich eine französische Dampferlinie zwischen Marseille und Alexandria. Daraufhin schloss das Vereinigte Königreich mit Frankreich einen Vertrag über die Einrichtung einer Postverbindung quer durch Frankreich nach Marseille und weiter per Dampfer nach Alexandria ab.[3] Immer noch waren damit jedoch verschiedene Anbieter in den Postverkehr eingebunden. 1840 wurde schließlich durch die Royal Mail ein Postdampferverkehr zwischen London und Alexandria ausgeschrieben, der auch Passagiere befördern sollte. Die Peninsular and Oriental Steam Navigation Company (P&O) erhielt den Auftrag, verbunden mit der Auflage, ab 1842 auch eine Verbindung zwischen Suez und Kalkutta einzurichten. Damit lag fast der gesamte Postverkehr nach Indien in der Hand der P&O.[4] Lediglich der Landtransport in Ägypten wurde weiterhin von diversen Privatunternehmern erbracht, da die britische Regierung aus politischen Gründen hier keine Verträge vergeben wollte. Die P&O richtete ab 1842 jedoch eigene Verbindungen zwischen Alexandria und Suez ein. Die Post wurde mit Esel- und Kamelkarawanen befördert, die Passagiere mit kleinen Dampfern über den Mahmudiyakanal und den Nil. Seit dieser Zeit etablierten sich in Kairo erste Hotels mit europäischem Standard, wie das 1841 gegründete Shepheard’s Hotel. 1846 unterstellte jedoch der ägyptische Herrscher Muhammad Ali Pascha den gesamten Indienverkehr durch Ägypten seiner eigenen Verwaltung. Die P&O musste sich damit arrangieren.[5]

Umstellung auf die Eisenbahn

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Am 12. August 1839 verließ die offizielle Indienpost erstmals London, um den neuen, dank des Vertrags mit Frankreich möglichen Landweg über Calais nach Marseille zu nehmen und damit die zeitaufwendige Dampferfahrt über Gibraltar einzusparen. Jeweils ein britischer Kurier begleitete die einmal pro Monat transportierte Post, die in den ersten Jahren noch per Kutsche bis Marseille befördert wurde. Ab 1843 waren dafür zwischen Calais und Marseille 72 Stunden Fahrtzeit vorgesehen, nachdem entlang der Strecke gesonderte Depots für die Malle des Indes eingerichtet worden waren. Bereits 1844 war in England der Transport zwischen London und Folkestone per Bahn möglich geworden. Ab 1847 war der Weitertransport per Bahn ab Boulogne möglich. 1855 konnte die letzte Lücke in der Schienenverbindung zwischen Calais und Marseille geschlossen werden.[6] Zuvor hatte es in den 1840er Jahren Versuche gegeben, in Konkurrenz zur P&O und zur Verbindung durch Frankreich die indische Post über Belgien und Deutschland zu befördern. Zwischen Ostende und Köln bestand bereits seit Oktober 1843 eine durchgehende Bahnverbindung, ab Köln wurden Dampfer auf dem Rhein genutzt, ab Mannheim wurden Kutschen über Ulm, den Fernpass, Innsbruck und den Brennerpass nach Triest eingesetzt. Zeitweise wurde auch eine Führung ab Triest über Wien und die Kaiser Ferdinands-Nordbahn sowie die 1848 fertiggestellte Verbindung zur Oberschlesischen Eisenbahn und damit zum preußischen Eisenbahnnetz erwogen, jedoch blieb es letztlich bei der Verbindung der Malle des Indes durch Frankreich.[7]

Einmal wöchentlich startete der Dienst The Indian Mail in London. Er beförderte Postsendungen, die im gesamten Vereinigten Königreich gesammelt worden waren sowie Post, die aus Amerika kam und nach Indien weitergeleitet wurde. Jede Woche handelte es sich um mehrere tausend Postsäcke. Die Beförderung verlief über folgende Stationen[8]:

  1. Ausgangspunkt war das General Post Office in London. Dort wurden die Briefe und Pakete nach Britisch-Indien gesammelt und am Freitag Abend zum Bahnhof Cannon Street gefahren, wo ein Postzug bereitstand.
  2. Der Postzug fuhr nach Dover, wo die Sendungen auf ein Schiff umgeladen wurden.
  3. Das Schiff fuhr die Post nach Calais, wo sie zum dritten Mal umgeladen wurde.
  4. In Calais stand für diesen Service ein besonderer, nach Brindisi durchgehend verkehrender Postzug bereit. Er bestand aus französischen Bahnpostwagen. Die Wagen mit den in Frankreich aufgegebenen Postsendungen nach Indien waren, wenn das Schiff aus England eintraf, bereits beladen. Der Zug nutzte Strecken der Compagnie des chemins de fer du Nord und der Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (PLM). Paris wurde auf der Grande Ceinture umfahren. Der Zug fuhr durch den Mont-Cenis-Tunnel und in Turin übernahm ihn die Ferrovia Adriatica (Adriatische Eisenbahn) bis Brindisi. Hier kam die Post aus dem übrigen Kontinentaleuropa zu dem Kontingent hinzu, das mit dem Zug aus Calais eingetroffen war.
  5. Zum vierten Mal wurde die Post aus London nun umgeladen und zwar auf einen der beiden dafür von der Peninsular & Oriental Steam Navigation Co. Ltd. (P&O) vorgehaltenen Schnelldampfer Isis oder Osiris. Diese beförderten die Post nach Port Said.
  6. In Port Said wurde die Post erneut umgeladen und zwar auf das im Linienverkehr fahrende Schiff von Großbritannien über Marseille, Port Said, Suez-Kanal, Aden nach Bombay (heute: Mumbai). In Aden wurde letzte Post nach Indien übernommen, die überwiegend von Schiffen dort abgegeben wurde, die aus Ländern kamen, aus denen bisher noch keine Post den Sammeltransport erreicht hatte. Auf der mehrtägigen Fahrt zwischen Aden und Bombay wurden alle Postsäcke geöffnet und die gesamte Post entsprechend den Adressen in Indien sortiert und in entsprechende Postsäcke umgefüllt.
  7. Im Hafen von Bombay übernahmen Leichter der Royal Mail die Postsendungen und brachten sie an Land.
  8. Am Kai wurde die Post, soweit sie nicht für Bombay und Umgebung bestimmt war, erneut auf die Bahn umgeladen. Dafür stand im Victoria Terminus der Postzug nach Kalkutta bereit. Außer den Bahnpostwagen führte er nur noch einen Schlafwagen 1. Klasse und einen Speisewagen. Für seine Fahrt nutzte er Hauptstrecken der Great Indian Peninsula Railway und der East Indian Railway. Es dauerte 40:25 Stunden, bis der Zug den Bahnhof Howrah (Kalkutta) erreichte.
Letzte Strecke in Indien: Victoria Terminus (Bombay)
Letzte Strecke in Indien: Victoria Terminus (Bombay)
Letzte Strecke in Indien: Bahnhof Howrah (Kalkutta)
Letzte Strecke in Indien: Bahnhof Howrah (Kalkutta)

Insgesamt dauerte diese Beförderung zwischen London und Kalkutta knapp zwei Wochen.[9]

  • Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980. ISBN 3-87094-068-9
  • The Indian Mail. In: The Locomotive Magazine XI (1905), S. 84–86

Einzelnachweise

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  1. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 9
  2. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 15
  3. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 11
  4. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 12
  5. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 16
  6. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 27
  7. Werner Sölch: Jules Verne’s Express. Die legendäre Indian-Mail-Route nach Südostasien. Alba-Verlag, Düsseldorf 1980, S. 26
  8. The Indian Mail, S. 84–86
  9. The Indian Mail, S. 84